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Gibson Les Paul ’70s Tribute EB 2013 MET Test

Die Gibson Les Paul ‘70s Tribute im bonedo-Test – Bekanntlich feiert Gibson das Jahr 2013 als „Year of Les Paul“ und tatsächlich geht es krachend los mit einem Instrument, das wiederum dem Jahrzehnt huldigt, in dem das Wort high eine große Rolle spielte und sich nicht nur auf den Gain-Faktor der Amps bezog. Wenn es um Instrumente geht, die in den Siebzigern das Licht der Welt erblickten, zeigt sich die Fachwelt allerdings gespalten. Zum einen waren es die großen Qualitätsschwankungen, mit denen man damals zu kämpfen hatte, und auch konzeptionell war nicht alles Gold, was mit Saiten bestückt war. An den Spekulationen, ob daran vielleicht auch irgendwelche bewusstseinserweiternde Mittel schuld waren, wollen wir uns nicht unbedingt beteiligen.

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In dieser Hinsicht können wir uns aber der Les Paul ‘70s Tribute ganz entspannt widmen, die heute zum bonedo-Test ansteht. Zwar soll sie den Ton und den Vibe jener bunten Zeit wieder aufleben lassen, aber wir können wohl darauf vertrauen, dass ihre Erbauer eher mit Müsli und Bio-Orangensaft den Tag beginnen. Umso spannender ist deshalb die Frage, ob und was unsere Kandidatin Positives aus dieser Zeit zu bieten hat und wie viel sie tatsächlich vom ‘70s Spirit mitbringt.

Details

Korpus

Die Les Pauls aus den Siebzigern sind für ihr massives Gewicht bekannt, und das muss nicht unbedingt ein Teil des Spirits sein. Das hat sich auch Gibson gedacht und unser Testmodell etwas abgespeckt. Der Korpus wurde dem „traditional weight relief“ unterzogen, bei dem kleine runde Ausfräsungen ihm etwas von seiner Masse nehmen. Dabei bleibt aber im Vergleich zum oft angewandten „modern weight relief“ (Les Paul Studio) wesentlich mehr Holz stehen. Der Korpus selbst besteht aus Mahagoni und besitzt eine leicht gewölbte Ahorndecke. Ansonsten ist Bescheidenheit Trumpf, denn auf ihr findet man außer der üblichen Tune-O-Matic Bridge mit Stop Tailpiece lediglich die beiden Humbucker samt Regler und den Toggle Switch. Kein Schlagbrett und keine schicken Bindings für die Optik, eine einfache matte Lackierung in Schwarz tut‘s auch. Schlicht, aber nicht unattraktiv!

Fotostrecke: 6 Bilder Das “Traditional Weight Relief” verringert das Gewicht zumindest etwas.

Pickups

Die Gitarre für das High-Gain-Jahrzehnt kann selbstverständlich auch standesgemäß mit einem Paar heißer Pickups aufwarten. Zwei Dirty Fingers Tonabnehmer sorgen für starken Output und sollen dem jeweiligen Amp gehörig Feuer unterm Hintern machen. Geschaltet werden sie mit dem erwähnten Drei-Wege Toggle-Switch, der die üblichen Kombinationen erlaubt, nämlich Hals und Bridge einzeln und beide Pickups zusammen in der Mittelstellung. Geregelt werden die Tonabnehmer mit zwei Volume- und zwei Tone-Reglern, die bei diesem Modell mit Witch Head-Knöpfen ausgeliefert werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Dirty-Fingers-Pickups…

