Ibanez Premium SR1405-DRF Bass Test

Als neues Testinstrument beehrte uns der deutsche Vertrieb Meinl mit einem Ibanez SR-Modell als Fünfsaiter in Rot, der auf die Typenbezeichnung Premium SR1405-DRF hört. Lustig, denn bereits vor mehr als 25 Jahren schrieb ich einen Testbericht über den damals relativ neu erschienenen Ibanez SD GR-Bass – kurz “SR”. Es war der Start einer bis heute andauernden Episode der Ibanez “Sound Gear”-Serie.

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Während die Modelle im Zuge technischer Innovationen diverse Weiterentwicklungen erfahren haben, findet man bis heute nach wie vor auch Andenken an die Anfangszeit der SR-Bässe. Da wären etwa die unveränderte Korpusform, die über das Griffbrettende hinaus in den Korpus hereinreichende Halszunge mit asymmetrischer Vierpunkt-Halsverschraubung, oder die charakteristische schlanke Kopfplatte. Die Erstausgabe der späten 80er-Jahre war mit P/J (Precision/Jazzbass) Tonabnehmer-Kombination plus aktiver Elektronik bestückt und in knalligen Lackierungen wie “Lipstick Red” und “Caribbean Blue” erhältlich, was den Käuferkreis klar auf den Rock- und Popbassisten eingrenzte. Mittlerweile hält die Ibanez Soundgear-Serie jedoch schon seit vielen Jahren für jeden Geschmack das passende Instrument parat.
Seit 2011 etwa gibt es die etwas teureren Ibanez SR Premium-Bässe, für die im Jahr 2015 zwei neue Farboptionen erhältlich sind. Auch sie basieren wieder auf Rot (“Dark Rose Flat” bzw. DRF) und Blau (“Deep Ocean Flat” bzw. DOF), allerdings sind es auf einem transparenten Oil-Finish basierende Beizfarben, die das Korpusdeckenmaterial malerisch hervorheben. Tonabnehmer, Hardware und Holzauswahl haben nichts mehr mit dem SR-Urmodell gemeinsam. Hier wurde bei den Premium-Bässen einerseits ein klarer Fokus auf moderne Bedürfnisse und Anforderungen gelenkt, andererseits aber auch stets auf einen noch moderaten Endpreis geachtet. Was das für Veränderungen sind und wie sie sich auf Sound und Handling auswirken, wollen wir herausfinden.

Details

Der in Indonesien gefertigte Ibanez Premium SR1405-DRF wird in einem schicken Softcase ausgeliefert, das die stabilen Vorzüge eines Hartschalenkoffers mit dem Leichtgewicht eines Gigbags kombiniert. Im Case selbst liegt der Bass bombenfest in einem passgenauen und mit grauem Samt bezogenen Hartschaumbett. Hier wurde auch ein Staufach eingearbeitet, dessen Deckel dank eines Magnetverschlusses fest in seiner Position ankert. Das schwarze Case wurde mit Regen abweisendem, gut gepolstertem Material überzogen, das man weitreichend als “ballistisches Nylon” von Carry-On Gepäckstücken auf Flugreisen kennt. Es schließt sicher mittels Reißverschluss, und zusätzlich gibt es noch zwei zusätzliche Außentaschen. Als Zubehör legt Ibanez dem Case sein sehr praktisches Multitool (Ibanez Multitool Hex Wrench MTZ11) bei, mit dessen Hilfe sämtliche Einstellarbeiten zu bewerkstelligen sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Ibanez Premium wird in einem hochwertigen Softcase ausgeliefert…

3,2 kg wiegt der Testbass, was aufgrund des Korpusmaterials aus Mahagoni etwas verwundert, aber der Korpus wurde ja auch relativ schlank gehalten. Eine ebenso schlanke (mit zwei dunkleren Zwischenfurnieren perfekt eingearbeitete) Riegelahorndecke in rotem “Dark Rose Flat” verleiht dem Bass unverkennbar Boutique-Charakter. Doch nicht nur die Decke versprüht hochwertiges Flair: Auch der fünffach laminierte Hals aus drei Streifen Wenge und zwei Streifen Bubinga mit Palisander-Griffbrett und ovalen Abalone-Inlays setzt die Ästhetik gelungen fort. Einzig der nicht näher spezifizierte Kopfplatten-Aufleimer, der eventuell auch aus Riegelahorn bestehen könnte, wirkt in seiner dunkelbraunen Farbe fast etwas bieder. Ein in Rot gehaltener Matching Headstock würde dem Bass meiner Meinung nach besser stehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Erstaunlich: dieser ausgewachsene Fünfsaiter-Bass bringt…

