Behringer CMD PL-1 Test

Als klassischer Deck-Controller betritt der Behringer CMD-PL-1 die bonedo-Redaktion. Wie man es von einer solchen Konstruktion mitunter erwartet, bringt sie zahlreiche Bedienelemente zur Steuerung deckrelevanter Funktionen mit und präsentiert an zentraler Position ein oberflächensensitives Jogwheel. Damit dirigiert der geneigte DJ jedoch nicht nur eine virtuelle Abspieleinheit, sondern gleich vier: Ein Deckswitch schaltet zwischen den Befehlssätzen um.

Behringer_CMD_PL-1_1_Teaser
Fühlt sich gut an und dirigiert die Deck-Funktionen kompetent.


Auf welchem Softwaredeck sich der DJ gerade bewegt, visualisiert ein numerisches Kontroll-Display. Ferner offeriert der CMD-PL-1 Steuerelemente für die Effektwerkzeuge einer Software. Ich würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn der eine oder andere dieses Teil auch in Ableton Live und zusammen mit Serato Bridge zu verwenden gedenkt.
Primäres Missionsziel indes dürfte die Kombination mit einem Mixer-Controller oder der Einsatz an der Seite eines Mischpultes sein. Der grundsätzliche Look mag ein wenig an Native Instruments´ Kontrol-X1 erinnern für 199 UVP (Test hier), vom Handling kommt der PL-1 allerdings einem DJ-Tech Kontrol One (UVP 189 Euro, Test hier) oder einem Denon SC-2000 (UVP 239 Euro, Test hier) näher, die auf ein ähnliches Layout setzen. Das Behringer-Modul ist nicht so „rock-solid“ wie Denons Metallwuppe und um einiges flacher als DJ-Techs Fernost-Variante. Mit 129 Euro samt Deckadance LE ist das Tool jedoch günstiger als die Konkurrenten.

Details

Im bunt bedruckten Karton finde ich einen PL-1, eine Serial-Card sowie ein USB-Kabel, das an der Rückseite des Controllers anzuschließen ist, wo auch die Ausfräsung für eine Diebstahlschutzvorrichtung Platz gefunden hat. Das Player-Modul misst wie der Rest seiner Geschwister 305 x 152 Millimeter, wohnt in einem Kunststoffgehäuse mit Fake-Metall-Optik und steht auch bei impulsiven Handlungen fest auf vier großen Gummimatten. Insgesamt tummeln sich 20 Tasten, acht Endlosregler mit integriertem Button, ein Fader, ein Dial und das Display an der Front, womit der Proband über 120 Steuerbefehle auf vier Layern senden kann. Bei der haptischen Inspektion des Jogwheels fällt auf, dass dieses mit einer sensitiven Metalloberfläche bestückt ist, wodurch sich Scratch-Vorgänge durch Berühren eben dieser Platte durchführen lassen. Die mit griffigen Mulden besetzten Seitenränder dienen dem manuellen Pitch-Bending. Der Rundlauf ist nicht zu 100 Prozent akkurat, sondern das Rad eiert ein wenig. Selbst wenn ich fester auf den Teller drücke, beispielsweise um zu scratchen, ist jedoch kein Kratzen festzustellen – das gefällt wiederum. In der Transportsektion springen natürlich die besonders groß geratenen Cue/Play-Tasten ins Auge, die wie ihre kleineren Kommilitonen zumeist mit einer Status meldenden Alternativbeleuchtung ausgestattet sind. Die milchtrüben Tasten lösen überwiegend vollflächig aus, allerdings sind mir Unregelmäßigkeiten an den oberen Ecken der Jogwheel-umgebenden Tasten aufgefallen, sodass mancher schon sehr bestimmt getroffen werden muss, um die Funktion auszulösen. Die Drehregler mit ihrer Button-Funktion umgarnt je ein LED-Kranz (orange) mit 15 Teilstrichen nebst Statuslämpchen (rot). Sie können die ihnen angedachte Parameterfahrt somit aktivieren oder deaktivieren, was die acht darunterliegenden Buttons für andere Zwecke freischaufelt. Sehr gut. Der 14-Bit-Tempofader legt ein ordentliches Gleitverhalten an den Tag und hat eine Pitch-LED (rot) verpasst bekommen. Wozu die gut ist, sehen wir noch im Praxisteil.

