Der Unterschied zwischen Overdrive, Distortion und Fuzz

Overdrive, Distortion und Fuzz – drei Verzerrertypen, auf die kaum ein moderner Gitarrist verzichten kann. Verzerrte Sounds gehören zum Repertoire, und was früher bestimmten Genres des Rock’n Roll vorbehalten war und von übersteuerten Röhrenamps zum Klang beigetragen wurde, darf heute in kaum einem Song fehlen, ganz gleich, aus welcher Schublade der auch stammt. Damit ist der Einsatz von Verzerren aber auch wesentlich vielschichtiger geworden und die Unterschiede bei den verzerrten Gitarrensounds werden immer subtiler. In diesem Zusammenhang spielen die drei Verzerrertypen Overdrive, Distortion und Fuzz unterschiedliche Rollen, und wir möchten in diesem Workshop aufzeigen, was sich dahinter verbirgt und wo die klanglichen Unterschiede liegen.

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Inhalte
  1. Overdrive
  2. Distortion
  3. Fuzz
  4. Pedalklassiker

Seit über 60 Jahren dominiert der verzerrte Sound die Gitarrenwelt. Wer der eigentliche Erfinder dieses Klangs war, bleibt ungeklärt. Während die einen behaupten, ein defekter Mischpultkanal sei der Ursprung, behaupten andere, Rockabilly-Gitarristen hätten ihre Amps einfach zu weit aufgedreht und der so entstandene leicht übersteuerte Ton hätte alles begründet. Fakt ist, dass man in den meisten Musikstilen ohne verzerrte Gitarre nicht mehr auskommt. Glücklicherweise gibt es Effektpedale, die für die entsprechende Verzerrung sorgen und man ist nicht mehr darauf angewiesen, einen Gitarrenverstärker bis zum Anschlag aufzudrehen, damit er die so begehrten dreckigen Töne ausspuckt.

Allerdings muss man auch konstatieren, dass sich bei vielen Pedalen die Geister scheiden. Wie in unserem Testmarathon Verzerrerpedale häufig erlebt, bedienen sich manche Hersteller relativ freizügig der unterschiedlichen Bezeichnungen. So wird Distortion nicht selten als Oberbegriff genutzt, obwohl eigentlich ein Overdrive im Pedalgehäuse steckt, und umgekehrt, oder die Gainstruktur eines Verzerrers entspricht bis in die Hälfte des Regelwegs der eines Overdrives, um dann eindeutig in Richtung Distortion zu kippen.
Aus diesem Grund konzentrieren wir uns in diesem kleinen Workshop auf die Unterschiede im Sound, auf die es ankommt, und nicht auf einzelne Pedale. Wer sich für die Eigenheiten bestimmter Verzerrer interessiert, der findet in unserem schon erwähnten Testmarathon über 400 Einzeltests, die eindeutig Aufschluss darüber geben, in welcher klanglichen Kategorie jedes Pedal zuhause ist.
Um euch nicht länger auf die Folter zu spannen, hört ihr jetzt den direkten Vergleich der drei unterschiedlichen Zerr-Typen Overdrive, Distortion und Fuzz. Dabei war eine SG mit Humbuckern im Einsatz und die Pedale wurden mit mittlerer Gain-Einstellung vor den clean eingestellten Amp geschaltet:

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Overdrive Riff Distortion Riff Fuzz Riff

Jetzt kommt noch ein direkter Vergleich mit Akkorden über alle sechs Saiten und darauf-folgenden Einzelanschlägen der Saiten. Beim Overdrive sind die einzelnen Anschläge noch klar und deutlich zu hören, bei Distortion und Fuzz wird es dann schon etwas schwammiger.

Audio Samples
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Overdrive Akkorde Distortion Akkorde Fuzz Akkorde

Overdrive

Der Overdrive hat von allen dreien, wie man auch in den Audio-Beispielen hören kann, den geringsten Zerrgrad. Die Übersetzung (Overdrive = Übersteuern) sagt es eigentlich schon, dass mit einem Pedal dieser Gattung der Sound eines übersteuerten Gitarrenverstärkers erzeugt wird. Hochwertige Overdrive-Pedale zeichnen sich durch eine harmonische Verzerrung aus, die auch gut mit dem Anschlag an der Gitarre oder dem Volume-Poti an der Gitarre regelbar ist. Auch das war beim Beispiel gut zu hören, denn bei den ersten beiden Runden war der Ton fast unverzerrt, erst durch den harten Anschlag ist der Sound in den Zerrbereich gewandert. Overdrive-Pedale werden auch gerne benutzt, um einen bereits angezerrten Amp noch mehr in den Zerrbereich zu fahren. Dabei sollte man aber mit dem Gain nicht zu hoch gehen, eher noch etwas Volume vom Pedal hinzugeben, denn das feuert die Vorstufe ordentlich an.

