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Harley Benton Custom Line CLD-15MCE Solid Wood Test

Ein Grund, sich der Harley Benton CLD-15MCE näher zu widmen, ist die Tatsache, dass sie aus massivem Mahagoni gefertigt ist und damit zu einer Gattung von Westerngitarren gehört, die stetig an Beliebtheit gewinnt. Seit ihrer Geburt im Jahr 1916 zieht die Dreadnought Gitarristen in ihren Bann, und während die Stars kamen und gingen, wurde sie zum unsterblichen Klassiker. Kein Wunder also, dass fast alle namhaften Hersteller Replikate dieses populären Gitarrentyps anbieten.

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Auch die CLD-15 MCE greift in Form und Material Designmerkmale der “alten” D-15 auf, die Martin ab 1935 im Mahagoni-Outfit kostengünstig produzierte. Deshalb wurde auch die Bezeichnung “D-15” hier wohl kaum zufällig gewählt, zumal viele Details wie die offenen Mechaniken, die kleinen Stimmflügel oder die Mattlackierung ebenfalls nicht fehlen. Ansonsten sieht man sich als Hersteller natürlich auch verpflichtet, Zugeständnisse an die Moderne zu machen, die einen justierbaren Stahlstab, einen Cutaway und ein leistungsfähiges Tonabnehmersystem einfordert.

Details

Korpus

Der Resonanzkörper kommt nicht nur mit den altbekannten Proportionen, sondern auch mit den standardgerechten Abmessungen. Mit zwei ausladend taillierten Zargen, die eine Tiefe zwischen 10 cm am Hals und 12,6 cm am Knopf aufweisen, steht auch unsere Kandidatin in der Tradition der klassischen Dreadnought, die zu den Gigantomanen unter den Akustikgitarren zählt. Inzwischen gehört, wie schon erwähnt, ein Cutaway ebenfalls zum guten Ton, auch wenn dieser das Luftvolumen vermindert.

Die Decke aus massivem Mahagoni besteht aus zwei symmetrisch gemaserten Teilstücken. Das Farbspektrum mit lebendigen Strukturen reicht von Rötlichbraun bis hinein ins Dunkelbraun. Die mittig verlaufende Nahtstelle wurde gekonnt kaschiert. Ein rundum laufender Holzstreifen am Boden- und Deckenrand dient als Stoßkante. Gitarren mit Mahagonidecke werden vorzugsweise auch mit einem Boden und Zargen aus dem gleichen Holz gefertigt. Da der Hersteller überall massives Mahagoni verarbeitet hat, überrascht auch der erfreulich günstige Kurs, der dafür aufgerufen wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Massives Mahagoni wurde bei der Herstellung der Harley Benton Custom Line CLD-15MCE Solid Wood verwendet.

Der Saitenhalter besteht aus dunkelbraunem Pau Ferro. Dazu unten mehr. Die Saiten werden mit Ball-Ends und Pins arretiert, die am Unterbauch Platz genommen haben. Die kompensierte (diagonal eingelegte) Stegeinlage aus echtem Knochen ruht wackelfrei in der Ausfräsung. Eine Stegeinlage aus echtem Knochen ist hart, gleichmäßig konsistent und überträgt die Schwingungen der einzelnen Saiten deshalb optimal auf die Decke. Der rückversetzte Auflagepunkt für die B-Saite leistet einen konstruktiven Beitrag zur Verbesserung der Intonation.

Fotostrecke: 4 Bilder Beim Saitenreiter kommt dunkelbraunes Pau Ferro zum Einsatz.

Die dekorative Schalllochverzierung besteht aus zwei konzentrischen Ringen, ansonsten kommt die CLD ohne preistreibende Glanzlichter klar, wiewohl das authentische Teardrop-Schlagbrett nicht fehlen darf. Der gesamte Korpus ist perfekt mattglänzend versiegelt, sodass die Strukturen überall durchschimmern.
Die CLD-15 MCE kommt mit einer langen Mensur (= Normalmensur), wodurch die nötige Saitenspannung produziert wird, um einen größeren Korpus in Schwingung zu versetzen.

