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EarthQuaker Devices Aqueduct Test

Beim EarthQuaker Devices Aqueduct Vibrato-Pedal handelt es sich um eine abgedrehte und sehr vielseitige Variante dieses Effekts, die neben ganz gewöhnlichen Sounds auch einige ziemlich verrückte Tonhöhen-Verschiebereien an Bord hat. Seinen Ursprung hat das Pedal in den Werkstätten einer der zurzeit innovativsten Effektschmieden, zuhause in Akron, einer Stadt im Nordosten des US-Bundesstaates Ohio.

Earth_Quaker_Devices_Aqueduct_Vibrato_TEST


Das mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Unternehmen präsentiert sich als ein quirliger und stets gut gelaunter Haufen kreativer Wahnsinniger mit dem gemeinsamen Ziel, Pedale zu entwerfen, die noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. Dass es sich durchaus lohnen kann, dem Mainstream nicht auf Gedeih und Verderb zu folgen, zeigen die stetig steigenden Absatzzahlen ihrer Kreationen.

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Details

Konzept

Um die unglaubliche Vielfalt an Sounds in so einer kleinen Kiste überhaupt realisieren zu können, arbeitet das Aqueduct auf digitaler Basis – das Gitarrensignal wird also hinter dem Eingang in Einsen und Nullen umgewandelt. Von dort durchlaufen diese Zahlen einen komplexen, elektronischen Urwald und werden, nachdem sie die gewünschten Stationen des Systems hinter sich gebracht haben, am Ausgang wieder zu einem analogen Signal zusammengesetzt. Auch die Effekte basieren im Grunde auf einem sehr kurzen Delay, das anschließend einen der unterschiedlichen Modulations-Modes durchläuft.

Fotostrecke: 5 Bilder Wer auf abgedrehte Effekte steht, könnte beim EarthQuaker Devices Aqueduct Vibrato-Pedal fündig werden.

Aufbau

Das Aqueduct befindet sich in einem handlichen Hammondgehäuse, das in etwa die Größe eines Phase 90 hat. Trotz der Fülle an Sounds kommt das Pedal mit nur drei Reglern aus, was nicht zuletzt an seinem digitalen Herz liegt. Die unterschiedlichen Klänge, die sich hier Modes nennen, lassen sich mit einem achtstufigen Drehschalter anwählen.
Die einzelnen Modes:

  • Sine
  • Triangle
  • Ramp
  • Square
  • Random
  • Envelope Depth
  • Envelope Rate
  • Envelope Pitch

Der Zweite im Bunde ist der Rate-Regler, mit dem sich bei fast allen Modes die Geschwindigkeit der Modulationen einstellen lässt. Bei einigen der Envelope-Filtersounds übernimmt er allerdings die Reglung der Eingangsempfindlichkeit. Um die optimale Interaktion mit dem Gitarrensignal zu gewährleisten, empfiehlt der Hersteller, das Pedal als erstes Gerät in der Effektkette zu verwenden. Natürlich sind der Experimentierfreude keine Grenzen gesetzt, allerdings kann der Envelope-Filter auf hochkomprimierte Signale von Verzerrer und Kompressor nicht besonders gut reagieren. Der dritte im Bunde ist für die Effekttiefe und nicht für den Wet/Dry-Mix zuständig. Nur im Env-P-Modus lässt sich das Originalsignal beimischen, während man bei allen anderen Sounds ausschließlich das reine Effektsignal erhält, was bei einem Vibrato ja auch durchaus üblich ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Gerade mal drei Regler sind für die variablen und vielseitigen Sounds zuständig.

