Anzeige

Hughes&Kettner Edition Tube 25th Anniversary Test

Kinder wie die Zeit vergeht … Woodstock ist mittlerweile 40 Jahre her, vor 30 Jahren veröffentlichte AC/DC das Album „Highway To Hell“ und der saarländische Amphersteller Hughes & Kettner feiert ebenfalls schon sein 25-jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch! In dieser Zeit haben die Damen und Herren aus St. Wendel viele Gitarristen mit ihrem Equipment beglückt – ich denke da an den Triamp, den Duotone oder die Tube-Pedale wie das Rotosphere oder den Tubeman Preamp – allesamt hochwertiges, röhrenbasiertes Werkzeug.

Der letzte große Coup war die Entwicklung des Vacuum Tube Inspectors, einer Teststation zur Qualitätsmessung und Selektion von Röhren, bevor diese in die Verstärker eingebaut werden. Von Anfang an präsentierte sich Hughes & Kettner als extrem innovativ und kombinierte schon früh traditionelle Röhrentechnik mit moderner Technologie, wobei man sich bei allen Produkten von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt an hochgesteckten Qualitätsansprüchen orientierte. Und dass die etwas wert sind, zeigt auch die Tatsache, dass bei den Boss-Multieffekten, neben den britischen und amerikanischen Klassikern, sogar eine gemodelte Version des Triamps auftaucht. Wir können den Machern aus dem Saarland also durchaus bescheinigen, dass sie es in den vergangenen 25 Jahren richtig gemacht haben.
Zum Jubiläum gibt es ganz bescheiden einen kleinen 20 Watt starken Röhrencombo, der sich jetzt auf unseren bonedo-Test freut. Packen wir also das Geburtstagsgeschenk aus und lassen uns überraschen, was es so zu bieten hat.

Anzeige

GEHÄUSE/OPTIK
Das Gehäuse des Edition Tube 25th Anniversary besteht aus 13 mm starkem, schwarz lackiertem Multiplex. Der Combo ist mit einem 12“ Celestion G12T-100 Lautsprecher bestückt und als Toploader konzipiert, das schwarze Bedienfeld mit den silbernen Reglern ist also auf der Oberseite leicht abgesenkt montiert zu finden. Das spart Platz in der Höhe, und somit ist der Verstärker mit einer Breite von 556, einer Höhe von 480, einer Tiefe von 276 mm und einem Gewicht von 18,4 Kilo sehr gut alleine zu transportieren. Der Tragegriff auf der Oberseite ist so angebracht, dass sich der Amp  sehr gut ausbalanciert tragen lässt – die Ecken sind mit Plastikschonern gut gegen versehentliche Feindberührungen gesichert. Zum Schutz des Lautsprechers wurde die komplette Frontseite mit einem schwarz/silbrig glitzernden Bespannstoff überzogen. Ein weißer Kunststoffkeder ziert die Innenkanten, was der Front einen edlen Touch gibt.

Zum Jubiläum strahlt dem Gitarristen der Schriftzug auf der Vorderseite in Silber entgegen. Für das optimale und rutschsichere Stehvermögen sorgen vier Gummifüße auf der Unterseite des Gehäuses. Die Rückseite ist bis auf eine 30 mm hohe Bassreflex-Öffnung am unteren Ende geschlossen. Durch diese Öffnung bekommt man das Metallgehäuse der Accutronics Hallspirale zu sehen, denn bei diesem Amp gibt es keinen Digitalhall, Old-School ist wieder angesagt. Außerdem beherbergt das Innenleben des Verstärkers zwei EL34 Röhren in der End- und zwei 12AX7 in der Vorstufe.

BEDIENFELD
Der Edition Tube 25 hat zwei Kanäle (Clean und Lead) , die sich eine traditionelle Dreiband-Klangregelung mit Treble, Middle und Bass teilen. Jeder der beiden Kanalzüge hat einen Volume-Regler für die Endlautstärke, der Lead-Kanal besitzt zusätzlich noch einen Gainregler zum Einstellen des Verzerrungsgrades. Umgeschaltet werden die beiden mit einem Druckschalter auf dem Bedienfeld oder dem Fußschalter FS-1, der leider nicht zum Lieferumfang gehört. Schade, denn meines Erachtens sollte bei jedem zweikanaligen Verstärker, der auf der Bühne gespielt werden kann, ein Fußschalter im Karton liegen.

