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Korg Minilogue Workshop Soundprogrammierung

Mit dem Minilogue hat Korg einen polyphonen Analogsynthesizer zu einem sehr günstigen Preis auf den Markt gebracht (hier geht’s zu unserem Korg Minilogue Test). In diesem Workshop zeigen wir euch, wie ihr mit dem Minilogue eigene Sounds programmieren könnt. Der Sound-Koch Ruben Seevers nimmt euch mit in die Minilogue-Sound-Küche und zeigt euch die schönsten Rezepte!

Sound_Workshop_Korg_Minilogue

Oldschool Lead

Damit kann man nichts falsch machen: der sanft pfeifende, quakende aber irgendwie doch sonore Melodie-Synth in höheren Lagen. Oft gehört im R&B, Hip Hop oder Disco. 

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Oldschool Lead

Dazu passt gut: Reverb, Echo, Liebesnest
Für diesen Sound benötigt ihr folgende Zutaten:

  • Einen monophonen Synthesizer mit Sägezahnschwingung
  • 24dB Tiefpassfilter und Filterresonanz
  • Eine EG Hüllkurve für’s Filter-Quaken
  • Portamento bzw. Glide

Nach Gusto mit Vibrato anreichern. Gerne mit viel Reverb und Delay servieren.
Ich wähle beim Voice Mode „Mono“ aus, in dem immer nur eine Stimme zur Zeit erklingen kann und beginne mit einem Init Programm (Ein Oszillator mit Sägezahnschwingung, das 24dB Lowpass Filter ist offen) aus dem Programmspeicher. Zugegeben, mein Riff klingt so noch recht unspektakulär!

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Init-Sound

Ich gehe ich weiter zur Filtersektion und bewege das Cutoff-Poti des 24dB Lowpass Filters auf den Wert 700. Danach gebe ich noch eine Schippe Filterresonanz dazu (Wert 300).

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Filter Resonanz

Um eine Filterbewegung erreichen, hole ich die EG-Hüllkurve zur Hilfe und bewege das „EG Int“ Poti auf +15%. Diese Einstellung bedeutet, dass die Hüllkurve das Filter kurz öffnet und die Eckfrequenz dann wieder auf den Ursprungswert zurück stellt. Da also nun eine kurzzeitige automatisierte Filteröffnung angelegt ist, wird der Klang insgesamt wieder heller. Die Parameter der Hüllkurve habe ich wie folgt gewählt:
Attack = 260
Decay = 900
Sustain = 0
Release = 500

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Filter Envelope

Tipp: Durch den angehobenen Attack-Wert der EG-Hüllkurve wird das Filter nicht abrupt, sondern weich geöffnet, wie ein Fade-In.
Ich schließe den Filter-Cutoff nun noch weiter auf den Wert 450, weil mir der Klang noch zu hell und präsent erscheint.

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Filter weiter geschlossen

Mich stört, dass am Anfang jedes Tons stets so ein konkretes „Plong“ zu hören ist. Um dem entgegen zu wirken, erhöhe ich den Wert des Parameters „Attack“ der Hüllkurve “AMP EG ” auf 300. Auch stört mich, dass immer, wenn ich eine Taste loslasse, der Ton abrupt abbricht. Um einen weichen Ausklang zu bekommen, erhöhe ich den Release-Wert der AMP EG auf den Wert 500. Nun geht’s butterweich rein und wieder raus. Und mir wird schon ganz blümerant.

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AMP EG Attack / Release

Tipp: Die AMP EG Hüllkurve ist für den dynamischen Lautstärkeverlauf der Klänge zuständig. Ihr „Modulationsbefehl“ wird bei jedem Tastenanschlag ausgelöst und setzt sich aus folgenden vier Parametern zusammen: Attack (Beginn/Anschwellen), Decay (Abklingen), Sustain (das Abklingen bleibt auf einem bestimmten Wert stehen, solange man eine Taste gedrückt hält) und Release (Ausklang nach Loslassen einer Taste).
Kommen wir zum Portamento, anderswo auch oft „Glide“ genannt. Mit dieser Funktion bewirkt man ein Auf- und Abgleiten der Töne, je nach Richtung der Melodie. Die Oszillatoren brauchen dann eine gewisse Zeit, um stufenlos zur nächsten Tonhöhe zu „rutschen“. Im Edit-Menü des Minilogue wähle ich den Wert 30 aus, ein moderates Setting.