An der Stirnseite liegen die beiden Ein- und Ausgangsbuchsen sowie der Anschluss für das 9-Volt-Gleichspannungsnetzteil. Nach dem Abschrauben der Bodenplatte offenbart sich eine erstklassige Verarbeitung, und obwohl genügend Platz vorhanden ist, hat man wegen des vergleichsweise hohen Stromverbrauchs von 68 mA auf den Batteriebetrieb verzichtet.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein- und Ausgang des EarthQuaker Devices Aqueduct sind an der Stirnseite untergebracht.
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Praxis

Sound

Das Arbeiten mit dem Pedal gestaltet sich einfach und sehr übersichtlich. Man wählt mit dem Mode-Drehstufenschalter eines der acht Presets und dreht an den beiden Reglern, bis der Sound passt. Und was einem da an kosmischen Klängen entgegenkommt, ist teilweise sehr abgehoben und besonders für Sounddesigner und Klangtüftler äußerst interessant. Bevor ich die einzelnen Sounds vorstelle, komme ich zu dem für meinen Geschmack einzigen, aber dicken Minuspunkt des Pedals: Wie bereits erwähnt, lässt sich das Originalsignal nur bei einem Preset beimischen. Bei den anderen Modes geht das nicht, weil auch bei einem traditionellen Vibratoeffekt immer das komplette Signal bearbeitet wird. Das Ganze wäre auch kein Problem, wenn der Sound nicht mit einer Verzögerung von etwa 52 Millisekunden aus dem Gerät kommt. Man spielt hier also mit einer spürbaren Latenz, die mich irritiert. Um diese Verzögerung zu messen, habe ich das Gitarrensignal vor dem Pedal gesplittet. Dann habe ich das Direktsignal und das Signal des Pedals gleichzeitig auf zwei getrennte Spuren in Logic Audio aufgenommen. Die genaue Zeitdifferenz kann man hier nicht nur sehen, sondern auch ablesen.

Fotostrecke: 2 Bilder Latenz – ausgeschaltetes Pedal

Das Geräusch ist übrigens ein kurzes Anreißen der D-Saite. Im ersten Soundbeispiel hört ihr das Signal bei ausgeschaltetem Pedal und es klingt mono, weil beide Signale identisch sind und gleichzeitig in der Soundkarte ankommen. Mit eingeschaltetem Pedal hört man den zeitlichen Versatz nicht nur mit dem Kopfhörer. Auf der linken Seite liegt das Direktsignal und auf der rechten Seite das des Testpedals.

Audio Samples
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Soundbeispiel ausgeschaltetes Pedal mono Soundbeispiel eingeschaltetes Pedal stereo mit Latenz

Im Folgenden stelle ich euch alle Modes des Pedals vor und beginne mit dem sogenannten Sine bzw. Sinus-Modus. Im Vergleich zu den restlichen Modes ist dieser Sound weich und eher gemäßigt. Er ähnelt im weitesten Sinne dem Vibratosound von Vintage-Amps. Bei allen Audiobeispielen hört ihr auch hier zuerst ein kleines Lick ohne Pedal. Danach gibt es mehrere Einstellungen, die euch einen Eindruck davon vermitteln, was man mit den einzelnen Modes alles anstellen kann.

Audio Samples
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Sine

Der Triangle-Modus bietet einen etwas eckigeren Sound, weil der Zyklus von Dreieckswellen einen steileren An- und Abstieg absolviert als die weiche Sinuswelle. Wenn man den Depth-Regler nicht zu weit aufdreht, erhält man auch hier sehr gute Vibratoeffekte. Bei hohen Einstellungen gibts dann wieder einen Eiersound, der aber auch seinen Reiz hat.

Audio Samples
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Triangle

Der Ramp-Modus ähnelt dem Triangle-Sound. Allerdings geht die Abwärtsbewegung schneller vonstatten als die Aufwärtsbewegung. Dadurch wirkt der Effekt bei extremen Einstellungen noch abgefahrener und teilweise leicht synthesizerartig.

Audio Samples
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Ramp
Wer neue Klänge kreieren will oder keine Lust auf Brot-und-Butter-Sounds hat, ist beim EarthQuaker Devices Aqueduct goldrichtig.
Wer neue Klänge kreieren will oder keine Lust auf Brot-und-Butter-Sounds hat, ist beim EarthQuaker Devices Aqueduct goldrichtig.