Damit man weiß, welcher Kanal gerade aktiv ist, leuchtet beim cleanen Kanal im Falle des Falles eine gelbe LED, beim Lead-Channel eine rote. Die Intensität des Federhalls wird mit dem Reverb-Regler auf der linken Seite des Panels eingestellt. Trotz Röhrenschaltung gibt es nur einen On/Off-Schalter und keine zusätzliche Standby-Funktion, denn das Aufwärmen der Röhren erledigt der Amp selbst. Er fährt erst nach einer kurzen Aufwärmphase hoch und ist dann auch in voller Lautstärke zu bespielen. Ist der Verstärker eingeschaltet, leuchtet die LED im Schalter.

Click to enlarge

RÜCKSEITE
In der Mitte der verschraubten Rückwand finden wir das Panel mit den zusätzlichen Lautsprecheranschlüssen, dem Effektweg und dem Netzanschluss. An den Edition Tube 25 kann eine zusätzliche Lautsprecherbox mit einer Impedanz von 8-16Ω angeschlossen werden, wobei diese parallel angesteuert wird. Das heißt, der interne Speaker läuft immer mit. Der Effektweg ist seriell geschaltet, einen Regler oder Schalter zur Pegelanpassung gibt es nicht, aber mit den gängigen Tretminen und Multieffekten gab es während des Test keinerlei Anpassungsprobleme.

Click to enlarge
Anzeige

PRAXIS
 
Wir beginnen unseren Praxis-Check mit dem cleanen Kanal. Dazu habe ich die Klangregelung in eine neutrale mittlere Position gebracht, das heißt, Treble, Middle und Bass stehen auf 12 Uhr, der Volume-Regler auf 9, und schon jetzt überrascht der Verstärker mit respektabler Lautstärke. Hier ist das Ergebnis mit einer Strat.

Audio Samples
0:00
Clean

Mit seinem etwas höhenbetonten Basischarakter zeigt sich der Amp angelehnt an amerikanische Vorbilder. Dreht man die Mitten etwas heraus und Bässe und Treble weiter auf, erhält man einen wunderbar perligen Ton, der sich bestens für Begleitungen mit Akkord-Arpeggios eignet. Der Clean-Channel hat diese schönen klaren Höhen, die man bei unverzerrten Sounds benötigt, um im Bandgefüge gehört zu werden, ohne dass den Musikern auf der Bühne die Ohren klingeln, weil der Ton so schrill ist.

Audio Samples
0:00
Sparkle

Jetzt wird etwas extremer geschraubt und wir gehen an die Grenzen … Dazu habe ich den Treble-Regler voll aufgedreht, den Bass auf 16 und die Mitten auf 11 Uhr justiert. Schließt man nun eine Tele an und wählt den Halspickup, bekommt man diesen „Voll-in-die-Fresse“-Funksound: Einen extrem knackigen Attack und trotz voll aufgerissenem Treble-Regler nichts Bissiges oder Schrilles – was von einer sehr guten Voreinstellung der Klangregelung zeugt!

Audio Samples
0:00
Clean Funk

Nachdem wir die Grenzen der Klangregelung getestet haben, geht es an die Lautstärke. Mal sehen, wie laut der Amp klingen kann, bis die Verzerrung der Endstufe einsetzt. Für den Härtetest muss eine Gitarre mit Humbuckern herhalten, in diesem Fall eine ES-335, und bei etwa 13 Uhr – am Volume-Regler wohlgemerkt –  fängt der Clean-Channel leicht zu zerren an. Da befinden wir uns aber schon in Lautstärkebereichen, die sich in jeden Fall auch auf der Bühne sehr gut durchsetzen. Für den Jazzkeller oder den Gig mit der Funk-Soul-Combo im kleinen Club sind die Cleanreserven daher völlig ausreichend.

Was leider negativ auffällt, ist der Hall. Ich weiß nicht, ob ihr es beim Beispiel “Clean max.” gehört habt, aber was da im Hintergrund mitsummt, ist der Hall. Eigentlich ist er komplett heruntergedreht, aber immer noch leise mit dabei. Beim Spielen von längeren Tönen oder Akkordgeschrammel fällt es nicht weiter ins Gewicht, aber kurze, perkussive Anschläge ziehen immer eine leise Hallfahne hinter sich her. Mich hat es jedenfalls gestört, obwohl das Problem beim Lead-Channel nicht so extrem zum Tragen kommt. So klingt der Clean-Channel bei einem kurzen Anschlag mit komplett heruntergedrehtem Reverb.