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Portamento

Nun schmecke ich meinen Lead Sound noch mit etwas Vibrato ab. Vibrato bedeutet ein leichtes Auf-und-ab-Schwingen der Tonhöhe, was den Ton voller und “singender” erscheinen lässt. Das Vibrato erzeuge ich mit Hilfe des LFOs mit einer Dreieckschwingung. Er moduliert die Tonhöhe des Oszillators 1.

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Vibrato

Zum Schluss probiere ich bei Filter Cutoff, Filterresonanz und EG Int noch mal etwas extremere Werte.

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extremeres Filter-Setting 1 extremeres Filter-Setting 2
Der Korg Minilogue ist ein polyphoner Analogsynthesizer zum günstigen Preis.
Der Korg Minilogue ist ein polyphoner Analogsynthesizer zum günstigen Preis.

PWM Pad

Ein Evergreen bei polyphonen Synthesizern: das PWM Pad. Die Abkürzung PWM steht für Pulsweitenmodulation (engl. pulse-width modulation). Gemeint ist damit, dass man die Form der Rechteckschwingung fließend verändert: von schmal, über quadratisch zu breit – und wieder zurück. Das sorgt für einen speziellen Sound, den man schwer erklären kann, man muss ihn hören. Mehr zum Thema PWM findet ihr auch in unserem Workshop Synthesizer Basics.

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PWM Pad

Man besorge sich im Synthesizer-Feinkosthandel:

  • Eine Pulsschwingung, besser zwei
  • Einen LFO
  • Ein Lowpass Filter
  • Eine Filter Hüllkurve

Passt gut zu: 80s Pop, French House, Trance
Ich beginne damit, den VCO1 in eine Rechteckschwingung zu kleiden und die Werte von Attack und Release der AMP Hüllkurve anzuheben: Attack = 100, Release = 500. So beginnt der Sound etwas weicher und klingt lange aus. 

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Init Sound AMP Envelope

Nun kommen wir zur Sache und erzeugen PWM. Dazu ziehe ich den LFO, der eine Dreieckschwingung verwendet, heran. Sein Tempo (Rate) bestimme ich auf den Wert 200, seine Modulationsintensität auf den Wert 600. Als Modulationsziel ist „Shape“ ausgewählt. „Shape“ ist der Parameter, mit dem man beim Minilogue die Pulsweite der Rechteckschwingung verändert. Der LFO übernimmt nun durch dieses Routing sozusagen eine Hin-und-her-Drehen des Potis “Shape” per Hand. Mensch und Maschine im Einklang. Das Filter schließe ich etwas auf den Wert 900, um dem Klang mehr Wärme zu verleihen.
Tipp: Ein LFO ist zwar auch ein Oszillator (Low Frequency Oscillator), doch er ist nicht in erster Linie dazu gedacht, Töne zu erzeugen, wie die sehr viel schneller schwingenden Oszillatoren bzw. VCOs eines Synthesizers. Der LFO steht als Modulationsquelle bereit und kann die ihm zugewiesenen Zielparameter mit rhythmischen, kreisenden Bewegungen beeinflussen. Neben Tempo und Intensität, mit der er auf den Zielparameter einwirkt, ist dabei vor allem auch die Schwingungsform des LFOs wichtig, denn sie bestimmt den Verlauf der Modulation. 

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PWM / Filter

Um den Klang noch weiter anzureichern, mische ich den VCO2 im Mischverhältnis von 50% hinzu. Auch er verwendet eine Rechteckschwingung in der gleichen Oktavlage, die jedoch um 10 Cent nach unten leicht verstimmt ist. Auch der Shape-Parameter des VCO2 wird vom LFO moduliert, man hört nun also zwei VCOs mit PWM.

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VCO2 dazu

Ich senke die Filter-Eckfrequenz noch weiter auf den Wert 700 ab und moduliere sie mit der Filter-Hüllkurve EG. Der Regler „EG Int“ steht auf +20%, die Parameterwerte des EG notiere ich wie folgt: Attack 0, Decay 500, Sustain 200 und Release 500. Um noch mehr PWM-Wabern zu erreichen, erhöhe ich das Tempo des LFO auf 300 und setze die Intensität auf 900.

