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Heavyocity Scoring Guitars 2 Test

Der 2003 gegründete Hersteller Heavyocity ist inzwischen ein Begriff für hochwertige Sounds mit einem Fokus auf Film- und Gamemusik, was die Verwendung in herkömmlichen Musikproduktionen aber keinesfalls ausschließt. Die für Native Instruments Kontakt erhältliche Library Scoring Guitars 2 wird auch als Gravity Pack 05 bezeichnet, da die Engine des populären Scoring-Tools Gravity als Basis dient. Der Besitz dieser umfassenden Library ist zum Verwenden von Scoring Guitars 2 aber nicht notwendig.

Heavyocity_Scoring_Guitars_2_B01_GUI_Test


 Wie man unschwer dem Namen entnehmen kann, dienen primär (E-)Gitarren-Samples als Basis der insgesamt 388 Kontakt-Instrumente, welche die bereits seit Längerem erhältliche Library Scoring Guitars (Gravity Pack 03) ergänzen. Beim Stichwort Scoring denkt man vielleicht eher an Streicher wie Heavyocitys Novo Modern Strings und nicht automatisch an Gitarren, von daher bin ich sehr gespannt, was mich bei dieser Library erwartet und wie sich die Sounds einsetzen lassen.

Details

Download und Installation

Nach dem Kauf erhält man die Seriennummer sowie eine ausführliche Installationsanleitung per E-Mail. Der Download und die Installation erfolgen über einen eigenen Installer, welcher die heruntergeladenen RAR-Dateien selbständig entpackt und die Library automatisch installiert, ohne dass man irgendwelche Dateien in irgendwelche Ordner schieben muss, wie es bei anderen Produkten schon mal der Fall ist. Nach der Eingabe meiner Seriennummer in die Native Instruments Managing-Software „Native Access“  konnte ich die Library unmittelbar in meiner Vollversion von Kontakt 5 öffnen. Wer bisher keine Version des Samplers besitzt, kann hier den kostenlosen Player herunterladen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Library hat einen eigenen Installer.

Instruments

Scoring Guitars 2 beinhaltet insgesamt 388 Kontakt-Instruments, wobei sich diese hohe Anzahl tendenziell in den umfangreichen Darbietungsalternativen der vorhandene Sounds begründet. So existieren beispielsweise jeweils eigene Instruments zu allen Samples, die in Soundmenüs (Multisamples mit 1 Sound je Key) enthalten sind. Generell sind die Instruments in folgende Kategorien unterteilt:

  • Ambient Beds and Drones
  • Melodic Pulses and Phrases
  • Pads
  • Rhythmic Pedals

Innerhalb dieser Kategorien gibt es viele Instruments, in welchen die jeweiligen Samples mit oder ohne Effekt (im Audiofile) vorliegen sowie optionale Varianten, in denen die Samples rückwärts abgespielt werden. Weiterhin bestehen diverse Instruments, beispielsweise in der Kategorie Pad, aus dreifachen Layern, deren einzelne Bestandteile ebenfalls als eigenes Instrument vorliegen. Auf den ersten Blick mag dies ob der Masse vielleicht etwas unübersichtlich sein. Allerdings kann sich diese pedantische Aufteilung und das Wissen darum, dass alle Bestandteile als separates Instrument (mit eindeutiger Benennung) vorhanden sind, im intensiven Produktionsprozess als Vorteil erweisen.

Key-Mapping und Performance-Effekte

Zusätzlich zum Abspielen der Samples lassen sich über MIDI-Noten instrumentenspezifische Funktionen steuern. Praktisch ist das bei Instruments, bei denen auf jeder Taste ein anderes Drone-Sample liegt. Über die tieferen Lagen des Keyboards lassen sich verschiedene Tonhöhen des getriggerten Samples bis hin zu Melodien spielen. Ebenfalls zum Kreativeinsatz eignen sich die sogenannten Trigger FX (TFX), mit denen sich über die Betätigung der Keys F6 bis A6 die Effekte Distortion, LoFi, Filter, Panner und Delay steuern lassen. Die Tasten Bb6 bis C7 aktivieren bzw. deaktivieren den Motion Sequencer, in welchem rhythmische Modulationen von Volume, Pan und Pitch programmiert und auch gespeichert werden können.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf den blau markierten Keys liegen Samples, die pink markierten verändern die Tonhöhe.

Klangverändernde Parameter

Obwohl Scoring Guitars 2 bereits jede Menge durchdesignter Sounds bereitstellt, bestehen selbstverständlich noch vielfältige Möglichkeiten zur Klangformung. Neben den fast schon obligatorischen (Master-)Effekten Reverb, Chorus und Delay (sowie Distortion) befindet sich mittig im GUI ein prominenter Drehregler, mit welchem sich die Intensität der Effekte Twist und Punish einstellen lässt. Bei letzterem handelt es sich um eine Kombination aus Kompression und Sättigung für die Extraprise „Impact“, sofern hierzu Bedarf besteht. Twist ähnelt einer Filtermodulation inklusive LFO mit metrischen Regelzeiten, wodurch sich ein Klang auch ohne den Einsatz von TFX und Motion lebendig gestalten lässt. Natürlich gibt es auch eine Hüllkurve für die Lautstärke, welche je nach Architektur des Instruments (Menü, Layer) sogar für jedes Element/Sample separat vorliegt. Gleiches gilt für die EQ/Filter-Sektion, die ebenfalls jedem Sample/Layer eine eigene Einstellung ermöglicht, sofern dies gewünscht wird. Zusätzlich gibt es noch einen Master EQ zur Frequenzregelung des kompletten Kontakt-Instruments.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Filter ist per Hüllkurve und LFO modulierbar.
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Praxis

