Seit Mitte der 80er hat sich die kalifornische Firma Avalon als Hersteller hochkarätiger Studioprodukte einen gediegenen Namen erarbeitet. Die seit 1995 erhältliche U5 D.I. Box zählt zwar zu den preiswertesten Produkten im Programm, gehört aber dennoch zur Oberklasse. Ausgestattet mit einem Class A Verstärker höchster Signalgüte ist sie universell verwendbar für alle möglichen Instrumente, besonders für solche mit sehr geringem Output, wie es zum Beispiel bei Piezotonabnehmern der Fall ist.
Die U5 ist die erste von insgesamt drei von uns im Rahmen des Testmarathons getesteten D.I. Boxen, die 220 Volt Wechselstrom benötigen und sich daher generell von dem Stompboxformat der bisher genannten Produkte unterscheiden. Die satte Stromversorgung liefert vor allem die Basis für eine höhere Signalgüte und mehr Headroom, wie wir noch sehen werden.
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DETAILS
Die U5 gehört definitiv zu den eleganteren Erscheinungen in unserer Runde. Die Frontplatte aus gebürstetem Aluminium wirkt sehr übersichtlich und beheimatet mit zwei Klinkenbuchsen, zwei verchromten Potis für Boost und Tone und vier Drucktastern für High Cut, Speaker Signal Input, Active to Thru und Tone die elementaren Bedienungselemente. Ebenso aufgeräumt zeigt sich die Rückseite mit Netzbuchse und zwei XLR-Ausgängen, wovon einer als Mic-Level mit 150 Ohm und einer als Line Level mit 600 Ohm Output fungiert. Außerdem finden wir dort den Groundlift-Schalter, einen Kopfhörerausgang und schließlich einen Speaker-Klinkeneingang für den Anschluss an den Lautsprecherausgang eines Verstärkers. Der allerdings muss parallel zu einer Box betrieben werden, da er keinen Lastwiderstand beherbergt und der Verstärker sonst Schaden nehmen könnte. Das Verstärkersignal darf 400 Watt nicht überschreiten, denn mehr verkraftet der Eingang der U5 nicht.
Die Avalon U5 D.I. Box zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie mit den unterschiedlichsten Instrumentenpegeln klarkommt. Der Boost-Regler bietet mit seinen bis zu +30 dB ausreichend Headroom, ohne dass er je in Anpassungsschwierigkeiten geraten könnte. Das dazugehörige Poti ist als Rasterpoti konstruiert und in zehn Schritten à +3dB einstellbar.
Ebenfalls ein solides Rasterpoti regelt die Funktion „Tone“. Die U5 besitzt als einzigartiges Feature die Möglichkeit, dem D.I. Signal sechs fest voreingestellte Equalizer-Einstellungen zuzuordnen. Über den Taster Tone On wird der EQ zugeschaltet.
Hier eine Übersicht über die Presets:
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Die Preset EQ-Kurven sind in der Bedienungsanleitung der U5 aufgeführt. Es empfiehlt sich, diese anfangs aus Gründen der Referenz immer dabei zu haben, wenngleich die letzte Entscheidungsinstanz für den Sound wie immer das Gehör sein sollte.
Über den Klinkenausgang „Thru Out“ (parallel out) kann man das Bass-Signal an seinen Verstärker weiterleiten, wobei der Schalter „Active to Thru“ darüber entscheidet, ob dieses mit oder ohne Preset-EQ geschieht. Ist der EQ generell ausgeschaltet, liegt auch an den XLR-Ausgängen nur das trockene Signal an. Prinzipiell ist das auch o. k. so, denn in diesem Fall geht man normalerweise davon aus, dass auf der Bühne ohnehin ein Verstärker mit EQ zum Einsatz kommt.
Des Weiteren besitzt die Avalon U5 einen Highcut-Schalter, der die Höhen bei 8 kHz um -3 dB absenkt. Dadurch werden scharf wirkende Sounds abgemildert, aber nicht „abgetötet“.
Eine nicht alltägliche Besonderheit stellt die Option dar, die U5 direkt an den Lautsprecherausgang eines Verstärkers anzuschließen. Dabei muss allerdings beachtet werde, dass der sogenannte „Speaker In“ Eingang auf der Rückseite des Gerätes kein „Powersoak“ ist. Wie schon erwähnt bietet er keinen Lastwiderstand und kann deswegen nur parallel zu einer Box betrieben werden, die ebenfalls am Ausgang des Verstärkers hängt. Oder man schließt die U5 nicht an den Verstärker, sondern an den Parallelausgang der Box an, falls ein solcher vorhanden ist.