Der Wenge/Bubinga-Hals ist neben einer Titan-Halsstellschiene laut Spezifikation zusätzlich mit einem KTS Tone Resonant Titan-Stab verstärkt. Dies soll mehrere Vorteile vereinen: Das Titan wirkt stabilisierend auf den Hals, ferner ist es ein sehr leichter Werkstoff und reduziert somit das Gewicht des Halses, und zuletzt soll es auch über gute Resonanzeigenschaften verfügen und helfen, Dead Spots zu reduzieren. Außerdem erlaubt die Titanstabilisierung, weniger Holzmasse im Hals zu verbauen, was eine überaus schlanke und spielfreudige Halsform ermöglicht.
Und genau das ist beim Testbass gelungen: der Hals besitzt ein sehr flaches, asymmetrisches Shaping, bei dem unter der B-Saite etwas mehr Masse zu finden ist als unter der G-Saite. Zudem ist der Hals für einen Fünfsaiter verhältnismäßig schmal, mit lediglich 72 mm Breite am 21. Bund. Zum Vergleich: ein Sadowsky 5-String JJ-Bass gönnt sich an dieser Stelle immerhin 77 mm Platz. Das macht nicht nur für die Greifhand einen großen Unterschied, sondern auch für das Spielgefühl der Schlaghand, da das Stringspacing im Tonabnehmerbereich ja noch größer ist.
24 Medium-Bünde besitzt der Ibanez Premium SR1405-DRF. Die Bundbearbeitung ist dabei absolut tadellos und verdient die firmenseitige Bezeichnung “Premium Fret Edge Treatment” zu 100%. Wie oft findet man selbst bei hochpreisigen Instrumenten noch mangelhaft bearbeitete Bundenden? Nicht so bei Ibanez!
Der Zugang zur Einstellschraube des Halsstellstabs liegt oberhalb des Sattels an der Kopfplatte und ist von einer Holzplatte mit der Aufschrift “Premium” abgedeckt, die mit drei sehr kleinen Kreuzschlitzschrauben befestigt ist. Zum Entfernen dieser Abdeckplatte und zum Einstellen der Halskrümmung müssen die E-, A- und D-Saite gelockert und seitlich weggeschoben werden. Da existieren andernorts Lösungen, die deutlich zeitsparender sind! Ob man den Hals nachträglich in gewissen Zeitintervallen wird nachjustieren müssen, lässt sich nicht abschätzen. Der Hals des Testbasses hätte durchaus leicht nachgezogen werden können. Er lag aber noch innerhalb komfortabler Toleranz und war absolut schnarrfrei.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bundierung wurde erstklassig ausgeführt dank “Ibanez Premium Fret Edge Treatment”.

Die Kopfplatte hat man stark angeschrägt, was einen hohen Saitenauflagedruck auf den Graphitsattel erzeugt. Saitenrasseln dürfte bei diesem Bass daher nie zum Problem werden. Die goldfarbenen geschlossenen Messing-Mechaniken verteilen sich asymmetrisch auf B/E oben und A/D/G unten. In Verbindung mit dem gleitfreudigen Graphitsattel laufen die Mechaniken sehr leichtgängig, was das Stimmen sehr komfortabel gestaltet.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Headstock von vorne…

Die Bridge ist eine Ibanez Monorail, bei der jede Saite isoliert in eine eigene separate Mini-Brücke eingehängt wird. Dadurch, dass es sich hierbei um ein 2D-System handelt, bei welchem die Saite nicht seitlich verschoben werden kann, erfordert die Installation dieser zierlich wirkenden Bridgeelemente ein hohes Maß an Präzision, damit die Saiten exakt über die Tonabnehmermagneten geführt werden. Beim Testbass ist dies wirklich millimetergenau der Fall!
Der Bass wurde ab Werk mit Elixir-Saiten bespannt, wobei die tiefe B-Saite taperwound ist. Das bedeutet, dass bei dieser Saite nur die innere Kernumspinnung über den Steg läuft, während die weiteren Wicklungen erst danach beginnen. Dies verleiht der B-Saite wesentlich mehr Schwingungsfreiheit im Bereich des Sattels. Ebenso lässt sich die Seite durch ihre geringere Steifheit im Stegbereich einfacher aufspannen.

