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Kawai MP11 Test

Mit dem MP11 setzt der japanische Flügelbauer Kawai seine erfolgreiche Serie von Oberklasse-Stagepianos fort. Die MP-Serie ist unter anderem bekannt für ihre Tastaturen, die bei Kawai natürlich nicht von Fatar kommen sondern Eigenentwicklungen des Klavierbauers sind. Äußerlich ähnelt das MP11 auf den ersten Blick dem Vorgänger MP10. Im Inneren des Instruments, das der Hersteller als “Stagepiano für Pianisten” bewirbt, soll sich laut Kawai aber seit der letzten Ausgabe einiges getan haben.

Das Kawai MP11 ist zweifelsohne eine imposante Erscheinung
Das Kawai MP11 überzeugt mit guter Tastatur, gutem Pianosound und durchdachter Bedienung


Neue Tastatur, mehr Sounds, neue Effektalgorithmen, höhere Polyphonie, längere Samples, mehr MIDI-Funktionen – das MP11 geizt nicht mit Neuerungen. Geblieben ist aber das charakteristische, hohe Gewicht, das schon den Vorgänger zu einem Instrument für Überzeugungstäter machte. Diesmal sind es 32,5 kg geworden. Die Zielgruppe ist damit klar abgesteckt: ein Instrument für den anspruchsvollen Bandpianisten, der Wert auf eine gute Tastatur legt und Leute zum Mitanfassen hat.  

Details

Gehäuse

Eine besondere Eigenschaft der MP-Serie sind ihre hohen Aufbauten mit der typischen, „Klavier-mäßigen“ Stufe zwischen Tastatur und Bedienfeld. Auch das MP11 macht hier keine Ausnahme: Das Instrument ist sehr massiv gebaut, hat einen noch höheren Aufbau als das MP10 und an den Seiten die gleichen schönen Holzleisten. Damit strahlt es optisch eine Solidität aus, die man normalerweise akustischen oder elektromechanischen Instrumenten zuspricht. Man kann sich gar nicht richtig vorstellen, dass da etwas nicht funktionieren könnte, so mächtig und solide wirkt das MP11 von außen.
Das große Alleinstellungsmerkmal der Topmodelle der MP-Serie ist nun mal die Holztastatur und damit einhergehend das massive Gewicht. Kawai macht da dann auch den feinen Unterschied zwischen „Stage Pianos“ und „Portable Pianos“ und listet das MP11 unter die ersteren und nicht unter die Portables. Das soll nicht heißen, dass das MP11 nicht tragbar wäre, es ist ja keine Immobilie. Aber mal ganz im Ernst: Es gibt arbeitsrechtliche Bestimmungen am Flughafen und anderswo, wie schwer Sachen sein dürfen, die ein einzelner Mensch heben darf. Das MP11 ist ziemlich weit drüber und aufgrund seines Formfaktors auch nicht wirklich gut zu heben, obwohl man theoretisch auch alleine in die Griffmulden fassen kann. Ja, ein Rollkoffer hilft, aber dann gibt’s ja auch noch Treppen und in den Kofferraum muss das Ding ja irgendwie auch. Es muss bei der Kaufentscheidung einfach ganz klar sein: das MP11 kann und sollte man nicht alleine transportieren, möglichst noch nicht einmal aus der Kiste auf den Ständer. Mit dem mitgelieferten Dreifachpedal, einem Ständer und einem soliden Koffer sind wir locker bei über 45 kg.  

