DJ.Studio Pro Test

Praxis

Zunächst lädt man von der gleichnamigen Seite die App herunter. Nach der Installation und Anlegen eines Accounts nebst Abfrage, zu welcher DJ-Gattung man gehört, ploppt der Hinweis des 14-tägigem Trial-Modus auf. Da DJ.Studio Pro auch Mixed in Key implementiert, profitiert man nicht nur von einer verbesserten Tonart-Erkennung, den importierten Cue-Points und dem analysierten Energy-Level, sondern auch von einem Extramonat kostenloser Nutzung von DJ.Studio Pro, sofern man im Besitz einer MiK-Lizenz ist.

DJ.Studio Pro – die ersten Schritte

Obwohl die App recht einfach und selbsterklärend aufgebaut ist, sollte man sich ruhig das Einführungsvideo gönnen, denn danach kann es ohne weitere Fragen an den ersten Mix gehen. Unter dem Reiter Local Music starte ich den neuen, damit meinen ersten Mix. Dazu befragt mich die Software nach meiner Quelle, ob es sich um lokale Files vom Rechner handelt beziehungsweise sie von einem Backup-File importiert werden sollen oder ob man sich von YouTube gestreamter Videos bedient. 

Ich entscheide mich zunächst für die lokalen Daten. Ein paar Tracks ausgewählt, analysiert die App die BPM, Beatgrids und den Key. Im zweiten Schritt wird Mixed in Key hinzugezogen, um die bereits analysierte Tonart zu überprüfen und das Energy-Level festzulegen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Welche Quelle wähle ich aus

Einen Automix erstellen

Nach dem Analysieren, was je nach Rechnerleistung und Track-Anzahl mehr oder weniger Zeit beansprucht, aber wirklich zügig geht, drücke ich Automix, womit die Reihenfolgen samt Blenden vorgeschlagen werden. Dabei arbeitet DJ.Studio Pro vorrangig nach dem sogenannten Harmonic-Mixing-Prinzip, sprich die Playlist richtet sich primär nach den Tonarten der Tracks, welche miteinander harmonieren, damit es melodisch klingt. Für meinen Mix aus 20 Tracks wählte die Software innerhalb von 30 Sekunden aus 82 Millionen Möglichkeiten die ihres achtens beste Mixkombination aus. 

Unter „Playlist Ordering“ kann ich die für die Mix-Zusammenstellung erforderlichen 30 Sekunden auf eine oder fünf Minuten verlängern, woraus die Software aus noch deutlich mehr Möglichkeiten, in meinem Fall bei einer Minute aus 166 Millionen, die beste auswählt. Zudem richte ich die Titelreihenfolge entweder mehr, gleich oder weniger nach den BPM als der Tonart aus. Außerdem kann ich den ersten und letzten Track des Mixes festlegen. 

„Transitions“ bietet unter anderem die fünf wählbaren Presets für die Überblendungen, deren einstellbare Länge und den Start- und Endpunkt. „Track“ listet Infos zu dem Song, wähle den Beat Mode, entweder „Re-Pitch“ und „Beat slice“, bei denen bei veränderter BPM die Tonhöhe konstant bleibt, oder Vinyl mit entsprechend gepitchter Tonhöhe.  

Fotostrecke: 6 Bilder Auf Automix gedrückt, erscheint dieses Fenster

Anpassungen

Den fertigen Automix zeigt die Studio-Ansicht an. Zum Überprüfen der einzelnen Übergänge klicke ich einfach auf die blau markierten Blenden. Darin ist sehr anschaulich die Änderung der Lautstärke, der einzelnen EQ-Frequenzbänder und der Effekte visualisiert. Individuelle Anpassungen der Blende nehme ich entweder im unteren Feld über den Reiter „Transition“ vor beziehungsweise greife direkt in die Wellenformen der Tracks ein, um die Fader- und EQ-Kurven förmlich in die Hand zu nehmen. Eine Prozedur, die sicherlich noch Mixmeister-Usern bekannt sein dürfte, was allerdings hier deutlich einfacher geht. 

