Audio-Technica ATH-R70x Test

Mit nur 210 Gramm gehört der Audio-Technica ATH-R70x von vermutlich zu den leichtesten Over-Ear-Kopfhörern, die zurzeit am Markt erhältlich sind.

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Bei der Entwicklung dieses Modells war offenbar ein möglichst freies Tragegefühl ein erklärtes Ziel der Audio-Technica-Konstrukteure. So kommt es auch, dass die Japaner nach über 40 Jahren Erfahrungen in dieser Sparte ihren ersten offenen Kopfhörer präsentieren. Ob der ATH-R70x seinen halboffenen und geschlossenen Kollegen Konkurrenz machen kann, wollen wir im folgenden Test herausstellen.

Details

Verarbeitung des ATH-R70x

Viel dran scheint am ATH-R70x nicht zu sein. Das Gestell wirkt auf den ersten Blick eher drahtig denn stabil. Obwohl er jedoch eine fragile Note vermittelt, macht er beim Anfassen einen robusten Eindruck, was sicher nicht zuletzt an den verwendeten Materialien liegt. Der metallene Bügel ist flexibel und die Treiber sind in ein Aluminiumgehäuse gefasst. Auch die gute Verarbeitungsqualität trägt zur Annahme bei, dass der vorliegende Kopfhörer ein „Arbeitstier“ ist und auch hier und da mal einen Stoß wegstecken kann. Anstatt auf ein reguläres Kopfband setzt Audio-Technica auf ein spezielles Flügelsystem. Die Kopfpolster des ATH-R70x stehen nach innen ab und wirken dadurch wie eine Mischung aus militärischen und futuristischem Cyborg-Equipment. Ihre Befestigung am Bügel ist gefedert, die Polster selbst haben Spiel in sämtliche Richtungen für eine optimale Anpassung an die Kopfform. Die Ohrmuscheln selbst lassen sich hingegen nur um wenige Grad neigen. Auf der Rückseite zeigt sich das, was man als „schonungslose Offenheit“ bezeichnen kann. Direkt hinter der hexagonalen Wabenstruktur liegt sichtbar der Treiber. Die Ohrpolster bestehen aus einem samtigen Stoff und versprechen Bequemlichkeit.

Fotostrecke: 4 Bilder Von der Seite betrachtet, sieht man die Besonderheit des Bügels nicht.

Lieferumfang und technische Details des Kopfhörers

Der Lieferumfang entspricht einem guten Standard. Neben einem Y-Kabel von drei Meter Länge und einem 3,5-Millimeter-Klinkenstecker auf Verstärkerseite liegt der entsprechende 6,3-Millimeter-Adapter bei. Das Kabel ist beidseitig geführt und hält einen Clou bereit: Kennzeichnungen zur rechten oder linken Seite gibt es an der Hörerseite nicht. Vielmehr „routet“ der Kopfhörer dank eines technischen Kniffs von allein auf die richtige Seite. So wird an jede Ohrmuschel ein Stereo-Signal übergeben und letztlich mittels entsprechendem Kontakt lediglich das entsprechende Mono-Signal an den Treiber geleitet. Zudem wurde noch eine Schutztasche beigelegt.
Ein Blick ins Datenblatt des Kopfhörers gestaltet sich ungleich spannender als auf die Beigaben-Liste. Hier bekommen wir noch einmal schwarz auf weiß das verschwindend geringe Gewicht. Im Innern befinden sich Treiber von 4,5 Zentimeter Durchmesser. So verspricht Audio-Technica eine überdurchschnittlich räumliche Wiedergabe. Die Membran besteht zum Teil aus Karbonfaser, was eine exzellente Transientendarstellung erlauben soll. Angetrieben wird sie von Neodym-Magneten und CCAW-Schwingspulen (also aus kupferumwickeltem Aluminiumdraht) für maximale Verzerrungsarmut. Auch soll so ein Frequenzgang von 5 Hertz bis hinauf zu 40 Kilohertz erreicht werden. Die Impedanz von 470 Ohm ist für heutige Verhältnisse relativ hoch bemessen, sollte jedoch auch von durchschnittlichem Heimstudio-Equipment locker zu handlen sein. Der Preis von 345 Euro scheint der Verarbeitungsqualität und dem technischen Aufwand durchaus angemessen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die verbauten Treiber haben 4,5 cm Durchmesser, der R70x gibt Schall im Bereich von 5 Hz bis 40 kHz wieder.

