Beyerdynamic M 90 Pro X Test

Das Beyerdynamic M 90 Pro X ist ein Kondensatormikrofon. Das klingt jetzt banal, ist aber insofern eine nicht unwichtige Aussage, als dass das gleichzeitig veröffentlichte Beyerdynamic M 70 Pro X ein Tauchspulenmikrofon ist, also das dynamische Wandlungsprinzip benutzt.

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 Und nicht zu vergessen: Das Unternehmen trägt die Tatsache, dynamische Schallwandler herzustellen, sogar im Namen. Der Legende nach soll sich Firmengründer und Namensgeber Eugen Beyer lange gegen die Entwicklung elektrostatischer Wandler gesperrt haben und den Spruch “Wir bauen doch keine Hygrometer!” geäußert haben. Die Feuchtigkeitsempfindlichkeit von Kondensatormikrofonen ist mittlerweile nur noch in absoluten Extremsituationen ein Thema und einer der Gründe, weshalb sie beispielsweise in Japan oft in Klimaschränken aufbewahrt werden. Heute ist die Kondensatortechnik absolut ausgereift und, wie auch das Beyerdynamic M 90 Pro X beweist, durchaus bezahlbar.
Zwar haben Beyerdynamic in der Vergangenheit schon Kondenser wie etwa das hervorragende (aber eingestellte) MC 840 N und die erfolgreichen Kleinmembraner MC 930 auf den Markt gebracht, doch mit dem M 90 Pro X gibt es nun ein Großmembranmikrofon, welches simpel aufgebaut und ausgestattet ist. Preiswert ist es auch, wohl weil es nicht in Heilbronn, sondern in China hergestellt wird.

Details

Pattern, Filter, Pad: alles fix

Das mit unter 300 Gramm auffallend leichte Mikrofon besitzt keinerlei Einstellmöglichkeiten. Besonders auf Hochpassfilter und Vordämpfung wird verzichtet, was bei preiswerten Mikrofonen nicht unbedingt ein Manko ist, sondern durchaus sinnvoll sein kann. Ebenso verhält es sich mit der Richtcharakteristik der randkontaktierten Echtkondensatorkapsel: Diese ist eine feste Niere und wird bei umschaltbaren Mikrofonen nicht nur von Amateuren, sondern auch in so manchem Profistudio sowieso nie geändert (obwohl oft viele Gründe dafür sprächen). Für ein recht preiswertes Mikrofon ist es aber meist die beste Lösung, mit einem fixen Nierenpattern zu arbeiten. Dessen Polardiagramm zeigt in den Unterlagen nur die üblichen Abweichungen vom Ideal.

Fotostrecke: 3 Bilder Am Mikrofon befindet sich kein einziger Schalter – das ist aber kein Manko.

Moderne Zeiten

Der Frequenzgang macht einen “modernen” Eindruck. Das Adjektiv ist gewählt, weil der Boost zwischen 5 und 10 kHz mit gleichzeitiger leichter Schärfedämpfung dafür sorgt, dass besonders Stimmen frisch, verständlich und präsent klingen. Dadurch ist das Signal schon ohne weitere Bearbeitung mit dem Equalizer gut nutzbar, allerdings passt diese Vorbestimmung nicht zu allen Stimmen, erst recht nicht zu allen Instrumenten und in alle Mischungen. Natürlich kann man mit einem EQ bei Bedarf auch wieder dagegen arbeiten – was Puristen selbstredend missfällt. Für ein Mikrofon in dieser Preisklasse und mit der angedachten Zielgruppe, in der sich neben Musikern, Producern und Sängern sicherlich auch reihenweise Content Creator befinden, ist das aber eine absolut stimmige Lösung.

Technische Daten 

Wenig Überraschendes gibt es von den technischen Daten zu berichten. Das Mikrofon mit dem ordentlichen Übertragungsfaktor (36,3 mV/Pa) scheint besonders die leiseren (und anschließend stark komprimierten) Signale im Blick zu haben, denn es glänzt durch ein geringes Rauschen (5,6 dB(A)). Sein Grenzschalldruckpegel liegt mit 133 dB SPL in einem üblichen Bereich.

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Positive Überraschung 

Was gut ist: Das Mikrofon ist explizit für die Versorgung durch eine geringere Phantomspeisung als 48 Volt ausgewiesen. 24 Volt, wie sie einige Mobilsysteme bereitstellen, funktionieren also auch, allerdings nicht die ebenfalls manchmal anzutreffenden 12 Volt. Probieren wird man es wohl dennoch können, meist leidet dann aber schon die Klangqualität oder das Mikrofon versagt die Arbeit ob der Energieknappheit.

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Wie beim M 70 Pro X 

Zum Mikrofon gehören eine Transporttasche, ein Poppfilter und die zur Befestigung notwendige elastische Halterung. Der Lieferumfang ist absolut identisch mit dem des dynamischen M 70 Pro X. Allerdings ist es bei Kondensatormikrofonen meist wichtiger, einen Poppschutz bei der Aufnahme von Stimmen zu verwenden, auch die Trittschallanfälligkeit ist bei diesem Mikrofontyp im Regelfall höher.

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