Anzeige

Catalinbread CSIDMAN Test

Der Catalinbread CSIDMAN entstammt dem Gedanken, dass technische Entwicklungen nur selten direkt vom Erkennen eines Problems zu dessen endgültiger Lösung führen. In der Regel passiert das in vielen Zwischenschritten, von denen viele zu ihrer Zeit als Nonplusultra gelten, bis sie der Fortschritt wieder überholt. Die Schallplatte beispielsweise hat trotz ihrer Unzulänglichkeiten der Musik im letzten Jahrhundert zum wirtschaftlichen Erfolg verholfen. Und mit der Erfindung des Magnetbandes war es möglich, sie jederzeit und relativ einfach aufzunehmen – oder zum Beispiel in Echogeräten für den entsprechenden Effekt zu sorgen. Und genau dort setzt Catalinbread an: So wie die Schallplatte für viele immer noch als das natürlichste und authentischste Medium gilt, so schwören auch nicht wenige von uns heute noch bei ihren Aufnahmen auf die alten Bandechos, und das trotz, oder gerade wegen derer Unzulänglichkeiten. Warum also nicht ein Effektgerät kreieren, das unter anderem die Artefakte reproduziert, für die das Nachfolgemedium der Schallplatte, die CD, gefürchtet war?

Catalinbread_CSIDMAN_008FIN
…wenn durch ruckartige Bewegungen die Lasereinheit sprang und das Signal unterbrach.


Catalinbread wollte den Frust über diese Unzulänglichkeit der CD in ein Pedal packen, wie es in der Produktbeschreibung heißt, und heraus kam der CSIDMAN. Dieses digitale Pedal generiert allerdings nicht nur das altbekannte CD-Stottern, sondern arbeitet auch als traditionelles Digital-Delay. Deshalb stellt sich nicht nur die Frage, ob man einen solchen “Störeffekt” überhaupt braucht, sondern wir wollen auch wissen, wie alltagstauglich ein solches Pedal grundsätzlich ist und ob sich die Anschaffung lohnt.

Details

Optik/Verarbeitung:

Der CSIDMAN wird in einem Pappkarton geliefert, beigelegt sind ein Aufkleber und ein Plektrum. Das 244 Gramm wiegende Effektpedal steckt in einem quietschgelb lackierten Metallgehäuse mit einer Grafik aus roten und blauen Buchstaben, die die Erinnerung an alte Konsolenspiele aus den 80ern wecken. Dass die Herrschaften bei Catalinbread Humor haben, zeigte sich schon bei den bisherigen Tests von Pedalen, die größtenteils lustige bis skurrile Bezeichnungen tragen. So auch hier, denn das Wort DISC wurde schlicht umgedreht. Einen Discman dürften die meisten sicherlich noch kennen, dabei handelte es sich um die CD-Version des Walkmans, einem portablen Kassetten-Abspielgerät. Die ersten Player verfügten bei ihrem Erscheinen noch nicht über die sogenannte “read-forward buffering”-Funktion, die dafür sorgte, dass es beim ruckartigen Bewegen des CD-Players nicht zum “Stutter”-Effekt kam, der durch das Springen der Lasereinheit verursacht wird.
Stutter-Effekte sind in aktuellen Produktionen nicht selten und werden beispielsweise von Electro-Produzenten wie BT oder anderen verwendet, wozu aber entweder irrsinnig viele Schnitte gesetzt oder ein entsprechendes Plug-In in der DAW verwendet werden muss. Auch muss man fairerweise zugestehen, dass es andere Hersteller gibt, die ebenfalls versucht haben, diesen Effekt in ein Pedal zu packen oder ihn mit ihren Digitaldelays mehr oder weniger authentisch zu reproduzieren. Unser Test allerdings soll sich ausschließlich um den Catalinbread CSIDMAN drehen, und bevor es mit den Beispielen losgeht, schauen wir uns das Pedal erst einmal genauer an.