Praxis

Tragekomfort und Einsatz

Schön, dass direkt eine offene Produktion auf dem Schreibtisch liegt, an der sich der Kopfhörer in der Praxis testen lässt. Wie schon im Vorfeld erwartet, macht sich der Audio-Technica ATH-R70x auf dem Kopf kaum bemerkbar. Der Anpressdruck ist nicht zu hoch, die Headphones sitzen aber fest genug, dass nichts rutscht und wackelt. Auch nach längerem Tragen war kein Drücken und Kneifen zu spüren. Auch das Flügelsystem sichert vor einem Verrutschen. Selbst schnellere und ruckartige Bewegungen stellen kein Problem dar. Die Wärmeentwicklung unter den Polstern ist moderat. 

Es funktioniert! Auch dank der Flügel sitzt der ultraleichte Hörer hervorragend.
Es funktioniert! Auch dank der Flügel sitzt der ultraleichte Hörer hervorragend.

Die offene Bauweise macht sich sofort bemerkbar – indem man den Kopfhörer kaum bemerkt. Umgebungsschall trifft quasi ungedämpft aufs Ohr. In Misch-Sessions mit Musikern ist diese Offenheit für die Kommunikation von Vorteil, für den Außeneinsatz ist der Audio-Technica bauartbedingt nicht geeignet. Trotz der örtlichen Beschränkung haben wir ihn auch an Mobiltelefonen probiert. Hier macht er trotz der hohen Impedanz eine gute Figur und erreicht zumindest eine Wohlfühl-Lautstärke, vielleicht auch etwas darüber.

Man könnte glatt vergessen, dass man ihn trägt: ATH-R70x von Audio-Technica
Man könnte glatt vergessen, dass man ihn trägt: ATH-R70x von Audio-Technica

Klang des ATH-R70x

Einmal angespielt zeigt der Kopfhörer direkt seine wahre Stärke auf: Transparenz. Hier ist auch in der Musik kein Gramm zu viel. Die Pfunde der Tiefen, die manche seiner Kollegen mehr auffahren, um Druck zu erzeugen, weichen hier einem ausgeglichenen Frequenzgang mit unwahrscheinlicher Exaktheit. Dennoch fehlt hier nichts. Bis in die Subbässe hinein kann der ATH-R70x ein klares Abbild von dem wiedergeben, was tatsächlich passiert. Auch die Mitten können mit schnurgerader Linearität punkten und setzen Instrumente klar voneinander ab. Die Höhen vermitteln den nötigen Glanz, ohne affektiert zu wirken oder Zischlaute zu begünstigen. Impulse und Transienten kommen klar zur Geltung und sichern eine gute Einschätzung des Timings. Dank der großen Treiber, aber auch durch die offene Bauweise bildet sich der räumliche Eindruck tatsächlich gut heraus und erlaubt eine weitgehend realistische Einschätzung der Tiefenstaffelung. Geschönt wird hier allerdings nichts. Der Kopfhörer zeigt Schwächen im Mix klar auf. Das macht nicht immer Spaß, aber ist gerade bei kritischem Ton-Material von unschätzbarem Wert. So fällt das ständig wiederholte konzentrierte „da war doch was“-Nachhören zumeist aus. Bei moderaten Abhörlautstärken halten sich auch Ermüdungserscheinungen in Grenzen.

Der Hörer klingt so leicht und luftig wie er ist.
Der Hörer klingt so leicht und luftig wie er ist.

Fazit

Mit dem ATH-R70x hat Audio-Technica tatsächlich einen Kopfhörer geschaffen, der als ehrliches und zuverlässiges Werkzeug im Studio einen guten Platz findet. Seine offene Charakteristik und seine Leichtigkeit sorgen zudem dafür, dass physische sowie akustische Belastungen auf einem Minimum gehalten werden. Mit seiner Transparenz und seinen linearen Klangeigenschaften offenbart er so manches versteckte Detail. Künstlichen Druck baut der Kopfhörer nicht auf. Wenn ein Mix auf diesen Headphones kräftig klingt, dann ist er das auch.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hohe Linearität
  • transparenter Klang
  • gutes Impulsverhalten
  • sehr leicht
Contra
  • keine
Artikelbild
Audio-Technica ATH-R70x Test
Für 305,00€ bei
Audio_Technica_ATH_R70x_13
Features und Spezifikationen
  • Wandlertyp: dynamisch
  • Bauart: offen
  • Treiberdurchmesser: 45 Millimeter
  • Impedanz: 470 Ohm
  • Übertragungsbereich: 5 – 40.000 Hertz
  • Kabel: Y-Kabel, 3 Meter, 3,5-Millimeter-Klinke
  • Kopfhörergewicht: 210 Gramm
  • Lieferumfang: Transporttasche, Adapter auf 6,3-Millimeter-Klinke, Y-Kabel
  • Preis: € 389,– (UVP)
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