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Boss RC-3 Test

Die Idee hinter dem Boss RC-3 ist nicht neu. Schon in den Fünfzigern experimentierten Avantgardemusiker mit Tonbandschleifen, die es ermöglichten, einzelne Noten oder ganze Sequenzen aufzunehmen und endlos zu wiederholen. Diese rudimentäre Methode hatte ihre Blütezeit spätestens mit dem Aufkommen der Digitaltechnik hinter sich, denn die machte Sampling zum Kinderspiel und sorgte dafür, dass ganze Genres wie beispielsweise Drum & Bass, Techno oder Hip-Hop zu großen Teilen auf Loops basieren konnten. Aber die entsprechende Technologie verselbständigte sich in den letzten Jahren immer mehr, weg von Multieffektgeräten, Delays oder Workstations und es entstanden Effektgeräte, deren einzige Aufgabe das kreative Arbeiten mit Loops ist. Vor allem Einzelmusiker greifen gerne auf diese Geräte zurück, denn sie erlauben es ihnen, auch live mit sich selbst zu musizieren und ohne Band oder Musikerkollegen auch extrem komplexe Klanggebilde zu kreieren.

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Einer der erfolgreichsten und größten Hersteller in diesem Gewerbe ist Boss , dessen reine Loop-Pedale sich einer stetig wachsenden Popularität erfreuen. Für viele Gitarristen und Bassisten sind sie inzwischen eine liebgewonnene Bereicherung ihres Tretminen-Arsenals, denn sie sind in der Lage, die Ausdrucksmöglichkeiten des einzelnen Musikers auf der Bühne enorm zu erweitern, auch in einer Reihe mit den üblichen Verdächtigen wie Delay-, Distortion- oder anderen Effektpedalen.
Für unseren Test hat sich mit dem RC-3 der Kleinste der aktuellen Boss-Looper-Troika angemeldet, seine beiden Geschwister RC-30 und RC-300 werden in separaten Tests beweisen müssen, was sie können.

DETAILS

Der RC-3 ist – wie schon erwähnt – der Junior unter den eigenständigen Loopern aus dem Hause Boss. Aber im Innern des stabilen roten Metallgehäuses im klassischen Pedalformat verbergen sich mehr Features, als es die Größe vermuten lässt. So macht es bereits Spaß zu wissen, dass diese kleine Kiste eine Aufnahmekapazität von sage und schreibe drei Stunden hat, was auch für die längsten Sessions ausreichen sollte. Unter diesem Aspekt kann man auch den vorhandenen USB-Anschluss sehen, denn mit seiner Hilfe steht einem hemmungslosen Austausch von Audio-Files mit einem Rechner nichts mehr im Wege. Die Anzahl von Loop-Overdubs ist deshalb auch nicht grundsätzlich begrenzt, lediglich die Speicherkapazität bestimmt, wann Schluss ist, falls nicht vorher schon Geschmack und Gehör dem Übereinanderschichten von Phrasen und Klängen ein sinnvolles Ende gesetzt haben. In sogenannten 99 Phrase-Memories kann man dann dauerhaft seine Loop-Kunststücke speichern. Ein eindeutiger Pluspunkt ist die Signalführung, die im Vergleich zum Vorgänger stereo ausgelegt ist. Der RC-3 Looper schließt damit zu seinen größeren Geschwistern auf, zumal er wie diese auch über eine integrierte Rhythmusbegleitung verfügt.

Was die Anschlüsse anbelangt, verhält sich unser Proband wie die meisten Pedaleffekte: An der rechten Gehäuseseite finden sich mit Input A und Input B die Klinkeneingänge für Instrumente. Die dritte Klinkenbuchse auf dieser Seite dient dem Anschluss eines weiteren Fußschalters. Analog zur rechten Seite finden sich links die Klinkenausgänge A und B, der ebenfalls hier beheimatete Aux-Miniklinkeneingang für eine zusätzliche Signal-Einspielung ist natürlich auch stereo ausgelegt und rundet die Anschlussmöglichkeiten des RC-3 sinnvoll ab.

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PRAXIS

Das Einstecken eines Klinkensteckers in Output A erweckt die kompakte Loop-Station zum Leben. Bedient wird der RC-3 über fünf Taster, ein Drehpoti mit Doppelfunktion und natürlich den Pedaltaster. Das zweistellige Mini-Display und die beiden daneben platzierten Rec- und Play-LEDs liefern Informationen zu allen Parametern und zum Betriebszustand. Die beiden LEDs zeigen den jeweiligen Status an, im Overdub-Modus leuchten beide. Mit zwei Up/Down-Tastern unterhalb des Displays können die angezeigten Werte verändert werden. Der Rhythm On/Off-Taster lässt einen nach zweisekündigem Drücken zwischen zehn verschiedenen Drum-Pattern wählen. Die mit Hi-Hat, Kick&Hi-Hat, Rock 1, Rock 2, Pop, Funk, Shuffle, R & B, Latin und Percussion bezeichneten Pattern bieten wahlweise Vierviertel- oder Dreivierteltakt-Metrik und sind trotzdem eher als besseres Metronom zu verstehen. Außer beim Üben und Jammen lässt sich die verwendete Klangästhetik wohl kaum einsetzen.

