Darkglass Anagram Test

Intuitive Bedienbarkeit

Wie ihr gesehen habt, ist das Darkglass Anagram ein komplexes Pedal mit zahllosen Möglichkeiten. Ein Gerät dieser Tiefe benutzerfreundlich zu gestalten, ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Aus meiner Sicht haben die Finnen diese Herausforderung allerdings wirklich mit Bravour gemeistert! Die Bedienung über das Touch-Display ist äußerst intuitiv, und die grafische Oberfläche ist angenehm fürs Auge – das Basteln an Sounds macht wirklich auf Anhieb Spaß!

Mich hat zudem positiv überrascht, dass ich die meisten Funktionen schon komplett ohne Bedienungsanleitung nutzen konnte. Wenn Fragen auftauchen, hilft der Quick-Start-Guide in ausreichendem Maße, und auf der Darkglass-Website gibt es natürlich eine ausführlichere Bedienungsanleitung, in der das grundsätzliche Konzept sowie die tieferliegenden Funktionen des Anagram erklärt werden.

Ein Kompromiss, den die kompakte Bauweise mit sich bringt, ist freilich das vergleichsweise schmale Display. Bei komplexeren Sounds ist oft viel Hin- und Herwischen nötig – das kann bei längeren Sessions durchaus schon mal etwas nerven. Trotz der insgesamt intuitiven und angenehmen Bedienung am Gerät wäre ein Editor für den Rechner daher sehr willkommen. Darkglass hat bereits angekündigt, das Anagram vollständig inklusive Editor in die hauseigene Darkglass Suite zu integrieren – abwarten und Tee trinken ist also angesagt!

Wer bei Gigs mit umfangreichen Setlists und vielen unterschiedlichen Sounds arbeitet, kann das Anagram per MIDI-Footswitch erweitern, um das Navigieren durch die zahlreichen Presets zu erleichtern. Umfangreicher fällt die MIDI-Steuerung aktuell jedoch noch nicht aus, doch Darkglass verspricht auch hier weitere Features für die Zukunft. Und auch nicht ganz unwichtig: Das integrierte Stimmgerät gehört bzgl. der Übersichtlichkeit zum Besten, was ich bislang in einem Multieffektgerät gesehen habe!

Darkglass Anagram
Keine lange Einarbeitungszeit erforderlich: Der Spielspaß mit dem Darkglass Anagram beginnt sofort nach dem Einschalten!

Darkglass Anagram: Sounds

Doch die entscheidende Frage bleibt natürlich: Wie klingt der neueste Spross aus der finnischen Effektschmiede – und liefert er wirklich die versprochene Rundum-Versorgung für moderne Bassleute?

Zu Beginn schaffen wir uns einen Eindruck von der Qualität und den Klangunterschieden der Amp-Modelle. Momentan sind sieben verschiedenen „Geschmacksrichtungen“ an Bord, die ich nacheinander mit neutralen EQ-Einstellungen aufgenommen habe. Beim achten Beispiel handelt es sich um ein Orange AD 200B-Modell von der Webseite www.tone300.com, das ich in den Neural-Amp-Loader geladen habe. Dieser Amp steht also nicht ab Werk zur Verfügung! Alle vier Takte wechselt das Amp-Modell – und zwar in folgender Reihenfolge: Darkglass Harmonic Booster, Leo Bass, Jim Bass, Gentle, Peggy Bass, Super California, Kallinen Kruukkeri, Orange AD 200B

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Amp-Modelle

Das klingt schon wirklich sehr überzeugend, wie ich finde! Darüber hinaus fühlen sich die Amps beim Spielen sehr gut unter den Fingern an. Die klangliche Ähnlichkeit zu den Originalen ist definitiv nicht von der Hand zu weisen und alle Amps lösen sehr fein und detailgenau auf. Man merkt an zahlreichen Details, dass hier sehr gründliche Entwicklungsarbeit betrieben wurde!

Die Zusatzfeatures einiger Amps – etwa der Contour-Schalter beim Gallien-Krueger, der Low-Cut bei der Noble DI, oder die ikonischen Ultra Lo/Hi-Schalter des Ampeg SVT – wurden nicht nur optisch übernommen, sondern klingen tatsächlich auch wie beim Original. Ob die Modelle in Sachen Spielgefühl an die Originale heranreichen, ist hingegen schwer zu sagen. Alle Amps fühlen sich in meiner Wahrnehmung angenehm direkt an und reagieren fein auf die Spieldynamik. Die Röhren-Modelle kommen zwar nicht ganz an das weiche und organische Spielgefühl echter Vollröhren-Amps heran – aber das ist absolut vertretbar und stört keineswegs.

Der Aufstieg von Darkglass begann bekanntlich mit Verzerrer-Pedalen, und entsprechend ist auch das Anagram stark verzerrerlastig aufgestellt. Alle legendären Darkglass-Zerren sind natürlich an Bord und dazu gibt es ab Werk noch einige andere Modelle per Neural-Amp-Loader. Nachfolgend hört ihr drei Factory-Presets mit den ikonischen Darkglass-Pedalen, die natürlich auch andere Blocks beinhalten.

