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British Drum Company Big Softy 14”x6,5” Snaredrum Test

Knallig, präzise und artikuliert, so lässt sich der 90er Jahre Snaredrum-Trendsound beschreiben. Die Signature-Trommeln von Helden wie Peter Erskine, Dave Weckl oder Vinnie Colaiuta hatten allesamt Piccolo-Dimensionen, dicke „Eimer“ wurden trotzdem oft hoch gestimmt. Absichtliches Verstimmen, das Auflegen von Dämpfungen aller Art und extrem schlaffe Fellspannungen mögen in Studios ein Thema gewesen sein, der Trommler von nebenan hütete sich jedoch davor, seine edle Trommel derartig zu traktieren. Das hat sich geändert, der fette „Düsch“-Sound der 1970er und 80er ist zurück und mit ihm eine Vielzahl von entsprechenden Snaredrums in Retro-Bauweise sowie zahlreiche Utensilien zur Dämfung der Trommeln. Auch die junge englische Firma British Drum Company hat sich des Themas angenommen, heraus gekommen ist die Big Softy, unser heutiges Testexemplar. 

Big Softy WB
Big Softy WB


Schon der Name deutet an, in welche klangliche Richtung die Reise geht. Allerdings hat sich das Entwicklungs-Team um den renommierten Chef-Trommelbauer Keith Keough nicht darauf beschränkt, bekannte Designs aus der Mitte des letzten Jahrhunderts zu kopieren. Stattdessen gab es die Vorgabe, einen tiefen und weichen Ton auch dann zu erhalten, wenn sich die Fellspannung in oberen Bereichen befindet. Normalerweise müssen die bekannten „wet“-Sounds nämlich mit einer Rebound-Verschlechterung erkauft werden, die nicht allen Schlagzeugern zusagt. Ob die Big Softy das Versprechen einlösen kann, lest ihr auf den folgenden Zeilen.  

Details

Ochroma-Holz und runde Gratungen

Auf diesen Test war ich schon im Vorfeld besonders gespannt, denn bis dato hatte ich noch keine Trommel der British Drum Company unter den Stöcken gehabt. Hinzu kommt, dass diese Firma keine der neuen, kleinen Custom-Schmieden sein möchte, sondern eine richtige Fabrik in England betreibt. Laut BDC wird auf Fertigungsdetails und Verarbeitung besonderer Wert gelegt. Logisch, das sagen alle Firmen, aber schon beim Auspacken macht sich das Gefühl gediegener Qualität breit. Es beginnt beim Kessel selbst und damit bei den verwendeten Holzarten. Aus insgesamt neun Lagen besteht der Kessel, für das innere und äußere Furnier wird relativ hartes Kirschholz verwendet, welches im Falle unserer Testtrommel sehr schön gemasert ist. Eine matte Versiegelung sorgt für eine samtige Haptik und überzeugt optisch mit schlichter Eleganz. Der Clou der Konstruktion verbirgt sich jedoch im Kern des Kessels. Dieser besteht nämlich aus Ochroma, einem zwar als Hartholz klassifizierten, insgesamt jedoch sehr weichen und porösen Holz südamerikanischer Herkunft. Beim Abnehmen der Felle ist die geringe Dichte des Holzes mit bloßem Auge erkennbar, kleine Löcher erinnern mich ein bisschen an Bimsstein. Nach Aussage der BDC-Entwickler soll dieses Holz hohe Frequenzanteile aus dem Gesamtklang herausfiltern, und zwar unabhängig davon, wie stark die Felle gespannt sind. Hinzu kommt, dass die Trommel angenehm leicht ist. Unterstützt werden soll das Ziel, einen weichen und großen Sound zu erhalten, durch komplett verrundete Gratungen, deren Verarbeitung genauso sauber ausgeführt wurde wie die gesamte Kesselkonstruktion. Im Bereich des sehr sanft abfallenden Snarebeds wird die Gratung herunter geschliffen. Ein Aufkleber im Inneren des Kessels besagt, dass bei der Herstellung ein Kaltpressverfahren zum Einsatz kam und die Snaredrum vor der Auslieferung von Masterbuilder Keough inspiziert wurde. Sehr schön!

Fotostrecke: 5 Bilder Schlichte Eleganz für Fans von Naturholz-Optik: Die Big Softy sieht gut aus.

