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EntTec Open DMX USB, Playback Wing und Shortcut Wing Test

Fotostrecke: 3 Bilder Playback Wing

Noch vor nicht allzu langer Zeit waren die Möglichkeiten, eine Bühne mit einer probaten Steuerung ins rechte Licht zu rücken, nicht unbedingt reich gesät. Zwar gab es eine handvoll Hersteller und ein paar vernünftige Lichtpulte – aber damit erschöpfte sich das Ganze. Vor allem, wenn das Budget ein Wort mitzureden hatte, beschränkten sich die Optionen auf ein Minimum. Aber die Zeiten ändern sich, und neben den Giganten der Branche gibt es inzwischen viele kleine Hersteller, die ihre Nischen gefunden haben und mit innovativen Lösungen um die Gunst der Kunden wetteifern. Davon profitiert nicht nur die Vielfalt der Geräte, sondern auch ihr Preis. Einer dieser „neuen“ Hersteller ist EntTec. Die 1999 gegründete Firma hat ihren Sitz in Knoxfield, einem Stadtteil von Melbourne in Australien.

EntTec beschäftigt sich hauptsächlich mit der Herstellung von DMX-Interfaces wie dem EntTec Open DMX USB, das zusammen mit seinen beiden Markenkollegen Playback- und Shortcut-Wing in diesem Test Farbe bekennen muss.

Bevor wir aber das erste Gerät in die Mühlen des bonedo-Testlabors schieben, hier eine kurze Vorstellung der Kandidaten: Mit dem EntTec Open DMX USB Interface kann ein normaler Computer zur Lichtsteuerung eingesetzt werden, wenn er mithilfe der passenden Software in die Lage versetzt wird, das in der Lichttechnik gebräuchliche digitale DMX-Steuersignal zu generieren – eine Abkürzung übrigens für Digital Multiplex.

Bei den beiden Wings handelt es sich um Hardware-Controller, die mit diversen Regeleinheiten der Steuerung eben dieser Software dienen. Außer für den Lichtbereich lassen sie sich auch einsetzen, um auf die vielfältigen Möglichkeiten von Programmen wie Ableton Live, Cubase oder Logic direkt zuzugreifen. Ihr Vorteil ist eindeutig die Netzwerkfähigkeit, da man sie nahezu überall dort einsetzen kann, wo ein Netzwerkknoten vorhanden ist.

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Details

Einfach und schlicht kommt das EntTec Open DMX USB Interface daher. Ein kleiner Quader, der nicht viel größer ist als eine Zigarettenschachtel. Ein herkömmlicher USB-Eingang auf der einen und eine fünfpolige XLR-Kupplung für den DMX-Ausgang auf der anderen Seite – mehr braucht es nicht, da die Stromversorgung über USB stattfindet. Das Gehäuse besteht aus robustem Metall und ist in einem angenehmen Blau lackiert. Auf eine LED zur Anzeige des DMX-Signals wurde leider verzichtet, wobei man allerdings sagen muss, dass unser Testkandidat das kleinste und mit 99 Euro auch günstigste Interface aus dem Hause EntTec ist. Die Produktpalette reicht bis zum Data Gate MK 2 mit acht DMX-Ausgängen, das in der Lage ist, seine Signale auch über Ethernet zu versenden. Allerdings legt man schon für die Basisversion über 1400 Euro auf den Tisch.

Aber wie schafft es dann unser Testkandidat, so günstig zu sein? Nach einiger Recherche finde ich heraus, dass das DMX-Signal nicht vom EntTec Open DMX USB generiert wird, sondern vom angeschlossenen Computer. Laut Hersteller soll bei einem PC mit 1,8 GHz Rechenleistung die Ausgabe eines DMX-Signals mit 40 Frames pro Sekunde nur ein Prozent der eigentlich möglichen Rechenleistung in Anspruch nehmen.
Der Shortcut Wing ist mit 62 normalen, qualitativ hochwertigen Cherry MX-Tasten ausgestattet, die wir alle noch von der guten alten Windows Cherry Tastatur kennen. Auf seiner Rückseite befinden sich die Anschlüsse für Strom und Netzwerk (Ethercon-Anschluss) sowie drei LEDs für die Anzeige von Link, Activity und Status. Dabei steht Link für eine vorhandene Netzwerkverbindung, Activity zeigt dem User an, ob Daten im Netzwerk transportiert werden, und Status steht schlicht für an oder aus. Die Stromversorgung wird über ein gewöhnliches 9V AC/DC-Netzteil bewerkstelligt. Nützlicher wäre in diesem Fall ein integriertes Netzteil gewesen, da man beim gleichzeitigen Einsatz von allen drei Wings (Playback, Program und Shortcut) nicht mit einem externen Netzadapter und Verteiler auskommt.