Fotostrecke: 2 Bilder Unterhalb des Schalllochs ist ein Schlagschutz in Teardrop-Form aufgeklebt.

Interieur

Auch im Innenraum werden die altbewährten Muster reproduziert. Ein massiver Halsblock aus Mahagoni, der mit der Decke, dem Boden und den Zargen verleimt ist, bildet das Herzstück. Die Decke ist mit zwei längeren Hauptstreben unterbaut, die sich hinter dem Schallloch überkreuzen (X-Bracing). Kaum vorstellbar, dass eine Dreadnought mit einem anderen Balkensystem aufläuft. Die Streben sind im Unterbug bogenförmig ausgehöhlt (scalloped), was man allerdings bei einem flüchtigen Blick ins Schallloch nicht sehen kann. Das Gleiche gilt auch für die Nebenleisten. Jedenfalls erhält die Decke dadurch noch mehr Hub.
Der fragile Schalllochbereich wurde mit zusätzlichen schmalen Holzstreifen verstärkt und zur Vergrößerung der Aufleimstellen ist rundum am Boden- und Deckenrand eine Verstärkung aus keilförmig gesägten Reifchen eingesetzt. Ein Leiterbracing (insgesamt vier Querbalken) und ein Bodenmittelstreifen sorgen dafür, dass sich die Bodenhälften nicht voneinander lösen. Mängel konnte ich hier nicht entdecken.

Im Inneren klebt ein Label mit Hinweis auf Hersteller, Modellbezeichnung und Seriennummer.
Im Inneren klebt ein Label mit Hinweis auf Hersteller, Modellbezeichnung und Seriennummer.

Elektronik

Wir checken nun in der Elektronikabteilung ein. Preamp und Tonabnehmer stammen vom renommierten Hersteller Fishman. Die quadratische Steuereinheit (51 x 51 mm), ein Presys II, hat in der Zarge Platz genommen. Sie ist mit den nötigen Funktionen ausgestattet und leistet sich keinen Luxus, der Sound wird lediglich mit den Controllern Bass und Treble eingestellt. Die Phasenlage des Signals wird bei Bedarf mit dem Phase-Taster gedreht und für die optimale Stimmung sorgt das integrierte Stimmgerät, das mit einem separaten Taster in Stellung gebracht wird. Ein rundes beleuchtetes Display gibt ein entsprechendes Feedback. Der Ton wird am Ausgang stummgeschaltet, wenn das Stimmgerät in Betrieb genommen wird. Leider kann der Kammerton nicht kalibriert werden.
Eine rote LED zeigt den Zustand der 9-Volt-Batterie an, die im Lieferumfang enthalten ist und mit einer Laufleistung von 111 Stunden auch eine ausgedehnte Tour überleben sollte. Der 9V-Batterieblock befindet sich in einem separaten Fach in der Zarge neben dem Endpin.

Fotostrecke: 5 Bilder Harley Benton hat der Custom Line CLD-15MCE Solid Wood ein Tonabnehmersystem mit auf den Weg gegeben.

Hals und Griffbrett

Hals, Halsfuß und Kopfplatte sind stabil miteinander verleimt und bestehen natürlich auch aus Mahagoni. Kaum wahrnehmbare Struktur- und Farbunterschiede verraten, wo die Stöße verlaufen. Der spitze Halsfuß ist auf der Seite der Zarge standardgerecht mit dem Halsblock im Innenraum verzapft und verleimt, wobei die obligatorische Schwalbenschwanzverbindung (Dovetail) auch dauerhaft für stabile Verhältnisse sorgt.Die Halskrümmung kann im unteren Drittel mit einem eingelegten Halsstab eingestellt werden, die dazugehörige Stellschraube findet man im Schallloch unter dem Griffbrett. Das Zubehör beinhaltet den dazu benötigten Sechskantschlüssel, allerdings wurde der dünne Hals werksseitig optimal eingestellt, sodass momentan kein Handlungsbedarf besteht.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Cutaway erleichtert das Spielen in den hohen Lagen.

