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Beier Drums 1,5 Steel 15“x5,5“ Snare Test

Aus Oconomowoc kommt unser Testobjekt. Städte mit fünf O’s im Namen dürften ziemlich selten sein. Damit haben sie eine Gemeinsamkeit mit 15 Zoll durchmessenden Snaredrums, die machen sich nämlich auch äußerst rar. Während sich im Laufe der Jahre 13, 12 und 10 Zoll große Snaredrums als gängige Alternativen zum 14 Zoll-Standard etabliert haben, fristen ihre 15er Kollegen ein Schattendasein. Trommelbauer James Beier lässt sich davon nicht irritieren und bietet diese Größe – neben 13ern und 14ern – in Tiefen von vier bis acht Zoll an. 

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Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben, denn mittlerweile kann er auf eine kleine, aber treue Fan-Gemeinde blicken, die auf seine  Instrumente schwört. Unter der matten, in schwarz gehaltenen Lackierung verbirgt sich ein von Mr. Beier selbst hergestellter Stahlkessel, vom einfachen „Assembling“, also dem bloßen Zusammenbauen zugelieferter Komponenten, ist man also weit entfernt. Wenn ihr wissen wollt, wie sich die interessante Konstruktion in der Praxis bewährt und ob sie überhaupt auf einen handelsüblichen Snare-Ständer paßt, solltet ihr jetzt weiter lesen. Das Testinstrument hat uns übrigens der deutsche Ausnahmetrommler Achim Färber zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür!

Details

Der Stahlkessel besitzt keine Bördelung 

Nein, ein echter Hingucker ist die Beier 1,5 Steel Snaredrum auf den ersten Blick nicht. Die nur acht, mit Kunststoff unterlegten, Stimmböckchen wirken auf dem großen Kessel etwas verloren, der matte schwarze Lack verströmt ein eher funktionales Flair, und auch sonst wirkt die Trommel aus Wisconsin zunächst nicht wie ein Instrument, bei dem man schon aus optischen Gründen kaum die ersparten Taler bei sich halten kann. Die nähere Inspektion fördert dann die kleinen, aber feinen Details zutage, die die Beier Snaredrum als sorgfältig gebaute Custom-Trommel ausweisen. Da wären zunächst die dezenten, von James Beier per Hand eingravierten, Schriftzüge auf jedem Böckchen, weiter geht es mit seiner Signatur im Inneren des Kessels, zusätzlich versehen mit dem Baujahr. Ist die Trommel erst einmal geöffnet, fällt der Blick auf eine 1,5 Millimeter starke, beidseitig lackierte Kesselwand. Nahtlos ist der Metallzylinder nicht, die Schweißnaht ist von innen erkennbar, von außen allerdings glatt geschliffen und unsichtbar. Das sorgfältig eingefräste Snarebed fällt relativ steil ab, ist aber mit zwei Millimetern nicht sehr tief. Eine Bördelung der Kesselränder gibt es nicht, ebenso wenig eine Sicke. Damit erinnert die Konstruktion an die Metall-Snares des Kanadiers Ronn Dunnett, der auf diese Fertigungsdetails bei einigen seiner Modelle ebenfalls verzichtet. 

Fotostrecke: 5 Bilder Hier unterschreibt der Chef noch selbst: Signatur mit Baujahr