Audio Samples
0:00
Clean Max. Reverb

Wer allerdings auf Federhall steht, der kommt mit einem schönen, warmen Reverbsound auf seine Kosten, der sehr gut zu jazzig angehauchten Cleansounds mit der Semi-Akustikgitarre passt. Die Klangregelung ist uhrmäßig wie folgt eingestellt: Treble 9,  Middle 12, Bass 15.

Audio Samples
0:00
Semi-Acoustic

Dreht man den Clean-Channel voll auf und traktiert ihn mit einer Humbucker-Gitarre, bekommt man eine satte Endstufenverzerrung bei recht hoher Lautstärke. Immer wieder erstaunlich, was 20 Watt so alles vibrieren lassen können! Auch die dynamische Ansprache, also die Steuerung des Verzerrungsgrades über den Anschlag an der Gitarre, bietet keinen Grund zur Kritik. Sehr schön!

Der Channel-Switch-Taster ist gedrückt, die Klangregelung ordentlich in die mittlere Position gerückt und wir hören uns den Lead-Channel mit einer Strat an. Der Gain Regler steht auf 9 Uhr und wir erhalten einen höhenbetonten Crunchsound.

Audio Samples
0:00
Lead min.

Classic-Rock-Sounds erzeugt man mit einer SG und einer Gaineinstellung bei 10 Uhr. Dabei habe ich die Mitten auf 16 Uhr weit aufgedreht und Treble und Bass bei 12 Uhr in mittlerer Position belassen.

Audio Samples
0:00
AC Riff

Trotz weit aufgedrehtem Mittenregler und zurückgenommenen Höhen hat der Amp nicht diesen warmen britischen Ton, sondern eher einen leicht aggressiven Zerrsound mit einer Anhebung in den oberen Mitten und Höhen. Grund genug, dass wir uns den Wirkungsbereich der Klangregelung etwas genauer anschauen. Es geht los mit dem Treble-Poti. Der Regler steht erst auf Minimalposition und dann auf Maximum. Die beiden anderen, Middle und Bass, bleiben auf 12 Uhr.

Audio Samples
0:00
Treble

Die Höhen werden ab etwa 2 kHz extrem angehoben, was den Sound in diesem Kanal bei Einstellungen ab 14 Uhr sehr schrill werden lässt. Das kommt daher, dass bei höheren Werten zusätzlich zum Höhenboost auch noch die Bässe abgesenkt werden und der Klang somit an Wärme verliert und extrem kratzig wird. Das ist leider kein Vergleich zum perligen Cleansound bei aufgedrehtem Treble-Regler.

Jetzt ist der Middle-Regler am Start, zuerst abgedreht, dann voll auf. Die beiden anderen stehen auf 12 Uhr.

Audio Samples
0:00
Middle

Middle wirkt ab etwa 700 Hz, hat einen recht breitbandigen Wirkungsgrad und senkt dadurch bei niedrigeren Werten die restlichen höheren Frequenzen mit ab. Das heißt, dass der Pegel komplett abgesenkt wird, dreht man die Mitten heraus, wie man am Audio Beispiel deutlich hören konnte.

Der Wirkungsbereich des Bassreglers ist der kleinste von allen Dreien, was auch völlig normal ist. Dreht man ihn voll auf, dann wird der Gesamtsound etwas wummerig. Hier das gleiche Spiel wie vorher: Bass zuerst komplett weg, dann voll aufgedreht, während Treble und Middle auf 12 Uhr eingestellt sind.

Audio Samples
0:00
Bass

Mit komplett zurückgenommenen Mitten und weiter aufgedrehten Höhen und Bässen kann man auch mit dem kleinen Combo in Richtung Modern Rock/Metal Riffs so Einiges veranstalten. Selbstverständlich habe ich den Gainregler etwas höher eingestellt.

Audio Samples
0:00
Mid Scoop Metal

Ich bin wirklich sehr vom Druck und Abstrahlverhalten des 12“ Speakers beeindruckt. Manche 1×12 Combos klingen ab einer gewissen Lautstärke immer etwas „nölig“ und blechern, weil eben die größere Membranfläche für einen amtlichen Schalldruck fehlt, aber der Edition Tube macht eine wirklich gute Figur: breiter Abstrahlwinkel und druckvoller Sound.
 