Alle Anbauteile werden auch innen vom Kessel isoliert montiert

Dass man es bei BDC mit den kleinen Details ernst nimmt, zeigt der eigenwillige Einsatz von Unterlegscheiben und Isolierungen. Natürlich besitzen die insgesamt zehn im Art Deco Stil geformten Doppelböckchen die typischen Kunststoffunterlagen, und auch die einfache Drop Style Abhebung ist gummiunterlegt am Kessel befestigt. Ungewöhnlich ist hingegen die zusätzliche Isolierung der Schrauben im Kesselinneren. Dass die großen Unterlegscheiben aus Holz bestehen und die aufgeprägte Bezeichnung „Big Softy“ tragen, wirkt edel und vermittelt das Gefühl, dass auch dort auf die Feinheiten geachtet wird, wo man es normalerweise nicht sofort sieht. Schön gemacht ist auch das dreidimensionale Typenschild samt zusätzlichem Holzschildchen mit der Instrumentenbezeichnung. Diese Konstruktion ist natürlich ebenfalls beidseitig mit Holzplättchen vom Kessel isoliert. Dasselbe gilt für die kleine aus Aluminium gefräste Ventilationslocheinfassung. Ob sich der Aufwand klanglich auswirkt, werden wir im Praxisteil hören. Bei den Verschleißteilen vertraut BDC auf die bewährte Kombination aus Remo Ambassador Schlag- und Resonanzfell, sowie einen 20-spiraligen Snare-Teppich mit Messing-Endplättchen und BDC Logos. Trotz dieser Logos scheint es sich, wie auch bei den 2,3 Millimeter starken Standard-Stahlspannreifen, um Material fernöstlicher Herkunft zu handeln. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Felle kommen aus dem Hause Remo USA.
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Praxis

Alle beweglichen Teile laufen weich 

Im Praxiseinsatz macht sich das relativ geringe Gewicht der Big Softy angenehm bemerkbar, Rückengeplagte Schlagzeuger werden das zu schätzen wissen. Wie erwartet, gibt die Bedienung keinerlei Rätsel auf, alle Stimmschrauben laufen weich in ihren Gewinden, und auch die simple Abhebung funktioniert gut, mit Ausnahme einer kleinen Einschränkung, auf die ich weiter unten noch zu sprechen komme. Aber wie klingt die interessante Kesselkonstruktion?

Der „Höhenfilter“ Ochroma-Holz macht seinem Namen alle Ehre 

Ja, hier geht es tatsächlich retromäßig zu. Wer ein bisschen Erfahrung mit anderen, modern gestalteten Snares hat, hört sofort die Begrenzung der Höhen, welche sich in einem milden Attacksound in allen Stimmungen äußert. Ganz so tief und saftig wie ihr Name suggeriert, klingt die Big Softy allerdings nicht. Freunde der harten Gangart werden vermutlich auch nicht auf ihre Kosten kommen, denn der edlen Snaredrum fehlen die aggressiven Klanganteile. Vier Stimmungen von ziemlich hoch bis sehr tief habe ich euch aufgenommen, im Video hört ihr noch weitere Tunings. 

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Hohe Stimmung

Der Ansatz, die Big Softy auch bei hohen Stimmungen eher höhenarm klingen zu lassen, geht definitiv auf. Die runde Gratung und das als Dämpfung wirkende Ochroma Holz entfernen genau jene Attack-Anteile, die beispielsweise bei einer modern konstruierten Ahorn-Snaredrum im Moment des Anschlags sofort präsent sind. Bei der Big Softy fehlen diese Frequenzen, auch das Spielgefühl wirkt trotz hoher Fellspannung eher gemütlich. Rimshots und Rimclicks klingen schön holzig. 

Audio Samples
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Hohe Stimmung – solo Hohe Stimmung – im Set

Mittelhohe Stimmung 

Dreht man die Stimmschrauben eine gute halbe Umdrehung nach unten, tritt – wie erwartet – der Kesselton stärker in den Vordergrund. Der Anschlag wird breiter und die Teppichanteile erzeugen mehr Rauschen. Aufgenommen gefällt mir der Sound sehr gut, beim Spielen macht sich jedoch das Gefühl breit, dass die Big Softy doch relativ viel der aufgewendeten Schlagenergie absorbiert. Dies ist natürlich ein Merkmal eher weicher Kesselkonstruktionen, hier fällt es mir aber stärker auf. Beim Stimmen gilt es aufzupassen, denn die Obertöne gestalten sich recht vielschichtig, so dass es genaues Hinhören erfordert, damit der Kessel sauber ausklingt. Hier sind andere Snaredrums mit Retro-Konzept etwas gutmütiger. 

