Cyclone Analogic TT-303 Bass Bot v2 Test

Die Roland TB-303 Bassline aus dem Jahr 1983 dürfte der meistkopierte Synthesizer der Geschichte sein. Zahlreiche Nachbauten buhlen um die Gunst jener 303-Fans, die nicht bereit sind, vierstellige Summen für ein funktionierendes Original auf den Tisch zu legen. Einer der beliebtesten Klone stammt von Cyclone Analogic aus Frankreich. Inzwischen ist der TT-303 Bass Bot in der Version 2 erhältlich. Kann er 303-Fans glücklich machen? Dieser Test soll es klären.

Der Bass Bot von Cyclone Analogic in der Version 2
Der Cyclone Analogic Bass Bot v2 kann im Kreise der 303-Klone gut mithalten.


Bei der ersten Version des Bass Bot hatte man sich designtechnisch ungeniert beim Original bedient; der Klon war auf den ersten Blick kaum vom Original zu unterscheiden. Es wird gemunkelt, dass bei Cyclone Analogic deshalb irgendwann ein mehr oder weniger freundlicher Hinweis von Roland eingegangen sein könnte. Schließlich haben sich die Japaner mit der TB-03 vor Kurzem selbst in die Clone Wars eingemischt. Wie es sich genau zugetragen hat, wissen wir nicht – fest steht, dass der Bass Bot v2 in einem neuen Gehäuse steckt, dessen Format dann auch gleich auf die beiden Drumcomputer TT-606 Drum Drone und TT-78 Beat Bot übertragen wurde. Nun haben wir den Bass Synth aus diesem Trio im Test.

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Details

Einordnung

Die Welt der TB-303-inspirierten Synthesizer teilt sich in verschiedene Untergruppen. Zuerst kamen in den 1990ern einige Geräte auf, die den 303-Sound in das damals bei Synthesizern noch weit verbreitete 19“-Format brachten, wie etwa MAM MB33, Doepfer MS-404 und Syntecno TeeBee. Diese hatten in der Regel keinen Sequencer, emulierten also lediglich den Sound, nicht aber die spezielle Arbeitsweise mit einer TB-303, die bekanntlich entscheidend zur Legende beiträgt. Eine Neuauflage des MB33 erschien vor einigen Jahren als MAM MB33 Retro, ebenfalls ohne Sequencer.
Unter den heutigen 303-Klonen gibt es einerseits solche, bei denen versucht wurde, die analogen Schaltungen der TB-303 auf dem Wege des „Reverse Engineerings“ exakt nachzubauen, oftmals unter Verwendung von Restbeständen alter Bauteile (NOS – „new old stock“). Dazu gehören beispielsweise die bei DIY-Freunden beliebte x0xb0x oder auch der Avalon Bassline Synthesizer von Abstrakt Instruments, obwohl dieser die historische Schaltung um weitere Elemente erweitert. Andererseits gibt es 303-Emulationen, die sich dem Sound auf dem Wege des Analog Modellings nähern, also mit einer digitalen, algorithmischen Berechnung des analogen Schaltungsverhaltens. Rolands eigene Produkte TB-3 und TB-03 und die Software Bass Line von Audiorealism gehören hier zu den wichtigsten Vertretern.
Wo lässt sich der Cyclone Analogic TT-303 Bass Bot in diesem Umfeld einsortieren? Der Hersteller wirbt mit einer analogen Klangerzeugung auf Basis von „21st century transistor technology“. Es handelt sich beim Bass Bot also um einen Analogsynthesizer mit digitalem Sequencer, genau wie beim Original. Allerdings wird – anders als bei einigen anderen aktuellen Konkurrenten – nicht damit geworben, dass Originalteile zum Einsatz kommen; stattdessen werden neue Bauteile verwendet. Der Bass Bot ist also ein Versuch, den Sound der 303 mit modernisierten Analogschaltungen zu realisieren. Ob das gelungen ist, versuchen wir jetzt herauszufinden.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Gehäuse ist nicht mehr ganz so nah am Original.

