Fender American Standard Dimension IV HH Test

Für diesen bonedo-Test steht mir ein schicker viersaitiger Vertreter des neuen Bassmodells aus dem Hause Fender zur Verfügung: ein Fender Dimension Bass aus der American Standard-Serie mit zwei fetten Humbuckern, einem Palisandergriffbrett und elegantem Sunburst-Finish.

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Nachdem sich Fender in den vergangenen 60 Jahren ja in Sachen Bass hauptsächlich um ihre Erfolgsmodelle Jazz- und Precision-Modelle gekümmert haben und regelmäßig neue Variationen der Klassiker auf den Markt brachten, war die Bassgemeinde durchaus überrascht, als der amerikanische Traditionskonzern 2013 ein komplett neues Bassmodell aus dem Hut zauberte. Der Dimension Bass feierte sein Debüt in der Modern Player-Serie; inzwischen ist der moderne Fender aber auch in fast allen anderen Serien angekommen und dementsprechend mit verschiedenen Austattungsmerkmalen und in sämtlichen Preisstufen erhältlich. Im Programm der American Standard-Serie finden sich vier- und fünfsaitige Modelle in den Lackierungen Sunburst, Black, Olympic White und Ocean Blue Metallic.

Details

Der Korpus des Dimension-Basses hat – abgesehen von der Jazz Bass-typischen asymmetrischen Form – keinerlei Ähnlichkeit mit den bekannten Fender-Klassikern, denn er besitzt Eigenständigkeit und wirkt deutlich moderner. Der Halsansatz wurde asymmetrisch gestaltet und das untere Korpushorn sehr weit ausgeschnitten, damit auch die höchsten Töne mühelos zu erreichen sind. Einzig bei der Materialwahl zeigt Fender weniger Experimentierfreude und setzt bei allen Dimension-Modellen aus der American Standard-Serie auf die zu Recht altbewährte Erle.

Fotostrecke: 4 Bilder Der modern geshapte Korpus…

Innovativer gehen die Amerikaner wiederum beim Hals zu Werke: Dieser besteht zwar nach wie vor aus einem Streifen Ahorn und ist mit einem Palisandergriffbrett (bzw. Ahorn bei den Modellen Olympic White und Ocean Blue Metallic) ausgestattet, das C- Profil des Halses wurde allerdings asymmetrisch mit einer Abflachung zur hohen Seite hin gestaltet, und das Griffbrett wird in Richtung der hohen Lagen flacher, hat also einen sogenannten “Compound Radius” von 241mm – 355 mm. Das sind zwar keine bahnbrechend neuen Features, welche wir nicht schon bei Instrumenten diverser Boutique-Hersteller gesehen hätten, bei Fender-Serienmodelle mussten wir allerdings bis zur Einführung des Dimension-Basses warten, um in den Genuss solcher modernen “Tweaks” für eine komfortablere Bespielbarkeit zu kommen.
Ein weiteres neues Feature zeigt sich außerdem am Halsende: Hier sitzt ein komfortabel zu bedienendes Einstellrad für die Justierung des Halsspannstabes, wie wir es von Music Man- oder Sadowsky-Bässen kennen. Am anderen Ende des Halses finden wir eine Fender-typische Kopfplatte, auf der vier seriös wirkende, aber dennoch leichte Vintage-Mechaniken montiert wurden. Die A-Saite wird durch eine kleine Öse an der Mechanik nach unten auf den Sattel gedrückt, damit sie nicht schnarrt, während für die D- und G-Saite der übliche runde Niederhalter zum Einsatz kommt.

