Fender American Deluxe Stratocaster HSS Shawbucker Test

Die American Deluxe Stratocaster HSS Shawbucker von Fender glänzt mit einigen Ausstattungsmerkmalen, die man bei ihren Schwestern von der Stange nicht unbedingt findet. So hat man für einen durchsetzungsfähigeren Sound kurzerhand den Tonabnehmerspezialisten Tim Shaw gebeten, einen Humbucker für die Stegposition zu kreieren. Dieser sogenannte “Shawbucker” bietet laut Fender alles, was man von einem Pickup in dieser Position erwarten darf.

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Eine spannende Sache, zumal der Neuling von zwei Noiseless-Singlecoils in der Mitte und am Hals begleitet wird. Der Test wird Aufschluss geben, wie die Drei sich in Sachen Sound vertragen und wie es sonst um die Gitarre bestellt ist.

Details

Optik/Verarbeitung:

Das Instrument wird in einem ultrarobusten schwarzen Kunststoffkoffer geliefert, der in seinem Inneren außer der Strat einen Gurt, ein Klinkenkabel, diverse Hang Tags, Werkzeug zum Einstellen und die Security-Locks-Gegenstücke mitbringt. Die Gitarre selbst ist mit Polyurethan in Olympic Pearl lackiert, und zwar perfekt und ohne jeglichen Anlass zur Kritik. Laut Hersteller besteht der Korpus aus zwei Teilen Erle, was ich leider aufgrund der deckenden Lackierung nicht überprüfen kann. Wem diese Farbe nicht zusagen sollte, kann unter anderem auch auf 3-Tone Sunburst, Schwarz oder Sunset Metallic zurückgreifen, wahlweise kombiniert mit einem Ahorngriffbrett.

Fotostrecke: 5 Bilder Der zweiteilige Korpus besteht aus Erle

Auf das braune Perloid-Schlagbrett sind zwei Noiseless N3 Singlecoils am Hals und in der Mitte geschraubt. Am Steg hat ein Shawbucker Platz genommen. Dieser Humbucker wurde von niemand geringerem als Tim Shaw konstruiert, einem Pickup-Guru mit Kultstatus, der in den 80er Jahren für den Mitbewerber Gibson Tonabnehmer konstruierte. Dabei spezialisierte er sich auf 50er Jahre PAF-Humbucker, also den eigentlichen heiligen Gral der Doppelspuler. Natürlich bietet ein Name wie Tim Shaw dem Marketing diverse Steilvorlagen für Superlativen, und ich bin gespannt, was davon im Praxisteil tatsächlich bleibt.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit ihrer HSS Pickup-Bestückung verspricht die Strat klangliche Flexibilität

Das übliche Poti-Trio darf ebenfalls nicht fehlen, wobei das oberste für die Lautstärke zuständig ist. Die anderen Beiden agieren als Höhenblenden . Die Kappen sind in Altweiß gehalten, genau wie die Pickups. So weit so gut: Die Besonderheit der American Deluxe Strat liegt allerdings im Detail, denn der Volume-Regler bietet ein Geheimnis. Er hat eine integrierte Schaltfunktion, den sogenannten S1 Switch. Ein Blick in die beiliegenden Bedienungshinweise verrät, dass er einiges bewirken kann!
Ohne ihn ergeben sich folgende Pickup-Konfigurationen:
Position 5: Hals – nur Tone 1
Position 4: Hals + Middle (Parallel) – Tone 1+2
Position 3: Middle – nur Tone 2
Position 2: Middle + Steg (Parallel) – nur Tone 2
Position 1: Steg – nur Tone 2
Wird der Volume-Regler gedrückt, der S1-Switch also aktiviert, kommen folgende Pickupkonfigurationen zustande:
Position 5: Neck + Middle nur Tone 1
Position 4: Neck + Middle (Seriell) – Tone 1+2
Position 3: Alle PUs – nur Tone 2
Position 2: Middle + Steg (Seriell) – nur Tone 2
Position 1: Middle + Steg (Seriell) – nur Tone 2
Ich gebe zu, das ist eine ganze Menge Information auf einmal, beschäftigt man sich aber einige Zeit mit der Schaltung, kristallisieren sich meist sowieso die Favoriten heraus, also alles halb so wild.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Blow-Switch schaltet den Humbucker direkt auf den Ausgang – äußerst praktisch!