Lieferumfang und erster Eindruck

Aus dem Karton kommt zunächst eine schwarze Tasche zum Vorschein, die Cyclone Analogic dem Bass Bot löblicherweise beilegen. Darin befinden sich der Synthesizer, der durch einen klaren Plastikdeckel zusätzlich geschützt ist, und das mitgelieferte Netzteil. Außerdem liegt eine ausführliche, gedruckte Bedienungsanleitung bei. Zwar nur auf englisch, aber trotzdem sehr schön! Das neue Design des Bass Bot löst bei mir zwar keine Begeisterungsstürme aus, das flache Kunststoffgehäuse wirkt aber anständig verarbeitet und haltbar und die Bedienelemente machen einen soliden Eindruck. Auch wenn im Vergleich zur ersten Version die TB-303-typische Kantigkeit und die silbrigen Knöpfe verschwunden sind, sieht man dem Bass Bot seine Herkunft doch sofort an: Die Form und Anordnung der Bedienelemente verraten auf den ersten Blick, welchem Ideal hier nachgeeifert wird.

Die Taster sind gummiert und mehrfarbig beleuchtet.
Die Taster sind gummiert und mehrfarbig beleuchtet.

Bedienfeld

Obwohl sich das Design geändert hat, bleibt der Bass Bot v2 im oberen Bereich des Bedienfelds ganz TB-303. Hier findet man die gleichen sechs Potis wie beim Original: Tuning, Cutoff, Resonance, Env Mod, Decay und Accent. Die Originaltreue geht so weit, dass der kleine Schiebeschalter zur Umschaltung der Wellenform zwischen Sägezahn und Rechteck auf der Rückseite zu finden ist. Nicht praktisch, aber stilecht.
Auch darunter erinnert der Bass Bot an das Vorbild. Bei genauerer Betrachtung der Regler, Schalter und Buttons wird jedoch deutlich, dass der Sequencer etwas anders konzipiert ist und einige zusätzliche Funktionen bietet – was angesichts des notorisch eigenwilligen TB-303-Sequencers ja nicht unbedingt etwas schlechtes sein muss. Links und rechts sind große Regler für Tempo und Lautstärke zu finden. Dazwischen liegen die charakteristischen Drehschalter, und hier begegnen uns die ersten Unterschiede. Während der Wahlschalter „Track / Pattern Group“ der TB-303 sieben Positionen hat, bietet er beim Bass Bot neun Stellungen. Auch der Mode Switch ist anders: Zusätzlich zu den vier angestammten Modi Track Write / Play und Pattern Write / Play findet man hier noch die Pattern-Modi Preset, Arpeg, Lab und Loop Edit sowie einen MIDI Mode.
Der untere Bereich ähnelt vom Layout her der TB und man findet hier die charakteristische Oktave aus Buttons, die beim Bass Bot mehrfarbig beleuchtet sind und in Verbindung mit dem Funktionstaster auch weitere Aufgaben übernehmen. Links und rechts sind Start/Stop, Clear und Function bzw. Down, Up, Accent, Slide, Next/Tap und Back zu finden; auch das sorgt dafür, dass TB-Kenner sich zu Hause fühlen.  Zwei zusätzliche Step-Modifier verbergen sich hinter den Buttons “Mute” und “HAMR” (Hammer). Ein Edit-Button sowie ein Page-Taster für das Blättern durch längere Patterns und Songs vervollständigen das Panel des Sequencers.

Der Bass Bot v2 bietet vielseitige Anschlussmöglichkeiten.
Der Bass Bot v2 bietet vielseitige Anschlussmöglichkeiten.