Der Square-Mode arbeitet mit Rechteckwellen, die, wie schon der Name vermuten lässt, sehr eckig klingen. Der Grund sind die abrupten Tonsprünge – was bei einer Sinuswelle allmählich vonstattengeht, passiert hier ruckartig. Je nach Einstellung klingt das Ganze wie ein Triller oder Hammer-Ons bzw. Pull-Offs.

Audio Samples
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Square

Der Random-Mode erzeugt zufällige Tonhöhenschwankungen, die teilweise an ein altes Tonbandgerät erinnern, bei dem Andruckrolle und Welle kaputt sind. Schade, dass man hier nicht die Möglichkeit hat, das trockene Signal beizumischen, denn dann bekäme man erstklassige Doubling-Effekte hin.

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Random

Env D ist einer der drei Modes, die mit einem Envelope-Filter arbeiten. Während der eigentliche Effekt auf einer Sinuswelle basiert, lässt sich mit der Anschlagsstärke die Intensität der Modulation steuern. Das Ergebnis ist ein sehr lebendiger und dynamischer Vibratosound.

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Envelope Depth

Der zweite Modus, der mithilfe eines Envelope-Filters arbeitet, hört auf den Namen Env R. Der Eingangspegel bzw. die Anschlagsstärke kontrolliert hier die Geschwindigkeit der Modulation. Der Rate-Regler steuert die Eingangsempfindlichkeit, während sich mit Depth die Intensität beeinflussen lässt.

Audio Samples
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Envelope Rate

Mein absolutes Lieblings-Preset ist der Env P-Modus. Mit der Stärke des Eingangssignals lässt sich hier die Frequenzmodulation beeinflussen. Je fester man in die Saiten haut, umso tiefer klingt der Ton. Das Ganze hat Ähnlichkeit mit einem heruntergedrückten Tremoloarm, den man nach dem Anschlagen der Saiten allmählich wieder loslässt. Hier lässt sich mit dem Depth-Regler das Originalsignal stufenlos beimischen. Das Ergebnis ist ein wirklich einzigartiger Chorussound. Aber hört selber.

Audio Samples
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Envelope Pitch
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Fazit

Beim EarthQuaker Devices Aqueduct hat man es mit einem ziemlich abgefahrenen Vibrato-Pedal zu tun, dessen Sounds absolut eigenständig klingen. Wer neue Klänge kreieren will oder keine Lust auf Brot-und-Butter-Sounds hat, ist hier goldrichtig. Einziger Nachteil ist die für meinen Geschmack viel zu lange Verzögerung von knapp 52 Millisekunden. Eigentlich schade, denn in puncto Klang und Verarbeitung ist das Pedal jenseits von Gut und Böse.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • eigenständige Sounds
  • sehr vielseitig
  • sehr gute Klangqualität
Contra
  • große Latenz
Artikelbild
EarthQuaker Devices Aqueduct Test
Für 229,00€ bei
Das EarthQuaker Devices Aqueduct bietet sehr vielseitige und eigenständige Sounds, lediglich die große Latenz trübt das Gesamtbild.
Das EarthQuaker Devices Aqueduct bietet sehr vielseitige und eigenständige Sounds, lediglich die große Latenz trübt das Gesamtbild.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: EarthQuaker Devices
  • Bezeichnung: Aqueduct
  • Typ: Vibrato-Pedal
  • Arbeitsweise: digital
  • Modes: Sine, Triangle, Ramp, Square, Random, Env D, Env R, Env P
  • Bypass: True Bypass
  • Regler: Rate, Depth
  • Drehstufenschalter: 8-Wege Modus-Drehschalter zum Anwählen der Modes
  • Anschlüsse: In, Out, Netzteilanschluss
  • Schalter: On/Off als Latching- und Momentary-Schalter
  • Stromversorgung: 9V DC-Netzteil (nicht im Lieferumfang)
  • Stromverbrauch: 68 mA
  • Abmessungen: 117 x 64 x 57 mm
  • Gewicht: 370 g
  • Ladenpreis: 229,00 Euro (September 2019)
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