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Korg Monotron Duo und Monotron Delay Test

Korg Monotron Duo und Monotron Delay im Test: Die beiden Testprobanden gehören zu den analogen Synthesizern, vor dessen Erwerb es tendenziell nicht erforderlich ist, den Bankberater vorher zu kontaktieren. Zu einem jeweiligen Straßenpreis von weniger als 40€ bekommt man analoge Technik mit Korg MS-10/20- und Korg Mono/Poly-Genen.

“Analoge Zwergsynthesizer im Praxischeck” Korg Monotron Duo und Monotron Delay im Test!


Analoge Technik der späten 70er und 80er-Jahre mit legendärem Ruf, für die man meist einiges mehr auf den Tisch legen muss, in zugegebenermaßen abgespeckter Variante. So zum Beispiel entpuppt sich das sogenannte „Analoge Space Delay“ des Korg Monotron Delay als digitale Emulation – lediglich Filter und Oszillator sind analog, doch mindert das den Spaß? Was lässt sich mit Korg´s Mini-Synthesizern, die den hier bereits getesteten Korg Monotron (ohne weitere Namenszusätze) zur eigenen Gattung komplettieren, denn so anstellen?

Details

Abgesehen von der farblichen Gestaltung sind beide Modelle äußerlich zu 99,9 Prozent identisch. Lediglich auf der Rückseite des Monotron Duo befindet sich ein kleiner, roter Button anstatt der versenkten Kreuzschraube des Monotron Delay – auf die jeweiligen Funktionen werde ich an späterer Stelle eingehen. Gemeinsam sind das Gehäuse mit den 5 Potis, ein Schalter für Standby und zwei weitere Funktionen, der Ribbon-“Tastatur“ und dem Lautsprecher. Zwei 3,5mm Klinkenbuchsen (Aux In, Kopfhörerausgang) und Lautstärkeregler befinden sich auf der Geräterückseite.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Korg Monotron Duo …

Ribbon-Controller

Trotz ähnlichem Erscheinungsbild unterscheiden sich beide Geräte in ihrem musikalischen Einsatzzweck. Obwohl beide „Synthesizer“  klangerzeugende analoge Oszillatoren besitzen, ist der Monotron Duo der eigentliche Synthesizer im Sinne eines Musikinstruments. Im Gegensatz zum Monotron Delay eignet sich die Ribbon-Tastatur mit einiger Übung zum Spielen von Noten und Melodien. Die aufgedruckte „Klaviatur“ des Monotron Delay dagegen ist ein Trugbild, da der steuerbare Tonumfang vier Oktaven umfasst und in erster Linie zur Erzeugung tonaler Glides als „Delay-Futter“ sowie wabernder LFO-Effektsounds dient. Auf der Rückseite des Monotron Duo befindet sich der bereits erwähnte rote Button. Dieser dient definitiv der Performancetauglichkeit der Ribbontastatur. Durch Betätigung des Buttons wird die Tastatur in den chromatischen, Dur-, Moll- oder stufenlosen „Theremin“-Modus versetzt.

In Audiobeispiel 01 spiele ich eine Melodie auf dem Monotron Duo, einmal ohne Skalierung und anschließend in der Moll-Skala:

Monotron Duo

Der Namenszusatz „Duo“ begründet sich in den beiden Oszillatoren, die in dem Winzling ihren Dienst tun. Anwählbar sind die Modi VCO1 und VCO1+2. Im ersten Modus erklingt ausschließlich Oszillator 1, der zweite Oszillator kann allerdings als Modulationsquelle der stufenlos regelbaren Cross-Modulation verwendet werden. Im Modus VCO1+2 erklingen dann beide Oszillatoren, wobei VCO2 ggf. weiterhin als Modulator der Cross-Modulation dient, die im übrigen dem Korg Mono/Poly entstammt. Dank stufenlos regelbarer Tonhöhe beider VCOs, die ca. dreieinhalb Oktaven umfasst, lassen sich Unisono- und Intervall-Sounds erzeugen. Praktisch, dass das eingestellte Intervall den Tonhöhenänderungen von VCO1 folgt. Das erzeugte Signal durchläuft zu guter Letzt die, dem MS-10/20 entnommene, Filterschaltung (12dB/Oktave) mit regelbarer Cutoff-Frequenz und Resonanz.

Im folgenden Audiobeispiel ist nur VCO1 aktiv und das Filter geöffnet. Zu hören ist ein „Sweep“ über den kompletten Tonhöhenbereich des Oszillators, anschließend wird bei maximaler Resonanz die Cutoff-Frequenz langsam abgesenkt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Ru00fcckseite des Monotron Duo …

Monotron Delay

Vorweg: Die Farbgebung im trashigen Arcade-Style der frühen 80er ist weltklasse! Der kombinierte Standby-Schalter stellt einen vor die Wahl, auf Dreiecks- oder Rechteckwellenform einzurasten. Hierbei handelt es sich um die Wellenform des LFOs und nicht etwa des klangerzeugenden Oszillators, für den es im Übrigen keine Regelmöglichkeiten gibt. Da er aber das einzige und feste Modulationsziel des in Geschwindigkeit und Intensität regelbaren LFOs ist, lassen sich auch ohne Delay bereits sehr spacige Effektsounds realisieren.

