Ibanez BTB 770PB Test

Über die Geschichte von Ibanez und das Phänomen des guten Preis-Leistungsverhältnisses haben wir uns schon beim Test des Ibanez ATK 310 Basses ausgelassen. Und die BTB-Serie ist mit dem fünfsaitigen 775-PB-CN ebenfalls im bonedo Testfeld vertreten. Hier stellt sich nun ein viersaitiger Vertreter dieser Bassfamilie dem bonedo-Expertenteam zum Test. Interessant ist die BTB-Serie vor allem deshalb, weil sie der Motivation entspringt, Instrumente zu bauen, die sich dem Anspruch des Edelbasses nähern, aber auch für den strapazierten Geldbeutel noch erschwinglich sind. Rein optisch kann man einem Bass natürlich einen Edelanstrich verleihen, aber in der Praxis muss er dann auch beweisen, ob er den daraus resultierenden Erwartungen wirklich gewachsen ist.

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Betrachtet man die Grundausstattung, lässt der BTB die Hoffnung aufkeimen, dass sein Klangcharakter vielleicht doch etwas „Boutique“-Flair verbreiten könnte. Schließlich dienen nicht irgendwelche Tonabnehmer der Klangübertragung, sondern exklusiv für Ibanez entwickelte und gefertigte Bartolinis. Also machen wir uns ans Werk und sehen und hören, was der BTB 770 PB leistet.

Details

Das Holz:
Der BTB 770 PB ist mit einer ansehnlichen Variation unterschiedlicher Hölzer ausgestattet. Der fünfteilige, durchgehende Hals besteht aus drei breiten Ahorn- und zwei schmaleren Bubingastreifen sowie einem Palisandergriffbrett mit 23 Medium-Bünden für die E- und A-Saite, und dank einer geschwungenen Griffbrett-Erweiterung einem Bund mehr für D- und G-Saite. Die Mensur ist gegenüber einem Standard-Longscale-Bass leicht auf 35 Inch oder 889mm verlängert. Der Orientierung dienen Punkteinlagen aus Perlmutt.

Die Korpusform wirkt schlank und elegant. Dieser Effekt wird zusätzlich durch zwei tiefe Cutaways unterstützt, die sehr weit ausgeschnitten sind und bequemen Zugang bis zum obersten Bund gestatten. Die Seitenteile bestehen aus Mahagoni und die dazugehörige Decke aus sehr schön gemustertem Pappel-Wurzelholz, das durch seine Bernsteinfärbung (Amber) in diesem Fall recht edel zur Geltung kommt.

Die Hardware:
Der Sattel besteht aus schwarzem Kunststoff, und vier nahezu symmetrisch angeordnete, kleine, geschlossene Mechaniken gestatten eine fast schon zierlich-elegante Kopfplatte, die nach hinten abgewinkelt ist.

Der Steg in „Cosmo Black“ ist eine sogenannte Monorail II Bridge mit 19mm Stringspacing. Monorail bedeutet, dass für jede Saite eine eigene, individuelle Führungseinheit zur Verfügung steht, die nicht mit den anderen verbunden ist, was eine sehr genaue Verarbeitung erfordert. Klanglich erhofft man sich von solchen Konstruktionen eine bessere Isolation der Saiten zueinander. Je weniger Swingungen über den Steg auf die Nachbarsaiten übertragen werden, desto sauberer klingt die jeweils angeschlagene Saite, und auch Resonanzgeräusche an der Bridge selbst werden vermindert. Die Saite wird einfach eingehängt, straff gezogen und aufgespannt.

Die Klinkenbuchse an der Korpusunterseite hat ganz in Edelbassmanier einen Sperr-Mechanismus, der auch dann den Klinkenstecker noch hält, wenn man versehentlich auf das Kabel tritt. Erst das Betätigen des roten Entsperrhebels gibt die Klinke wieder frei. Durchaus lobenswert, sofern man nicht sogenannte „Quickchanges“ ausführen und in nur wenigen Sekunden den Bass wechseln muss.