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Audio Samples
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Drum-Pattern

Mit dem Tap-Tempo-Taster tippt man sich das Tempo des gewählten Rhythmus-Pattern, der Pegel der Rhythmus-Begleitung lässt sich mit dem Innenring des Drehpotis einstellen. Ist die Rhythm-Funktion aktiviert, startet eine Aufnahme taktgenau und man kann sich einen Einzähler vor den Beginn der Aufnahme legen. Unabhängig von dem Zeitpunkt, an dem man die Aufnahme stoppt, wird bei eingeschaltetem Rhythmus die Länge der Sequenz automatisch an Takteinheiten angepasst.
Ein Tritt auf den Fußtaster startet die Aufnahme einer Phrase. Nutzt man hingegen die Auto-Recording-Funktion, wird auch nach Pedalbetätigung erst dann aufgenommen, wenn man den RC-3 mit einem Audio-Signal füttert. Ein weiterer Tritt setzt den Endpunkt des Loops. Wird ohne laufenden Begleitrhythmus aufgenommen, ermittelt der RC-3 automatisch das Tempo des Loops. Dabei wird einfach angenommen, dass die erste Phrase mindestens einen oder mehrere geradzahlige Takte (2, 4, 8, 16 …) lang ist.

Standardmäßig befindet sich unser Looper nach Setzen des ersten Loop-Endpunkts im Overdub-Modus, das heißt, die Aufnahme läuft noch und alle neuen Signale werden als weitere, in der Anzahl unbegrenzte Phrasen aufgeschichtet. Ein weiteres Betätigen des Fußtasters beendet die Aufnahme (Rec) und der RC-3 ist wieder im Play-Modus. Will man dann weitere Phrasen aufnehmen, genügt ein kleiner Tritt und es wird wieder in den Overdub-Modus geschaltet. Dieses Spielchen kann man im Prinzip so lange fortsetzen, bis der 2 GB große Audio-Speicher voll ist. Die Reihenfolge von Record, Overdub und Play lässt sich aber auch den persönlichen Vorlieben entsprechend auf Record, Play oder Overdub umschalten. Mit einem schnellen, zweimaligen Drücken des Fußtasters beendet man sowohl die Wiedergabe wie die Aufnahme. Sollte die letzte Phrase misslungen sein, lässt sie sich durch längeres Halten des Tasters ungeschehen machen (Undo). Ganz praktisch ist es, die zuletzt entfernte Phrase auch durch ein längeres Halten des Tasters wiederherstellen zu können (Redo). So wird ein sehr rudimentäres Arrangieren möglich, indem sich per Undo und Redo jeweils die zuletzt aufgenommene Phrase quasi aus- und bei Bedarf wieder anschalten lässt. Den Ausgangspegel der Loops kann man über den Außenring des Drehpotis regeln.

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Loop-Song

Gönnt man sich den Luxus, einen weiteren Fußschalter (BOSS FS-5U oder FS-6) anzuschließen, kann man mit diesem entweder die Wiedergabe und Aufnahme stoppen und sich so den „Doppel-Tritt“ aufs Pedal sparen oder zwischen den 99 Speicherplätzen hin- und her-„steppen“. Der Write-Taster sorgt schließlich für das dauerhafte Speichern der aus beliebig vielen übereinanderliegenden Phrasen bestehenden Loops. Drückt man ihn mindestens zwei Sekunden lang, lassen sich nicht mehr benötigte Loops wieder löschen. Auf den letzten zehn Memory-Slots befinden sich Demo-Sequenzen, die natürlich überschrieben werden können. Sollte auf einem Speicherplatz bereits ein eigener Loop liegen, so wird dies mit einem kleinen Punkt hinter der Zahl im Display angezeigt. Für jeden Speicherplatz kann übrigens einzeln festgelegt werden, ob der beinhaltete Loop als sogenannter „One-Shot“, also nur einmalig abgespielt wird. Ist dann eines Tages tatsächlich die Kapazität des Speichers voll ausgeschöpft, lässt sich via USB komfortabel ein Back-Up auf einem PC oder MAC ablegen. Und hat man sich einmal mit den Vorgaben zur Ordnerstruktur und den Dateinamen vertraut gemacht, gestaltet sich umgekehrt auch das Beschicken der RC-3 mit WAV-Files vom Rechner aus sehr einfach.

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FAZIT

Die RC-3 Loop-Station ist ein kompaktes Loop-Pedal, das sich besonders an Neulinge in diesem Genre richtet. Features, Verarbeitung und Preisklasse stehen in einem sehr guten Verhältnis und die Bedienung ist recht intuitiv – beste Voraussetzungen, den Umgang mit einer Loop-Station frustfrei zu erlernen und zu üben. Die mehr als großzügig bemessene Aufnahmekapazität von drei Stunden, der USB-Anschluss und die Stereo-Signalführung lassen daneben auch eine spannende Anwendung außerhalb einer Live-Performance zu – denkbar wäre z.B. der Einsatz als eine Art idiotensicheres Audio-Notizbuch im Proberaum. Die Audioqualität der aufgezeichneten WAV-Files ist mit 16bit bei 44.1kHz ausreichend gut. Für einen unkomplizierten Einstieg oder eine Nebenrolle auf der Bühne ist der RC-3 sicher eine sehr gute Wahl, wer mehr will, sollte sich die beiden größeren Geschwister RC-30 und RC-300 aus gleichem Hause anschauen.

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SPECS
  • Aufnahmezeit: ca. 3 Stunden
  • Speicher: 99 Loops
  • Datenformat: WAV (44.1 kHz, 16-bit linear, stereo)
  • Stereo AUX IN-Buchse (Mini-Klinke)
  • USB-Anschluss
  • 10 Drumpattern (4/4 oder 3/4 Takt umschaltbar)
  • zwei Fußtaster-Anschlüsse
  • Batteriebetrieb oder Netzteilbetrieb
  • Preis: € 236,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Einsteigerfreundlich
  • Stereo-Signalführung
  • 3 Stunden Aufnahmekapazität
  • USB- Anschluss für Datenaustausch
Contra
  • Soundauswahl bei der Rhythmus-Begleitung
  • Gummi-Taster etwas zu klein und fummelig
  • keine Effekte
Artikelbild
Boss RC-3 Test
Für 129,00€ bei
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