Fotostrecke: 4 Bilder Bei der Ibanez Monorail Bridge…

Bei den Tonabnehmern hat man sich nicht lumpen lassen und den Premium SR-Bässen zwei passive Big Single 5-Singlecoils des renommierten kalifornischen Herstellers Nordstrand spendiert. Carey Nordstrand widmet sich mit seiner Firma seit 2002 neben erstklassigen Instrumenten vor allem auch dem Thema “Tonabnehmer”, die seither von vielen namhaften Instrumentenbauern verwendet werden. Eine Besonderheit der Big Singles ist, dass deren Gehäuse die Dimensionen von Humbuckern aufweisen. Die jeweils zwei Polepieces pro Saite verlaufen leicht versetzt und nicht parallel, wie man es z.B. von klassischen Jazz Bass-Tonabnehmern kennt. Diese Anordnung sorgt für eine weitere Schwingungsfeldabnahme und eine andere tonale Übertragung, sprich: tonalen Charakter. Die Tonabnehmer sind mit drei Schrauben arretiert und sitzen passgenau in ihren Korpusfräsungen.
Ergänzt werden die Pickups durch eine aktive Ibanez EQB-IIISC Dreiband-Elektronik, die neben der typischen Aufteilung Volume, Balance, Bässe, Mitten und Höhen noch zwei kleine Kippschalter beinhaltet. Der obere Schalter dient dem Umschalten zwischen aktivem und passivem Betrieb, während der untere Schalter im aktiven Betrieb die Regelfrequenz des Mittenreglers wahlweise auf 200 Hz oder 600 Hz schaltet.
Optisch etwas gewöhnungsbedürftig erscheint mir nur, dass die drei EQ-Regler sehr nah an der Unterkante der Decke positioniert sind. Die Decke selbst ist zwar flach (flat top), rundet aber sehr weich und ästhetisch zum Rand hin ab, was dazu führt, dass sich die Achsen der EQ-Potis leicht nach unten neigen, da sie im Bereich der Deckenrundung liegen. Andererseits ist es genau diese Position nah am Korpusrand, die es einem im Dunkeln sehr leicht macht, die Regler zu ertasten. Die EQ-Knöpfe sind zusätzlich zur besseren Unterscheidung kleiner als die weiter oben liegenden Volume- und Balance-Regler. Da sie über Mittelrasten verfügen, kann man die Poti-Einstellung sehr leicht ermitteln, ohne hinzusehen. Ich wäre nur beim Transport im Gigbag vorsichtig, denn die weit außen liegenden Potis werden hier zwangsläufig stark belastet, wenn sich die Außenwand der Tasche eng an den Korpusrand andrückt. Im mitgelieferten Ibanez-Softcase kann dies freilich nicht passieren, da der Bass durch Hartschaum-Abstandshalter im Deckel auf Distanz gehalten wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Herz des Instrumentes bilden die zwei hochwertigen Nordstrand Big Singles.

Die schwarze Kunststoffabdeckung des Elektronikfachs wird von drei Schrauben gehalten, die in versenkte Gewindehülsen greifen. Das Elektronikfach ist sehr aufgeräumt und sauber verlötet, und die 9V-Batterie sitzt fest in einem Metallclip. Etwas ungewöhnlich, jedoch effektiv und platzsparend ist die frei schwebende aktive Elektronik, deren Platine kopfüber im Fach hängt – von einer Moosgummischicht umhüllt. Um sie fest zu verbauen, hätte man entweder die Fräsung des Elektronikfachs vergrößern müssen und die Platine zweistöckig auf Abstandshaltern oder am Deckel befestigen müssen. Insofern kann man die präsente Lösung als guten Kompromiss akzeptieren!

