Dein Gesang im Profi Check – Marvin Mears

Herzlich willkommen zu unserem neuen Vocal-Format. Hier geben wir euch ein Profifeedback zu eurem Gesang und eurer Darbietung. Unsere Vorschläge sollen euch helfen, eure Leistung immer weiter zu verbessern. Hier in Deutschland wird Vocalcoaching oft noch als Eingeständnis der Schwäche gesehen. In Amerika ist das ganz anders. Dort nehmen selbst die Topstars Coaches mit ins Studio, da sie alle Möglichkeiten ausschöpfen wollen, noch besser zu werden. So soll es auch hier sein.

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Los geht es mit Marvin Mears. 19 Jahre alt, in Deutschland geboren, mit australischen Wurzeln. Sein Ziel: Profimusiker. Marvin schickte uns sein neues Video mit der Bitte um Feedback und dem Kompliment: “…ich find voll cool was ihr macht und dass ihr euch nicht verstellt…“

Da starte ich doch gerne mit einem Kompliment zurück. Vielen Dank für die klasse Steilvorlage auf hohem Niveau. Mir gefällt an Marvins Song, dass er etwas zu sagen hat. Er kommt authentisch rüber und ich mag ganz besonders seine Stimmfarbe. Es ist schon viel da. Hier kommen meine Vorschläge:

Tonlage und Range (Stimmumfang)

Die Tonart für den Song ist gut gewählt. Marvins Stimme wirkt natürlich und sitzt auf dem Körper. 



Rein aus Neugierde würde ich ihm vorschlagen, trotzdem mal die Tonarten drum herum halbtonweise auszuprobieren und aufzunehmen. So kann man abchecken wie der Song in den anderen Lagen klingt und ob noch eine Überraschung verborgen liegt.


In Puncto Range habe ich mir noch mehr Songs von ihm im Netz angehört und mir ist aufgefallen, dass er sich in sehr ähnlichen Tonlagen und Tonbereichen bewegt. Was nicht grundsätzlich schlecht oder falsch ist. Doch es wäre spannend die Range mal in die Tiefe zu checken. Oder auf der anderen Seite das Falsett, die Kopfstimme, mit hinzuzunehmen, um den Songs an ein paar Stellen einen „Special Effect“ zu geben.

Atmung

Marvins tiefere Töne wirken offen und klingend. Seine Stimme wird grundsätzlich von der Atmung unterstützt. Sobald es aber in die Höhe geht, wird der Sound gehalten. Der Nacken spannt an, was ein Zeichen dafür ist das die Stimme nicht mehr von der Atmung getragen wird.

Dass atemtechnisch noch mehr drin ist, meine ich auch daran zu hören, dass einzelne Wörter wie zum Beispiel das „Friends“ in der zweiten Zeile der ersten Strophe einen langen hörbaren Nachhauch haben. Wäre der Atem gestützter wäre dieser Nachhauch fast verschwunden.

Mikrotechnik


Wenn harte Konsonanten vor dem Mikro überbetont werden, gibt es explosionsartige Poppgeräusche, die den Gesang stören und sich auf einer Aufnahme nicht gut anhören, weil ihr Pegel so viel lauter ist als der Gesang selbst. Marvin passiert das unter anderem bei dem Wort „Places“ im Chorus. Dabei ist es gar nicht so kompliziert Mikrotechnik zu lernen. Ein hartes „P“ wird zum Beispiel wie ein hartes „B“ (Baker) ausgesprochen. Wenn ihr mehr wissen möchtet, schaut mal in den Vocalquickie (Link) zum Thema rein.

Intonation

Alles in allem ist Marvins Intonation im grünen Bereich. Nur im Refrain leidet sie im Feinbereich bei den höheren Tönen. Und das, weil er in die höheren Töne hineinschleift anstatt sie direkt und gerade anzusetzen. Das nimmt für mich die Prägnanz und Schönheit der Melodie. Vielleicht ist das Hineinschleifen aber auch nur ein unbewusstes Herummogeln um die hohen Stellen. Denn Marvins tiefere Töne sind fein.


Höhe

Mein Tipp wäre es, das Ding mit der Atemtechnik auszubauen. Marvin sollte üben die hohen Töne gut auf die Atmung zu setzen.  Dass er das schon manchmal schafft, zeigt sich am Wort „Take me“ zu Beginn des ersten Chorus. Meistens ist es nicht leicht genug gesungen. Dadurch wird es flat. Bei dem zweiten „Take“ (my place in heaven) im Chorus klappt das hingegen gut. Auch beim letzten Refrain bei 3:36 min ist es super. Da setzt Marvin weniger Druck hinter die Phrase und kann so lockerer in der Höhe bleiben.


Marvin Mears, Foto aus dem Video zu "Fading Into Strangers"
Marvin Mears, Foto aus dem Video zu “Fading Into Strangers”

Ad Libs und Verzierungen

Bleiben wir beim Chorus und schauen uns die Verzierungen an. Sie sind kurz und schlicht gehalten. Was ich mag. Leider sind die Tonfolgen, siehe das Wort „Heaven“ oder das „Keep me“ (3.14 min) nicht ganz sauber intoniert und es gibt keine Variationen über den Song hinweg. Das ist schade, da das exakt immer Gleiche irgendwann langweilig werden kann. Mein Tipp hier: Eine zeitlang Tonleitern für die Intonation üben und fünf Variationen für jedes Ad Lib überlegen. Einfach mal den Rhythmus und die Betonungen ändern. Und ruhig mal ein paar Ad Libs der eigenen Helden covern.