Fotostrecke: 5 Bilder Das MP11 soll ein “Stagepiano für Pianisten” sein

Auf dem Aufbau prangt, ganz wie bei einem Flügel, der Schriftzug KAWAI und will damit wohl noch einmal suggerieren, dass man es eigentlich doch nicht mit einem elektronischen Gerät zu tun hat sondern lediglich einer speziellen Variante eines Klaviers oder Flügels. Auf dem Aufbau finden wir dann eine relativ große, tiefe und plane Oberfläche, in die im vorderen Teil die zwei Wheels und die anderen Bedienelemente eingelassen sind. Nach hinten raus ist auf dem Bedienfeld noch recht viel Platz, ein kleiner Desktop-Synthesizer wie ein DSI Evolver oder Waldorf Blofeld hat da locker Platz. Sogar mein 13”-Laptop hat noch gut gepasst, wenn ich es so hingeschoben habe, dass es nicht direkt auf der “Panic”-Taste stand.
Das mitgelieferte Dreifachpedal ist ausgesprochen solide und steht sicher auf dem Boden. Das Sustainpedal ist Halbpedal-fähig, was bei genauerer Betrachtung bedeutet, dass es die 127 Schritte in Fünferschritten durchhüpft. Als wirklich stufenloser MIDI-Controller taugt es deshalb nicht, falls jemand das vorgehabt haben sollte. Ebenfalls mitgeliefert wird ein Notenhalter aus Metall, der oben aufgesteckt wird. Die Bedienungsanleitung kommt auf Deutsch und in gedruckter Form. Es gibt ja viele Fans von gedruckten Bedienungsanleitungen, aber die Nachteile sind natürlich die fehlende Durchsuchbarkeit und die Umweltverträglichkeit. Beim MP11 bekommt man gleich vier kleine Bücher in vier Sprachen, drei wandern also gleich in die Tonne.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienelemente der Piano-Sektion

Bedienfeld

Für alle Bedienelemente des MP11 gilt: Sie sind ausgesprochen komfortabel zu bedienen, groß, meistens beleuchtet und angenehm schwergängig. Überhaupt hat sich an der Oberfläche zwischen MP10 und MP11 nicht viel geändert, aber Bewährtes muss man ja auch nicht ändern.
Ganz links liegen die beiden Räder für Pitchbend und Modulation. Sie sind schön groß und gut zu bedienen. Allerdings muss man beim Modulationsrad erwähnen, dass es sowohl im unteren Bereich als auch im oberen Bereich nicht sofort anspricht. So weiß man nie ganz genau, wann die erste Änderung erfolgt. Neben den Wheels kommt erstmal eine Weile nichts – und das ist sehr schön: Echtzeit-Controller sollten alleine stehen, damit man im Eifer des Solos nicht versehentlich etwas anderes verstellt. Nach dem Nichts folgen dann zwei Volume-Slider: Einer für die interne Klangerzeugung, der andere für externe Geräte, die man auf der Rückseite durch den Audioeingang einschleifen kann.
Danach folgen die drei Instrumentalsektionen für Klavier, E-Piano und die anderen Sounds, die von Kawai als Sub-Sektion bezeichnet wird. Aufgebaut sind die Bereiche praktischerweise alle ganz ähnlich, jede Sektion verfügt über die folgenden Elemente:

  • Ein/Aus-Schalter und Lautstärkefader
  • Auswahl einer Klangkategorie und eines Klangs
  • Tastaturbereich in dem der Sound gespielt werden soll
  • An/Aus-Schalter für Effekte, Hall und ggf. Amp-Simulationen

Beim Signalweg gibt es aber ein paar Unterschiede: Bei den akustischen Klavieren gibt es einen Brilliance-Regler, einen Multieffekt und den vom Vorgängermodell bekannten “Virtual Technician”, mit dem man den Klavierklang verändern kann. Bei den E-Pianos stehen zwei Effekte und eine Amp-Simulation zur Verfügung, während die Sub-Sektion nur mit einem Effekt aufwarten kann.
In den drei Instrumentenkategorien kann man je einen Sound spielen und bestimmten Tastaturbereichen zuordnen, man kann aber natürlich auch alle drei Sounds stapeln. Außerdem gibt es Zonen für vier externe MIDI-Instrumente, denen man weitere Tastaturbereiche zuweisen kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Display leuchtet blau und wird von vier Drehreglern flankiert

