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Clavia Nord Drum 2 und Nord Pad 6 Test

Praxis

Bedienung

Die Bedienung des Moduls ist einfacher, als es die Mehrfachbelegung der Knöpfe zunächst vermuten lässt. Wer das erste Nord Drum kennt, wird sich umgehend zurecht finden. Alle neuen User haben schnell raus, dass der mittige Endlos-Encoder sowohl für das Durchblättern der 8 x 50 Programmspeicherplätze als auch zur Werteveränderung der Parametertaster und ihrer Unterfunktionen zuständig ist. Hier zeigen sich die Vor- und Nachteile des digitalen Konzepts: viele Speicherplätze und Features zur Klangformung einerseits, stehen eher lästigem Menütauchen durch Mehrfachbelegung weniger Schalter gegenüber. Schön ist, dass man beim Nord Drum 2 keine Tastenkombinationen auswendig lernen muss, alles ist auf dem Gehäuse aufgedruckt. 
Das Display gibt oft nur kryptisch über bestimmte Parameter Auskunft, wer keine Ahnung von Klangsynthese hat, wird mit den meisten Abkürzungen nichts anfangen können. Ich empfehle, anhand der gut geschriebenen Anleitung die Grundlagen der Soundparameter und Filterfunktionen zu Gemüte zu führen. 

Plug & Play mit dem Nord-Pad

Wie das Nord Pad 6 zu handhaben ist, gibt keinerlei Rätsel auf: einfach per Ethernetkabel ans Nord Drum 2 anschließen und los geht’s. Trigger- und Dynamikverhalten sind ab Werk passend eingestellt. Bei Nutzung externer Pads ist eine manuelle Anpassung von Empfindlichkeit, Schwellenwert und Dynamikverhalten erforderlich, welche über eine optische LED-Kontrolle prima funktioniert, auch mit Schlagzeugtriggern. Apropos Schlagzeugtrigger: Die Kombination aus Klinken-Inputs und Nord Pad ergibt nicht zwölf mögliche Trigger. Mehr als sechs Sounds pro Programm gibt das Nord Drum 2 nicht her. Möchte man das Nord Pad 6 nutzen, lässt sich parallel dazu maximal ein externer Trigger an Input 1 anschließen – üblicherweise eine Kickdrum. Dieser Trigger spiegelt dann Kanal 1 am Nord Pad. Die anderen fünf Trigger-Inputs bleiben bei Verwendung des Pad 6 tot. Die eigentlich wünschenswerte Möglichkeit, eine Bassdrum sowie eine Snare zu triggern und gleichzeitig das Nord Pad zu benutzen, fällt als Option demnach aus. 

Mit kleinem Finger und Daumen lassen sich auch Shift-Funktionen einhändig bedienen.
Mit kleinem Finger und Daumen lassen sich auch Shift-Funktionen einhändig bedienen.

Wie klingt das Nord Drum 2?

Um es kurz zu machen: wirklich gut! Dabei gilt es bei diesem Gerät zu bedenken, dass es nicht primär zur Imitation akustischer Trommeln und Becken konstruiert wurde, sondern der Fokus klar auf analogen Percussionklängen a la Roland TR 808 liegt. Damit hört es aber noch lange nicht auf – im Gegenteil. Toll ist, wie eigenständig und lebendig viele der Sounds klingen, fast natürlich. Die Echo-Effekte und Mute-Funktionen, beispielsweise von einer geöffneten Hi-Hat dürften insbesondere auf Trommler und Liveperformer  sehr inspirierend wirken. Als Lieferant zusätzlicher Percussion- oder Industrialsounds funktioniert das Nord Drum 2 im Schlagzeug ebenso gut, wie als klassische Triggersoundquelle, um akustischen Snares oder Bassdrums zu mehr Präsenz zu verhelfen. Wer perfekte Imitationen akustischer Trommeln sucht, sollte sich lieber woanders umsehen. Im Gegensatz zum ersten Nord Drum hat Clavia dem neuen Gerät zwar einige durchaus gute Simulationen akustischer Drums verpasst, besonders die Becken-Sounds und Hi-Hats behalten aber immer deutlichen Analogsynthie-Charakter. 
Es folgen ein paar Klangbeispiele, welche natürlich nur einen winzigen Ausschnitt aus den grenzenlosen Möglichkeiten des Nord Drum 2 darstellen. Ich habe bewusst ausschließlich Werkssounds verwendet, damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, was das Gerät‚ aus dem Karton heraus’ bietet. Alle Soundfiles habe ich mit Sticks und ohne Overdubs eingespielt. Bei einigen Beispielen verwende ich mein akustisches Drumset zusammen mit dem Nord Drum 2. Das Schlagzeug habe ich mit leichtem Equalizer und Kompression etwas angeglichen. 
Hier hört ihr Bank eins, Programm sechs, eingespielt ausschließlich mit dem Nord Pad 6. Closed Hi-Hat und Open Hi-Hat sind ein Pad, leises Spiel erzeugt den geschlossenen, lautes den geöffneten Sound. 

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Nord Drum 2 & Nord Pad 6 – Bank 1, Programm 6

Auch das folgende Sound-Beispiel habe ich ausschließlich mit dem Nord Pad 6 eingetrommelt. Hier wird – wie ich finde – die große Natürlichkeit und Dynamik des Nord Drum 2 deutlich. Es handelt sich um Bank zwei, Programm 19.