Audio Samples
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Overdrive vor angezerrtem Marshall Amp. Zuerst Bypass, dann mit Effekt.
Fotostrecke: 4 Bilder Walrus Audio Ages Overdrive

Empfehlungen Overdrive Pedale:

Distortion

Beim Distortion geht es schon kerniger zur Sache. Der Sound ist auch bei sanftem Anschlag schon stärker verzerrt, die dynamische Steuerung des Zerrgrades über den Anschlag an der Gitarre hat hier nicht unbedingt Priorität, aber auch einige Distortion-Pedale lassen sich bei höheren Gain-Settings noch mit dem Volume-Regler an der Gitarre “entzerren”. Der Distortion-Sound komprimiert bei weit aufgedrehtem Gain-Regler recht stark und eine satte Packung Sustain gehört mit dazu. Man kann das ganz gut im Anfangsbeispiel hören, der Sound bleibt beim ausklingenden Akkord noch recht lange verzerrt und das mit einem höheren Level als beim Overdrive. Was man auch hören kann, ist das Grundrauschen beim Ausklingen des Akkordes, das ein solcher High-Gain-Zerrsound mit sich bringt. Bei diesen Einsätzen in hohen Zerr-Gefilden ist es ratsam, mit einem Noise Gate zu arbeiten, das in den Spielpausen das Rauschen unterdrückt. Bei den Distortion-Pedalen gibt es neben den Standards auch spezielle Effekt-Pedale für Metal-Distortion-Sounds. Hier wird der Mittenbereich gerne stark abgesenkt und vieler dieser Pedale haben eine parametrische Mittenregelung oder einen effektiven Mittenregler, dessen Centerfrequenz gut auf den Metal-Zerrsound abgestimmt ist.

Audio Samples
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Metal Distortion mit abgesenktem Mittenbereich (Emma PisdiYAUwot)
Fotostrecke: 4 Bilder Walrus Audio Eras

Empfehlungen Distortion Pedale:

Fuzz

Der Fuzz hat einen recht kaputt klingenden Zerrsound und einen recht hohen Zerrgrad, und der Ton in unserem Beispiel kommt im Vergleich zum Distortion etwas körniger aus den Speakern. Je nach Fuzz-Pedal und Einstellung fallen des Öfteren Vergleiche wie Rasierapparat oder Kreissäge, denn der Klang dieser Verzerrerkategorie ist eindeutig am weitesten von einer schönen harmonischen Übersteuerung entfernt. Es klingt mitunter eher nach einem Röhrenamp kurz vor dem letzten Atemzug, aber der Sound hat eindeutig seine Fans und auch die Fuzz-Zerre ist sehr vielschichtig aufgestellt. Keith Richards hatte 1965 ein Maestro FZ-1 Fuzz Pedal für das markante Riff von “Satisfaction” im Einsatz und später hat Jimi Hendrix mit dem Dallas Arbiter Fuzz-Face Musikgeschichte geschrieben. Hendrix benutzte auch gerne ein Octave Fuzz, ein Fuzz-Pedal mit integriertem Octaver, der den Ton eine Oktave höher hinzufügt, was dem Sound noch einmal einen ganz speziellen Charakter verleiht.

Audio Samples
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Octave Fuzz Model (Line 6 M9)
Fotostrecke: 4 Bilder Beetronics Vezzpa

Empfehlungen Fuzz Pedale:

Es gibt eine riesige Anzahl an Zerrgeneratoren auf dem Markt. Einige davon sind mittlerweile Legenden und werden von diversen Herstellern nachgebaut, ähnlich wie bei den Gitarrenklassikern Stratocaster und Les Paul. In unserem bereits erwähnten Testmarathon Verzerrerpedale findet ihr mehr als 400 Einzeltests, und ihre Zahl wächst stetig. Hier sind ein paar Klassiker und einige Empfehlungen für Overdrive, Distortion und Fuzz.

Pedalklassiker

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