„Automation“ visualisiert die automatisierten Fader-Fahrten während der Blende, auf die ich auch hier Einfluss nehmen und sie aufnehmen kann. Ziehe ich beispielsweise einen Regler für einen bisher unbenutzten Effekt hoch, taucht dieser anschließend in der Wellenform auf, um ihn dort mit der Maus ganz einfach nach meinem Belieben zu modifizieren. 

Sollten die Beats mal nicht phasengenau übereinanderliegen, verschiebe ich den Track beziehungsweise dessen Beatgrids einfach entsprechend mit der Maus. Auftakte und Intros bringen oft die Struktur eines Tracks aus dem geradlinigen Phrasenmuster, sodass die Blende nicht mit dem Beginn einer neuen Phrase endet. Durch das manuelle Setzen des Downbeats zum Beginn der Phrase wird auch dieses Problem gelöst. 

So einfach werden die Beatgrids und der Downbeat angepasst:

Unterm Strich liest mir die DJ.Studio Pro sämtliche Wünsche von den Augen ab. Sollte ein Übergang mal nicht nach meinen erfahrenen DJ-Ohren klingen, passe ich ihn wirklich im Handumdrehen nach meinen Vorstellungen an, sei es vom Basswechsel, dem Einsatz der Effekte oder der Blendenlänge.

Das Ergebnis

Ich bin wahrlich überrascht, wie glaubwürdig die Mixes klingen. Man könnte meinen, sie seien von DJ-Hand gemacht. Die Übergänge praktiziert DJ.Studio Pro meistens hörbar nach allen Regeln der DJ-Kunst. Standardgemäß verwendet die App den Bass-Swap, ein Basswechsel nach vier Takten zwischen den Tracks mit anschließendem Fade-Out. Wem dies zu eintönig ist, der tauscht in der Carousel-Ansicht am schnellstens dieses Transition-Preset gegen ein anderes. Zusätzliche Samples, zum Beispiel ein Beat, können on the fly beatgenau die Tracks oder Blenden bereichern.

Bei meinen Test-Mixes klangen die meisten Übergänge wahrlich harmonisch und schlüssig. Mitunter waren die Blenden nicht ganz phrasengerecht, also der Folgetrack startete nicht zu Beginn eines 8-Takt-Blocks, vereinzelt holperte mal der Beat in der Blende, was ich aber binnen Sekunden fixen konnte.

House, EDM, Techno 

Die Automixes gelingen und klingen am besten mit House, EDM, Techno und sonstiger elektronischer Musik, die von der Struktur recht geradlinig und vorhersehbar produziert sind und bei denen es sich um einen „Four-To-The-Floor“-Beats handelt. 

Urban-Music, 80s und mehr

Mit Urban-Music und ihren gängigen Breakbeats verpasst die Software mitunter das Setzen des Tracks auf die „1“, auch Beatgrids bedürfen einer manuellen Korrektur. Das geht aber ratzfatz. Musik der 80er und älterer Jahrzehnte, die noch nicht per MIDI im Studio produziert wurde oder wo der Schlagzeuger nicht nach Click spielt, verzeichnet öfters Temposchwankungen, die die Beats in der Blende häufig holpern lassen. 

Auch in diesem Fall ist das Ohr und Fingerspitzengefühl des Hörers gefordert. Das bringt man aber trotzdem recht schnell mit dem sehr einfach zu handhabenden Beatgrid-Management zu einem überzeugenden Hörergebnis. 

Die Transition-Presets

Audiobeispiele DJ.Studio Pro

Audio Samples
0:00
Transition Loop In Downsweep Loop In Reverb Noise-Effekt

Spotify, YouTube und Co.

Nicht nur hinsichtlich des Workflows und Mix-Resultats ist DJ.Studio Pro allen bisherigen Programmen dieser Art überlegen, sondern auch in puncto Kompatibilität mit YouTube und Spotify. Sei es Audio oder auch im Fall von YouTube zusätzlich Video. Beide Formate akzeptiert das Programm. Einfach den entsprechenden YouTube-Link beziehungsweise Spotify-Link des Songs in das Search-Feld oder gar aus vorgeschlagenen Playlists auswählte Tracks in die Liste für den Mix einfügen. Der weitere Workflow ist identisch zu den lokalen Files. Zukünftig soll auch Beatport-Streaming als Quelle inkludiert werden. Das steckt aber momentan noch in der Beta-Phase.

