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Bogner Ecstasy Mini Amp Head Test

Praxis

Für die Soundfiles gehe ich über den Speaker-Out in ein 2×12″ Celestion Greenback Cabinet, das ich mit einem AKG 414 mikrofoniere. Einerseits, weil der Speaker ein sehr guter Allrounder ist und andererseits, weil Reinhold Bogner ohnehin eine Präferenz für Greenback-Typen zu haben scheint. Die Gitarren werden jeweils angegeben.
Auch wenn der Ecstasy Mini eine Lautstärke liefert, die ich ihm nicht zugetraut hätte, darf man bei einer 30 Watt Class-D Endstufe dennoch kein Häuser-einreißende Leistung erwarten. Bei extrem lauten Proben oder Clubgigs wird der Amp möglicherweise an seine Grenzen kommen, aber in gemäßigten Probeszenarien, kleinen Gigs oder auch beim Üben kann er dennoch einen tadellosen und absolut ausreichenden Job abliefern. Bauartbedingt darf man hier auch nicht die Dynamik und Offenheit einer guten Röhrenendstufe erwarten. Da dies jedoch bei fast allen Class-D- und auch Transistor-Amps der Fall ist, soll dies bei einem Thekenpreis von knapp unter 300 Euro auch nicht in die Wertung einfließen. Der User muss sich lediglich darüber im Klaren sein, dass dieser Amp nicht für den Einsatz auf großen Bühnen konzipiert wurde und auch nicht mit großen Röhrenboliden konkurrieren kann oder will.
Ich beginne mit einer Ibanez Artist mit Humbuckern und wähle das von Herstellerseite empfohlene Starter-Setting. Der Amp liefert eine sehr organische und ausgewogene Zerrstruktur. Dabei kommt der Grundsound eher etwas wärmer, fetter und weniger aggressiv in den Höhen rüber, als dies z. B. bei britischen Zeitgenossen der Fall wäre. Dass der Ecstasy jedoch auch dazu imstande ist, werden wir weiter unten noch sehen.
Kenner von Bogner-Produkten wissen um die beiden Zerrpedale Ecstasy Red und Ecstasy Blue, deren Potibestückung auffallende Ähnlichkeiten mit dem Mini Head besitzt. Das Topteil scheint sich auch mit diesen Overdrives/Distortions verbunden zu sehen, denn wirkliche cleane Sounds kann und will der Ecstasy nicht abliefern. Damit steht er in der gleichen Tradition wie der Friedman BE-Mini, der ebenfalls nur für crunchige bis High-Gain-Sounds ausgelegt ist. Das Herunterregeln des Gain-Potis auf das Minimum lässt den kleinen Bogner verstummen, aber crunchige Zerrsounds kann man zwischen 8 und 11 Uhr vor allem in Kombination mit ausgangsschwachen Pickups oder Single-Coils erhalten. Auch hier zeigt sich eine schöne Zerrtextur, die durchaus leichte Plexi-Anleihen bietet, vor allem, wenn man die Potis im Verbund mit dem Pre-EQ regelt.

Audio Samples
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Mid Setting – Humbucker
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
12:0013:0012:0011:0012:0012:00OffNN
Audio Samples
0:00
Low Gain – Tele
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
15:0011:0012:0010:0012:008:00OffNB1
Audio Samples
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Vintage Rock – Tele
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
15:0011:0012:0011:0012:0011:00OffNB2

Nun wechsele ich wieder zurück zur Humbucker-Gitarre und möchte die Wirkung der Minischalter genauer beleuchten. Der Amp geizt nicht mit Gain, weshalb wohl auch keine zusätzlichen Booster in Pedalform notwendig sein dürften. Will man trotzdem noch eine Schippe drauflegen, kann man sich des Gainswitches bedienen. Die Zerrreserven sind hier wirklich immens und singenden Leadsounds sowie High-Gain-Riffs steht hier nichts im Wege.
Der Mid Frequency-Schalter ist stark im Verbund mit dem Mittenpoti zu begreifen, denn je extremer die Stellung des Mittenpotis, desto stärker ist auch der Effekt, wenn man die Centerfrequenz verschiebt. Aus diesem Grund erhaltet ihr hier zum einen ein mittenbetontes und zum anderen ein gescooptes Setting. Die Unterschiede sind extrem und können den Charakter des Amps zusätzlich ordentlich verbiegen, was das Mini Head zu einem unglaublich flexiblen Zeitgenossen macht.