Hals

Der Hals ist kein Baseballschläger, sondern kommt in einem eher schlanken „Slim ‘70s Style“-Profil. Er besteht aus Mahagoni und liegt griffig in der Hand, während auf die Finger ein Palisandergriffbrett mit Trapez-Inlays und 22 Medium-Frets wartet. Den schwarzen Corian-Sattel hat eine PLEK-Maschine präzisionsgekerbt, hier gibt es nichts auszusetzen. Auch sind die Bünde gut poliert, weichen Bendings steht also nichts im Wege, lediglich an einer Seite stehen sie minimal ab. Von vorne sieht unsere Kopfplatte mit dem Gibson-Logo, der Modellbezeichnung und der glockenförmigen Abdeckplatte für den Halsstellstab ganz normal und traditionell aus. Auch die Mechanik-Knöpfe geben noch keine Auskunft darüber, was sich auf der Rückseite verbirgt. Denn dort findet man etwas, von dem Gitarristen in den Siebzigern nur träumen konnten: einen automatischen Tuner, der tatsächlich seiner Bezeichnung gerecht wird und auch dann noch für die richtige Stimmung sorgen kann, wenn der Gitarrist dazu nicht mehr in der Lage ist. Im Gegensatz zur Robot Les Paul, von der man diese Stimmautomatik kennt, sind die neuen Mechaniken etwas kleiner und nicht so klobig. Zwischen ihnen befindet sich ein schwarzes Kästchen mit Steuerungselektronik und Anzeige.

Mahagoni-Hals mit Palisandergriffbrett
Mahagoni-Hals mit Palisandergriffbrett

Min-ETune System

Das Min-ETune hat, wie schon der Robot Tuner, seinen Ursprung in Deutschland. Genauer gesagt steckt dahinter Tronical aus Hamburg, eine Ideenschmiede um Mastermind Chris Adams. Im Gegensatz zum Vorgängermodell wurde beim Min-ETune noch einmal kräftig aufgesattelt und das gesamte System überarbeitet und verbessert. Einerseits sind die Tuner kleiner und unauffälliger geworden, was auch das Gewicht verringert – das System für die Les Paul wiegt gerade einmal 257 Gramm – dass die Gitarre damit kopflastig werden könnte, kann man ausschließen. Es wird von einer aufladbaren Lithium-Batterie gespeist, die laut Hersteller für 300 Stimmvorgänge ausreicht. Das Stimmen selbst ist kinderleicht. Nach dem Einschalten des Min-ETunes leuchten die Buchstaben für die einzelnen Saiten (E A D G B e) rot auf. Jetzt werden alle Saiten angeschlagen, gerne auch gleichzeitig, und die Tuner setzen sich mit einem leisen Surren in Bewegung. Ist die Saite richtig gestimmt, leuchtet der jeweilige Buchstabe grün. Sind alle Saiten auf ihrer gewünschten Frequenz, schaltet sich das System automatisch ab. Perfekt! Schlägt man zu Beginn alle Saiten auf einmal an (am besten mit etwas Gefühl), werden im Regelfall noch zwei Finetuning-Durchgänge für einzelne Saiten benötigt.

Fotostrecke: 5 Bilder Headstock der Les Paul Tribute von vorne

Der Spaß geht aber noch weiter: Insgesamt stehen zwölf gespeicherte Tunings und vier Speicherplätze für eigene Varianten zur Verfügung, sodass zum Beispiel ein Wechsel von Standard-Stimmung auf DADGAD völlig entspannt vonstattengeht. Ich war zwar schon von den Robot-Tunern beeindruckt, aber jetzt zeigt sich das Ganze noch ausgereifter und dabei optisch dezenter, zudem muss nicht einmal ein Poti an der Gitarre geopfert werden. Das System ist übrigens auch einzeln zum Nachrüsten für viele Gitarrentypen erhältlich. Wer oft umstimmen muss, könnte erheblich davon profitieren. An der Stimmgenauigkeit gibt es nichts auszusetzen, es arbeitet sehr akkurat, Elektronik und Mechanik sind bestens aufeinander abgestimmt. Insgesamt zeigt sich das Min-ETune System als akkurater und zuverlässiger Helfer, der in der Praxis durch schnelles und zuverlässiges Stimmen überzeugt. Zwar sollte man sich die Anleitung durchlesen, wenn man sich von ihm Stimmungen jenseits des Standard-Tunings wünscht, aber die nötigen Handgriffe werden sehr schnell zur Routine und eine zweite oder dritte Gitarre kann vielleicht tatsächlich zu Hause bleiben, weil das Min-ETune schneller stimmt, als man eine Gitarre durch eine andere ersetzen kann. Auch ein Saitenwechsel ist keine dramatische Angelegenheit. Die Saiten werden in die speziellen Locking-Mechaniken eingeführt und nach einer Umdrehung eingeklemmt. Falls die Batterie den Geist aufgeben sollte, lassen sich die Mechaniken auch ganz normal von Hand bedienen.

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