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Mittelhohe Stimmung – solo Mittelhohe Stimmung – im Set

Mitteltiefe Stimmung

Der tendenziell mittige Charakter des Kessels wird umso deutlicher, je weiter man im Tuning nach unten wandert. In mitteltiefer Stimmung wirkt die Big Softy ziemlich tonal, was eben auch daran liegt, dass die ganzen hohen Attack-Frequenzanteile fehlen. Was mir nicht so gut gefällt, ist der Umstand, dass schon leichte Dämpfung den Gesamt-Sound recht belegt klingen lässt. Hier hätte ich mir etwas mehr Volumen und Frische gewünscht. 

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Mitteltiefe Stimmung – solo Mitteltiefe Stimmung – im Set

In den tiefsten Lagen fängt die Abhebung an zu klappern

Der fette „Düsch-Sound“ ist gerade schwer angesagt, also stimme ich die Big Softy im nächsten Schritt in den Frequenzkeller. Eine halbe Umdrehung bevor das Fell zu flattern beginnt, summt die Trommel tief vor sich hin, klingt allerdings nach wie vor tonal mittiger als ich erwartet hätte. Die Charakteristik ist jetzt sehr soft und „woody“, mir persönlich fehlt aber nach wie vor der Bissanteil, welcher der Trommel auch in gedämpftem Zustand die Lebendigkeit erhält. Andererseits ist dies eben das Konzept der Big Softy. Die Snare erinnert mich in diesem Tuning ein bisschen an eine alte Slingerland Radio King Student 3-ply Mahagoni Snaredrum. Nicht optimal finde ich allerdings, dass die Abhebung in dieser Stimmung zu klappern beginnt, im Solo-Modus könnt ihr das mit guten Lautsprechern oder Kopfhörern auch recht deutlich hören. Hier sollte BDC nochmal nachbessern.

Audio Samples
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Sehr tiefe Stimmung – solo Sehr tiefe Stimmung – im Set
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Fazit

Die noch junge englische Firma British Drum Company stellt mit der Big Softy eine interessante Snaredrum vor. Das spezielle Konzept mit porösem Ochroma-Holz als Kesselkern sorgt für einen insgesamt höhen- und attackreduzierten Klang mit tendenziell prominenten Mittenanteilen. Schlagzeuger, denen genau dieser präsente Anschlagston nicht so gut gefällt und die eine eher zurückhaltend klingende Snaredrum suchen, sollten sich die Trommel auf jeden Fall einmal anhören. Als echter Allrounder oder für Fans durchsetzungsfähiger Klänge taugt die Trommel eher weniger. In puncto Verarbeitung wurde beim Testinstrument sehr sauber vorgegangen, kleine Details wie die inneren Holzisolierungen hinterlassen einen sehr durchdachten Eindruck. Einzig die klappernde Abhebung passt da nicht so recht ins positive Gesamtbild. Preislich liegt die Big Softy im gehobenen Bereich, was aber aufgrund der guten Verarbeitung und der Fertigung in England durchaus gerechtfertigt erscheint. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • das Kesselkonzept der Big Softy ist in sich schlüssig
  • warmer, unaufdringlicher Sound auch in hohen Stimmungen
  • toller Rimclicksound
  • sehr gute Verarbeitung
Contra
  • die Trommel könnte insgesamt etwas lebendiger klingen
  • Abhebung klappert bei tiefen Stimmungen
Artikelbild
British Drum Company Big Softy 14”x6,5” Snaredrum Test
Für 615,00€ bei
Sehr gut verarbeitet, klanglich aber speziell: die British Drum Company Big Softy.
Sehr gut verarbeitet, klanglich aber speziell: die British Drum Company Big Softy.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: British Drum Company
  • Bezeichnung: Big Softy 14“x6,5“ Snaredrum
  • Herstellungsland: England
  • Kesselmaterial: Kirsche und Ochroma, neun Lagen, Kesselstärke etwa sechs Millimeter
  • Hardware: Stahlspannreifen 2,3 Millimeter, zehn doppelseitige Böckchen
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Preise (Verkaufspreis): 698,00 EUR

Seite des Herstellers: https://www.britishdrumco.com

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