Ein zweistelliges Nummerndisplay oben rechts auf dem Geräte-Panel zeigt entweder die Bank an, in der man sich gerade befindet oder den Modus, in dem man gerade arbeitet. Das Gehäuse selbst ist aus solidem Metall gefertigt.

Beim Playback Wing sieht es ganz ähnlich aus. Die Anschlüsse auf der Rückseite des Gerätes sind identisch mit denen des Shortcut Wing. Auch die Verarbeitung des Wings ist von sehr guter Qualität. Neben 44 Cherry MX Tasten sind hier zehn 60 mm Fader eingebaut, die mir persönlich etwas zu leichtgängig sind – aber das ist reine Geschmacksache. Ein kurzer Blick ins Innere des Controllers verrät, dass das Gerät eigentlich nur aus dem Gehäuse, den Anschlüssen und zwei Platinen besteht. Die Hauptplatine ist von unten an der Oberseite des Gehäuses befestigt, sodass auf dieser auch Fader und Tasten angelötet sind.

Leider sind die Fader selbst nicht, wie es in der Regel üblich ist (z.B. bei DJ-Mixern), mit der Bedienoberfläche verschraubt. Dies hat in der Regel den Vorteil, dass sie bei etwas härterem Zupacken (was ja im Live-Einsatz schon mal vorkommt) nicht direkt auf die Platine drücken. Auch das Wechseln eines defekten Faders, sollte es einmal notwendig sein, wird durch die Direktmontage auf der Platine nicht einfacher.

Die zweite Platine dient der Stromaufnahme und der Signalverarbeitung und ist mit der Hauptplatine über zwei flache Kabel verbunden.

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Praxis

Um diesen Testbericht durchführen zu können, habe ich kurzerhand mein Homestudio zu einer kleinen Lichtregie umgebaut. Zuerst wurden alle Synthesizer abgebaut und durch die beiden Wings von EntTec ersetzt. Außerdem kam ein herkömmlicher Netzwerk-Split zur Verteilung des Signals zum Einsatz. Den Open DMX USB schloss ich über ein einfaches USB-Kabel an meinen Rechner an.

Fangen wir gleich mit diesem an. Nachdem ich den dazugehörigen Treiber installiert hatte, konnte ich das Interface sofort benutzen. Mit der mitgelieferten Software Light Factory (leider nur Demoversion und daher kein DMX-Output) wird der USB-Dongle sofort erkannt. Die Einrichtung für andere Software erfolgt über das mitgelieferte Programm, ist aber ein wenig umständlich. Nach verschiedenen Versuchen musste ich leider feststellen, dass der Kandidat nicht mit der allseits beliebten MA Lighting grandMA on PC Software funktioniert und auch kein Art-Net versteht. Art-Net ist ein IP basiertes Protokoll zur Verarbeitung von DMX-Signalen, die dann via LAN oder Wireless-LAN übertragen werden können. Das hat einige Vorteile, will man viele verschiedene Geräte via DMX steuern, da größere Distanzen zurückgelegt werden können, Kabel entfallen und bis zu 250 DMX-Universen übertragen werden können (1 DMX-Universum = 512 Kanäle). Art-Net-Fähigkeit gibt es erst bei den größeren und teureren Geräten von EntTec. Laut Bedienungsanleitung, die aus ökologischen Gründen nur als PDF vorliegt (grüner Daumen hoch), soll der Dongle jedoch mit einer breiten Palette angebotener Licht- und Video-Steuerungssoftware funktionieren. So unterstützen MagicQ, FreeStyler 3, Arkaos VJ und Light Factory sowie viele andere Programme (meist Open-Source) den Open DMX USB.

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Kommen wir also zu den beiden Wings. Nachdem ich beide Geräte über den Netzwerk-Switch mit dem Computer verbunden hatte, ließen sie sich einfach über das vorher installierte Node Management Utility (NMU) einrichten. Im NMU kann ich den beiden Geräten ohne Probleme neue IP-Adressen zuweisen und den Modus einstellen, in dem ich arbeiten möchte. Zur Auswahl stehen derer zwei: EntTec oder Art-Net.

Der EntTec-Modus ist in erster Linie für die hauseigene Software Light Factory ausgelegt, der Art-Net-Modus verwandelt die Wings in wirklich gute Allround-Waffen. Auch die Steuerung der vorhin erwähnten grandMa on PC Software stellt im Art-Net-Modus kein Problem mehr da. Einziges Manko ist, dass sich die Page Up / Page Down Tasten nicht belegen lassen. Außerdem gelang es mir in meiner Version des Shortcut Wing nicht, ihn in den Art-Net-Modus zu schalten. Nach einem kurzen Telefonat mit EntTec stellte sich aber heraus, dass ein Firmware-Update bereits in Arbeit ist und bald Abhilfe schaffen soll. Genauere Informationen, wann es verfügbar sein wird, konnte mir der Hersteller aber leider nicht geben.