Rechts von den Instrumenten kommt dann auch schon das mittig gelegene Display, und ein Block mit Druckknöpfen für die Menüführung wie Cursor- und Yes/No-Tasten. Das Display ist schön blau, gerade noch groß genug und recht pixelig. Es ist in üblicher Fasson von vier Drehreglern umrahmt und darunter sind fünf Druckknöpfe zu finden. Mit diesen Knöpfen wählt man aus, was man einstellen möchte, und bekommt dann vier Parameter angezeigt, die man mit den Drehknöpfen verändern kann. Für den Livebetrieb kann man die Regler frei mit diversen Parametern belegen, die man dann im direkten Zugriff hat. Die Anordnung der Regler rechts und links neben dem Display bringt es leider mit sich, dass man beim Einstellen bisweilen mit der Hand die Anzeige verdeckt.
Rechts vom Display kommen die Abteilungen für Presetauswahl und globale Einstellungen sowie ein Equalizer, der auf alle Sounds einwirkt. Mit ihm kann man das Instrument in aller Schnelle auf unterschiedliche Raumsituationen einstellen – das freut den giggenden Pianisten. Weiter rechts folgt der Recorder, der bis zu 90.000 Noten aufnehmen kann und ein kleines Metronom mit Klick und Rhythmen mitbringt. Ganz am Ende gibt es dann noch eine Panic-Taste und zwei Knöpfe für System- sowie USB-Einstellungen.  

Fotostrecke: 7 Bilder Das MP11 von hinten

Anschlüsse

Der Kopfhöreranschluss ist vorne links unten, prima. Eine Buchse für einen USB-Stick ist vorne rechts über der Seitenleiste angebracht, da sitzt sie gut. Auf dem Stick kann man Einstellungen und Aufnahmen als MIDI- oder Audiodatei (MP3 / WAV) speichern. Auf der Rückseite befinden sich der Stromanschluss (vorbildlich als Kaltgerätebuchse) und der Netzschalter. Des Weiteren gibt es ein MIDI-Trio, einen USB-to-Host-Anschluss, der ebenfalls MIDI überträgt, drei programmierbare Fußpedalanschlüsse, zwei sehr bühnentaugliche, symmetrische XLR-Ausgänge mit Ground-Lift-Schalter, zwei Klinkenausgänge und zwei Klinkeneingänge.

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Praxis

Tastatur

Aber jetzt endlich: die Tastatur, die Tastatur, die Tastatur. Das muss man auf jeden Fall dreimal schreiben, denn Kawai betont es stark und wenn man sich so in den Foren umschaut, hört man auch überall, die Tastatur von Kawai sei die beste. Zunächst zu den Fakten: Die „Grand Feel“-Hammermechanik wartet mit 88 Holztasten auf und ist mit einer „IvoryTouch“ genannten Oberfläche versehen, die die Eigenschaften von Elfenbein imitieren soll. Als besondere Vorzüge preist Kawai die Druckpunktsimulation, die drei Sensoren pro Taste und die außergewöhnliche Tastenlänge von der Vorderkante bis zum Waagebalken an.
Und natürlich hat das MP11 tatsächlich eine sehr gute Tastatur. Jenseits von allen Marketingversprechen muss man aber auch klar sagen: Ob sie einem zusagt, ist eine ganz persönliche Sache und lässt sich letztlich nicht an den beworbenen Merkmalen festmachen. Sie ist sicherlich von der schwergängigeren Sorte und den langen Hebel der Tasten spürt man tatsächlich, das ist also nicht bloß Marketinggedöns. Eine schwergängige Tastatur hat den Vorteil, dass man durch den Gegendruck einfach besser spürt, was man greift und so zum Beispiel bei Akkorden leichter alle Töne auch zusammen anschlägt. Aber nachher ist das dann doch auch wieder Geschmackssache und es gehört zum Beruf einfach dazu, auf vielen verschiedenen Tastaturen heimisch zu werden. Es gibt unglaublich leichtgängige Flügel (Horowitz hatte so einen, aber der hat sich ja auch Haarspray auf die Finger gesprüht) und es gibt Flügel mit sehr schwergängigen Tastaturen. Generell gilt: je größer der Flügel, desto schwerer die Mechanik. Bei einem Digitalpiano zählt dagegen einzig und allein: Fühle ich mich damit wohl? Ist das meine Tastatur? Am Ende muss das also jeder für sich selbst entscheiden. Zehn Profipianisten werden übrigens mit zehn verschiedenen Tastaturen aus dem Laden gehen. Such’ dir deine. Die Tastatur des MP11 ist auf jeden Fall sehr gut und viele werden sie wählen.