So klingt der VCO über den kompletten Tonhöhenbereich:

Und in Audiobeispiel 04 hört man den LFO (Dreieckswelle) bei der Arbeit:

In diesem Zusammenhang ist die rückseitig versenkte Schraube erwähnenswert. Hier können Pulsweite der Rechteck- und Invertierung der Dreieckwelle eingestellt werden – klasse, aber ein Poti hätte es auch getan! Danach passiert das Signal wiederum das Filtermodul, wobei hier lediglich die Cutoff-Frequenz regelbar ist, was aber kein großes klangliches Manko darstellt, da es immer noch zweckdienlich zupackt. Last but not least befindet sich der namensgebende digitale (!) Delay-Chip im Signalfluss. Die stufenlos regelbaren Delayzeiten reichen von wenigen Millisekunden bis zu ca. einer Sekunde, Feedback reindrehen und ab in den Weltraum! Das Feedback-Signal wird sinnvollerweise vor dem Filter zurückgeführt, wodurch sich die ggf. endlosen Feedbackloops kreativ verformen lassen. Schön auch die Tapedelay-artigen Tonhöhenänderungen beim Variieren der Delayzeit.

Im Folgenden hört ihr einen Zusammenschnitt verschiedener Spielereien mit Delay-Effekt und Filter:

Fotostrecke: 2 Bilder Die Ru00fcckseite des Monotron Delay …
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Praxis

Monotron Duo

Einschalten und los. Die Daseinsberechtigung des Monotron Duo ist für mich das Spielen und gleichzeitige „Rumwobbeln“ am Filter, doch leider rutscht das gute Stück dabei immer weg, sodass keine halbwegs ordentliche Performance möglich ist. Also nach alter McGyver-Manier kleine Gummistopper aus dem Baumarkt drunterkleben und auf einmal steht das Ding wie eine Keyboardburg der 80er!

Modifikation leicht gemacht! Der Rutsch-Stop aus dem Baummarkt steht grundsätzlich jedem Synthesizer gut.

Da die Tonhöhe beider VCOs stufenlos regelbar ist, sollte man diese vor dem Einspielen des neuen Welthits erst einmal auf eine Tonart stimmen und eine zweckdienliche Skala (roter Button) einstellen. Im Eifer des Gefechts kommt es dann des Öfteren vor, dass man durch exzessives Fummeln am Cutoff-Regler den Pitch von VCO2 verstellt, da die Potis recht eng beieinander liegen. Trübt das den Spaß? Nöö, einfach nochmal! Die Ribbon-Tastatur ist ebenfalls nicht für Maurerhände gemacht, aber mit etwas Übung, Glück und einigen Versuchen lässt sich der ein oder andere Take einspielen. Interessant dabei sind die teilweise Autotune-ähnlichen Artefakte durch die skalierte Tastatur.

Folgendes Audiobeispiel zeigt einige Wobblebass-Versuche durch gleichzeitiges Spielen und am Cutoff-Regler drehen. Die verschiedenen Sounds mit unterschiedlichen Tunings, Filter- und Cross Modulationseinstellungen sind allesamt im VCO1+2 Modus entstanden. Als Timingreferenz hört ihr eine gefilterte Appleloop.

Monotron Delay

Die beim Duo bemängelte Standfestigkeit des Gehäuses spielt hier keine große Rolle, da man in der Regel einmal über den Ribbonbereich wischt und sich dann an den Reglern Cutoff, Time und Feedback vergnügt. Das funktioniert auch ganz gut, wenn man das Gerät in der Hand hält. Der Abstand der Potis ist für den zugedachten Einsatz als Effektgerät vollkommen okay. Falls es noch nicht eindeutig rübergekommen sein sollte: Es ist mit dem Monotron Delay NICHT möglich, Melodien, Sequenzen oder ähnliches zu spielen, die Klangerzeugung dient lediglich der Erzeugung von Effekten!
Es war schon recht spät, als das Monotron Delay plötzlich mit mir sprach – ich glaube, es hat mich lieb…

Sound/Audioqualität

Das Schlechteste vorweg: Beide Monotrons rauschen stark genug, dass zur Verwendung in Produktionen ggf. das Öffnen eines Gate- oder Denoise-Plugins notwendig ist. Im folgenden Audiobeispiel habe ich das Monotron Delay direkt in ein recht „dichtes“ Demoplayback aufgenommen. Ohne irgendwelche Plugins oder Säuberungsaktionen versendet sich das Rauschen hier komplett, obwohl es überpräsent im Mix ist!

