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Berufsbild Audiodesigner

Audiodesigner/innen komponieren Gebrauchsmusik nach den Wünschen ihrer Kunden. Häufig setzen sie dazu Computer ein, gelegentlich arbeiten sie auch mit herkömmlichen Instrumenten. Beschäftigung finden Audiodesigner bei Film, Rundfunk, Musikverlagen, Werbe-, Internet- und Multimedia-Agenturen.

(c) Lothar Segeler, Fotolia
(c) Lothar Segeler, Fotolia


Den Beruf des Audiodesigners erlernt man in Lehrgängen, die von privaten Bildungsträgern in einigen Städten angeboten werden und in aller Regel Geld kosten. Am Ende der Ausbildung steht eine interne Prüfung des Lehrgangsveranstalters.

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FAKTEN

Gute Voraussetzungen, den Beruf des Audiodesigners zu ergreifen, haben a) Musiker, die komponieren können b) Tontechniker mit musikalischem Talent c) Mediengestalter Bild und Ton ( -> siehe bonedo: Berufsbild Mediengestalter Bild und Ton). Zu den Kernkompetenzen, die im Zuge der Ausbildung erworben werden, zählen Komposition, Tonmischung, Tontechnik, Aufnahmetechnik von Ton und Bild, Umgang mit spezieller Software und Kundenberatung. Gute Englischkenntnisse sind hilfreich, da vielfach Software-Handbücher und Bedienungsanleitungen nur in Englisch vorliegen. 
Das musikalische Anforderungsprofil des Audiodesigners ist breit. Er muss nahezu alle musikalischen Stile beherrschen und bearbeiten können. Am Computer und im Tonstudio komponiert er Gebrauchsmusik unterschiedlicher Art, das Spektrum reicht von Werbe- und Filmmusik über Vertonung von Videospielen und CD-ROMs bis zu spezieller Musik für Veranstaltungen. Dazu erstellt er Audio-Logos, Klingeltöne, Telefonwarteschleifen, Spezialeffekte und Geräusche. Ferner liefert er Sounds für Websites und erstellt Toneffekte für Filme aller Art. Auch nimmt er Musiker, Sänger und Sprecher auf, arrangiert deren Beiträge und regelt die Postproduktion.

Die Werbung zählt zum wichtigsten Aufgabenbereich von Audiodesignern. Die Kunden bestellen Sounds und Songs, die den Verkauf bestimmter Produkte fördern sollen. Anhand von Marktforschungsergebnissen fertigen Audiodesigner ein Klangbild an, das den Vorlieben des avisierten Kundenkreises entspricht und sein Lebensgefühl trifft. Am Ende ist es immer der Auftraggeber, der entscheidet, ob ein Imagesong oder –sound zu seinem Produkt passt.
Laut Angaben der Arbeitsagentur übernehmen Audiodesigner folgende Aufgaben:
– Gebrauchsmusik (Audio-Logos, Jingles, Werbespots, Filmmusik, Songs) komponieren und arrangieren
– Klangbilder (Sounds) unterschiedlicher Stilrichtungen programmieren
– Filmmusik oder Musiksoftware produzieren
– Musik und Klangbilder für Werbezwecke komponieren und gestalten
– Internetseiten, Videospiele, DVDs und CD-ROMs vertonen, Sounds in Websites einbauen
– Musiksendungen in TV und Radio produzieren
– Klanginstallationen realisieren
– Musik durch Töne und Effekte ergänzen
Bei einer Festanstellung kann die tarifliche Bruttovergütung, laut Arbeitsagentur, zwischen 2.600 € und 2.950 € betragen. Vielfach arbeiten Audiodesigner allerdings selbstständig.

Der Audiodesigner Michael Hug gibt ein Beispiel aus seiner Praxis: „Ein Unternehmen hat sich neu gegründet. Es plant dazu Kampagnen in Funk, Fernsehen und Internet. Neben dem grafischen Logo möchte es dazu auch ein akustisches CI (corporate image).