Variationen

Hier kann Marvin noch mutiger sein. Das eigene Lied mehr interpretieren. Die eigene Musikalität mehr laufen lassen. Und deswegen gibt es die selbe Empfehlung wie für die Ad Libs: Fünf verschiedene Fassungen des Refrains überlegen. Die Melodie mal nach unten oder oben variieren. Wörter langsamer oder schneller als normal singen. Quatsch machen. Positiv auschecken was noch rauszuholen ist.

Dynamik

Genau das Gleiche gilt für die dynamischen Möglichkeiten von Marvins Song. Er könnte ihn mal komplett leise oder ziemlich laut singen. Sich die Dynamikkurve des Songs auf ein Blatt Papier aufmalen und überlegen, wo die Spitzen sind. Dann feiner arbeiten, indem er erst jede einzelne Strophe und dann jede einzelne Zeile auf ihre dynamischen Möglichkeiten untersucht und ausprobiert. Und zum Schluss den ganzen Track nehmen und ihn, inklusive der Gitarrenbegleitung, mal nur auf Dynamik interpretieren. 

Rhythmik & Groove

Ich habe Marvin gebeten mir seine Gesangshelden zu verraten und dadurch die Möglichkeit bekommen, den grandiosen Ben Howard kennenzulernen. Was mich fasziniert ist, dass ich taub sein könnte und trotzdem die Musik und den Groove in seinem Körper sehen kann. Das ist phantastisch. Der Mann ist ein gutes Vorbild. 


Marvins Rhythmik ist sehr gleichmäßig im Song. Rhythmische Möglichkeiten habe ich ja schon unter dem Punkt Variationen besprochen. Groovetechnisch steht Marvin locker aber eher statisch während er singt. Ich würde ihn ermutigen Ben Howard in diesem Sinne zu imitieren und den Groove mehr in seinen Körper zu lassen, damit er organisch wird und atmen kann. Außerdem macht es Spaß, das anzusehen.

Gitarrenbegleitung


Alles cool. Die Gitarre soll ja den Gesang begleiten. Als Option denke ich , dass es Marvin inspirieren könnte sich auch als Gitarrist weiterzuentwickeln und picking- und soundtechnisch noch ein paar Möglichkeiten dazuzugewinnen.

Allgemeine Tipps:

– Kopiert ruhig mal eure Vorbilder. Versucht eure eigenen Songs in ihrem Sinne zu interpretieren. Und integriert hinterher die schönsten neuen Ideen, die dabei herausgekommen sind, in eure Songs.



– Covert ganz oldschoolig die Songs eurer Vorbilder, um vom Songwriting zu lernen und immer besser zu werden. Checkt wie sie Hooklines aufzubauen und im Song zu setzen. Hier ist es mal nur eine Gitarrenmelodie, mal traditionell der Gesang. Versucht etwas Spezielles in eure Songs zu bekommen. Findet das Spezielle in den Songs eurer Vorbilder. Hinterfragt euch selbstbewusst und neugierig. Ist die Melodie perfekt gesetzt und ausgelotet? Kommt der Text wirklich auf den Punkt? Scheut euch nicht einen Teil immer wieder zu überarbeiten. Wenn es euch nachher nicht gefällt, könnt ihr immer wieder zur Ursprungsfassung zurückkehren.

Video:

Das Video ist stimmungsvoll und das Thema Natur klasse. Das Waldszenario gefällt mir und passt gut zum Song: die Weite, die Farbigkeit der Blätter und der Sonne. Der Auftakt, in dem Marvin im Wald spazieren geht. 

Leider switched das Bild kurz nach dem Gesangseinsatz in einen kahlen, engen Innenraum vor eine Wand. Das finde ich schade. Ich glaube, dass es den Wechsel nicht braucht. Ein gutes Thema ist oft konsequenter und damit stärker als mehrere Orte die miteinander konkurrieren. Ein sehr gelungenes Beispiel ist für mich in diesem Sinne das Video zum Song „Barfuß am Klavier“ (https://www.youtube.com/watch?v=tERRFWuYG48) von AnnenMayKantereit. Tontechnisch gefällt mir dort besonders gut, dass die Musik keine Studioaufnahme ist, sondern mit einem Mikro vom Klavier aus mitgeschnitten wurde; inklusive aller Umgebungsgeräusche. Das schafft eine Art von Authentizität. Bei der effekt- und raumlosen Aufnahme von „Fading Into Strangers“ irritiert mich der Widerspruch zwischen sehr kleinem Hör-Raum und sehr großem Bild-Raum. Kurz: Was ich sehe, kann ich nicht hören.


Marvins Vorbilder: 

Hier ein paar Videos seiner Helden, in denen Dinge die ich oben angesprochen habe vorkommen.


Bon Iver Skinny Love akustisch
Open Tuning, Kopfstimme. Hat verdammt gute Songs. Würden auch nur in Bruststimme gesungen gut klingen.

Tallest Man On EarthLove is all
Open Tuning. Tierisches Picking das die Hookline hat. Kristian Matsson groovt toll im Körper. Gute Dynamik.

Ben HowardI Forget Where We Were

Ein Song in zwei ziemlich unterschiedlichen Fassungen. Als Studiofassung mit Half Time Tempo und tierischem Video. Und Live mit tieferer Tonart, 16.tel Begleitung, variierter Melodie und schnellerem Tempo. 

Viel Erfolg wünscht Catharina

Ihr wollt professionelles Feedback zu eurem Gesang?

Dann schickt uns bitte folgende Infos:
– Link zu Soundcloud oder zum Video
– Ein Foto
– Einige Infos von euch: 1) Wie lange singt ihr schon? 2) Was sind eure Ziele? 3) Wer sind eure gesanglichen Vorbilder? 4) Wer sind eure Songwriting-Vorbilder?
an diese Adresse: social (at) bonedo.de
Weitere Infos zum Vocal Check findet ihr in diesem Artikel.

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