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Behringer RD-9 Test

Praxis

All-in-all

Mein Test der RD-8 liegt schon eine Weile zurück und ich hatte lange keine Unit mehr in der Hand, empfinde hier aber einen Qualitätssprung. Das Ding fühlt sich amtlich an, hat eine tolle Größe und lässt sich verdammt gut „spielen“.
Die RD-9 ist für mich keine Frickelmaschine wie beispielsweise die Elektrons, man kann hart reingrätschen und das Ding prügeln. Ein echtes Instrument der härteren Gangart – ihr Sound ist wie dafür gemacht, allerdings auch nicht everybody’s cup of coffee. Nun kann man natürlich böse behaupten, der Sound sei ausgelutscht, aber bei einem Schlagzeug oder einer Gitarre sagt das keiner, und die klingen im Prinzip ja auch immer gleich.
Eine Lösung lautet: Reichlich Bodentreter-Effekte nutzen und das Ding ordentlich anzerren, die Holländer wird es freuen! In dem Zusammenhang besonders lobenswert, weil der Return für diesen Zweck geradezu einlädt – es spricht aber auch nichts dagegen, das Gesamtsignal durch ein Pedal zu ziehen. Meine Empfehlung: Elektro Harmonix Bass Big Muff, da bleiben die Mitten und Höhen bei Bedarf erhalten und aus dem verzerrten Sustain kann man mit den Toms und der Kick dann schön eine Drive-Bassline zaubern. Oder man dreht es einfach ganz auf Anschlag.

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Der Sequenzer ist mit all seinen Extras und Spielmöglichkeiten erste Sahne, da freut man sich schon auf die dritte Drum Machine von Behringer, vielleicht dann sogar auch mal eine mit eigenen Sounds. Die Bedienung ist weitestgehend einleuchtend und nach nur wenigen Betriebsstunden in Fleisch und Blut übergegangen. Dass man zwischen RD-8 und RD-9 nicht umdenken muss, ist zu begrüßen. Nur wenige Dinge stören mich diesbezüglich: Erstens ist das ganze Speichern und Löschen mit den vielen Tasten umständlich, zweitens nervt es, dass viele Funktionen blockiert sind, wenn man im Mute oder Solo-Mode ist. Ferner sieht man beim setzten der Flam- und Prop-Steps kein Lauflicht mehr. Letzteres kann hoffentlich noch ein Firmware-Update retten.

Klang

Der Klang ist authentisch 909-mäßig, wenn auch m. E. nach nicht ganz mit dem Original zu vergleichen, die u. a. durch den fest eingebauten Low-Pass und das Alter immer etwas dumpfer bzw. wärmer klingen. Die RD-9 zeigt sich schon etwas schriller und metallischer, aber das lässt sich mit dem eingebauten Filter, dezent eingesetzt, leicht beheben. Außerdem muss ich wieder feststellen, dass Behringer immer noch nicht die Pegel die einzelnen Instrumente auf die Reihe kriegt. Im Vergleich zur Kick ist alles andere sehr laut, dass macht wenig Sinn. 
Ferner groovt eine echte 909 etwas schöner über die Zeit und ist weniger statisch. Wir verlassen jetzt aber auch den Bereich des normalen Nutzers und setzten uns die Studio-Snob-Mütze auf. Die Kick hat durch die Zusatzparameter (Pitch Depth und Pitch) zwar etwas mehr Spielraum erhalten, die Sweetspots bleiben allerdings begrenzt. Nur wenige Einstellungen klingen wirklich fett und ganz so hölzern donnern tut die Kick dann eben doch nicht.

Audio Samples
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BEHRINGER RD-9 – 909ish Trigger Happy (+Bass Big Muff) Stumpf ist Trumpf (+Bass Big Muff) Different Hat Tunings & Decay

Schön ist der zusätzliche Tune-Regler für die HiHat, der allerdings zu Lasten der individuellen Lautstärke geht. Wie man die ändern kann, habe ich nicht herausbekommen; so ist mir die Open HiHat etwas zu leise. Die Snare klingt mir ebenfalls etwas zu aggressiv und nicht snappy genug, die Toms wiederum sind echt fett geworden. Alles in allem, aber wirklich alles nichts, was man nicht mit etwas Outboard bzw. den richtigen Pedals sowie einem externen Mixer zurechtbiegen könnte.
Das Filter hätte man durchaus etwas geschmackvoller gestalten können, es klingt mir sehr „einfach“. Der Attack des Transient-Designers bringt mal mehr mal weniger Effekt, der Sustain hingegen überzeugt – dennoch, auch da hätte man sich nur etwas mehr Mühe geben können. Trotzdem ist das Gebotene für den Preis wirklich mehr als fett, und die angesprochenen Punkte werden niemanden daran hindern, Spaß zu haben oder fette Tracks zu machen.

Kleine Mängel

Leider sind die LEDs der Step-Taster schlecht zu erkennen, wenn man nicht direkt von oben drauf schaut. Sobald man nur etwas von der Seite blickt, werden diese sehr dunkel, da sich die LEDs einfach zu tief in den Tastern befinden. Weiterhin sind die Farben schlecht gewählt, wenn man den globalen Attack nutzt, denn dann werden die Steps weiß bzw. rosa, was man kaum unterscheiden kann. Im dunklen Club oder im Studio ist das zu verkraften, auf der Freilichtbühne mit etwas Sonne allerdings ein Desaster.
Das Netzteil verursachte außerdem bei mir im Studio ein leichtes und sehr hohes Fiepen auf der Audioleitung, was ich auch mit DI-Boxen und unterschiedlichen Steckdosen einfach nicht wegbekommen habe, im Club hört das hoffentlich keiner. Ferner hatte mein Testgerät Probleme mit dem Ride und dem Einzelausgang bzw. dessen Mute, sodass es hin und wieder auf dem Main-Out fehlte, obwohl gar kein Kabel eingesteckt war. Kann passieren, aber ist für so eine junge Unit schon etwas sonderbar.

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Hydrant sagt:

#1 - 20.07.2022 um 11:43 Uhr

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Vielen Dank für die ausführliche und interessante Rezession. Bei solch einer Beschreibung wird bei mir automatisch das GAS-Syndrom aktiviert. Eines ist jedoch ein Show-Stopper: "Das Netzteil verursachte außerdem bei mir im Studio ein leichtes und sehr hohes Fiepen auf der Audioleitung, was ich auch mit DI-Boxen und unterschiedlichen Steckdosen einfach nicht wegbekommen habe" Ich denke, gerade im Audio-Bereich sind Störgeräusche dann doch etwas abträglich... Oder würde ein anderes Netzteil Abhilfe schaffen? mfg

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