Nun muss ich überlegen, wie soll diese Marke XY klingen? Zuerst macht man Marktforschung: Wer sind die potentiellen Kunden? Gibt es eine Kernzielgruppe? Es können auch mehrere Cluster sein, das Produkt ist zum einen interessant für junge Familien und zum anderen für Menschen jenseits der Sechzig, wo die Kinder schon aus dem Haus sind. Du hast zum Beispiel diese beiden Gruppen und versuchst, Schnittmengen zu finden. Was sind ihre Lebenseinstellungen? Du sammelst Fakten. Wie wohnen diese Menschen? Was sind ihre Gewohnheiten? Aus diesen Erkenntnissen versuchst du, abzuleiten, was diese Leute gerne hören würden. Was spricht sie an? Wenn das vorrangig ein Bio-Thema ist, nimmst du eher akustische Instrumente. Ist es ein Industrie-Thema, wird es eher computerbasiert ausfallen. Du schiebst Parameter umher.
Dann machst du erste Vorschläge, die in verschiedene Richtungen gehen. Die stellst du dem Kunden vor. Wenn der Kunde einen Vorschlag gut findet, fächerst du diesen auf und machst noch mal weitere fünf Vorschläge. Dieser Prozess kann noch ein paar Mal durchgespielt werden, bis du den Motivkern hast. Aus diesem Thema entwickelst du den Image-Song. Der Kunde bevorzugt zum Beispiel eine akustische Nylongitarre für das CI. Also sollte die akustische Gitarre natürlich auch im Image-Song auftauchen, dazu weitere akustische Instrumente wie Schlagzeug z.B. mit Besen, akustisches Piano, halbakustischer Bass etc.
Das, was danach kommt, ist kompositorisches Grundhandwerk. Das Motiv ist die Antwort oder die Frage. Dazu baust du das fehlende Gegenstück, dann hast du deine Phrase, diese arbeitest du zu einem Motiv aus – irgendwann hast du eine Melodie für einen Song. Anschließend machst du verschiedene Orchestrierungsvarianten dieses „Imagesongs“. Mit den einzelnen Bausteinen dieses Songs kann die Firma nun z.B. ihre Imagefilme unterlegen, Stinger und Bumper für den Rundfunk machen, ihre Telefonwarteschleife bespielen, ihren Slogan untermalen und vieles mehr. Am Ende steht eine Tool-Kiste von ungefähr dreißig Sounds, welche die Firma je nach Bedarf einsetzen kann.“

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INTERVIEW

Seit mehr als zehn Jahren ist Michael Hug als Audiodesigner im Geschäft, in Berlin betreibt er das Produktionsstudio TON & SPOT audiodesign (www.ton-und-spot.de). Hug arbeitet vorwiegend in Bereichen wie Werbung, Film, Hörfunk und Games. Der studierte Musiker entwirft z.B. Audio-Logos und Telefonwarteschleifen oder sorgt auch schon mal für die perfekte Beschallung eines Messestands. Seine Referenzliste ist so imponierend wie lang, sie reicht vom Fußballmagazin 11 Freunde über die Fernsehkanäle arte, ARD und ZDF bis zu DFB und Telekom.