Als Abhebung kommt die DW MAG zum Einsatz

Alle Hardware-Teile sind mit dem Kessel verschraubt, was auch für das metallene Typenschild gilt. Eine DW MAG Abhebung wird von James Beier als Standardabhebung montiert, hierbei handelt es sich um eine Throw-Off-Variante, bei welcher der Abwurfbügel ab dem Überschreiten eines Totpunktes magnetisch in Position gehalten wird. Sie wirkt sehr stabil und hochwertig und ist – laut Beier – die bevorzugte Abhebung seiner Kunden, weshalb es auch keine weiteren Optionen gibt.  Eine Ausnahme stellt die Gibraltar Piccolo Abhebung dar, welche aufgrund der geringen Höhe am 15“x4“ Modell verbaut wird. Teppichseitig geht es recht unspektakulär zu, hier greift Beier auf ein Standardmodell mit verchromten Spiralen zurück. Obwohl es sich hier offensichtlich um ein Zubehörteil aus Fernost handelt, bietet es keinen Anlass zur Kritik. In die Kategorie Standardmodell gehören auch die montierten Remo Felle vom Typ Ambassador coated auf der Schlag- sowie Hazy auf der Resonanzseite. Die solide Konstruktion und der kräftige Kessel sorgen für ein recht stattliches Gesamtgewicht, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Snaredrum über normale, dreifach geflanschte Spannreifen verfügt. Insgesamt ist die Verarbeitung der Trommel auf hohem Niveau und lässt damit für den Praxisteil Gutes erwarten. 

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Praxis

Funktional leistet sich die Beier keine Schwächen…

…zumindest keine, die mit der Konstruktion oder der Verarbeitung an sich zu tun hätten. Dass die Snaredrum allerdings auf Anhieb problemlos auf jeden Snare-Ständer passt, kann nicht unbedingt garantiert werden. Bei meinem Yamaha-Stativ suche ich jedenfalls erst einmal den „Sweet Spot“, bei dem die Trommel vom Korb gehalten wird, ohne dass der Snare-Teppich mittig auf diesem aufliegt. Hier ist bei 15 Zoll Modellen also generell Vorsicht angesagt. Nachdem ich diesen Engpass erfolgreich hinter mich gebracht habe, geht es ans Stimmen und Einstellen der Teppichspannung. Beides funktioniert weich und präzise, der verbauten Hardware kann also hohe Praxistauglichkeit bescheinigt werden.  

Fotostrecke: 5 Bilder Gut unter der Strainerbefestigung verborgen: die Kesselnaht

Die Beier Steel Snare besitzt einen fetten, aber trockenen Kesselton

Mit den ersten Schlägen auf das Testobjekt wird einerseits klar, dass es sich um eine ganz normal spielbare Snaredrum handelt, andererseits scheint sie von allem etwas mehr zu besitzen als die 14 Zoll Kollegen. „Saftig“ ist das erste Attribut, was mir zum kräftigen Backbeat-Spiel mit dieser Trommel in den Sinn kommt. Sie klingt fett und rund in fast allen Stimmlagen, dabei besitzt sie eine überdurchschnittlich gut integrierte Teppichansprache, die durch den eher trockenen Kesselton noch betont wird. Es wird deutlich, warum nicht nur etliche Rock- und Country-Drummer die Arbeit von James Beier schätzen, auch im Studio funktioniert der dicke, aber kontrollierte Ton sehr gut. Durch das Übermaß hat man zudem immer das Gefühl, dass man für den gleichen Effekt weniger tun muss als bei 14er Snares. Ich habe euch natürlich auch ein paar Soundfiles aufgenommen. 

Tiefe Stimmung

Bei tiefen Stimmungen wird besonders deutlich, warum man überhaupt zu einer 15er Snaredrum greifen sollte. Im Gegensatz zu einem – beispielsweise – 14×8 Zoll messenden Instrument sind hier nicht bloß noch tiefere Tonlagen möglich, die Teppichansprache bleibt auch integrierter und präsenter. Sehr gut gefällt mir auch die klangliche Vielfalt, die durch verschiedene Anschlagspunkte auf dem Fell entsteht. 

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Tiefe Stimmung – solo Tiefe Stimmung – Groove

Mittlere Stimmung

Eine Medium-Stimmung erzeugt etwas mehr Definition, der Sound verschiebt sich in Richtung Attack, insgesamt kommt die Beier etwas rauer daher als die anderen getesteten 15er. Das verschafft ihr in der mittleren Stimmlage eine zusätzliche, aber unaufdringliche Durchsetzungskraft. Trotz des Kesselmaterials Stahl bleibt der Klang warm und besitzt immer eine klare Tonalität. 