Zu guter Letzt widmen wir uns dem Gainregler und seiner Macht … zuerst Minimaleinstellung, dann 12 Uhr und danach auf 17 Uhr die volle Presse. So klingt das Ganze mit einer Les Paul.

Audio Samples
0:00
Gain

Die Bandbreite des Verzerrungsgrades ist groß, von knackigen Crunchsounds bis zu Hi-Gain Lead-Tones ist einiges im Angebot. Der Ton wird jedoch bei höheren Gain-Einstellungen etwas matschig, die Anschläge, die vorher zu hören waren, verschwinden im Distortion-Dschungel.

Anzeige

FAZIT
Der Hughes & Kettner Edition Tube 25th Anniversary löst bei mir eine zwiegespaltene Reaktion aus. Verarbeitung und Optik sind sehr gut. Der Amp ist für einen 1×12 Combo noch relativ leicht und lässt sich gut transportieren, das Teil ist robust gebaut und somit für das harte Leben auf den Bühnen und in den Übungsräumen gewappnet. Der cleane Kanal überzeugt voll und ganz mit einem seidigen Klang und hohen Lautstärkereserven ohne Zerren. Wenn er dann übersteuert, setzt eine angenehme Endstufenverzerrung ein, mit der man sehr dynamisch arbeiten kann. Der Lead-Channel hat mir leider nicht so gut gefallen. Er klingt in meinen Ohren etwas zu kratzig und es fehlt an Wärme und Transparenz. Vor allem bei höheren Gain-Einstellungen komprimiert der Verstärker zu stark und der Anschlag ist nicht mehr deutlich hörbar. Dafür macht der Verstärker, wenn er sozusagen im richtigen Licht steht, einen satten Druck mit seinem 12“ Lautsprecher. Aus diesem Grund sollte man den Amp auf jeden Fall antesten, wenn man auf der Suche nach einem druckvollen Combo ist. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in Ordnung.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Satter Sound des 12“-Speakers, breiter Abstrahlwinkel
  • Hohe Lautstärke-Reserven im Clean-Bereich
  • Perliger Clean-Sound
Contra
  • Wirkungsweise der Klangregelung im Lead-Channel
  • Reverb klingt mit, obwohl er komplett abgedreht ist (Clean-Channel)
Artikelbild
Hughes&Kettner Edition Tube 25th Anniversary Test
Für 365,00€ bei
Technische Daten Hughes & Kettner Edition Tube 25th Anniversary
  • Hersteller: Hughes & Kettner
  • Modell: Edition Tube 25th Anniversary
  • Typ: Röhrencombo
  • Ausgangsleistung: 20 Watt
  • Röhrenbestückung: 2x EL34 (Endstufe), 2x 12AX7 (Vorstufe)
  • Lautsprecher: 12“ Celestion G12T-100
  • Lautsprecher Anschluss: 1x 8-16Ω parallel
  • Bedienfeld: Reverb, Treble, Middle, Bass, Master, Gain, Volume, Input und Footswitch-Buchse
  • Rückseite: Effekt Send/Return, Lautsprecher Anschluss
  • Abmessungen: 556 x 480 x 276 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 18,4 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel
  • Preis: 699,- Euro UVP
Hot or Not
?
Editon_Tube_25_komplett Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Martin

Martin sagt:

#1 - 22.04.2015 um 14:25 Uhr

0

Seit 5 Jahren bin ich Besitzer dieses AMPS.
Der Clean Kanal ist absolute Spitze (der abgedrehte Reverb klingt bei mir nicht nach).
Der Drive Kanal ist gelinde gesagt unbrauchbar. Hätte H&K es beim Einkanäler gelassen sähe die Bewertung komplett anders aus. Der Clean Kanal wie auch der Einschleif FX arbeiten hervorragend mit Bodentretern. Die Crunch und Lead Sounds lassen sich mit Bodentretern am Clean Kanal mit hervorragender Soundqualität Qualität realisieren. In Sachen Langlebigkeit gibt es nichts zu meckern. Die russischen Röhren scheinen unverwüstlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Some Bluesy Sounds with the Quilter Elevate!