Fotostrecke: 3 Bilder Wer den guten alten Discman noch kennt, dem ist der Stutter-Effekt in guter Erinnerung,…

Auf der Oberseite befinden sich fünf Potis mit schwarzen Kunststoffknöpfen, die allesamt mit einem kleinen weißen Punkt versehen sind, um auch aus dem Stand die Reglerstellung gut ablesen zu können. Die Potis drehen samtig, was ein punktgenaues Einstellen zulässt. Dabei sind die folgenden Parameter einstellbar:

  • TIME: Bestimmt die Delay-Zeit, eine Wiederholung bis zu 725 ms ist dabei maximal möglich.
  • MIX: Hier wird das Verhältnis von Direkt- zu Effektsignal bestimmt
  • FEED: Legt die Anzahl der Wiederholungen fest.
  • LATCH: Bestimmt die Wiederholungszeit, in der das gespeicherte Signal wiederholt wird. Ganz nach links gedreht ist der Effekt aus und das CSIDMAN Pedal verhält sich wie ein herkömmliches Digitaldelay. Ganz nach rechts gedreht wird ausschließlich die gespeicherte Sequenz wiederholt.
  • CUTS: Arbeitet nur in Verbindung mit LATCH. Hier wird die Länge der Speicherzeit bestimmt.

Aha! So gesehen ist das Pedal in erster Linie ein Digital-Delay mit Zusatzfunktion.

Fotostrecke: 3 Bilder Über fünf gut ablesbare Potis lässt sich das Pedal bequem bedienen.

Dabei folgt das direkte Signal einem analogen Signalpfad, das Effektsignal wird digital erzeugt. Dass der CSIDMAN auch über einen True-Bypass verfügt, liegt deshalb in diesem Fall auf der Hand. Aktiviert wird es mit einem Fußschalter, der gleichzeitig eine blaue LED zum Leuchten bringt. Ein- und Ausgangsbuchsen sind an der rechten und linken Gehäuseseite zu finden, der Netzteilanschluss links neben der Ausgangsbuchse. Dafür wird ein herkömmliches 9-18-Volt-Gleichspannungsnetzteil benötigt, das allerdings nicht zum Lieferumfang gehört. Das Pedal lässt sich nicht mit einer Batterie betreiben, davon konnte ich mich überzeugen, nachdem ich den Gehäuseboden mit vier Schrauben entfernt hatte. Dafür habe ich aber ein mit Gain beschriftetes Trimmpoti entdeckt und einen Umschalter, der zwischen True Bypass und Buffered Bypass wählen lässt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Eingangsbuchse befindet sich an der rechten Gehäuseseite.

Die Verarbeitung des per Hand in den USA gefertigten Pedals ist dem recht hohen Preis entsprechend, wobei es offensichtlich bei Pedalen dieser Kategorie inzwischen zum guten Ton gehört, weder Gummifüßchen noch Klett beizulegen – schade.

Anzeige

Praxis

Sound:

Ich schließe das Pedal vor meinen clean eingestellten Marshall JVM 410 und verwende eine Music Man Reflex Gitarre. Alle Audiofiles wurden natürlich klanglich nicht weiter bearbeitet.
Los geht es mit folgender Einstellung, wobei ich erst einmal das Delay checke und dementsprechend Latch und Cuts ganz nach links gedreht habe.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, Mix 12 Uhr, Time 15 Uhr, Latch Min, Cuts Min

Das Pedal erzeugt ein lupenreines Delay ohne Modulationen und klingt im besten Sinne sauber, dabei kommt das Direktsignal unverfälscht durch.
Im nächsten Beispiel habe ich am Time-Regler gedreht und ihn auf die 11 Uhr Position gebracht.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, Mix 12 Uhr, Time 11 Uhr, Latch Min, Cuts Min

Erst zwischen der 10 und 11 Uhr war für mich ein Delay zu vernehmen, das, wie auch im Beispiel zuvor, völlig neutral ans Werk geht. Durch das sehr kurze Echo kommt ein eher räumlicher Effekt zustande.
Und weil es so schön war, drehe ich Time nun ganz nach rechts.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, Mix 12 Uhr, Time Max, Latch Min, Cuts Min

Die maximale Delay-Zeit sollte für die meisten Anwendungen ausreichen, auch hier wird natürlich ein klares, direktes Delay erzeugt.
Hören wir doch einmal, wie sich der Latch-Regler klanglich äußert. Dazu bringe ich ihn in die 11-Uhr-Position.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, 12 Uhr, Time 13 Uhr, Latch 11 Uhr, Cuts Min

Und jetzt wird es interessant! Denn nach einer kleinen Ausklingphase kommt der gewünschte Stutter- und Glich-Effekt zustande, der dem Delay eine sehr interessante Note verleiht.
Und nun kommt endlich auch der Cuts-Regler dazu, der auf 12 Uhr zeigt.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, 12 Uhr, Time 13 Uhr, Latch 11 Uhr, Cuts 12 Uhr
Der Preis ist recht hoch, aber dafür ist das Pedal auch in den USA handgefertigt.
Der Preis ist recht hoch, aber dafür ist das Pedal auch in den USA handgefertigt.