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Mittlere Stimmung – solo Mittlere Stimmung – Groove

Hohe Stimmung

Dreht man die Beier ordentlich nach oben, machen sich die fehlende Sicke sowie die fehlende Bördelung der Kesselränder bemerkbar. Die daraus resultierende geringere Stabilität setzt den Kessel bei sehr hohen Stimmungen unter Stress und erzeugt Kompressionseffekte. Dadurch wird der Attack etwas gepresster und kürzer als es bei den anderen beiden Metall-Snares unseres 15 Zoll Snare Specials der Fall ist. Das heißt nicht, dass der Sound schlecht wäre, ihm geht nur etwas die „Saftigkeit“ verloren, die in tieferen Stimmungen so auffällig ist. Unter Mikrofonen fällt das allerdings kaum ins Gewicht, außerdem muss man dazu sagen, dass Herr Beier diese Trommel auch nicht für extrem hohe Tunings konzipiert hat. 

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Hohe Stimmung – solo Hohe Stimmung – Groove
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Fazit

Die Beier 1,5 Steel Snaredrum tut einiges dafür, um ihre inneren Werte zu verbergen. Das matte Finish, nur acht Stimmböckchen und das insgesamt sehr zurückhaltende Design sorgen sogar dafür, dass man die Übergröße erst bemerkt, wenn man die Trommel auf einem handelsüblichen Snare-Ständer befestigen möchte. Akustisch vermag der Exot allerdings auf ganzer Linie zu überzeugen. Warm und mit ordentlichen Lautstärkereserven ausgestattet, dürfte sie besonders unter denjenigen Drummern Freunde finden, denen der Snaresound gar nicht fett genug sein kann. Dabei ist sie deutlich sensibler als die meisten tiefen 14er. Einzig bei sehr hohen Stimmungen sorgt die starke Spannung für Kompressionseffekte, die ihr ihre „Saftigkeit“ rauben. Für derartige Sounds ist sie einfach nicht die beste Wahl. Hier sollten andere Größen aus James Beier’s Sortiment besser funktionieren. Etwa 700 Euro Kaufsumme muss ein Käufer aus Deutschland mit Zoll und Versand einkalkulieren, gemessen an den Qualitäten der Trommel und der Tatsache, dass sie in Handarbeit in den USA entsteht, ist dies ein angemessener Preis. 
Hier geht es zurück zur Übersicht mit allen 15er Modellen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • fetter und trotzdem sehr gut handhabbarer Sound
  • äußerst präzise Teppichansprache
  • sehr sorgfältige Verarbeitung
  • sehr gute Abhebung
Contra
  • in hohen Stimmlagen geht etwas Lebendigkeit verloren
  • für die Kesselgröße typisch: eher schwacher Rimclicksound
  • eventuell muss ein Stativ mit größerem Snarekorb angeschafft werden
Artikelbild
Beier Drums 1,5 Steel 15“x5,5“ Snare Test
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Beier Drums
  • Bezeichnung:1,5 Steel 15“x5,5“ Snaredrum
  • Größe: 15×5,5 Zoll
  • Kessel: verschweißter Stahlkessel ohne Bördelung, 1,5 Millimeter Kesselstärke
  • Spannreifen: Stahl, dreifach geflanscht
  • Böckchen: 8
  • Abhebung: DW MAG, Teppichspannung einseitig justierbar
  • Teppich: 20 Stahlspiralen
  • Felle: Remo Ambassador coated, Remo Snareside Hazy
  • Finish: schwarz matt lackiert, optional auch in weiß hochglänzend erhältlich
  • Hardware: verchromt
  • Zubehör: keines
  • Herkunftsland: USA
  • Preis: 550,00 Dollar (aus Deutschland bestellt, kommen Zoll und Versandkosten hinzu)

Seite des Herstellers: beierdrums.com

Hot or Not
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Eine Bördelung fehlt, das Fell ruht direkt auf der Kesselwand.

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Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#1 - 27.02.2023 um 09:24 Uhr

0

15"snares:eine größere soundfülle und tiefe bekommt man kaum. traurig,dass diese grösse hier in Deutschland so schwierig zu bekommen ist. thomann hat seine 15"snares aus dem Programm genommen.

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