Fotostrecke: 6 Bilder Traditionelle Materialwahl (Palisander und Ahorn), aber modernes Halsprofil-Konzept

Damit wären wir dann auch schon mitten im Thema Hardware und kommen zu den beiden letzten Features, die den Dimension Bass von den Klassikern aus dem Hause Fender abheben und damit nochmals verdeutlichen, dass es mit dem neuen Modell zweifelsfrei in eine andere, modernere Richtung gehen soll. Fender stattet seine Dimension-Bässe mit einer außerordentlich massiven Brücke aus, die man durchaus als schamlose Kopie der beliebten Badass Replacement-Brücke bezeichnen könnte. Ein derart stabiler und schwerer Steg sorgt im Idealfall für einen ebenmäßigeren Sound und ein sehr gesundes, langes Sustain. Darüber hinaus werden die massiven Saitenreiter in Rillen geführt und behalten somit auch bei harten Anschlägen stets ihre Position bei. Natürlich besitzt die moderne Hi-Mass-Bridge alle nötigen Einstellmöglichkeiten, so dass sowohl die Saitenlage als auch die Intonation sehr komfortabel und fein justiert werden können.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Konzept ist bekannt: Modernes Bridge-Design

Den größten Anteil am modernen Sound des Dimensions werden aber sicherlich die für Fender-Bässe untypischen Tonabnehmer haben. Zum Einsatz kommen zwei mächtige Humbucker mit Keramikmagneten und rechteckigen Polepieces, die mit ihrer markanten Erscheinung den Look des ganzen Instrumentes prägen und auf einen entsprechend kraftvollen Klang hoffen lassen. Geregelt werden die Tonabnehmer mit dem klassischen Volume/Volume/Tone-Layout – Fender verzichtet also konsequenterweise auch beim American Standard Dimension Bass auf die aktive Elektronik der Deluxe-Modelle.

Fotostrecke: 3 Bilder Beide Pickups sind kräftige Doppelspuler…

Praxis

Der Hals ist sicher nicht das augenscheinlichste neue Feature des Dimension-Basses. Mit seinem asymmetrischen Profil und dem Compound Radius setzt sich der moderne Fender aber deutlich von den altbekannten Klassikern der Company ab und verfügt darüber hinaus über eine komplett andere Haptik als die schlanken Jazz- oder die fleischigen Precision-Hälse. Trotzdem fühlt man sich auf dem Dimension sofort wohl: Unter den dicken Saiten liegt nun deutlich “mehr Holz” und man hat in den tiefen Lagen ordentlich was zu greifen, während die hohen Lagen durch den flacheren Radius und das schlanker werdende Profil absolut leicht bespielbar sind.
Der Hals fühlt sich insgesamt sehr organisch an und sollte auch für Spieler(innen) mit kleinen Händen kein Problem darstellen. Das dünne Öl-Finish auf dem Halsrücken sorgt zusätzlich für ein angenehmes, geschmeidiges Spielgefühl und selbst die allerhöchsten Töne sind durch das weit ausgeschnittene untere Korpushorn und den asymmetrischen Halsansatz ohne Probleme zu erreichen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Bass wird in einem hochwertigen Case geliefert

Wichtig für einen guten Spielkomfort ist außerdem, dass der Bass gut am Körper hängt und die Bewegungsabläufe nicht behindert werden, weil man ihn im schlimmsten Fall andauernd in die richtige Position bugsieren muss. Aber auch aus ergonomischer Sicht ist der Dimension Bass ein unauffälliger Kandidat: die Gewichtsverteilung stimmt, das Instrument hängt in einer guten Spielposition am Körper und leidet vor allem nicht an lästiger Kopflastigkeit.
Mit 4,1 kg liegt mein Testbass außerdem gewichtsmäßig völlig im grünen Bereich für einen Viersaiter – er ist also trotz schwerer Brücke und den fetten Humbuckern keinesfalls übergewichtig. Für hervorragende Bespielbarkeit ist beim neuen Dimension Bass aus der American Standard-Serie also schon mal gesorgt, aber wie sieht es in Sachen Sound aus? Fender verzichtet bei den Dimensions der American Standard-Serie zwar auf die Graphitverstärkungen im Hals, mein Testkandidat weist aber dennoch keinerlei Deadspots auf und offenbart schon bei der Trockenübung ohne Verstärkung ein hervorragendes Schwingungsverhalten. Der Bass ist per se relativ laut und alle Töne besitzen ein sehr gesundes und in allen Lagen ebenmäßig langes Sustain. Am Verstärker produziert der passive Dimension einen sehr gut definierten und präsenten Klang, der breiter und komplexer ist, als von den gängigen Fender-Bässen bekannt.