Fotostrecke: 2 Bilder Hier könnt ihr noch einmal einen Blick…

Zuletzt sei die versenkte Klinkenbuchse erwähnt, die unterhalb der Bridge im Korpus sitzt und den Klinkenstecker gut geschützt eintaucht und schräg nach oben austreten lässt – im passenden Winkel, um das Kabel hinter den Gitarrengurt zu führen. Winkelstecker sind bei dieser Konstruktion aufgrund der tief liegenden Klinkenbuchse allerdings nicht verwendbar.

Die Klinkenbuchse liegt versenkt in der unteren Zarge.
Die Klinkenbuchse liegt versenkt in der unteren Zarge.

Praxis

Keine Frage: Leichtigkeit kommt in Mode. Fast scheint es, als hätten viele Hersteller das ewige Gemurre über zu hohes Gewicht erhört und die Gunst der Stunde durch moderne Materialauswahl, reduzierte Masse und konstruktionsbedingte Tricks genutzt, um jedes überflüssige Gramm einzusparen. So wiegt auch der Ibanez Premium SR1405-DRF lediglich 3,2 kg und hängt am Körper wie eine Feder. Zudem schmiegt sich der schmale Korpus toll an den Körper an. Im Sitzen zieht der Hals leicht nach unten, während der Bass am Gurt hängend im Stehen absolut ausgewogen hängt. Der Spielkomfort ist sehr komfortabel, wobei für mich persönlich das Spacing der Saiten zueinander etwas eng gehalten ist. Aber das ist natürlich immer noch Geschmacksache, und für die Verwendung eines Plektrums ist ein enges Spacing ja sogar von Vorteil. Auch für das Fingerspiel ist es angenehm – nur für den Slap-Style muss man sich definitiv erst einmal an die engen Räume gewöhnen. Aber auch das ist zu bewerkstelligen und besonders Bassisten/innen mit kleinen Händen werden einen Fünfsaiter mit solchen Eigenschaften sicherlich schätzen.

Das Oil-Finish auf Korpus und Hals wirkt angenehm und griffig und erzeugt sofort ein tolles Holz-Feeling. Wenge/Bubinga-Hälse kennt man ja traditionell vor allem von einem sehr bekannten deutschen Hersteller aus Markneukirchen. Diese Hälse begünstigen einen sehr deutlich identifizierbaren Klang, der sich vor allem in einer sehr deutlichen Mittenansprache und sehr straffen Bässen bemerkbar macht. Ich würde die Grundcharakteristik als knurrend bis knochig beschreiben – wohl wissend, dass solche Begrifflichkeiten immer eine heikle und sehr weitläufig definierbare Angelegenheit darstellen! Würde ich also jetzt den Bass nach dem Holz des Halses und dem “Trockenspiel” klanglich einsortieren, so würde ich mutmaßen, dass er vor allem im Hardrock- und Metalbereich gut funktionieren dürfte. Aber da sind ja auch noch die Tonabnehmer und die Elektronik. Also, schließen wir das hübsche Hölzchen mal an!

Im Passivbetrieb erfüllt der Bass direkt meine erwartete Klangausrichtung, die deutlich im betonten Mittenbereich liegt. Mal von dem durch Wenge/Bubinga begünstigten Sound abgesehen, äußern sich die beiden Nordstrand-Tonabnehmer durch eine auffallend detaillierte Klangabbildung. Man kann wirklich sprichwörtlich “die Flöhe husten” hören. Selbst der Halstonabnehmer klingt in keiner Weise mulmig oder diffus; alle Töne kommen in klarer Ordnung über den Tisch! Verwendet man aber nun beide Tonabnehmer oder nur den Bridgetonabnehmer, dann erfüllt der Bass meine volle Klangerwartung. Was man hier hört, ist ein klassischer Wenge/Bubinga-Ton, den die Tonabnehmer gerade heraus und ohne jegliche Eigenfärbung in hoher Übertragungsgüte durchreichen.