Zwischen den beiden Tone-Potis befindet sich ein kleiner Schalter, auch “Blow Switch” genannt, der den Humbucker direkt auf den Ausgang legt, egal, welche Position gerade aktiv ist oder zum Beispiel Volume- und/oder Tone-Poti gerade heruntergeregelt sind.
Ein synchronisiertes 2-Punkt Tremolo mit steckbarem Arm dient als Steg, ebenfalls im Chromfinish und passend zur restlichen Hardware. Der Tremoloarm verharrt in exakt der Position, in die man ihn gebracht hat. Sehr gut! Mit der ursprünglichen Schraubvariante ist das recht schwierig zu bewerkstelligen. Das Tremolo selbst ist ab Werk schwebend justiert, sodass auch moderne Spielweisen wie Upbending usw. möglich sind. Das Tremolofach auf der Rückseite ist passend zum Schlagbrett mit demselben Kunststoff verschlossen. Ein Blick hinein zeigt nichts Außergewöhnliches, drei Federn verrichten dort ihre Arbeit. Die Saiten werden wie üblich von der Rückseite her durch Fräsungen im Deckel in das Tremolo eingefädelt.

Fotostrecke: 5 Bilder Das synchronisierte 2-Punkt Tremolo ist ausgereift

Der Blick wandert weiter in Richtung Halsübergang und da wären wir auch schon bei der nächsten Neuerung, der “Treble Side Heel Contour” – klingt wichtig, ist es auch. Den Korpus hat man am Halsübergang angeschrägt und mit ihm auch die Hals-Abdeckplatte, was eine leichtere Bespielbarkeit in den hohen Lagen ergibt, insbesondere auf den nicht umwickelten Saiten.
Ein Blick in die Specs-Liste verrät, dass im Hals ein Bi Flex Truss Rod System für Stabilität sorgt. Dieser Hals-Einstellstab wurde in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends von Fender entwickelt und findet sich in American Standard, American Deluxe, Fender Select und Special Edition Strats und Teles wieder. Während “normale” Halsstäbe nur in eine Richtung agieren, richtet dieser den Hals sowohl konkav wie konvex. Ahorn ist wie fast immer die Wahl für das Holz des Halses und ein Walnusstreifen, auch Skunk Stripe genannt, verschließt die Fräsung für den Halsstab. Als Griffbrett dient eine Palisanderauflage mit 22 tadellos eingesetzten, sauber bearbeiteten und hochglanzpolierten Medium Jumbo Bünden. Zur Orientierung dienen weiße Punkte im Griffbrett und kleine schwarze an der Halskante. Die nächste Überraschung ist der Sattel. Einen solchen habe ich vor langer Zeit zum ersten Mal auf einer Jeff Beck Strat gesehen und lange Zeit gespielt. Mit dieser Konstruktion lässt sich das Instrument optimal einstellen, und es entsteht so gut wie keine Reibung. Unbedingt ausprobieren! Der Halsstab lässt sich von der Kopfplatte her justieren, der passende Schlüssel dazu findet sich im Koffer. Sechs geschlossenen Deluxe Locking Tuner schließlich minimieren die Verstimm-Gefahr beim Einsatz des Tremolos.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals ist mit vier Schrauben fest mit dem Korpus verbunden
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Dasepp sagt:

#1 - 27.04.2015 um 16:43 Uhr

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Über Humbucker am Steg kann man sich auf ner Strat bekanntlich streiten. Für mich ist das weniger ne Flexibilitätserweiterung als ein (fauler) Kompromis. Wer einen Stratsound sucht braucht einfach nen Single Coil an der richtigen Stelle ;)

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