Das aufgeleimte Griffbrett besteht aus feinporigem dunklem Holz, das auch unter der Bezeichnung Pau Ferro bekannt ist. Pau Ferro, auch Santos Palisander, ist ein südamerikanisches Tonholz mit glatter Oberfläche und angeblich an Palisander erinnernde Eigenschaften. Eine sanfte Wölbung der Griffbrettoberfläche erleichtert das Spiel mit großen Barrégriffen. 20 Bünde sind sauber abgerichtet und poliert. Die schmalen Bundkronen sorgen für eine optimale Intonation.
Mit dekorativen Snowflake-Einlagen auf dem Griffbrett behält man den Überblick beim Lagenwechsel und auch auf der Sichtkante der schwarzen Griffbretteinfassung befinden sich entsprechende weiße Punkte, die sich auf dunklem Grund optisch gut absetzen. Am Ende des Griffbretts werden die Saiten über einen echten Knochensattel mit einer standardgerechten Breite von 43 mm geführt. Der Sattel wurde passgenau eingesetzt und die Saiten ruhen dort sicher in den Kerben. Der Hals-Korpus-Übergang befindet sich auch hier traditionell am 14. Bund.

Das Griffbrett ist mit 20 Bünden ausgestattet und besteht ebenso wie der Saitenhalter aus Pau Ferro.
Das Griffbrett ist mit 20 Bünden ausgestattet und besteht ebenso wie der Saitenhalter aus Pau Ferro.

Kopfplatte

Die schlicht geformte Kopfplatte aus Mahagoni ist wie beim Vorbild leicht angewinkelt am Hals angesetzt, um die Saitenspannung und den Anteil der Obertöne zu erhöhen. An der Unterseite fallen an jeder Seite drei offene Deluxe-Antique-Mechaniken aus Kupfer auf, die sehr edel wirken. Offene Mechaniken sind nicht schlechter als gekapselte, allerdings sollten sie gelegentlich vom Schmutz befreit und regelmäßig mit Schmierfett eingeölt werden. Mit offenen Mechaniken wurden im Übrigen früher alle Stahlsaitengitarren (bis 1950) ausgerüstet. Die relativ kleinen schwarzglänzenden Stimmflügel aus Kunststoff arbeiten leichtgängig. Die Oberfläche ist elegant mit einem dunkelbraunen Furnier verblendet und natürlich darf dort das bekannte HB-Logo nicht fehlen.

Fotostrecke: 4 Bilder Nach dem Sattel erreichen die Saiten die schlicht geformte und leicht angewinkelte Kopfplatte.
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Praxis

Vollmahagoni-Gitarren spielen klanglich in einer eigenen Liga. Ein Vergleich mit der Ur-Dreadnought von Martin aus Fichte und Palisander bietet sich deshalb nicht an. Auf der Grundlage klarer, gestochen scharfer Mitten klingt die CLD-15 sachlich und trocken. Der Ton überrascht zudem mit einer vergleichsweise ausgeprägten Obertonstruktur und einer langen Ausklingzeit, die einer Ballade entgegenkommt (Beispiel 1). Mit dem Plektrum (Beispiel 2) lassen sich noch mehr Obertonanteile hinzufügen. Im Bassbereich tönt sie erwartungsgemäß schlanker, bietet aber trotzdem einen ausgewogenen Klang mit einem beachtlichen Dynamikumfang. Die Intonation stimmt jedenfalls auf ganzer Länge.
Der Cutaway lässt im Prinzip auch den Zugriff auf die Diskantsaiten im 20. Bund zu, zumal auch die Saitenlage stimmt. Ein Gurtpin ist am Unterklotz verschraubt, ein zweiter fehlt. Die Ergonomie des voluminösen Resonanzkörpers reißt aber auch einen “gestandenen” Musiker nicht unbedingt vom Hocker. Der dünne Hals (Umfang: 11,5 cm) mit C-Shaping liegt bequem in der Hand und lässt sich auch in den höheren Lagen komfortabel bespielen.

Balladen bauen auf einem Ton mit langer Ausklingzeit auf.

Audio Samples
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Beispiel 1: Ballad (0:44) 2 x Mikrofon

Im Bandkontext ist die Gitarre sehr gut aufgehoben. Hier habe ich einen Daumenring anstelle eines Plektrums benutzt.