Audio Samples
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Gain Switch Off Gain Switch On
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
13:0013:0012:0014:0013:0013:00Off-/+HB1
Audio Samples
0:00
Mid Boost – Mid Freq Switch L Mid Boost – Mid Freq Switch N Mid Boost – Mid Freq Switch H
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
13:0014:0015:0016:0013:0012:00OffL-N-HN
Audio Samples
0:00
Mid Scoop – Mid Freq Switch L Mid Scoop – Mid Freq Switch N Mid Scoop – Mid Freq Switch H
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
13:0015:0014:00Min11:0011:00Off+L-N-HB1
Das Bogner Ecstasy Mini Amp Topteil zeigt sich mit variablen Ecstasy-Zerrsounds als würdiger Vertreter der Bogner-Amps.
Das Bogner Ecstasy Mini Amp Topteil zeigt sich mit variablen Ecstasy-Zerrsounds als würdiger Vertreter der Bogner-Amps.

Der Pre-EQ-Schalter erweist sich ebenfalls als eine sehr intelligent gewählte Dreingabe, denn der etwas dunklere Grundsound kann durch die Anhebung der Höhen im B1-Setting oder dem simultanen Anheben der Höhen und Mitten im B2-Setting extrem aufgeklart werden. Da sich hierdurch eine Treble- und Midboost-Wirkung einstellt, gehen natürlich auch die Zerre und damit die Nebengeräusche etwas in die Höhe. Der Effekt ist dennoch fulminant und in der Lage, einem eher modernen Metalsound durchaus auch Marshall-artige Texturen abzuringen. In der Disziplin “Vielseitigkeit” liegt der Ecstasy daher aus meiner Sicht beispielsweise auch ganz klar vor dem Friedman BE-Mini, der eher als One- bis Two-Trick-Pony auffährt.
Der Variac-Switch führt zu einer Reduzierung der Lautstärke, einer höheren Kompression und einer Zunahme an Gain. Gerade für User, die gerne daheim mit einem echten Cabinet üben wollen, ist diese Schaltung eine tolle Idee. Um den Unterschied im Level erkennbar zu machen, habe ich die Files im Pegel nicht angepasst.Die Dynamik des Amps erweist sich für Transistor/Class-D-Bauweise ebenfalls als durchaus ordentlich. Auch wenn das Mini Head gerade bei niedrigeren Stellungen meines Gitarren-Volume-Potis anders als ein Röhrenamp reagiert, lassen sich dynamische Nuancen gut umsetzen.

Audio Samples
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Pre EQ – B1 Pre EQ – N Pre EQ – B2
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
13:0012:0014:0012:0011:0010:00OffNB1-N-B2
Audio Samples
0:00
Variac Off-On
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
13:0011:0014:0014:0011:0010:00Off – OnNN
Audio Samples
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Dyna-Check
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
13:0011:0014:0014:0011:0012:00OffNN

Nun möchte ich den Sound bei der Desktop-Anwendung überprüfen. Dazu geht es über den DI in die DAW und ich belege das Signal mit zwei 4×12″ Pre-Rola Greenback IRs, die ich hart links/rechts panne. Die Sounds sind sofort recording-ready und überraschenderweise vermisst man auch keine Poweramp-Sektion in der Signalkette, was auch deutlich macht, dass der Einfluss der Class-D Endstufe auf den Klang eher überschaubar ist. Wer das Ecstasy Mini Top also für Homerecording- oder Desktop-Zwecke benutzen will, ist bestens damit bedient, über den Send in eine DAW zu spielen und dort den Kanal mit einer IR-Loader Software zu belegen bzw. einen Hardware IR-Loader wie z. B. das Mooer Radar, BluGuitar Bluebox o. ä. anzusteuern.

Audio Samples
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Rhythm – In DAW mit IR
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
12:0011:0014:0014:0012:0012:00OffNB2
Audio Samples
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Lead – In DAW mit IR
VolPresTrebleMidBassGainVariacGainMidPre
13:0011:0014:0015:0011:0015:00OffHB2
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Profilbild von Ben Bonedo

Ben Bonedo sagt:

#1 - 09.12.2021 um 08:29 Uhr

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