ANZEIGE

Yamaha MM6 Test

AUSSEN
Äußerlich gibt sich das MM6 ausgesprochen sportlich. Will sagen: Flach. Als ob ein zu hoher Windwiderstand die Kreativitätsflussgeschwindigkeit bremsen würde. Abgerundete Ecken, ein leicht eingelassenes Display und die von Yamaha bekannte Großzügigkeit der Controlleranordnung verstärken den eleganten ersten Eindruck des Leichtgewichts. Beim ersten Handanlegen wird man allerdings schnell an den günstigen Preis des Synthies erinnert: Ungewichtete und leicht klapprige Tastatur sowie ein Plastikgehäuse, das keinen besonders stabilen Eindruck macht, holen einen auf den Boden der Tatsachen zurück.
Das Bedienfeld stellt sich wie folgt auf: Als Controller stehen einem auf der linken Seite ein schnörkelloses Pitchbend- und ein Modulationsrad zur Verfügung. Außerdem vier Drehpotis zur Echtzeitbehandlung von Filtercutoff, Resonance, Attack und Release. Diese Potis kann man nicht mit anderen Parametern belegen. Weiterhin befindet sich auf der linken Seite des Cockpits die Steuerung für die Begleitautomatik des MM6, sowie die Taster zur Auswahl der Songs und der Metronom Einstellungen; schließlich noch vier Taster um bestimmte Menüpunkte aufzurufen und Dateien auf einem USB Stick zu verwalten. Rechts des großen, gut lesbaren Displays liegen das Wählrad und die Dec/Inc-Taster für das Durchscrollen von Sounds oder Patterns; Bedienelemente, die um so wichtiger sind, da es keinen numerischen Tastenblock gibt. Schnell (und unauffällig) sind außerdem die daneben liegenden Transpose- und Octaveswitch-Taster zu erreichen. Außerdem lassen sich Dual-, Split- und Arpeggiomode per Knopfdruck an- und ausschalten. Schließlich gibt es noch zwei Reihen von Direktanwahltastern für die Sound-Kategorien und Performances.
Rückseitig bietet der MM6, ebenfalls elegant versenkt, Anschlüsse für Kopfhörer, einen Stereo-Ausgang, zwei Anschlüsse für Fußpedale (Sustain und Volumen-Controller), MIDI In/Out sowie USB-to-device und -to-host.

INNEN
Die entscheidende Speicherungseinheit im MM6 sind die so genannten Performances. Eine Performance besteht aus bis zu drei (über die Tastatur verteilte) Sounds und einem Begleitpattern. Hierbei sei angemerkt, dass eine nur 32-fache Stimmenanzahl dabei schnell ausgeschöpft ist. Insgesamt stehen einem 64 Performances in acht Bänken zum Drauflosspielen zur Verfügung und können mit eigenen Kreationen überschrieben werden. Doch beginnen wir bei den Sounds, die über die Tastatur angespielt werden. Diese lassen sich als Main-, Dual- und Splitvoice aufs Keyboard legen. Ein Werkeln an den Klängen selbst ist leider nicht möglich. Envelopes, Filtereinstellungen oder sonstige Parameter können nicht variiert werden, einmal abgesehen von der vorgegebenen Belegung der bereits erwähnten Drehpotis. Die einzige Einflussmöglichkeit auf den Klang eröffnet sich über die Effekte, von denen jeweils ein Equalizer, Hall, Chorus und ein dritter, frei wählbarer jedem Klang beigemischt werden können. Das Angebot umfasst insgesamt 190[!] Effekt-Typen. Der MM6 ist also definitiv kein Synthie für Klangtüftler. Doch auch mit den 569 Soundpresets (inklusive Drumkits und GM) lässt sich bereits etwas anfangen. Die Klänge stammen zum Teil aus den Motif-Synthies von Yamaha und sind dementsprechend qualitativ hochwertig. E-Pianos, Strings, eine erfreulich große Anzahl an Analogsynthies, Gitarren und Bläser – alle nicht allzu fernen Wünsche werden vorbildlich erfüllt. Und dank der recht großen Auswahl sind die fehlenden Editiermöglichkeiten für diejenigen zu verschmerzen, die lieber spielen als zu schrauben.

BEGLEITUNG
Die zweite, wichtige Komponente einer Performance ist das Pattern. Ein Pattern lässt sich über den Start/Stop-Taster dazu schalten (dies ist leider nicht per Fusspedal zu erledigen) und beinhaltet wahlweise Rhythmus, Harmonien oder beides. Es gibt 56 Patterns, die jeweils in dreifacher Ausführung (Drums, Drums/Bass, Drums/Bass/Harmonien) vorhanden sind. Jedes Pattern wiederum bietet vier Variationen, die sich im Intensitätsgrad voneinander unterscheiden und sich somit beispielsweise für Strophe-Refrain-Wechsel anbieten.

Stilistisch reicht das Patternangebot von Mainstream orientierten Hip-Hop-Grooves über Rock-Shuffles bis hin zu Tabla-Beats. Polka, Walzer und ähnliche abgenutzte Stilistiken sucht man im MM6 vergeblich. Yamaha versucht sich vielmehr an Zeitgenössischem zu orientieren. Und das klingt größtenteils erstaunlich frisch, obgleich es natürlich in der Natur der Sache liegt, dass mit jedem Pattern musikalische Klischees bedient werden.

Die harmonische Begleitung richtet sich nach den Akkorden, die mit der Splitvoice (also im linken Bereich der Tastatur) gespielt werden. Die etwas weniger versierten Keyboarder können auch nur eine Taste für einen Dur-Akkord oder eine Taste plus die darunterliegende schwarze Taste für den entsprechenden Moll-Akkord drücken.
Doch auch eine Akkorderkennung über das gesamte Keyboard ist einstellbar. Für jemanden, der es nicht gewohnt ist, schon sehr verwunderlich, wie sich die Begleitpatterns traumwandlerisch an die eigenen Improvisationen anpassen. Die Akkorderkennung funktioniert dabei recht zuverlässig. Allein Voicings ohne Grundton werden falsch (oder besser: “interessant”) interpretiert.

Weiterhin zu erwähnen ist die Arpeggio-Funktion. Ähnlich der Soundpresets können die Arpeggiopatterns nicht im Einzelnen „customized“ werden. Allerdings hat der MM6 213 instrumentenspezifische Muster im Angebot, die vor allem im Zusammenhang mit Gitarren und Drumkits effektiv einsetzbar sind. 

Audio Samples
0:00
Dancefloor Simple Club Samba Flute HipHop Pop-Clavi R´n ´B Ballad

Weiterhin zu erwähnen ist die Arpeggio-Funktion. Ähnlich der Soundpresets können die Arpeggiopatterns nicht im Einzelnen „customized“ werden. Allerdings hat der MM6 213 instrumentenspezifische Muster im Angebot, die vor allem im Zusammenhang mit Gitarren und Drumkits effektiv einsetzbar sind.  

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.