Der Stutter-Effekt verändert sich ein wenig und wird für meinen Geschmack etwas unberechenbarer.
Im nächsten Beispiel drehe ich Cuts voll auf, behalte die vorherigen Einstellungen aber bei.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, 12 Uhr, Time 13 Uhr, Latch 11 Uhr, Cuts Max

Nun wird der Stutter-Effekt schon direkt beim Anspielen generiert und zerstückelt das Delay entsprechend. Das Signal entwickelt sich mehr und mehr in Richtung Soundtrack!
Im nächste Audiofile steht Latch auf 15 Uhr und Cuts auf 12 Uhr

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, 12 Uhr, Time 13 Uhr, Latch 15 Uhr, Cuts 12 Uhr

Hier kann man gut heraushören, welche unterschiedliche Nuancen sich aus dem CSIDMAN herauskitzeln lassen.
Jetzt drehe ich Latch auf 13 Uhr und Cuts in die Maximalstellung.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, 12 Uhr, Time 13 Uhr, Latch 13 Uhr, Cuts Max

Auch hier zeigt sich das Pedal als Inspirationsgeber für neue Klangwelten, die gerade im Ausklang sphärische Klangwelten aufkommen lassen.
Abschließend ein Beispiel mit folgender Einstellung, wobei ich versucht habe, es in eine Picking- Figur zu integrieren.

Audio Samples
0:00
Feedback 12 Uhr, 12 Uhr, Time 9 Uhr, Latch 13 Uhr, Cuts 12 Uhr

Für meinen Geschmack ist das bedingt möglich, ich sehe das Einsatzgebiet des CSIDMAN ohnehin in der Electro- und Sounddesign-Szene, aber wer weiß, vielleicht liefert dieses Pedal dem einen oder anderen die Inspiration für ein unfassbares Gitarrenriff …

Anzeige

Fazit

Der CSIDMAN von Catalinbread ist in der Tat ein sehr spezielles Effektpedal. Es erzeugt ein sehr sauber klingendes Delay, das sich dank zweier zusätzlicher Regler weiterverarbeiten lässt. Der daraus resultierende Effekt sollte den experimentierfreudigen Musiker glücklich machen, denn er erzeugt größtenteils unberechenbare Stutter- und Glitch-Sounds, die besonders Sounddesignern ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürften. Klanglich wie auch verarbeitungstechnisch gibt es nichts zu bemängeln, es ist dabei aber beileibe kein Brot-und-Butter-Effekt. Wer ein Einsatzgebiet für diesen Effekt parat hat, wird glücklich werden, aber auch wer im ersten Moment keinen direkten Bedarf sieht, kann das Gerät als Digitaldelay mit Zusatzfunktion ansehen. Aber es bleibt eine spezielle Anschaffung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • exotische Soundmöglichkeiten
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr gute Klangqualität
Contra
  • keine
Artikelbild
Catalinbread CSIDMAN Test
Für 229,00€ bei
Der CSIDMAN liefert keinen Brot-und-Butter-Effekt und wird eher experimentierfreudige Musiker glücklich machen.
Der CSIDMAN liefert keinen Brot-und-Butter-Effekt und wird eher experimentierfreudige Musiker glücklich machen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Catalinbread
  • Modell: CSIDMAN
  • Effekt-Typ: Digital-Delay
  • Made in: USA
  • Anschlüsse: In/Out, Netzteilbuchse
  • Regler: Feed, Cuts, Latch, Mix, Time
  • Schalter: Bypass
  • Bypass Modus: True Bypass, Buffered Bypass wählbar
  • Stromversorgung: 9V – 18V DC
  • Batteriebetrieb: nicht vorgesehen
  • Abmessungen B x T x H: 49mm x 60mm x 11mm
  • Gewicht: 244 Gramm
  • Preis: 294,00 Euro UVP
Hot or Not
?
Wer den guten alten Discman noch kennt, dem ist der Stutter-Effekt in guter Erinnerung,…

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?