Elektronik:
Das Herzstück des Ibanez BTB 770 PB bildet die Kombination von zwei exclusiv für Ibanez designten, passiven Bartolini MK2 Soapbar Tonabnehmern und der aktiven MK2-Dreiband-Klangregelung. Die Tonabnehmer können mittels Standard-Überblendregler stufenlos anteilig justiert werden.

Der Bassregler ist ein Low-Shelf-Filter, der bei etwa1 kHz einsetzt und die Frequenzen bis 20Hz um 16dB absenkt oder anhebt.

Der Höhenregler senkt als Shelf-Filter die hohen Frequenzen ab, beginnend bei 50 Hz, die größtmögliche Absenkung geschieht zwischen 5kHz und 20kHz mit runden 18dB. Beim Boosten verhält sich der Höhenregler eher wie ein großer Glockenfilter und betont vor allem die Höhen zwischen 1kHz und 10kHz bis zu 16dB.

Der Mittenregler der aktiven Klangregelung ist ein etwas engerer Glockenfilter (Bell) mit einer Centerfrequenz um 350Hz, die sich jeweils um 11dB absenken oder anheben lässt.

Die Elektronik ist auf 18 Volt ausgelegt und benötigt daher zwei 9V-Batterien. Die beiden sind in einem separaten Batteriefach auf der Rückseite untergebracht, das mit einem schwarzen Deckel und zwei Schrauben verschlossen ist.

Praxis

Der BTB 770PB ist rank und schlank, sodass er trotz der exclusiven Holzbestandteile, die zum Teil ja aus recht schweren Hölzern bestehen, auf ein angenehm leichtes Gesamtgewicht kommt. Sowohl im Sitzen als auch am Körper getragen fühlt er sich sehr gut an. Der tief ausgeschnittene untere Cutaway gestaltet den Zugang zum obersten Bund extrem komfortabel. Alles wirkt recht ergonomisch an diesem Bass, und durch die kleine Kopfplatte, die kleinen Mechaniken und den ausladenden oberen Cutaway hat man auch jeglichen Kopflastbestrebungen den Garaus gemacht.

Die Hardware macht einen guten Eindruck, die Mechaniken laufen gleichmäßig, die Bridge wirkt solide, und sämtliche Potis, mit Ausnahme des Volumenreglers, sind mit Mittelraste ausgestattet.

Die Zusammenarbeit zwischen Ibanez und Tonabnehmerguru Bill Bartolini begann bereits 1995. Bartolini genießt einen hervorragenden Ruf in der Basswelt, speziell durch seine wegweisenden Entwicklungen im Bereich der „Soapbar“-Tonabnehmer mit ihrer sehr gleichmäßigen Abnahme der Saitenschwingungen und ihren hervorragenden Soundeigenschaften. Viele Edelbasshersteller verwenden Tonabnehmer und Elektronik von Bartolini. Bei der Entwicklung der MK2 Pickups galt das Kerninteresse einem ausgeglichenen Klangbild zwischen Hals- und Stegtonabnehmer. Das Bestreben war, dem Halstonabnehmer noch mehr Tiefen zu verleihen und dem Bridgetonabnehmer zusätzlich „Edge“, aber trotzdem beide harmonisch aufeinander abzustimmen.

Was mich persönlich bei Tonabnehmern und Klangregelungen von Bartolini neben allen sonstigen guten Eigenschaften am meisten begeistert, ist die angenehme Durchsetzungskraft der Mitten. Der BTB macht hier keine Ausnahme. Wie man im folgenden Beispiel hören kann, ist das sowohl in der Bassbegleitung als auch im Solospiel von großem Vorteil. Der Begleitbass sitzt satt und tief im Playback, ohne zu wummern, der Solobass liegt souverän über dem Klangbild, ohne aufdringlich zu wirken. Bei der Schluss-Solofigur reicht die Linie bis zum 24. Bund, was überhaupt kein Problem darstellt, denn die Bespielbarkeit ist über das gesamte Griffbrett hervorragend, der Sound sehr ausgewogen. Die leicht verlängerte 35“-Mensur sorgt für eine hohe Saitenspannung, was zusätzlich speziell der Definition der E- und A-Saite zugutekommt.