Fotostrecke: 5 Bilder Fühlt sich gut an und dirigiert die Deck-Funktionen kompetent.

Software: Deckadance 2 OEM

Deckadance_2_OEM

Die OEM-Version ist genau genommen eine vollwertige DJ-Lösung. Jedoch ist sie speziell für die Kontrolleinheit gedacht und lässt einige Ausstattungsmerkmale der großen Brüder (V2, DVS) vermissen. So zum Beispiel DVS-Unterstützung, MIDI-Learn oder individuelle Editoren für Smart Knobs und Gross Beat. Stattdessen gibt es eine stattliche Anzahl an festen Presets, was, um auf den Geschmack zu kommen oder zum Ausprobieren, definitiv erst einmal ausreicht. Ferner fehlen auch die VST-Integration und ein Session-Rekorder zum Aufzeichnen der Mixsession. Soviel zu dem, was nicht ist. Kommen wir zu dem, was euch die Light-Variante zu bieten hat. Und das wären zunächst mal vier Softwaredecks mit farbcodierten Wellenformen, die ihr wahlfrei mit Musikalien der Formate MP3, FLAC, M4A, WMA, WAV, AIFF und OGG befüllen dürft. Zur Orientierung im Track dienen eine Wellenformübersicht mit Cuepoint-Anzeige und eine vergrößerte Ausschnittbetrachtung. Bis zu acht Smart-Panels pro Deck stehen für Loops, FX, Cuepoints, Pitch, Key, Grid und DVS bereit. Dazu gesellen sich in der oberen Screen-Hälfte der Mixer und die kreativen Bordmittel. Das Mixer-Panel kann zugunsten der Funktions-Panels aus dem Fokus weichen, sodass ihr stattdessen eine der folgenden Sektionen im Blick habt: Effekte, Sampler, Vertical-Waves, VSTs, Gross Beat. Für tiefer gehende Funktionsbeschreibungen empfehle ich die Lektüre des Testberichtes zur Deckadance Vollversion.

Fotostrecke: 6 Bilder Hier im Bild zu sehen: Ein klassisches Mixerpanel mit Kombifilter.
Audio Samples
0:00
SK Tech-Delay SK Grungy Pulse SK Flanger Into Phaser Factory Gross Beats Turntablist Gross Beats FX Autopan Low Pass Delay FX Flanger Phaser Trans

Der Browser nimmt in gewohnter Manier die untere Bildschirmhälfte ein und ist mit gängigen Tools zum Anlegen von Playlisten oder zum Filtern der Musikbibliothek ausgestattet. Besonders nützlich bei umfangreichen Musiksammlungen sind die Smart-Playlists, denn sie filtern den Datenbestand anhand flexibler Kenngrößen, wobei sich das Ergebnis sortieren und in der Menge beschränken lässt. Ein Beispiel: Suche bitte nach allen House-Titeln von David Morales, die bis zum Jahr 1999 veröffentlicht wurden, sortiere diese nach meiner höchsten Bewertung und beschränke das Ergebnis auf 10 Tracks. Was die globale Musikverwaltung angeht (Rechtsklick auf Library), bietet DD die Möglichkeit zum Import von Ordnern (Einzeltitel aktuell nur über Drag & Drop), ein Backup der Library anzulegen und diese zurückzusetzen. Ich vermisse hier einen manuellen Integritäts-Check mit Update-Funktion für verwaiste oder verschobene Musikstücke.