Die Tastatur des MP11 ist tatsächlich sehr gut – aber eben auch extrem schwer
Die Tastatur des MP11 ist tatsächlich sehr gut – aber eben auch extrem schwer

Klang

Die Klangerzeugung des MP11 basiert auf gesampelten Sounds. Beim MP10 hieß das Verfahren „Ultra Progressive Harmonic Imaging“, beim MP11 nun „Harmonic Imaging XL (HI-XL)“. Bei den akustischen Klavieren gibt es die Kategorien Concert, Pop, Jazz und Upright, innerhalb derer man jeweils drei Sounds zur Auswahl hat. Dabei beachte man die wilde Mischung aus Musikstilen (Pop, Jazz), Klavierbauformen (Upright) und Aufführungssituation (Concert) bei den Bezeichnungen. Auf die gleiche Weise aufgebaut sind die 12 E-Pianos, bei denen man sich mit den Namen glücklicherweise nicht so verfranzt hat. Und weil man in der Sub-Sektion aus je vier Sounds auswählen kann, kommt man da schlussendlich auf 16 Sounds. Alles in allem bietet das MP11 also 40 Sounds, die man durch Effekte und Amp-Simulation nochmal gehörig durch die Mangel drehen kann.
Pianos 
Der Concert Grand ist der Sound, der sich beim Einschalten präsentiert. Wir hören einen unaufdringlichen, sehr angenehmen Flügelklang, nicht zu weit weg, nicht zu nah: sehr schön!

Audio Samples
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Concert Grand

Schicken wir den Sound mal durch unseren Testparcours um zu sehen, wie er sich da schlägt. Seit einiger Zeit spiele ich immer den gleichen Testdurchlauf, um schnell Stärken und Schwächen eines Klavierklangs vergleichen zu können. Erst ein paar volle Akkorde in den Mitten, dann Oktaven im Bass, dann “A’s” durch die verschiedenen Oktaven, Repetition und Geklimper in der obersten Oktave, dann ein Glissando in die Mitte, wieder ein paar Akkorde und dann der zweimal der gleiche Akkord crescendierend, einmal in der unteren Mitte und einmal in der oberen Mitte. Zum Abschluss ein Akkord mit seinem kompletten Ausklang (ohne Pedal).

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“Testparcours”

Wie man hören kann, haben wir es mit einem sehr schönen, mittenbetonten Klaviersample zu tun. Ganz klar: mit den wirklich großen, Computer-gestützten Sample Librarys können Digitalpianos auch heute noch nicht mithalten, dazu ist der Klang gerade in den Bässen nicht klar genug und in den Höhen nicht voll genug. Auch öffnet sich der Klang nicht so richtig bei den immer lauter werdenden Akkorden. Die leisen Klänge könnten da ruhig etwas subtiler, die lauten dafür brachialer sein. Was wir aber haben, ist ein Sound, der sich zum einen nicht durch übermäßige Brillanz aufdrängt um dann bald zu nerven, und zum zweiten auch einen, der sich nicht zu sehr mit dem Bassisten und der Sängerin beißt. Für ein Stagepiano ist ein solcher mittenbetonter Klang ideal.
Aber gehen wir noch auf zwei spezielle Dinge ein: Kawai erwähnt ganz besonders, dass die tiefsten Saiten – wie bei einem richtigen Flügel – jetzt einen längeren Nachklang hätten. Bei einem Flügel können die Dämpfer die Schwingungen der dicken Basssaiten einfach nicht so schnell stoppen. Beim MP11 hört sich das so an:

Audio Samples
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Dämpfer tiefste Oktave

Angesichts der Tatsache, dass damit extra geworben wird, ist es schon ein bisschen merkwürdig, dass man davon kaum etwas hört. Im Gegenteil: das tiefste A klingt kürzer als das A eine Oktave höher.
Hören wir uns noch etwas anderes an, nämlich die Resonanzen. Das folgende Beispiel ist mit einem Kompressor bearbeitet, weil es hier um das leise Mitklingen von Saiten geht, wenn eine ganz andere Saite angeschlagen wird. Ich habe am Anfang immer vier Töne stumm gehalten und dann eine Oktave im Bass reingedonnert:

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Resonanzen

Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen bin ich die Obertöne durchgegangen. Und siehe da, es klingen wirklich nur die Obertöne und andere Saiten schwingen nicht mit. Das kann man am Schluss hören, wo ich versuche, einen Nicht-Oberton klingen zu lassen. Auf einem echten Klavier und einem Physical-Modelling-Klavier würde man auch da zumindest noch ein bisschen was hören, beim MP11 hört man gar nichts. Aber das wäre für ein Sample-basiertes Instrument dann doch vielleicht auch etwas zuviel verlangt.
Kommen wir zum nächsten Sample, dem Studio Grand. Auch hier hören wir ein sehr angenehmes und noch mittenbetonteres Klavier. Für mich ein Favorit, der in einem Mix sehr schön seinen Platz einnimmt. Man merkt: das MP11 ist in der Tat ein Stagepiano, dass sich mit anderen Instrumenten auf der Bühne sehr wohl fühlt.  