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Passiv, Halstonabnehmer Passiv, beide Tonabnehmer Passiv, Stegtonabnehmer
Klotzen, nicht kleckern: In der Premium-Serie zeigt Ibanez, wie "edel" geht!
Klotzen, nicht kleckern: In der Premium-Serie zeigt Ibanez, wie “edel” geht!

Ein klassischer Nebeneffekt dieser Klangcharakteristik ist allerdings das Hervortreten von Nebengeräuschen, vor allem Saitenklackern der Greifhand bei Slides, Lagenwechseln und Schlägen auf das Griffbrett. Das ist jedoch etwas, was ich nicht als Nachteil empfinde – es stellt vielmehr ein sehr markantes Merkmal dar. Durch die tonale Direktheit hört es sich an, als würde der Bass deutlich näher am Ohr sitzen, als man dies bei vielen anderen Bässen empfindet. Diese Eigenschaften kann man dem nächsten Beispiel deutlich entnehmen:

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Passiv, beide Tonabnehmer – Nebengeräusche

Soweit zum Passivbetrieb, der den Bass in größtmöglicher Klangneutralität zu featuren scheint. Schalten wir also die aktive Klangregelung mit dem Dreiband-EQ hinzu. In der per Mittelraste eingestellten Neutralstellung der drei EQ-Regler unterscheidet sich der Sound nicht vom Passivbetrieb. Sobald die Regler nur minimal verändert werden, hört man einen deutlichen Effekt. Dreht man die Frequenzen in den Boost-Bereich, so wird der Bass natürlich spürbar lauter. Aber auch der Sound ändert sich hörbar: die Bässe werden warm und doch klar wiedergegeben, und die Mitten (200 Hz) besitzen einen enormen Punch. Die Höhen wirken glasig und fügen dem Sound eine deutliche Transparenz hinzu, wirken aber nicht hart. Mir gefällt die glasige Klarheit im Sound sehr gut, die besonders gut bei Slides hörbar wird. Wenn der Groove mit der tiefen B-Saite einsetzt spürt man deutlich den Punch im Sound.

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Aktiv, beide Tonabnehmer, alle drei EQ-Bänder leicht angehoben, Mittenfrequenz 200 Hz

Im nächsten Beispiel teste ich einmal den Solosound des Ibanez. Dazu habe ich die Mitten voll aufgedreht, Bässe und Höhen nur leicht geboostet, und als Mittenfrequenz 600 Hz gewählt, wovon ich mir etwas mehr nasale Durchsetzungskraft verspreche. Das kann man im Beispiel vor allem ab der zweiten Hälfte hören, wenn die Melodie gleichzeitig von zwei Stimmen gespielt wird. Vor allem der tiefen Lage stehen die 600 Hz mit leichtem Hang zum Stegtonabnehmer außerordentlich gut. Alle drei zu hörenden Bässe – also der beginnende Begleitbass sowie die beiden Melodiebässe – verwenden die identische EQ-Einstellung. Etwaige Soundunterschiede ergeben sich ausschließlich durch Anschlag und Spielposition der Anschlaghand:

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Aktiv, beide Tonabnehmer mit Balance in Richtung Steg, Mitten bei 600Hz voll offen, Bass und Höhen leicht angehoben
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Sehr große Stärken des Ibanez sehe ich im klanglichen Potenzial und der Bespielbarkeit in Verbindung mit einem Plektrum: Das enge Stringspacing, die generellen Klangeigenschaften sowie das gesamte Feeling auf dem Instrument schreien förmlich danach, das kleine Stück Plastik mit einzubeziehen. Wer einen Bass sucht, der im dichten Soundgewitter tiefer gestimmter Gitarren oder gar Siebensaiter bestehen will, der wird mit diesem Bass fündig. Selbst in einem mulmigen Playback kann man galoppartige Sechzehntel noch gut orten. Während die Mitteneinstellung bei 200 Hz sehr gut schiebt, vermag die Einstellung mit 600 Hz mit etwas deutlicherer Definition zu punkten:

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Aktiv, Halstonabnehmer, Mitten bei 200Hz voll offen, Höhen voll offen, Bass leicht angehoben Aktiv, Halstonabnehmer, Mitten bei 600Hz voll offen, Höhen voll offen, Bass leicht angehoben