Insgesamt wird brachialer, spaciger und ungeschliffener Analogsound geboten, und ich verweise statt weiterer blumiger Beschreibungen auf die vorliegenden Hörbeispiele. Der eingebaute Lautsprecher reicht für den Spaß unterwegs und im Bad vollkommen aus und trotzt den bösesten Filtersweeps und Feedbackorgien ohne Gezerre. Lediglich die Abschirmung erinnert an TCM Küchenradios, so war es leider nicht möglich (böööp – bapbapbap—trööööt-zsssss…) einem Kollegen vollkommen begeistert per Handy meine Feedbackorgien des Monotron Delay vorzuspielen, was in dieser Preisregion allerdings ungeahndet bleiben sollte. Der Aux-Eingang beider Geräte ermöglicht es, externe Audiosignale mit Filter und Delay (Monotron Delay) bzw. Filter (Monotron Duo) zu bearbeiten. Das Input-Signal wird hierzu mono summiert, was bei dem Preis nicht anders zu erwarten war, allerdings in den meisten Verkaufsportalen nicht ausführlich Erwähnung findet.

In den folgenden Audiobeispielen kommt der Aux-Eingang der Monotrons zum Einsatz. Zunächst schicke ich den Duo durch das Monotron Delay. Danach bearbeite ich ein Drum-Pattern des Teenage Engineering OP-1 mit dem Monotron Delay und anschließend mit dem Filter des Monotron Duo, mit dem ich gleichzeitig noch einige Töne spiele.

Der Kopfhörer- bzw. Audioausgang befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft, sodass die gleichzeitige Verwendung beider Buchsen nur mit schmalen Miniklinken-Steckern möglich ist.

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Fazit

Die beiden Geschwister des Korg Monotron sind wirklich pfiffige und inspirierende Spaßmacher zum kleinen Preis. Der Monotron Delay eignet sich hervorragend für spacige Effekte und Überleitungen von Songteilen in tendenziell clubbiger Musik bis hin zu rhythmischen Noise-Effekten. Der Duo eignet sich in erster Linie für fette Bass- und Lead-Sounds. Fantastisch, wie viel Sound man einer so kleinen Kiste entlocken kann. Die Bespielbarkeit wäre mit Sicherheit besser, wenn man ihn auf 125-150 Prozent seiner Größe „aufblasen“ könnte, aber irgendwie geht es dann doch – Skalenfunktion sei Dank! Das Fehlen von MIDI, etc. ist kein Beinbruch, warum nicht mal wieder den Synthie als Audiofile aufnehmen? Könnte ja zu spontanen und charaktervollen Resultaten führen… Sicherlich könnte man hier und da Kleinigkeiten verbessern. Wer meckern will, der findet immer etwas, aber zu diesen zweistelligen Preisen sind diese beiden Monotron-Geschwister schlicht und einfach sensationell! Spielzeug? Ja, aber im positiven Sinne – kreatives Spielzeug für alle Musikbegeisterten bis hin zum Profi.

PRO:
  • Sound
  • musikalische Verwendbarkeit
  • Skalierungen des Ribbon-Controllers (Monotron Duo)
  • Preis
  • analoge Filterschaltung des Korg MS-10/20
  • VCOs
  • autark durch Batteriebetrieb und eingebauten Lautsprecher
  • Aux-Eingang
CONTRA:
  • manche LFO Einstellungen nur über vertiefte Schraube möglich (Monotron Delay)
  • ständiges wahrnehmbares Grundrauschen
  • schlechte Abschirmung
“Analoge Zwergsynthesizer im Praxischeck” Korg Monotron Duo und Monotron Delay im Test!
Features:
  • Analog Ribbon Synthesizer
  • Beide:
  • Analogfilter des Korg MS-10/20
  • Aux-Eingang
  • Kopfhörerausgang
  • Batteriebetrieb (2x AAA)
  • Größe: 120mm x 72mm x 28mm
  • Gewicht: 95g
  • Monotron Duo:
  • 2 stimmbare VCOs
  • Cross-Modulation des Korg Mono/Poly
  • Ribbon-Controller mit Skalenauswahl
  • Monotron Delay:
  • Space Delay
  • LFO mit Dreieck- und Rechteckwellenform
  • unskalierter Ribbon Controller
Preis:
  • Ladenpreis Monotron Duo: EUR 55,- (August 2017)
  • Ladenpreis Monotron Delay: EUR 49,- (August 2017)
Kommentieren
Profilbild von Markus Kroehnert

Markus Kroehnert sagt:

#1 - 28.08.2017 um 11:59 Uhr

0

Hi,Wo kostet der Monotron delay 38 euro?? ich find ihn nur ab 49!!!

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #1.1 - 28.08.2017 um 14:42 Uhr

    0

    Hi Markus,
    ich habe gerade zufällig deine Frage gesehen. Den Testbericht habe ich 2013 geschrieben, von daher sind die Preise nicht mehr aktuell ... der Rest passt aber immer noch.
    Viele Grüße

    Antwort auf #1 von Markus Kroehnert

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