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Beispiel 2: Band (1:46) 2 x Mikrofon Beispiel 3: Folk (0:27) 2 x Mikrofon plus Tonabnehmer
Die Harley Benton Custom Line CLD-15MCE Solid Wood bietet ein ausgewogenes dynamisches Klangbild.
Die Harley Benton Custom Line CLD-15MCE Solid Wood bietet ein ausgewogenes dynamisches Klangbild.

Rhythmen klingen smooth und sind auch im Obertonbereich präsent. Dabei kann die CLD-15 auch laut werden.

Audio Samples
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Beispiel 4: Rhythm (0:22) 2 x Mikrofon

Der Presys II ist ein solider Vertreter, den viele Hersteller in die Zargen ihrer Gitarren setzen. Er erfüllt die Mindestanforderungen und klingt am Amp mit Einschränkungen auch unter Studiobedingungen passabel. Dabei muss man erwartungsgemäß im Studio mit den üblichen Schnarzgeräuschen im Obertonbereich rechnen. Der große Klangkörper ist natürlich auch anfälliger für Rückkopplungen.

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Beispiel 5: Tonabnehmer (0:44) 1 x Tonabnehmer
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Fazit

Die Harley Benton CLD-15MCE Solid Wood knüpft mit ihrer Machart aus massivem Vollmahagoni und optisch an die alte Martin D-15 aus den 30er-Jahren an. Das Instrument ist sauber verarbeitet, gut bespielbar und bietet ein ausgewogenes dynamisches Klangbild. Im Bandkontext fühlt es sich auch unplugged pudelwohl, bedient aber auch Solospielstücke. Die Ansprüche sollte man hier aber nicht allzu hoch schrauben. Auf jeden Fall ist die CLD-15 mehr als ein Einsteigermodell, zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Die CLD-15MCE Solid Wood gibt es mit Zargen und Boden aus laminiertem Mahagoni preisgünstiger auch unter der Bezeichnung CLD-15MCE. Darüber hinaus hat Harley Benton ähnlich wie Martin in den 30er-Jahren mit CLP-15ME und CLA-15M bzw. CLA-15MCE weitere Vollmahagoni-Bauformen im Angebot.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ausgewogener sachlicher, runder Sound
  • gute Bespielbarkeit
  • gute Intonation auf ganzer Länge
  • gute Verarbeitung
Contra
  • keins
Artikelbild
Harley Benton Custom Line CLD-15MCE Solid Wood Test
Für 299,00€ bei
Nicht nur Einsteiger dürften an der Harley Benton Custom Line CLD-15MCE Solid Wood Gefallen finden.
Nicht nur Einsteiger dürften an der Harley Benton Custom Line CLD-15MCE Solid Wood Gefallen finden.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Bezeichnung: Custom Line CLD-15MCE Solid Wood
  • Bauform: Dreadnought mit Cutaway
  • Herkunft: China
  • Decke: massives Mahagoni
  • Zargen und Boden: massives Mahagoni
  • Breite: 29,8 cm/39,6 cm (Oberbug/Unterbug)
  • Zargentiefe: 10,0 cm/12,6 cm
  • Korpuslänge: 50,5 cm
  • Farbe/Finish: Natur matt
  • Korpus-Binding: Holz
  • Beleistung: Scalloped X
  • Steg: Pau Ferro
  • Stegeinlage: Knochen, kompensiert
  • Hals: Mahagoni
  • Halsprofil: Oval C
  • Halsumfang: 11,5 cm
  • Griffbrett: Pau Ferro
  • Einlagen: “Snowflake”
  • Mensur: 643 mm
  • Hals-Korpus-Verbindung: Schwalbenschwanz
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Sattel: Knochen
  • Bünde: 20
  • Mechaniken: offene Deluxe Antique Copper
  • Werkbesaitung: D’Addario XTAPB Light .012 – .053
  • Preamp: Fishman Presys-II mit integriertem Stimmgerät
  • Ladenpreis: 307,00 (September 2021)
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Zwei symmetrisch gemaserte Mahagoni-Teilstücke bilden die Decke der Giatrre.

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