Dies ist die hübsche Rückseite des U5 mit – für eine D.I.-Box– allerhand Anschlüssen. Aber interessanter ist der Sound des Geräts. Davon erfahrt ihr auf der folgenden Seite.
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PRAXIS Die erste Erfahrung bei der Inbetriebnahme der U5 ist das vergebliche Suchen nach einem Netzschalter. Das Gerät beginnt mit der Arbeit, sobald es eine Verbindung zu einer Steckdose gefunden hat. Damit entledigt man sich auf jeden Fall schon einmal der lästigen Frage, ob das Gerät angeschaltet ist, sollte einmal das Signal ausfallen. Auch im Livebetrieb kann es durchaus von Vorteil sein, wenn sich ein so wichtiges Gerät, das immerhin die Verbindung zum Frontmischpult herstellt, nicht plötzlich durch das versehentliche Berühren des Netzschalters zur Ruhe setzt. Aber mal ehrlich, noch weitere positive Argumente gegen einen Netzschalter zu finden ist relativ mühsam. Schon allein aus ökologischen Gründen sollte das Trennen vom Netz auch ohne Ziehen des Steckers möglich sein, und Platz für einen Schalter findet sich allemal.
Obwohl sie durchaus einige Optionen im Angebot hat, besticht die U5 in erster Linie durch ihre einfache Bedienbarkeit. Schon mit einem trockenen Bass-Signal ohne Hinzunahme von EQ-Presets wird bereits nach wenigen Tönen klar, worauf es ankommt: Hat man den Pegel mittels Boostpoti optimal ausgesteuert, ist man zunächst von der Klarheit des Signals überrascht – beim Thema Rauschen herrscht absolute Fehlanzeige! Tatsächlich kommt es einem ein wenig so vor, als hätte jemand eine Decke zwischen Ohr und Studiomonitoren entfernt. Der Sound ist so klar und präzise, dass naturgemäß auch unpräzises Spiel und Eigenarten des Basses wie Bundrasseln oder Greifgeräusche stärker in den Vordergrund treten.
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DryEQ 1EQ 2EQ 3EQ 4EQ 5EQ 6
Aktiviert man nun per Drucktaster „Tone“ die Preset-EQ Funktion, so generiert man damit im Handumdrehen sechs zusätzliche Soundoptionen, ohne lange an Klangreglern herumdrehen zu müssen. Die Presets sind durch die Bank alle verwendbar, kein Setting klingt für den Bass schlecht. Am besten probiert man sie im Zusammenspiel mit einem Playback aus. Auf diese Weise findet man in kürzester Zeit die optimale Symbiose zwischen Bass und Song. Sehr sympathisch erscheint mir dabei die begrenzte, aber sinnvolle Auswahl an Soundmöglichkeiten, die den Fokus vor allem auf einen guten Grundsound legt. Statt unter Umständen ewig an einem Sound herumzuschrauben, wird man vielleicht eher einen oder zwei andere Bässe probieren und sich dann entscheiden – rein psychologisch gesehen ein Riesenplus an Sicherheit im Studio.
Auch mit den sechs Tone Presets, die das Gerät bietet, lässt sich zwar der Sound eindeutig frequenztechnisch verändern, behält aber durchweg einen unverfärbten High-End Charakter. Die U5 klingt aber dennoch niemals steril.
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FAZIT Sensationelle Klanggüte ist das größte Plus der Avalon U5. Selbst wenn man keine weiteren Features mehr zur Verfügung hätte als die sechs per Drehschalter abrufbaren Tone-Presets, wäre der Anschaffungspreis gerechtfertigt. Die Einfachheit des Handlings in Verbindung mit der Qualität der angebotenen EQ-Settings machen die U5 zu einem äußerst verlässlichen Tool für einen amtlichen Bass-Sound. Sehr schön ist die Option, diese Presets wahlweise über den „Thru“ Ausgang parallel zu routen. So können weitere externe Geräte mit dem hochwertigen Signal angesteuert werden. Trotzdem hätte man der U5 einen Netzschalter spendieren können.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
erstklassige Klanggüte
hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis
6 EQ Presets, alle äußerst sinnvoll und anwenderfreundlich
auch zur Abnahme von Endstufensignalen bis 400W geeignet
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