Audio Samples
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Studio Grand (mit / ohne Hall)

Das dritte Klavier aus der Concert-Kategorie ist der Mellow Grand, bei dem mir persönlich der sehr deutliche Hammeranschlag nicht so gefällt. Ich bin darob so erschrocken, dass ich mich prompt verspielt habe! Versuche, das vermittels des „Virtual Technician“ zu ändern, sind übrigens gescheitert: Auch wenn das “Virtual” die gleichen Eingreifsmöglichkeiten wie bei einem physikalischen Modell suggerieren soll, muss man sich klar machen, dass wir es hier immer noch mit einem gesampelten Klavier zu tun haben. Im Ergebnis bedeutet das, dass man den Hammeranschlag zwar klanglich etwas verändern kann, aber man kann ihn natürlich nicht aus dem Sample herausschneiden.  

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Mellow Grand

Nun die Beispiele aus der Jazz-Abteilung, und zwar im Durchlauf alle drei Klänge hintereinander. Das MP11 animiert, man kann leicht auf die Klänge eingehen und es macht Spaß, mit ihnen zu spielen. Und genauso soll und muss es sein!

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Jazz Pianos (x3)

Auch bei den Pop-Pianos kann man auf den Geschmack kommen. Jetzt weiß man natürlich nicht, mit wie vielen Instrumenten und Mikrofonaufstellungen die Leute von Kawai gearbeitet haben, und manchmal hört es sich eher nach unterschiedlichen EQ-Einstellungen an als nach neuen Samples. Das ist aber erstmal egal: das MP11 ist ein Arbeitstier, bei dem man im Direktzugriff auf verschiedene, immer gute Klaviersounds zugreifen kann.   

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Pop Pianos (x3)

Bei den Upright-Pianos kann man sehr schön die unterschiedliche Obertonstruktur bei Klavieren hören. Gerade der erste und der zweite Oberton stechen hier sehr schön und definieren sehr schön den Klavierklang. Das zweite und das dritte Beispiel sind übrigens Mono-Klaviere.

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Upright Pianos (x3)

Wie bei höherwertigen Digitalpianos seit einigen Generationen üblich, gibt es auch beim MP11 ein Dämpfergeräusch zu hören. Dieses Geräusch kommt aber unabhängig davon, wie schnell man das Pedal drückt, und immer genau dann, wenn man das Pedal komplett durchgedrückt hat. Bei einem “richtigen” Klavier ist der Dämpfer bei langsamem Herunterdrücken des Pedals in der Regel gar nicht zu hören, und wenn doch, dann eher in der Mitte des Pedalweges, nicht erst am Schluss. Hier wäre noch etwas Luft nach oben.

Das Kawai MP11 bietet jede Menge inspirierender Pianosounds
Das Kawai MP11 bietet jede Menge inspirierender Pianosounds

E-Pianos
Wirklich sehr schön fand ich einige Klänge aus der E-Piano Abteilung. Hier das Tine EP1 erst mit, dann ohne Effekte:

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Tine EP 1 (mit / ohne Effekt) Tine EP 2, Tine EP 3

Hach, was bin ich ins Träumen gekommen, das ist ja wirklich ein ganz ausgesprochen seidiger Klang. Da helfen im Übrigen auch die ausgezeichneten Effekte.
Als nächstes wird der DX7 herausgeholt und wir kommen zu den FM-Klavieren. Keine Überraschungen hier, sehr solide Klänge, allerdings auch nicht sonderlich inspirierend:  

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Modern EP 1-3

Bei den Reeds (Wurlitzer) kommt es viel auf die Amp-Simulation an, die man vielfältig einstellen kann. Hier der Reed-Klang in unterschiedlichen Amp-Simulationen:  

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Reed EP 1 Amp

Wie oben bemerkt, sind die Effekte wirklich sehr schön gelungen. Es gibt deren viele und man kann sie ganz unterschiedlich gestalten. Hier ein Durchlauf durch die Effekte in ihren Standardeinstellungen. Der erste Sound ist ohne Effekt, dann geht es einmal durch bis am Schluss sogar noch ein Ringmodulator und ein Effekt mit sehr schönem Aliasing kommt.  