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Filter EG +20%

Eine andere Variante wäre ein Pad, das sich beim Tastenanschlag immer etwas „wegduckt“ um danach leicht zeitversetzt anzuschwellen. Dazu nutze ich die negative Intensität der EG Hüllkurve. Im folgenden Beispiel steht der Regler „EG Int“ auf -30%, die Filter-Eckfrequenz bei 800. Die Parameter der EG Hüllkurve weisen forlgende Werte auf: Attack 300, Decay 500, Sustain 0, Release 500. Die Akkorde pulsieren jetzt schön, nur die Melodie kommt aufgrund des „verschleppten“ Attacks nicht mehr so gut zu Geltung. 

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Filter EG -30%
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Unison Lead

Für einen typischen Trance-Tröten oder „Staubsauger“ Sound braucht man in erster Linie eines: einen Unison Mode. In diesem Modus werden die einzelnen Stimmen des polyphonen Synths nicht für verschiedene Töne verwendet, sondern spielen ein und denselben Ton. Durch dieses Andicken bekommt man einen sehr breiten und fetten Klang. 

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Unison Lead

Der Einkaufszettel ist schnell geschrieben:

  • 2x VCOs
  • 1x Unison Funktion
  • 1x LFO
  • 1x Portamento

Dazu passt: Distortion, Hall, Chorus, Radio-Hits, Trance- und Technoparties
Ich beginne zur besseren Veranschaulichung mit einem einfachen Sound im Voicemode „Mono“, dem kleinen Bruder des Unison. Es erklingt 1 VCO mit einer Rechteckschwingung.

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Rechteckschwingung

Als nächstes mische ich den VCO2 mit halber Lautstärke hinzu (Wert: 500). Auch er erzeugt eine eine Rechteckschwingung, diese klingt jedoch eine Oktave über VCO1 und ist um 15 Cent nach unten verstimmt.

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mit VCO2

Soweit zum Grundsound. Nun schalte ich in den Unison Mode um und bewege den Drehregler „Voice Mode Depth“ langsam von Linksanschlag zum Rechtsanschlag. Zunächst klingt es erst einmal etwas metallisch, weil es zu leichten Phasenauslöschungen der übereinander liegenden Stimmen kommt. Je mehr ich den Regler nach rechts drehe, verschwindet der metallische klingende Anteil, die Verstimmung der Stimmen gegeneinander wird immer stärker bis sie zum Schluss fast ein absurdes Niveau erreicht.

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Unison

Ich drehe den „Voice Mode Depth“ Drehregler wieder die Hälfte des Weges zurück und wähle den Verstimmungswert von 25 Cent. Um den Sound noch fetter zu machen, will ich die Shape-Parameter der VCOs noch zusätzlich modulieren. Dafür drehe ich den Regler „LFO Int“ langsam hoch bis zum Wert 500. Die LFO Rate steht bei 400. Das Ergebnis ist … na …? Richtig: PWM. 

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PWM

Und zu guter Letzt gibt’s noch eine Schippe Portamento oben drauf. Über das Edit Menü bestimme ich einen Portamento Wert von 20.

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Portamento

Stichwort „Post Production“. Besonders bei Studioproduktionen ist am Audioausgang eines Synthesizers oft noch lange nicht Schluss mit der Klangkreation. Hier eröffnet sich ganz im Gegenteil das weite Feld der Effekte. Um mal zu zeigen, was man noch so anstellen kann, wenn der Minilogue seine Arbeit getan hat, habe ich mit Hilfe einer Hand voll Plug-ins noch zwei zusätzliche Beispiele angefertigt. Im ersten Beispiel habe ich einen Verzerrer, einen Kompressor mit Overdrive-Stufe und einen Summen-Limiter eingesetzt. Im zweiten Beispiel kommen noch ein Reverb und ein Stereo-Chorus hinzu. Dieses Beispiel ist im Gegensatz zu allen in stereo. Guten Appetit!

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mit Distortion und Kompressor (extern) mit Reverb und Chorus (extern)
Die verschiedenen Voice Modes des Minilogue bieten vielseitige Möglichkeiten.
Die verschiedenen Voice Modes des Minilogue bieten vielseitige Möglichkeiten.

Sync Lead

Für viele der König unter den Lead Sounds: Sync. Viel zu hören beispielsweise bei der Band „The Prodigy“, im Drum’n’Bass oder in psychedelischer Pop- und Rockmusik.