Hier noch ein weiteres Beispiel mit Plektrum, diesmal unter Verwendung beider Tonabnehmer:

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Aktiv, beide Tonabnehmer, alle Frequenzen leicht angehoben, Mittenfrequenz 200 Hz

Bisher habe ich mich auf Sounds konzentriert, die vor allem die Mitten hervorheben. Der Bass kann natürlich auch das Gegenteil, indem man den Bereich des Mittenregler vorzugsweise bei 600 Hz absenkt, während man gleichzeitig Höhen und Bässe boostet. Das Klangbild verschiebt sich nun deutlich in Richtung “hochgradig clean” mit einer gesunden Portion “HiFi”. Es ist schon sehr beeindruckend, was die tollen Pickups und die Elektronik da im Paarlauf hinlegen! Das Fingerspiel wirkt abermals enorm detailreich – fast so, als würde der Bass direkt am Ohr kleben. Sobald man beginnt zu slappen, entfaltet sich eine erstaunliche Impulskraft. Die Dynamik und Härte des Slapsounds sind schon beeindruckend!

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Aktiv, beide Tonabnehmer, Bässe und Höhen angehoben, Mitten bei 600 Hz abgesenkt Aktiv, beide Tonabnehmer, Bässe und Höhen angehoben, Mitten bei 600 Hz abgesenkt, Slap

Als Schlusswort möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass man sich natürlich darüber im Klaren sein muss, dass der Ibanez Premium SR1405-DRF mit zwei Singlecoil-Tonabnehmern ausgerüstet ist. Beide Tonabnehmer gleichzeitig betrieben wirken demnach als Humbucker und sind absolut unempfindlich gegen Einstreugeräusche. Sobald sie jedoch einzeln verwendet werden, bieten sie Einstreugeräuschen typischerweise “freies Geleit”, so wie man es auch von Jazz Bass-Tonabnehmern her kennt.

Fazit

Der Ibanez Premium SR1405-DRF bietet für seinen Preis weitaus mehr, als man erwarten würde! Sound, Bespielbarkeit, Ausstattung und Verarbeitung liegen auf sehr hohem Niveau, und der Bass befindet sich auf einer Qualitätsstufe, für die man auch gut und gerne ein Vielfaches ausgeben kann.
In nahezu jeder denkbaren Präsentation seiner Qualitäten zeigt der Ibanez enorm viel Biss, der in einer “zahnlosen” Umgebung mitunter sogar fast aufdringlich wirken könnte, sodass man die Schärfe möglicherweise spieltechnisch bzw. am Amp zähmen muss. Die besten Ergebnisse dürfte dieser Ibanez in einer dichten “Wall of Sound” liefern – dort, wo es darum geht, dem Bass Gehör zu verleihen. Gerade in der modernen Soundästhetik, in der ein weicher Bass gegen monströs gemischte Kickdrums oder immer tiefer ansetzenden Gitarrentunings im Mix oftmals untergeht, bietet der Sound des Ibanez Premium SR1405-DRF eine Garantie, sich präzise durchzusetzen. Dabei bringt er große Spielfreude mit sich, sofern man ein enges Stringspacing mag oder bereit ist, sich daran zu gewöhnen. Auf jeden Fall einen Antestversuch wert!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • schönes Design, rot gebeizter Korpus mit attraktiver Riegelahorndecke
  • gute Ergonomie, als Fünfsaiter auch für kleine Hände gut geeignet
  • passiver und aktiver Betrieb möglich
  • aktive Dreiband-Elektronik mit variabler Mittenfrequenz (wählbar zwischen 200 Hz und 600 Hz)
  • zwei passive Singlecoil-Tonabnehmer mit versetzten Polepieces
  • exakt justierte 2D-Brücke mit Quickchange-Saitenaufhängung
  • flacher und schlanker Hals mit leicht asymmetrischem Profil und Titanverstärkung
  • tolle Verarbeitung
  • inklusive Softcase
  • sehr geringes Gewicht
Contra
  • EQ-Regler und Mitten-Kippschalter befinden sich sehr weit außen am Korpusrand (Vorsicht bei Transport im Gigbag!)
Artikelbild
Ibanez Premium SR1405-DRF Bass Test
Für 1.149,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Korpus: Mahagoni mit Riegelahorn-Decke, „Dark Rose Flat“, mattes Oil-Finish
  • Hals: vierfach geschraubt mit verlängerter Halslasche, fünffach laminiert (drei Streifen Wenge, zwei Streifen Bubinga), KTS Titanium-Verstärkung
  • Saiten: 5
  • Griffbrett: Palisander mit Abalone-Einlagen
  • Bünde: 24
  • Sattel: Graphit
  • Mensur: Longscale
  • Hardware Farbe: Messing, goldfarben
  • Mechaniken: Gotoh, 5 x klein, geschlossen, 2/3-Anordnung asymmetrisch
  • Bridge: Ibanez Monorail, 2D, Quickchange
  • Elektronik: Ibanez EQB-IIISC Dreiband mit Mittenschalter (200/600 Hz)
  • Schalter: zwei Toggle-Schalter: 1) Aktiv/Passiv 2) Mittenfrequenz (200/600 Hz)
  • Regler: Fünf Potentiometer für Volume, Balance, Bass, Mitten, Höhen
  • Tonabnehmer: zwei Nordstrand Big Singles 5
  • Lackierung: mattes Oil-Finish
  • Gewicht: 3,2 kg
  • Preis UVP: 1.395,- Euro
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Profilbild von xxx