Audio Samples
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Beispiel 1

Im nächsten Beispiel (Beispiel 2) hört man den BTB in einer zahmeren Variante. Wiederum schiebt die Begleitfigur sehr schön im Tiefbassbereich, ohne zu verschwimmen. Die Slide-Melodiefigur verzichtet komplett auf die Höhen und schmiegt sich angenehm ins Playback. Die Tap-Akkorde am Ende des Beispiels zeigen wiederum, dass Höhen beim BTB satt vorhanden sind, wenn gewünscht.

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Beispiel 2

Im dritten Beispiel präsentiert der BTB seinen Charakter beim rockigen Achtelspiel. Auch hier setzt sich der Bass selbst in der dichteren Streicherpassage ohne Probleme durch, und das, ohne übermäßig laut gemischt zu werden.

Audio Samples
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Beispiel 3

Der Ibanez BTB 770PB kann weit mehr, als sein Preis verrät. Allein die Auswahl exklusiver Hölzer, die hervorragende Verarbeitung und die exzellente Bespielbarkeit bieten bereits extrem viel für’s Geld. Mit der eingebauten Dreiband-Elektronik und den MK-2 Soapbar-Tonabnehmern, die von Bill Bartolini exklusiv für ihn entwickelt wurden, katapultiert sich der BTB 770PB aber definitiv in die allererste Schnäppchenliga. Der Bass klingt edelbassverdächtig satt, ausgewogen, definiert und facettenreich, spielt sich wie Butter und dürfte allen Stilistiken gewachsen sein. Unbedingt antesten!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragendes Preis- / Leistungsverhältnis
  • durchgehender, 5-teiliger Hals (Ahorn/Bubinga)
  • stufenloser Tonabnehmer-Überblendregler
  • Monorail-Bridge mit einfacher Saitenaufhängung zum schnellen Saitenwechseln
  • 2 x passive Bartolini MK-2 Soapbartonabnehmer mit Keramikmagneten (Quadcoil)
  • aktive Bartolini MK2 Dreiband-Klangregelung, 18V (2 x 9V-Block erforderlich)
  • separates 18V-Batteriefach
  • Klinkenbuchse mit Sperrmechanismus
  • Gigbag & Gurt inklusive
Contra
  • kein Passivbetrieb möglich
Artikelbild
Ibanez BTB 770PB Test
Für 748,00€ bei
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Facts
  • Korpus: Mahagoni mit Decke aus Pappelwurzel
  • Farbe: Bernstein (Amber)
  • Hals: Ahorn/Bubinga (fünfteilig)
  • Mensur: 35“ (Inch) oder 889mm
  • abgewinkelte Kopfplatte
  • Griffbrett: Palisander
  • Abalone Punkt-Inlays
  • 24 Medium-Bünde (24. Bund nur D- und G-Saite)
  • geschlossene, kleine Mechaniken (Cosmo Black)
  • Monorail Bridge (vier separate/getrennte Reiter)
  • Hardwarefarbe: Cosmo Black (CK)
  • Tonabnehmer: 2 x Bartolini MK-II Soapbar (passiv)
  • Klangregelung: Bartolini MK-II 3-Band Klangregelung (aktiv), alle Regler mit Mittelraste
  • Volume Poti
  • Tonabnehmer-Überblendregler
  • Klinkenbuchse mit Sperrmechanismus
  • Schwarzer Kunststoffsattel
  • Saiten: Elixir
  • Preis: 785,- Euro UVP
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Dominik sagt:

#1 - 16.07.2013 um 14:12 Uhr

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Habe den Bass auf Grund des Testberichtes länger in die engere Wahl einbezogen und nun tatsächlich auch käuflich erworben und was soll ich sagen? Super, alles genau so, wie im Test aufgeführt. Danke!

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