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Vintage Microtubes Microtubes B3K Djentlemen

Kaum überraschend klingen auch die Darkglass-Verzerrer absolut überzeugend und liefern originalgetreue Sounds in erstklassiger Qualität. Mir gefallen zudem die Boxensimulationen in Verbindung mit dem Zerren wirklich sehr gut – die kennen wir ja bereits von der Darkglass Ultra-Serie. Die Auswahl an Cab-Sims ist inzwischen wirklich beachtlich, und dazu stehen sechs Mikrofontypen in jeweils sechs verschiedenen Positionen zur Verfügung – da lässt sich klanglich also definitiv eine Menge herausholen!

Darkglass Anagram
Eines der zahlreichen Highlights sind die Onboard-Verzerrer des Multieffekt-Gerätes aus dem Hause Darkglass.

Hervorragend klingende Effekte!

Hinsichtlich der Effekte zeigt sich das Anagram momentan noch nicht allzu opulent. In puncto schiere Auswahl kann es mit Plattformen wie beispielsweise Line 6 Helix aktuell noch nicht mithalten – bei der Klangqualität hingegen locker! Alle Effekte klingen in der Praxis absolut hervorragend und man merkt deutlich, dass die Effektblöcke gezielt für den Bass optimiert wurden, was bei den meisten anderen Multieffekt-Pedalen wahrscheinlich eher die Ausnahme ist. Besonders hervorzuheben ist das wirklich meisterhafte Tracking der Octaver und Pitch-Shifter, welche stabile Töne bis zum tiefen E liefern.

Für aufwändige Effekt-Presets lässt sich das Signal mithilfe von Split- und Merge-Blöcken aufteilen und wieder zusammenführen – das eröffnet spannende Möglichkeiten und steigert die Flexibilität innerhalb eines Presets erheblich. Die Factory-Presets bieten in Sachen Effektsounds viel Inspiration – hier wurde kreativ mit Sounds und Schaltmöglichkeiten gearbeitet, was Lust macht, selbst tiefer ins Sounddesign einzutauchen. Hier hört ihr eine Auswahl, die verschiedene Effekte des Anagram zeigen:

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Boogie Boogie Honey MIB Doom Forgive My Synths Ephemeris II Split Octaves

Zum Abschluss gibt es noch drei cleane Brot&Butter-Sounds, die mit einem Kompressor, einem Amp und einer Box auskommen.

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Peggy Pick Peggy Party Hofner Leo
Darkglass Anagram
Stylischer Gamechanger: Das Darkglass Anagram erfreut sich schon jetzt einer enormen Nachfrage in der Bassszene!
Kommentieren
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Furanku sagt:

#1 - 13.05.2025 um 06:47 Uhr

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Da läuft mit Sicherheit kein Unix drauf, sondern Linux. Unix ein Markenname eines alten Betriebssytems von AT&T für damalige Minicomputer, dass dann in Lizenz in den 90er auf vielen Servern lief. Linux ist ein Open Source-Betriebssytem, das zwar in vielem Unix-kompatibel ist, aber eben eine Eigenentwicklung. Linux läuft auch auf jedem Android Handy, den meisten Routern, fast allen Servern und auch vielen Digital-Sythies. Von daher ist es ein wenig komisch, zu betonen auf dem Anagram liefe ein Unix.

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    rainer.bonedo sagt:

    #1.1 - 13.05.2025 um 11:13 Uhr

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    Hallo Furanku, du hast natürlich völlig recht. Ich habe in der Hitze des Gefechts einfach die beiden Wörter verwechselt. Wird umgehend berichtigt. Danke und viele Grüsse! Rainer

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Ollii sagt:

#2 - 13.05.2025 um 13:08 Uhr

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Was sich mir nie erschließen wird: Warum bleiben nahezu alle MultiFX-Pedal-Bauer, gerade bei Pedalen mit 3 bis 4 Knöpfen, bei der antiquierten Bank-Struktur? Das ist aus meiner Sicht alles andere als live-tauglich. Die Dinger haben doch alle Rechenpower bis zum Abwinken. Warum kommt keiner auf die Idee, den Geräten mal eine vernünftige Setlist/Song/Songpart-Struktur beizubringen.Die meisten Anwender dürften doch in den Songs, die sie spielen, die Sounds in immer der gleichen Reihenfolge durchschalten. Man könnte mit einem Knopf durch das ganze Set kommen. So muss man sich mit Doppel-Knopf-Klicks abärgern, Bänke während des Songs wechseln und noch den Überblick behalten, wo gerade was zu finden ist. Aber davon abgesehen. Mich würde mal interessieren, wie sich das Anagramm bei einer E-Gitarre schlägt. Wie groß sind eigentlich die tatsächlichen Schaltzeiten zwischen den Presets?

    Profilbild von Noah

    Noah sagt:

    #2.1 - 22.05.2025 um 16:44 Uhr

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    Ich denke die meisten die dieses Gerät kaufen, werden genau das Gegenteil tun was du gerade geagt hast. Man wird es, (wie bei Line 6 Hx Stomp, Neural Dsp QC) vermutlich nicht mehr selbst sondern über midi steuern lassen. Und für das werden einfach nicht mehr so viele Potis benötigt.

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