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Effekte

Weitere Klänge
Nicht sehr erwähnenswert sind die Sub-Klänge. Als Beispiel hier mal die vier Streichersounds. Zwar manchmal mit einem aufregenden Bass versehen, der den Sound ins Kinoartige verschiebt, ist das dann doch Hausmannskost wie man sie seit vielen Jahren kennt. Hausmannskost ist in Ordnung, aber animieren tut das nicht.

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Strings (x4)

Um unseren Rundgang abzuschließen, hier noch die ersten zehn Presets, bei den teilweise Klänge gelayert sind. Alles sehr sauber, alles gut zu spielen, und natürlich sind alle alten Bekannten hier: Klavier mit Slow Strings, Klavier mit Chor, Klavier mit Kontrabass…

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Presets Walkthrough

Bedienung

Die Bedienung des MP11 ist dank der vielen Erfahrung mit den Vorgängermodellen wirklich gut gelungen. Das Gerät ist geschickt strukturiert, alle wichtigen Dinge sind direkt zu erreichen und sehr schnell einstellbar. Das sind vor allem die einzelnen Klänge und so um die 12 Parameter pro Sound. Das reicht auch, denn man kauft sich ja kein Stagepiano um ewig daran herumzuschrauben, sondern um ein paar gute Klänge zu finden mit denen man dann spielt.
Zur schnellen Bearbeitung einer bestimmten Funktion hilft oft ein längerer Druck auf die Taste und schon ist man im entsprechenden Untermenü. Falls man dann aber doch ein bisschen ausführlicher schrauben will, wird’s bald mühsam: so schön ist das Display dann doch nicht und durch die Pixel und Abkürzungen kommt in den Menüs schnell 90er-Feeling auf.
Ausgesprochen positiv zu verzeichnen sind ein paar Dinge, die dem Profi-Musiker in einer Live-Situation das Leben erheblich leichter machen: Versehentliche Fehlbedienung ist durch den reichlich vorhandenen Platz beinahe ausgeschlossen. Das MP11 ist nach ungefähr fünf Sekunden spielbereit. Durch einen Lock-Screen kann man seine Einstellungen schützen und man kann das Instrument so einstellen, dass es nach dem Einschalten einen bestimmten Klang lädt. Die XLR-Ausgänge freuen den FOH-Techniker: zum einen liefern die Buchsen symmetrische Signale und sparen die DI-Boxen, zum anderen hat der Keyboarder keinen Einfluss mehr auf die Lautstärke. Das ist alles gut durchdacht und sehr praxisnah.

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Fazit

Das Kawai MP11 ist ein außerordentlich solide gebautes Stagepiano, das allein schon durch sein imposantes Aussehen und sein immenses Gewicht Qualität und Sicherheit verspricht. Verschiedene Profi-Tools grenzen die Zielgruppe schnell ein: XLR-Ausgänge, Direktzugriff auf alle wichtigen Parameter, sehr gute, praxisnahe Piano- und E-Piano-Sounds und gute Effekte machen das MP11 zum Bühnenklavier für den schwer arbeitenden Pianosound-Keyboarder. Der entscheidende Punkt ist aber tatsächlich die Tastatur. Wer diese Tastatur möchte, wird sie bei keinem anderen Stagepiano bekommen. Erkauft wird das ganz klar durch das extrem hohe Gewicht, das zusammen mit einem soliden Case bei über 45 kg liegen wird. Wer genau diese Tastatur, diese Klänge und diese Features will und bereit ist, dafür zu schwitzen, für den führt kein Weg am MP11 vorbei.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • für viele eine der besten Tastaturen
  • sehr solide Klavierklänge, auf Bandkontext abgestimmt
  • teilweise sehr schöne E-Piano-Klänge
  • gute Effekte
  • Direktzugriff auf alle wichtigen Parameter
  • Profi-Tools wie XLR-Ausgang und Schnell-EQ
Contra
  • extrem hohes Gewicht
  • einige Kleinigkeiten (z.B. Dämpfergeräusch)
Artikelbild
Kawai MP11 Test
Für 1.890,00€ bei
Das Kawai MP11 überzeugt mit guter Tastatur, gutem Pianosound und durchdachter Bedienung
Das Kawai MP11 überzeugt mit guter Tastatur, gutem Pianosound und durchdachter Bedienung
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Paul sagt:

#1 - 25.10.2014 um 23:55 Uhr

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Ich besitze das MP11 seit zwei Wochen und mir gefällt das Mellow Grand Piano am besten. Anfangs hatte ich ebenfalls ein starke Abneigung gegen den Attack des Klangs. Einerseits MUSS man sich mit dem virtuellem Techniker beschäftigen UND eine "User-Velocity-Kurve" vom MP11 errechnen lassen!!! Wirkt wahre Wunder! Ausserdem habe ich die meisten Tasten in der Lautstärke abgesenkt.
Es lässt sich die (Ver-)Stimmung leicht stretchen, was das ganze natürlicher klingen lässt und kann den Filz der Hämmer nach Härtegrad austauschen. Wie gesagt nach der Arbeit kommt beim MP11 erst das Vergnügen. Die schweren Tasten geniesse sehr, zuletzt habe ich die schreckliche TP40 im NP2 gespielt und bin froh, es verkauft zu haben.
Kritik wird von vielen Seiten am 3erPedal laut, welches Aussetzer hat, bzw. gerne falsche Werte sendet.
Lieber Tester, ich empfehle sich Zeit zu nehmen :) Übrigens steh ich auch nicht auf die Subsounds, wobei der Kontrabass eigentlich sehr brauchbar ist. Das erste Epiano klingt MEGAFETT, die Ampsimulationen sind erste Sahne. Die Rhythmen und das Metronom kommen mir als Jazzschüler entgegen, ebenso die WAV/MP3/Midi Aufnahmefunktion. Beste Grüsse Pawelko.

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Claus sagt:

#2 - 08.03.2015 um 02:06 Uhr

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Habe das MP11 nun seit ein paar Tagen.Der Hauptgrund mir das Teil zu kaufen war, möglichst einem akk. Klavier ähnlich (auch an unterschiedlichen Orten) zu üben und das Gespielte zu hören.Ergebnis:Die Klaviatur ist klasse und kommt einer Flügel-Klaviatur bereits recht nahe (Habe jahrelang auf einem 1,8er Bechstein Flügel gespielt). Abweichungen gibt es trotzdem: 3 Sensoren hin oder her, die Tastatur verzeiht dann doch eher Anschlagfehler als ein akk. Klavier.Die Zugriffsmöglichkeit auf die Einstellmöglichkeiten und die Menus sind sehr zu loben. Die Beschränkung auf die 40 Sounds zeigt auch hier, dass weniger mitunter mehr ist. Teilweise ganz ordentliche Flächensounds.Hinweisen möchte ich jedoch auf eins: Die ohne Frage recht gut gemachten Piano-Sounds sind m.E. leider immer noch recht weit vom Originalklang eines akkustischen Instruments entfernt (kenne allerdings auch kein anderes Stage Piano, dass näher dran ist). Speziell klassische Stücke klingen steril.Am besten hören sich die Piano Sounds noch mit Kopfhörern an (z.B. Beyerdynamic DT880 Edition) an. Experientiere aktuell noch mit Boxen / Monitoren, allerdings bisher noch kein Treffer.Für alle, die speziell eine authentische Klaviatur haben wollen ist das MP11 ganz sicher eine Empfehlung.Beste Grüße, Claus

    Profilbild von heber

    heber sagt:

    #2.1 - 25.12.2015 um 12:03 Uhr

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    Hallo Claus. Ich sehe das mit den Klängen und Tastatur genau so. Hast du schon passende Boxen gefunden oder neue Erkenntnisse? Ich spielte bisher nur mit Kopfhörern (Beyerdynamic DT-880 Pro). Vom Pianoklang hätte ich mir mehr erhofft.

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