Fotostrecke: 5 Bilder In DD2 OEM nicht an Bord …

Praxis

Testfahrt

Nachdem ich den PL-1 – er wird über die USB-Schnittstelle mit Betriebsspannung versorgt – an den Rechner angeschlossen habe, begrüßt mich der Controller mit einer Lightshow, die mir seine Einsatzbereitschaft signalisiert. In DD2OEM wird er nach Aktivierung unter „MIDI Inputs/Outputs“ per manuell auszuführender Auto-Detection eingebunden. Als Audiointerface wähle ich den Clubmixer American Audio 14 MXR im Standard-Modus, wo die zentralen Kanäle 2 und 3 die Signale meiner beiden Softwaredecks wiedergeben. Dieses Pult kann ferner im Controller-Modus betrieben werden, bei welchem es ein Master/Preview-Routing erlaubt und seine Bedienoberfläche als MIDI-Mixer fungiert. Da der Mischer allerdings nicht von DD2 nativ unterstützt wird, muss ich ihn in diesem Fall selbst mappen, was bekanntlich nur mit Image-Lines Vollversion möglich ist (das Mapping findet ihr hier). Denkbar wäre natürlich auch ein Zusammenspiel mit einem vollwertigen Vierkanal-Stereo-USB-Pult, wie dem DJM-850 von Pioneer. Dieses ist jedoch dreimal so teuer wie der 14MXR samt DD2 Vollversion und spielt natürlich in einer anderen Liga. Neben einem klassischen DJ-Mixer macht der PL-1 eine gute Figur – nur schade, dass Behringer nicht an einen Ständer gedacht hat, der meinen Testkandidaten auf Augenhöhe mit dem Pult befördert. Damit haben auch A&H Xone:K2 und Natives X1 zu kämpfen, Letztgenannter jedoch bekommt seitens des Herstellers Unterstützung in Form einer Tasche-Ständer-Kombination oder eines Kunststoff-Bocks. Da passt der PL-1 nicht drauf, aber vielleicht habt ihr ja noch eine alte Zigarrenkiste vom Großvater irgendwo versteckt oder wollt kurzerhand in die Legokiste greifen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Behringer Controller neben dem American Audio 14MXR

Von Haus aus gemappt mit Play, Pause, Sync, Tap, Scratch, Search, Pitch und Bend kann der PL-1 nicht nur einen analogen Zuspieler ersetzen, sondern dank seiner „Effektsektion“ auch die kreativen Bordmittel einer DJ-Software bedienen. Einziges Manko – das Browsen in der Musikbibliothek ist mit Deckadance OEM nicht möglich. Also entweder das Update kaufen, einen nativ unterstützten „browsenden Controller“ nutzen, oder der Griff zum Mauspad/Keyboard ist vorprogrammiert. Ich möchte allerdings betonen, dass der Preis für die MIDI-Edition mit unter 50 Euro sehr moderat ausfällt und außer dem DVS-Feature identisch mit der teuersten Version ist. Was die Effekte angeht, so dirigiert die erste Riege an der Hardware Dry/Wet und die Effekte 1 bis 3. Der umgebende Leuchtkranz visualisiert die aktuelle Stellung mit 15 Schritten (der Regler in der grafischen Benutzeroberfläche der Software macht etwa 20 „Sprünge“, was einer Feinabstufung bei Effektattributen (mal abgesehen vom Timing-Parameter) von fünf Prozent zulässt. Reihe zwei startet mit zwei Knöpfen, die Loops und Leaps (ohne LED-Kranzbeleuchtung durch DD2OEM) aktivieren und diese in ihrer Länge bearbeiten. Das ist praktisch. Die beiden letzten Rotaries im Bunde widmen sich den Smart-Knobs, darunter folgen die Cuepoints. Fürwahr eine Menge Features im Direktzugriff. Der Pitch-Fader arbeitet akkurat und wird von einer Positions-LED optisch in Szene gesetzt, jedoch hat diese LED noch einen zweiten Nutzen. Sie zeigt nämlich nach einem Player-Wechsel an, wo der alte Wert des betreffenden Faders abzuholen ist, wenn ich den Regler zwischenzeitlich verschoben habe. Praktisch. Mit dem Pitch-Fader manipuliere ich die Geschwindigkeit mit einer Feinauflösung von drei Hundertsteln bei +/-16. Der unsensible Bereich an den Enden beträgt etwa eine halbe Skaleneinteilung.

Audio Samples
0:00
Delay Sweep DD2 Funky Delay DD2 Total Chaos MO Keylock minus 12 Keylock Plus 12 Nudging

Die alternative Farbgebung vieler Tasten (auch wenn pink für „Cue“ nicht mein persönlicher Geschmack ist) wirkt sich vorteilhaft darauf aus, zu sehen, was auf einem Layer gerade passiert. Schalte ich beispielsweise auf Player 2, kann ich mit einem Blick erkennen, ob hier gerade ein Track gecued ist oder spielt, ob und wenn dann wie viele Hotcues angelegt sind oder ob der Keylock aktiv ist. Allerdings quietschen die Tasten der Hotcue-Sektion „wie Hulle“, und es gab zunächst noch Optimierungsbedarf im Mapping. Zum Beispiel wollte die Umschaltung der Effekte, Loops und Smart Knobs mit dem Deckswitch in OEM 2.09 nicht gelingen, oder der Browser-Encoder des MM-1 reagiert nach Anschluss des PL-1 plötzlich nicht mehr. Schnurstracks versorgte mich der freundliche Support mit der „2.10-Beta“, die diese Bugs eliminiert und bis zur Veröffentlichung dieser Zeilen auch im Download angeboten werden sollte. Ein besonderes Lob möchte ich den Entwicklern für das simple aber effektive Display mit den Decknummern aussprechen – das sorgt für zusätzlichen Durchblick.