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Sync Lead

Man nehme: 

  • 2 VCOs
  • VCO Pitch Modulation
  • Sync Funktion
  • Unison Funktion

Dazu passt: New Wave, Drum’n’Bass, Elektro Rock, eine johlende Dance-Crowd
Ich wähle für VCO1 die Rechteckschwingung aus und verändere ihre Form mit dem Shape-Regler (Wert 400). Das Filter arbeitet im 24dB-Mode, seine Cutoff-Frequenz setzt bei Wert 800 an. Der Unison Mode ist aktiviert, das Keyboard Filter-Tracking steht auf 100%.
Tipp: Mit der Funktion Keyboard Filtertracking erreicht man, dass der Filter bei höher liegenden Tönen weiter geöffnet ist und bei tieferen Tönen weiter geschlossen. Der Filter-Cutoff wird also von der Lage der gespielten Noten auf der Tastatur beeinflusst. Gerade für Lead Sounds empfiehlt sich diese Einstellung, da so die höheren Töne mehr strahlen.

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VCO1 Pulsschwingung

Im nächsten Schritt beschäftige ich mich zunächst ausschließlich mit VCO2 und drehe VCO1 im Mixer den Hahn ab. VCO2 erklingt mit einer Dreieckschwingung, zwei Oktaven höher als VCO1. Im folgenden Audiobeispiel drehe ich langsam die Pitchmodulation per „Pitch EG“ auf +4000 Cent. Die Tonhöhe des VCO2 wird nun gemäß der EG Hüllkurvenwerte verändert. Die EG Hüllkurve hat die folgenden Werte: Attack 0, Decay und Sustain 900, Release bei 500.

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VCO2 mit Dreieckschwingung und Pitch EG

Nun ist es an der Zeit, das Sync-Hebelchen zu nach oben zu klappen und damit die Funktion „Oszillator Sync“ zu aktivieren. VCO2 eiert nun nicht mehr in der Tonhöhe herum, er ist nun der so genannte „Slave“ des VCO1, der nun folgerichtig „Master” genannt wird. Der Slave wird vom Master permanent „gezwungen“, sich ihm anzupassen und beginnt seine Schwingung immer von vorn, wenn auch VCO1 einen neuen Zyklus beginnt. Und das selbst, wenn VCO1 (zunächst) gar nicht zu hören ist. Wenn die beiden Oszillatoren unterschiedlich gestimmt sind, hat das interessante Obertoneffekte zur Folge. VCO1 wird im Beispiel später langsam wieder hinzugemischt. 
Tipp: In unserem Workshop Synthesizer Basics wird Oszillator Sync im Detail erklärt.

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Sync (VCO1 kommt langsam dazu)

Zum Abschluss konfiguriere ich den Slider des Minilogue im EDIT Menü so, dass ich damit noch zusätzlich die Stimmung des VCO2 anheben oder senken kann. Im folgenden Audiobeispiel fuhrwerke ich mit dem Slider ordentlich herum und erzeuge so quakende, hervorstechende Peaks aus dem Handgelenk. Später mische ich das interne Delay des Minilogue hinzu und verstimme die Stimmen des Unison per „Voice Mode Depth“ Drehregler.

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Sync Lead mit Slider-Pitch, Delay und Unison

Sync Pad

Auch für Pads mit einem Klangverlauf ist Oszillator Sync ein gutes Mittel. Hier ein einfaches Beispiel.
Es ist nur VCO2 mit einer Sägezahnschwingung zu hören, VCO1 mit Sägezahn in gleicher Lage ist im Mixer auf 0 gestellt, Sync ist aktiv. “EG Pitch Int” ist voll aufgedreht und versucht das Tuning des VCO2 beeinflussen. Geht aber nicht, Sync ist ja akitv und der VCO2 ist Slave des (hier nicht hörbaren) VCO1. Aber es verändert sich die Obertonstruktur. Die EG Hüllkurve verwendet Attack 900, Decay 1023, Sustain 0 und Release 1023. Man hört im folgenden Audio-Beispiel nun eine Obertonbewegung im Dreiklang. Erst steigt sie an, dann fällt sie wieder ab. Wie schnell die Bewegung ansteigt und wieder abfällt, definiert man mit den Attack- und Decay-Reglern der EG Hüllkurve.

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Sync Pad

Für die Freunde der wabernden Sounds lasse ich die Filtereckfrequenz noch vom LFO modulieren und genehmige mir zum Dessert einen ordentlichen Schluck aus der Delay-Pulle.

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Sync Waber Pad 1 Sync Waber Pad 2
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