Anschlüsse

Rückseitig findet man einen winzigen Schiebeschalter für Power, der so klein ist, dass eine versehentliche Betätigung absolut ausgeschlossen ist. Daneben ist der Anschluss für das mitgelieferte Netzteil platziert. Es folgen die Audioausgänge in Form zweier Klinkenbuchsen – ein Mono Line Out (Amp) und ein Kopfhörerausgang. Erfreulich ist die Ausstattung zum analogen Netzwerken mit anderem Equipment, die gegenüber der ersten Bass-Bot-Version kräftig aufgestockt wurde. Der Bass Bot v2 verfügt über Outputs für Run/Stop, Clock, Accent, Gate, CV und VCO, allesamt als Miniklinkenbuchsen. Die Run/Stop- und Clock-Outputs sind DIN-Sync-kompatibel. Am Filter-Input lassen sich externe Audiosignale einspeisen. Leider nicht mit an Bord ist ein Clock- bzw. DIN-Sync-Input, um den Bass Bot analog etwa zu einer Vintage Drum Machine zu synchronisieren. Das funktioniert nur über MIDI, das in Form zweier DIN-Buchsen verfügbar ist. Der MIDI Output lässt sich alternativ als Thru einsetzen. Die MIDI-Implementation des Bass Bot v2 ist sehr umfangreich und ermöglicht neben dem Senden und Empfangen von Noten und MIDI Clock auch die Steuerung aller Parameter über MIDI CC. Zudem lassen sich mit Hilfe der Software “Cyclone Studio” SysEx-Backups des internen Speichers anfertigen, um Patterns auf dem Rechner zu sichern. 

Praxis

Programmierung

Die Programmierung von Patterns geht leicht von der Hand und erklärt sich beinahe von selbst: Wahlschalter auf „Pattern Write“ stellen, gewünschtes Pattern auswählen und „Edit“ drücken. Mit der Minitastatur kann dann pro Step die Tonhöhe gewählt werden; die „Modifiers“ Up, Down, Accent, Slide, Mute und „Hammer“ werden auf Wunsch per Tastendruck hinzugefügt. Gebundene Noten (Ties) lassen sich mit einer Tastenkombination erzeugen. Mit „Next“ geht’s weiter zum nächsten Step, mit „Back“ einen Step zurück. Das Verfahren ist im Vergleich zur Original-303 sehr einfach zu meistern und man kommt schnell zu Ergebnissen. Der bekanntermaßen kryptischen Programmierung der Original-TB trauere ich persönlich nicht hinterher.

Preset Patterns und Pattern Generator

Im Preset Mode bietet der Bass Bot neun Bänke mit Preset Patterns. Der Begriff „Preset“ ist hier etwas anders zu verstehen als gemeinhin üblich, denn die Presets lassen sich dynamisch erzeugen und liegen nicht etwa unveränderlich im Speicher. Das kennen wir schon aus der OS Version 2.0 des ersten Beat Bots, dort nannte sich die Funktion „Insta DJ“. Um die Presets neu zu erzeugen, wählt man die gewünschte Preset Bank und die gewünschten Presets aus und drückt „Function“ und „Gen(erate)“. Die einzelnen Preset-Bänke enthalten jeweils unterschiedliche Stile von Presets, die von einfachen Patterns bis hin zu recht chaotischen Varianten reichen. Der Algorithmus soll sicherstellen, dass die automatisch erzeugten Patterns einer Bank einigermaßen zueinander passen. In der Regel klappt das auch ganz gut; der Pattern Generator ist jedenfalls deutlich intelligenter als ein reiner Zufallsgenerator. Man kann beim Jammen mit den Preset Patterns viel Spaß haben und mit etwas Glück kommt am Ende etwas heraus, das eine Inspirationsquelle für neue Tracks sein kann. Auch mit der Mutate-Funktion, mit der sich Patterns spontan variieren lassen, und mit dem Arpeggiator kann man mit Patterns kreativ werden. An Werkzeugen für spontane Pattern-Performances mangelt es dem Bass Bot nicht, und da die Algorithmen durchaus musikalisch arbeiten und beinahe alles bei laufendem Sequencer passieren kann, ist er einiges mehr als eine unveränderliche Pattern-Abspielmaschine. 