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bonedo: Welche Ausbildung hast Du genossen?
Michael Hug: Nach dem Abitur hab ich in München Elektro- und Kontrabass studiert. Danach bin ich auf das Berklee College of Music in Boston gegangen, hab ein Stipendium bekommen und „Professional Music“ studiert. Das ist ein Studienbereich, in dem verschiedene Kurse und Vorlesungen kombiniert werden können. Mein Ziel war eigentlich „Musikalische Leitung“. Ich wollte Spielen, Schreiben und Produktion lernen. In dem Zusammenhang gab es z.B. Kurse wie „Scoring To Visuals“, wo man lernt, wie man für Film oder Werbung schreibt. Werbung fand ich sehr interessant, weil ich keine musikstilistische Vorliebe habe. Werbung ermöglicht dir etwa Salsa-, Rock-, Bigband- und Sinfonieorchester-Stücke im wöchentlichen Wechsel zu schreiben. Im kommerziellen Bereich gibt es eine Vielfalt, die mir gut gefallen hat! Ich war knapp zweieinhalb Jahre in Berklee und hab nach sieben Trimestern meinen Abschluss gemacht.
bonedo: Wie bist du ins Berufsleben eingestiegen?
Michael: Anschließend zog ich nach Chicago, um dort in einem „Jingle House“ zu arbeiten. Ich hab Werbung geschrieben für American Airlines, Coca-Cola und alles Mögliche. Parallel hab ich in einer Firma gearbeitet, die Live-Entertainment gemacht hat, und zwar alles, von Solo-Piano über Bigband bis zu Tanztheater. Für die habe ich arrangiert, geschrieben, produziert und gespielt. Irgendwann ging mein Visum zu Ende und langfristige attraktive Alternativen waren nicht erkennbar. An dem Punkt fragte ich mich: Wo soll der Rest meines Lebens passieren? Im Jahr 2000 hab ich mich dann entschlossen, von Chicago nach Berlin zu ziehen.
bonedo: Bist du in der Absicht nach Berlin gezogen, ein eigenes Studio zu eröffnen?
Michael: Ja, mittelfristig erschien mir Berlin als bester Standpunkt für so ein Unternehmen. Damals dachte ich noch naiv, dass ich mit meiner Amerika-Erfahrung und dem Track-Record kein Problem hätte, Werbekunden zu finden. Das hat sich als kompletter Irrglaube herausgestellt! Das liegt unter anderem daran, dass die großen Werbeagenturen in Berlin zwar Dependancen hatten, ihre Aufträge aber vorwiegend in ihren Stammhäusern in Düsseldorf, München, Hamburg etc. bearbeiten ließen. Ein großer Teil der Aufträge wird auch heute noch nicht in Berlin produziert. Es scheint, dass Berlin 75 Prozent des Talents, aber leider nur 25 Prozent des Budgets hat.
bonedo: Warum bleibst du in der Hauptstadt?
Michael: Berlin ist dennoch ein gutes Pflaster, weil ich, um nur ein Beispiel zu nennen, viele Sprecher für Aufnahmen zur Verfügung habe, native speaker in fast jeder Sprache. Ich bekomme sogar Leute, die in ihrer Heimat Radioarbeit gemacht haben und über eine Stimme verfügen, die sie gezielt einsetzen können. Das ist etwa für Games oder Online-Schulungen ein enormer Standortvorteil.
bonedo: Wie sah dein Neustart aus?
Michael: Für mich war immer klar, dass ich im kommerziellen Bereich, auch B2B-Bereich genannt, arbeiten will. Eine Kernqualität von Audiodesignern sollte sein, dass sie Künstler sind, ohne „Künstler“ zu sein. Das heißt, du musst zwar künstlerisch arbeiten, aber dein künstlerisches „Ego“ darf nicht existent sein. Du musst damit leben können, dass der Kunde sagt: „Gefällt mir nicht. Machen Sie etwas Neues.“ Das ist Alltag! Du kannst nicht dein eigenes Ding machen, sondern du musst den Wurm finden, der den Fisch fängt. Meine Musik muss im Sinne des Kunden „arbeiten“, sie muss eine Message rüberbringen, ein Produkt verkaufen, sie muss eine Idee transportieren und einen Zweck erfüllen.
bonedo: In welchen Bereichen bist du tätig?
Michael: Werbung, Film, Hörspiele, Games – für all diese Bereiche mache ich Musik und Soundeffekte. Auch den ganzen Kommunikationsbereich von Firmen bediene ich: Image- und Produktfilme sowie Audio-Logo, Telefonwarteschleife und POS (Point Of Sale) wie z.B. Messestandbeschallung.
bonedo: Wie hast du den Umgang mit der Technik erlernt?
Michael: Den tontechnischen Bereich hab ich nicht gezielt oder ausführlich erlernt. Aber ich habe in meinem Leben so viele Studiosessions gespielt und so vielen Toningenieuren bei der Arbeit zugesehen, dass ich irgendwann wusste, wie die Geräte funktionieren und einzusetzen sind. Als ich in meinem eigenen Studio anfing, kamen zwar die ersten Aufträge, aber Geld für einen Toningenieur war da noch nicht drin. Also hab ich so lange geschraubt, bis der Auftrag so klang, wie er klingen sollte.
bonedo: Learning by doing …
Michael: Genau. Ob Logic, Cubase oder was auch immer, die Dinger machen eigentlich alle das Gleiche. Als Jugendlicher hab ich mit Vierspurrecordern angefangen und hab im Studium mit einer Bandmaschine gearbeitet, dann wars irgendwann ein Rechner. Heute hab ich ein Plug-in, das mir die Bandmaschine von damals simuliert.
bonedo: Das Anforderungsprofil eines Audiodesigners ist beeindruckend breit.
Michael: Einfach ausgedrückt, ich mache alles außer „Platten“. Egal, was für einen Ton, egal, wo der rauskommen soll, das ist mein Job. Ich habe auch schon Start-Up-Sounds für Internetradios entwickelt. Manchmal berate ich zu verschiedenen „Sound-Themen“ wie z.B. „Psycho-Akustik“. Da geht es um die Frage: Wie wirkt Sound? Welcher Klangeindruck erzeugt welche Reaktion beim Zuhörer? Wie lässt sich das im Sinne des Auftragsziels nutzen?
bonedo: Und wie gehst Du mit Kritik um?
Michael: Der Kernpunkt ist, du musst damit leben, dass deine Arbeit möglicherweise nicht gefällt. Man darf es absolut nicht persönlich nehmen, wenn der Kunde sagt: „Nö, so nicht. Lass es vielleicht mehr orange klingen.“ Das ist eben der Job des Audiodesigners, gerade im kommerziellen Bereich, dass du dem Kunden, der musikalisch meist von „Tuten und Blasen“ keine Ahnung hat, seine Wünsche mit einem Lächeln erfüllen musst.

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Tontechniker im Studio Bild

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Profilbild von Holger

Holger sagt:

#1 - 15.10.2011 um 14:23 Uhr

0

Das Interview finde ich richtig klasse und sehr hilfreich. Man spürt anhand der Antworten, dass dort jemand eine sehr hohe Fachkompetenz besitzt.
Kein Wunder, bei dem Lebenslauf.
Da ich selber auch komponiere, schreibe, aufnehme und mische, interessiert mich das Thema schon sehr.
Es wäre schon sehr spannend, Musik auf ein konkretes Thema zugeschnitten zu schreiben.
Abschließend: Ich finde, der Artikel macht deutlich, dass alles mit sehr viel Arbeit und einer großen Portion "Know-How" kombiniert ist. Kann bestimmt nicht jeder.

Profilbild von Sven

Sven sagt:

#2 - 05.11.2011 um 01:43 Uhr

0

Kann mich Holger nur anschliessen.... Ich hatte mal das Vergnügen, mit den Jungs von Ton & Spot an einem kleinen Projekt zu basteln - danach weisst Du, wo der Hammer hängt! Was soll ich mehr sagen? Profis eben!

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