Klang

Die Klangqualität ist durchweg von hervorragender Qualität, und aus ästhetischer Sicht haben mich vor allem die atmosphärischen Drones überzeugt, deren Gitarren-Gene nicht immer offensichtlich sind. Die sogenannten „Pulses and Phrases“ entsprechen in etwa kurzen Licks, Sequenzen und Kadenzen von E-Gitarren, deren Verwendung in mir einen Hauch von „Lethal Weapon“-Romantik hervorruft. Nachdem aktuell der synthetische Stil der 80er – Stichwort „Stranger Things“ – wieder ganz hip ist, kann man allerdings nicht ausschließen, dass auch diese Ästhetik ins Filmgeschäft zurückkehrt. Im folgenden Audiobeispiel ist eine Collage aus den genannten Elementen zu hören.

Audio Samples
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Mix – Drones, Pulse & Phrases

Temposynchronität

Alle Tempo-relevanten Elemente werden in einer absolut überzeugenden Qualität synchron zum Songtempo abgespielt. Im Folgenden hören wir zunächst die rhythmischen Elemente des ersten Audiobeispiels in 120, 80 und 140 BPM. Darauf folgt eine Aneinanderreihung verschiedener Patterns der Kategorie „Rhythmic Pedals“ in 120 und 100 BPM.

Audio Samples
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Pulse 120 BPM Pulse 080 BPM Pulse 140 BPM Rhythmic Pedals 120 BPM Rhythmic Pedals 100 BPM

TFX und Motion

Für ein Plus an Lebendigkeit und Individualität bietet sich der Einsatz des Motion Sequencer und der Trigger FX an. Beide Funktionen lassen sich wahlweise per MIDI-Note oder auch direkt im GUI (de-)aktivieren. In den folgenden Audiobeispielen hören wir diese Effekte im Einsatz.

Das Mapping wird sinnvollerweise direkt im GUI angezeigt.
Das Mapping wird sinnvollerweise direkt im GUI angezeigt.
Audio Samples
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Pulse G Minor – No FX Pulse G Minor –Motion Pulse G Minor – TFX

Tonales

In den bisherigen Audiobeispielen waren in erster Linie Retorten bzw. vorgefertigte Phrasen zu hören, doch man kann mit Scoring Guitars 2 auch aktiv musizieren. In der Kategorie Pad befinden sich nicht ausschließlich Pad-Sounds, aber die meisten Instruments sind auf herkömmliche Weise tonal spielbar, wie im Folgenden zu hören ist. Wie bereits erwähnt, sind ebenfalls die Multisamples, deren Tonhöhe über den pink markierten Bereich gesteuert werden kann, melodisch verwendbar. Im übernächsten Hörbeispiel geschieht dies mit einer Auswahl von Drone Sounds, was teilweise Mellotron-artige Klänge erzeugt.  

Pads bestehen aus drei Layern mit getrennten Klangregelungsmöglichkeiten.
Pads bestehen aus drei Layern mit getrennten Klangregelungsmöglichkeiten.
Audio Samples
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„Pads“ Drones G Minor Keychange

Sonstiges

Die Arbeit mit der Kontakt-Library offenbart keine nennenswerten Schwachpunkte. Der CPU-Bedarf hält sich in praktikablen Grenzen, und die Bedienung von Scoring Guitars 2 ist durchweg logisch. Lediglich die Gestaltung des GUI mit seiner teilweise filigranen Schrift auf dem wenig kontrastierenden Hintergrund könnte für meinen Geschmack etwas übersichtlicher und klarer sein. Wie ist das neue Gravity Pack von Heavyocity insgesamt zu bewerten?

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Fazit

Scoring Guitars 2 ist aus meiner Sicht eher ein interessantes Nischenprodukt als das ultimative Must-have für Filmmusiker und sonstige Musikschaffende. Aber schließlich scheint es das Ziel der Gravity Packs von Heavyocity zu sein, keine Nische unbesetzt zu lassen. Wer auf der Suche nach einer derartigen Klangästhetik ist, wird mit der gut produzierten und inspirierenden Kontakt-Library seine Freude haben. Für den universelleren Einsatz in Musikproduktionen hätte ich mir lediglich einige Dur-Alternativen innerhalb der atmosphärischen Klanggebilde und Phrasen gewünscht. Insgesamt betrachtet ist Scoring Guitars 2 eine empfehlenswerte Library zu einem angemessenen Preis.

PRO
  • überzeugende Klangqualität
  • Temposynchronität der Samples in überragender Qualität
  • individuelle und inspirierende Ästhetik
  • lebendiges Klangbild durch Trigger FX und Motion Sequencer
  • praktikable Key-Mappings
CONTRA
  • „Moll-Lastigkeit“ nicht optimal für den universellen Einsatz in Musikproduktionen
Heavyocity_Scoring_Guitars_2_B01_GUI_Test
Technische Spezifikationen
    Unser Fazit:
    4 / 5
    Pro
    • überzeugende Klangqualität
    • Temposynchronität der Samples in überragender Qualität
    • individuelle und inspirierende Ästhetik
    • lebendiges Klangbild durch Trigger FX und Motion Sequencer
    • praktikable Key-Mappings
    Contra
    • „Moll-Lastigkeit“ nicht optimal für den universellen Einsatz in Musikproduktionen
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    Heavyocity Scoring Guitars 2 Test
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