Farbenfrohes Feedback beim PL-1
Farbenfrohes Feedback beim PL-1

Ein weiteres wahrscheinliches Setup ist die Kombination mit einem Mixermodul wie dem Behringer MM-1 und einem Interface oder dem gerade angekündigten Kontrol Z1, in dessen Bauch auch gleich die Audiohardware schlummert. Im Falle des MM-1 bedient dieser dann die EQs und Kanalfader der Software nebst Crossfader-Zuweisung, Browse-Funktion, den Monitormix sowie die Outputs 1 und 2 und erweist sich als kompetentes Zusatzelement zum MM-1. Ob allerdings eine Kombination aus zwei oder mehr PL-1 mit MM-1, Interface und weiteren CMDs zum Kassenschlager „mutieren“ könnte, ist in Anbetracht eines CMD Studio 4A für gerade mal 199 Euro fraglich.

Fazit

Der Behringer PL-1 ist eine Layout-technisch gelungene Kombination aus Deck und FX-Controller mit zahlreichen Bedienelementen auf kompaktem Raum. Er bedient bis zu vier Player und diverse Effekte. Das visuelle Feedback ist eindeutig, die Möglichkeit per Switch auf einen anderen MIDI-Kanal, respektive Deck umzuschalten sehr gut samt Nummerndisplay umgesetzt. Lediglich die Fertigungsqualität zeigt Schwächen bei den quietschenden Hotcue-Buttons und den Druckpunkten der Jogwheel umgebenden Tasten. Punkte einstreichen kann dann wiederum Deckadance 2 OEM, das dem Paket nicht nur kostenlos beiliegt, sondern eine Vielzahl spannender DJ-Tools offeriert, die man im Notfall auch mal mit Maus und Shortcut oder mit einem weiteren Controller bedient. In der Summe ist der PL-1 nicht nur für Sparfüchse eine Option zu den teureren Konkurrenten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Deck-Display
  • Effekt-Controller
  • Berührungsempfindliches Jogwheel
  • Pitchfader mit Pickup-LED
  • Integrierte Verbindungslasche zum Kaskadieren mehrerer Module
  • Mehrfarbige LEDs
  • Günstiger Preis
  • Hohe Standsicherheit
Contra
  • Quietschende Buttons
  • Ungleichmäßige Druckpunkte einiger Taster
  • (Noch) dürftige Dokumentation
  • Bisher wenige Mappings
Artikelbild
Behringer CMD PL-1 Test
Für 63,00€ bei
Behringer_CMD_PL-1_1_Teaser
Fühlt sich gut an und dirigiert die Deck-Funktionen kompetent.
Features
  • 4 Zoll Jogdial
  • 14 Bit High-Res Pitch-Fader mit Kontroll-LEDs
  • 8 Drehregler
  • 1 Deck-Switch
  • 19 beleuchtete Tasten
  • Große Transport-Buttons
  • Stromversorgung über den USB-Port
  • Preis: 129 EUR (UVP)
Kommentieren
Profilbild von Boomer

Boomer sagt:

#1 - 23.02.2014 um 21:54 Uhr

0

Habe mir den Behringer CMD PL-1 Ursprünglich nur als kleines Zusatzspielzeug zu meinen Technics +Pioneer DJM 800 angeschafft.
Als "Hobby/Heim DJ" bevorzuge ich das Mixen mit Vinyl, aber ich muss wirklich zugeben, dass ich wirklich überrascht war, als ich den PL-1 im Testlauf hatte!
Lange Rede kurzer Sinn: Werde mir noch einen zweiten CMD PL-1 zulegen, weil ich den einzigen Nachteil darin sehe, dass der Taster zum Umschalten der Abspiel- Decks im Traktor Pro2 zu oft gedrückt werden muss!
Ansonsten (y) Daumen hoch!
Bin wirlich begeistert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.