Audio Samples
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Nord Drum 2 & Nord Pad 6 – Bank 2, Programm 19

Basis der nächsten Klangbeispiele ist mein akustisches Kit, die Bassdrum und die Snare sind allerdings mit Triggern versehen, mittels derer zusätzliche Sounds auf der Nord Drum 2 ausgelöst werden. Als Eingabeinstrumente habe ich außerdem zwei Roland Pads angeschlossen. Ihr hört also vier Geräusche der Nord Drum, von denen zwei den Klang meines akustisches Set unterfüttern. Es handelt sich um Preset Bank eins, Programm 25.

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Akustik Drums plus Trigger und Nord Drum 2 – Bank 1, Programm 25

Das Nord Drum 2 hört sich isoliert folgendermaßen an:

Audio Samples
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Nord Drum 2 isoliert – Bank 1, Programm 25

Gleiches Setup, anderes Pattern und anderes Preset: Bank zwei, Programm 30. Hier wird deutlich, dass sich der Drum-Synthie ohne großen Bearbeitungsaufwand auch sehr organisch in ein Akustiksetup integrieren lässt.

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Akustik Drums plus Trigger und Nord Drum 2 – Bank 2, Programm 30

Das Modul alleine trägt dieses zum Sound bei:

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Nord Drum 2 isoliert – Bank 2, Programm 30

In Bank drei, Programm 43 habe ich die folgenden Sounds gefunden. Der Echo-Effekt lässt sich – wie ihr hört – direkt für die musikalische Begleitung des eigenen Spiels nutzen. Die Echogeschwindigkeit und Länge könnt ihr einfach am Gerät „eintappen“.

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Akustik Drums plus Trigger und Nord Drum 2 – Bank 3, Programm 43

Großen Spaß machen Sounds und Dynamik bei Drum ‘n’ Bass Patterns. Im folgenden Klangbeispiel habe ich das Nord Pad 6 sowie einen Kickdrum-Trigger an meinem Akustik-Kit verwendet. 

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Akustik Drums plus Trigger und Nord Drum 2 – Drum’n Bass Groove

Frei von akustischen Drums hört sich die Sache so an: 

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Nord Drum 2 isoliert – Drum’n Bass Groove

Das Nord Drum 2 im Live-Einsatz

Bei der Integration eigener Soundkreationen in ein Live-Setup sind ein paar Dinge zu beachten. Der überraschende Dynamikumfang und Druck der Sounds kann für durchgebrannte PA-Lautsprecher  sorgen, wenn man es mit Subbässen und scharfen Hihats übertreibt oder die Lautstärkeverhältnisse der Kanäle nicht richtig ausbalanciert. Wer hier mit Bedacht vorgeht und sich beim „Zurechtschneidern“ der Programme ein bisschen Mühe gibt wird jedoch mit beeindruckenden  Ergebnissen belohnt. 
Das Nord Pad 6 offenbart im härteren Einsatz zwei kleine Schwächen. Wer die volle Dynamik ausschöpfen möchte, im Eifer des (Live-)Gefechts aber auch mal etwas kräftiger draufhaut, wird während längerer Sessions Gelenkschmerzen bekommen. Auch kann es bei sehr kräftigen Treffern mit Sticks Übersprechungen zwischen nebeneinander liegenden Pads geben. Beides lässt sich durch eine Anpassung der Spieltechnik umgehen. Vielspieler sollten trotzdem überlegen, ob weichere Pads oder gar Meshhead-Trigger nicht bessere Alternativen wären. Der große Vorteil der Verbindung mit dem Mutterschiff über lediglich ein einziges Kabel entfällt dann natürlich.  

Nord Drum 1 oder Nord Drum 2? Ein kleiner Exkurs…

199 Euro. Für diesen bescheidenen Betrag boten Fachhändler bis vor Kurzem das erste Nord Modul an, parallel zum runderneuerten Nord Drum 2, wohlgemerkt. Für knapp mehr als einen Hunderter können Fans analoger Drumsounds ein fast neues Gerät auf dem Gebrauchtmarkt kaufen. Lohnt sich da die Anschaffung des neuen Nord Drum 2? 
Die Antwort lautet: ja. Für alle Anwender hat Clavia teils mächtig aufgerüstet und gerade diejenigen unter euch, die vielleicht noch nicht haargenau wissen, was sie mit dem Gerät alles anstellen wollen oder können, ist das neue Modul definitiv die bessere Wahl. Der Stereoausgang erhöht den Spielspaß ebenso wie die beiden zusätzlichen Kanäle. Mit dem Nord Pad 6 hat man alle Klänge eines Programms direkt vor den Sticks, die Anbindung per Ethernetkabel ist praktisch. Viele zusätzliche Werks-Presets machen das Modul auch für Anwender interessant, denen die Klänge der ersten Version zu Synthie-mässig waren und die keine Lust oder Zeit haben, sich mit dem Programmieren eigener Sounds zu beschäftigen.  „Aus der Kiste heraus“ finde ich die Nord Drum 2 natürlicher klingend und dynamischer spielbar. Zum modernen Produktions-Tool wird das Teil durch die umfangreiche MIDI-Steuerung sowie die Anbindungsmöglichkeit an ein ipad. Spätestens jetzt sieht der Vorgänger wie ein schrulliges Relikt aus vergangener Zeit aus. Was die Features angeht, hat der Neue also klar die Nase vorn, vom Kultfaktor her würde bei mir allerdings das Nord Drum 1 gewinnen. Schrulligkeit hat eben manchmal einfach Charme.

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