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Grundsound – Flat Slapsound – Alle Regler aufgedreht

Trotzdem wird der Sound des Dimension-Basses auch hartgesottene Fender-Fans nicht verschrecken. Die Marschrichtung ist zwar klar moderner, doch der Sound ist überaus aufgeräumt, solide und keinesfalls steril oder kalt. Darüber hinaus erhält man natürlich durch das Setup mit zwei Tonabnehmern die von den Jazz-Bässen bekannte Vielseitigkeit. Mit dem Halstonabnehmer im Solomodus und leicht abgesenkten Höhen liefert der Dimension einen warmen und runden Sound, den man im Bandkontext kaum noch von einem Precision Bass unterscheiden kann. Blendet man auf den Stegtonabnehmer, knurrt der Dimension wie ein waschechter Jazz Bass, nur etwas fetter und ohne das lästige Singlecoil-Gebrumme.

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Halstonabnehmer mit Toneregler halb geöffnet Stegtonabnehmer

Mir gefallen die neu entwickelten Fender-Humbucker außerordentlich gut, weil sie einen ausgewogenen und klaren Klang übertragen, der trotzdem immer irgendwie an Fender-typische Sounds erinnert und somit auch im dichten Bandmix hervorragend funktioniert.

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Fazit

Der Fender American Standard Dimension braucht sich keinesfalls hinter seinen älteren Geschwistern Jazz und Precision Bass zu verstecken und hat genau wie eben diese das Zeug zum Klassiker! Die Zeit wird zeigen, wie groß die Akzeptanz der Bassgemeinde für dieses neue Bassmodell wirklich ist. Fender haben sich im Vorfeld auf jeden Fall viele Gedanken über ihr neues Modell gemacht und kombinieren Features aus dem Boutique-Bassbereich mit bewährten Konstruktionsmethoden zu einem professionellen und vielseitigen Arbeitsgerät, mit dem man die unterschiedlichsten Gigs absolvieren kann. Mein Testbass war außerdem tadellos verarbeitet und ab Werk hervorragend eingestellt. Billig ist der Neuzugang im Fender-Stall zwar nicht, aber die Investition von etwas über 1500,- € in den Shops lohnt sich meiner Meinung nach für ein derart robust gebautes und höchst verlässliches Instrument, an dem man sicherlich lange Freude haben wird.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Klangqualität
  • Klangvielfalt
  • sehr angenehme und komfortable Bespielbarkeit
  • 1a Verarbeitung
  • gelungene Optik
Contra
  • Keins
Artikelbild
Fender American Standard Dimension IV HH Test
Für 1.598,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Fender
  • Herstellungsland: USA
  • Modell: Fender American Standard Dimension IV HH
  • Mensur: 34“ Long Scale
  • Hals: 5-fach verschraubt, Ahorn-/Palisander-Griffbrett, asymmetrisches Profil, Compound Radius, 21 Bünde, Öl-Finish
  • Korpus: Erle, Gloss-Polyurethane, schwarzes Pickguard
  • Tonabnehmer: 2 x Dimension Humbucker
  • Regler: Volume/Volume/Tone
  • Hardware: „Synthetic Bone“-Sattel, Fender/Hipshot Vintage Tuner, Fender Hi-Mass Bridge
  • Sonstiges: asymmetrischer Halsansatz, Compound Radius Griffbrett, Saitenniederhalter für A-Saite, Einstellrad für die Halskrümmung am Halsende
  • Gewicht: 4,1kg
  • Zubehör: Koffer, Ledergurt, Kabel, Werkzeug
  • Preis: 1986,00 Euro UVP
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