xxx sagt:

#1 - 02.07.2015 um 22:40 Uhr

0

Ich bin selber Autor (bei einem Print-Magazin) und Bassist und muss euch echt mal ein Lob aussprechen. Eure Tests sind wirklich sehr gut gemacht, ihr habt top Musiker als Autoren und eure Audios und Fotos (die macht ihr ja wohl auch selber und benutzt keine Herstellerfotos) sind absolute Premiumklasse. Also echt: ganz dickes Lob. Leider kann ich mich hier nicht unter meinem echten Namen "outen", da ich ja bei der "Konkurrenz" bin. Weiter so - ein solches Portal braucht unsere Branche.
Greets...xxx

Profilbild von lars.bonedo

lars.bonedo sagt:

#2 - 03.07.2015 um 07:19 Uhr

0

Hallo, Herr Kollege!Vielen Dank für das nette Lob, über das wir uns sehr freuen! :-)Du hast Recht, wir sind hier komplett autark und erledigen alles in einer kleinen, gut geölten Maschinerie auf eigene Faust, von den Fotos über die Tests bis zu den Soundfiles, die ja extra jedes Mal von unseren Autoren mit den Testinstrumenten erstellt werden.Schöne Grüße und weiterhin viel Spaß beim Stöbern im Bassbereich von bonedo,Lars

Profilbild von Bert G.

Bert G. sagt:

#3 - 03.07.2015 um 10:57 Uhr

0

Oh, der Bass ist echt lecker, auch wenn ich nicht so der Rot-Fan bin. Ich bin auch immer wieder erstaunt, was Ibanez in diesem Preissegment abliefert. Schlicht perfekt und das durchzieht die Serie – das schaffen andere, jüngst stark ins Kreuzfreuer genommene Firmen mit G im Namen, nicht einmal in deutlich höherer Preislage so konsequent. Gibt es davon eignetlich keine 4-Saiterinnen?

Profilbild von lars.bonedo

lars.bonedo sagt:

#4 - 03.07.2015 um 11:07 Uhr

0

Hi Bert!Ja, das Preis-/Leistungsverhältnis bei Ibanez ist wirklich ziemlich beeindruckend. Doch, Viersaiter-Versionen dieser Instrumente gibt es auch!Viele Grüße, Lars

Profilbild von geheim

geheim sagt:

#5 - 04.07.2015 um 15:39 Uhr

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Hast du das Testmodell noch? Was wiegt der?

Profilbild von lars.bonedo

lars.bonedo sagt:

#6 - 06.07.2015 um 07:26 Uhr

0

Hallo!Solche Infos findest du bei uns immer in den "Technischen Spezifikationen" am Ende der Tests. Der Testbass bringt nur nur 3,2 kg auf die Waage.Viele Grüße, Lars

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