Der Mix als Video

Ein weiterer Clou von DJ.Studio Pro: Es visualisiert den Mix für den Upload bei YouTube. Unter dem Reiter „Video“ stehen mir 94 verschiedene Animationen als Preset zur Verfügung, dazu optionale Visuals der Shadertoy-Community. 

Ergänzt wird das Visual-GUI von möglichen Texteinblendungen und fünf Überblend-Effekten. Dieses Feature funktioniert allerdings nicht mit den auf YouTube-Tracks basierten Mixes, da sie bereits das Bild im Mix übernehmen. Entsprechend können auch Videomixes mit von YouTube stammenden Videoclips generiert werden.

Hier werden die Visuals erstellt

DJ.Studio Pro – Export-Möglichkeiten

DJ.Studio Pro speichert die Mixes nicht nur im MP3- und Wav-Format, sondern auch als Video. Zudem exportiert die Software den Mix als Ableton Live Projekt inklusive aller Tracks, womit der Mix zusätzlich in der Session-Ansicht des DAW bearbeitet werden kann.

Das Teilen eines Mixes gehört mittlerweile zum guten Ton. Für YouTube und Mixcloud hat sich DJ.Studio Pro bereits vorbereitet. Aber auch für Serato DJ Pro, rekordbox & Co. spielt die Software die Playlist entweder als Text, aber auch mit den Audiodateien aus. 

Fotostrecke: 3 Bilder Hier erfolgt der Export

DJ.Studio Pro – mögliche Alternativen?

Von den Möglichkeiten und dem Workflow ist DJ.Studio momentan einzigartig, daher steht nur zur Debatte, für welche Version man sich entscheidet: 

 DJ.Studio LiteDJ.Studio Pro
Manuelle Übergängeneinja
Automationneinja
Ableton Live Exportneinja
Audio-Repitchneinja
Mixplayer Branding mitohne
Preis199,- Euro499,- Euro
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Jey sagt:

#1 - 30.03.2024 um 20:39 Uhr

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Dachte, ich könnte ausgefallenere Elektro/EDM/Techno-Sets damit vorbereiten. Die Bedienung ist krass hakelig und die Software stürzt auf M1Pro Sonoma öfters ab. Bei der Vergabe von Tastaturkommandos springt die Ansicht immer nach oben. Ja, der Automix mischt automatisch. Das können andere aber auch und 149€ ist kein Schnäppchen. Probiert mal, einen vernünftigen Loop zu zaubern. Es gibt nur Deck 1+2 , also wer mit Deck3 gerne Übergänge baut: geht nur über Sampler-Track und der ist komisch. GUI wirkt wie von Anfängern programmiert, das FFT ist sehr lustig mit seinen Dreiecks-Frequenz-Darstellungen. Ne, ich bezahle sehr viel Geld sehr gerne für gute Software, aber die muss auch ernst zu nehmend sein. Das sind 29€ hier, weil Möglichkeiten zu Eingeschränkt. Aber ich lege halt auch richtig auf.

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Music Home sagt:

#2 - 27.04.2024 um 12:46 Uhr

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die Übergänge für Hits der 80er und 90er sind holprig. Man sollte aber eins beachten der Preis ist nicht Magic. *Ihre einmalige Zahlung beinhaltet eine unbefristete Lizenz, zusammen mit 12 Monaten automatischer Updates und Pro-Level-Unterstützung. - 12 Monate Updates und anschließend keine Updates mehr. Da lohnt sich dann doch das Monatsmodel. Da ist man nach 12 Monaten noch upto Date. Dafür ist der Preis zu für mich pers. zu teuer. Wenn der Preis lebenslange Updates genießt dann ja, aber so nein

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