Des Weiteren ist es mit einem kleinen Programm (EntTec Midi Wing) möglich, beide Wings als MIDI-Geräte zu nutzen, was sie auch für Musiker interessant macht, da sich so Sequenzer wie Ableton Live steuern lassen. Allerdings sollte die Midi Wing Software noch einmal überarbeitet werden, da die Zuweisungen nicht auf jeden Wing angepasst sind. Zwar gibt es für jeden eine „Maske“, die man im Programm für den entsprechenden Wing laden kann, doch leider funktioniert das nicht richtig, weil die geladene Maske nicht auf den entsprechenden Controller angepasst ist. So muss man jede Taste und jeden Fader neu einer MIDI-Note zuweisen – ein mühsames Unterfangen. Und das ist nicht alles, denn das anschließende Programm erwartet, dass dort jeder MIDI-Note auch eine Funktion zugeordnet wird. Viel zu umständlich und zeitraubend.

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Generell lässt sich sagen, dass die Kommunikation zwischen Software und Hardware nur bei der Software Light Factory wirklich gut funktioniert. Bei nicht hauseigener Software ist der Weg zum Ziel immer ein wenig umständlicher und führt von einem kleinen Programm zum nächsten. Hat man diese Hürde aber erst einmal überwunden, lassen sich die Wings multifunktional einsetzen. Nicht nur zum Abfeuern von Cues, Effekten und ganzen Shows in der Lichttechnik, sondern auch zum Abspielen von Loops und Samples im tontechnischen Bereich. Gerade diese Multifunktionalität macht die Wings nicht nur für kleine bis mittlere Clubs interessant, sondern auch für kleinere Theater, da man zum Beispiel Licht und Ton gleichzeitig kontrollieren kann. Ebenfalls interessant ist die Möglichkeit, beide oder sogar alle drei Wings über ein drahtloses Netzwerk zu betreiben und so Licht und auch Ton quasi von jeder Position am Veranstaltungsort aus zu bedienen.

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Der EntTec Open DMX USB ist eine günstige Lösung für die Arbeit mit Light Factory und einigen Open-Source Anwendungen, unter Windows auch mit Arkaos VJ und MagicQ. Möchte man jedoch weiter in den professionellen Bereich vordringen, sollte man ein größeres, netzwerk- und Art-Net-fähiges Interface vorziehen. Für kleine Clubs, die nicht in teure Software oder Pulte investieren wollen, oder private Anwender, die gerne in das Thema Licht einsteigen möchten, bietet das Interface eine attraktive und günstige Alternative.

Die beiden Wings hinterlassen einen durchweg positiven Eindruck. Netzwerkfähigkeit und die daraus entstehenden Möglichkeiten sind einfach phantastisch und der Preis vergleichsweise günstig. Die Pulte sind mechanisch gut verarbeitet und auch das Design ist ansprechend. Vor allem beim Shortcut Wing bedarf allerdings die Software einer Nachbesserung, denn das Belegen der Page Up / Page Down Tasten war in meiner Version nur in Light Factory möglich. Ob die Geräte für den Toureinsatz ausreichen, ist fraglich, für die Festinstallation sind sie – auch aufgrund ihrer Art-Net-Fähigkeit – durchweg zu empfehlen. Ist die Show erst einmal eingerichtet und die Wings belegt, kann der Spaß losgehen. Für den Live-Einsatz würde ich trotzdem immer ein Pult empfehlen, sei es auch noch so klein. Aus Sicht des Musikers sieht die Sache wiederum anders aus. Hier ist die Live-Tauglichkeit durchaus gegeben! Gerade für Künstler im elektronischen Bereich können die Wings eine attraktive Alternative zu manch anderem Controller darstellen. Und nicht nur das: Man spart sogar einen USB-Port und hat so die Möglichkeit, mehr Geräte anzuschließen. In diesem Sinne : Let the wings fly high!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis
  • Größe / Gewicht
  • Verarbeitung
  • Möglichkeiten
  • Netzwerk / Art-Net
  • Auch musikalisch einsetzbar
Contra
  • Software
  • Konfiguration
  • Sehr an Light Factory / Open Source Anwendungen gekoppelt
Artikelbild
EntTec Open DMX USB, Playback Wing und Shortcut Wing Test
Für 598,00€ bei
Facts
  • Preise:
  • Open DMX USB: 99 EUR
  • Shortcut Wing: 579 EUR
  • Playback Wing: 698 EUR
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