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Preset Jam (Saw) Preset Jam (Square) Preset 1 (Saw) Preset 1 (Square) Pattern Jam

Sound

In Vergleichstests mit dem Original und anderen TB-303-Nachahmern schneidet der Bass Bot regelmäßig sehr gut ab, und dem möchte ich mich hier anschließen. Der Sound ist wirklich sehr nah dran am Original und bietet in allen Facetten den Charakter, den man sich von einer 303 wünscht. Anfangs hatte ich das Gefühl, es würde etwas Druck und Aggressivität fehlen; am Ende muss ich jedoch sagen, dass Cyclone Analogic mit dem Bass Bot ein in allen Bereichen außergewöhnlich authentisches 303-Erlebnis bietet. Vom klassischen Knurren über das unerbittliche Pfeifen und Zwitschern des Filters bis hin zur knackigen Hüllkurve stimmt hier so ziemlich alles. Mit „Mute“, das einem Step einen etwas abgedämpften Sound verleiht, und „Hammer“, das einen Hammer-on-Effekt simuliert, gibt es zudem zwei neue Modifiers, die die klanglichen Möglichkeiten erweitern. Natürlich werden unverbesserliche Puristen auch beim Bass Bot das eine oder andere Detail ausmachen, das in ihren Augen eben doch nicht ganz wie das Original klingt. Ich halte diese Diskussion angesichts der insgesamt hervorragenden Klangqualität aber für müßig: Erstens klingen auch die Original-303s natürlich nicht alle exakt gleich und es haben sich inzwischen über 30 Jahre Staub auf die Schaltkreise gelegt, und zweitens klingt der Bass Bot so gut, dass er der großen Mehrheit als 303-Ersatz vollkommen genügen dürfte.

Audio Samples
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Saw pur Square pur Accents Mutes HAMR

Einstellmöglichkeiten 

Beim Bass Bot lassen sich verschiedene Parameter justieren, die beim Original fest waren, was die musikalischen Möglichkeiten nicht unerheblich erweitert. Der TT-303 bietet eine Shuffle-Funktion und erlaubt die Einstellung der Gate Time des Sequencers, jeweils in mehreren Schritten. Auch die Slide Time kann eingestellt werden. Damit lässt sich das Playback von Patterns rhythmisch sehr viel genauer beeinflussen, als es beim Original und auch bei den meisten anderen Klonen möglich ist. 

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Gate Time Shuffle
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Fazit

Der Cyclone Analogic TT-303 Bass Bot ist auch in der zweiten Version einer der authentischsten TB-303-Klone, auch wenn er nun nicht mehr ganz so „echt“ aussieht. Der Bass Bot klingt hervorragend, ist leicht zu bedienen und bietet vielseitige Anschlussmöglichkeiten für die Integration in digitale oder analoge Setups und eine umfangreiche MIDI-Implementation. Mit diversen Funktionen zur algorithmischen, dynamischen Erzeugung von Patterns kann er die Kreativität fördern und eignet sich für ausgedehnte Pattern-Jamsessions. Die zusätzlichen Modifier „Mute“ und „Hammer“ sorgen für mehr Klangvariation und mit Shuffle, Gate Time und Slide Time lassen sich wichtige rhythmische Parameter umfangreicher anpassen, als man es vom Original gewohnt ist. Auch angesichts der prominenten Konkurrenz durch Rolands TB-03 muss der Bass Bot deshalb nicht fürchten, in den Clone Wars unter die Räder zu geraten. Wer authentischen 303-Sound gepaart mit vielen Performance-Features sucht, dürfte am Bass Bot v2 viel Freude haben.

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Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr guter, authentischer Sound
  • relativ einfache Programmierung
  • viele Performance-Funktionen
  • umfangreiche Anschlussmöglichkeiten
  • vollständige MIDI-Implementation
  • Klangvariationen durch “Mute” und “Hammer”
  • Tasche im Lieferumfang
Contra
  • kein analoger Sync-Eingang
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Cyclone Analogic TT-303 Bass Bot v2 Test
Für 275,00€ bei
Der Cyclone Analogic Bass Bot v2 kann im Kreise der 303-Klone gut mithalten.
Der Cyclone Analogic Bass Bot v2 kann im Kreise der 303-Klone gut mithalten.
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Surimp sagt:

#1 - 16.07.2023 um 17:46 Uhr

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Erster Kommentar? Yeah! Also ich habe eine bestellt und beim YouTuben bin ich auf ein video gestoßen wo mehrere Besitzer sich wegen der schlechten Poti Qualität beschweren. Weiss nicht ob sie die V1 oder V2 meinen. Hat jemand hier Erfahrungen damit?

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