Auflegen wie DJ 45 King

Auflegen wie 45 King, wer möchte das nicht gern können oder lernen, denn Mark James ist eine echte Legende in der Riege der Hip-Hop Produzenten und DJs: „Your favourite Producers favourite Producer“ sozusagen. Die großen Hits aus seiner „Beat-Schmiede“, wie „Let me Clear my Throat“ von DJ Kool oder „Stan“ von Eminem kennt quasi jede Hausfrau, doch der Name 45 King ist der breiten Masse eher unbekannt. Doch nur weil Mark James aus New Jersey eher im Hintergrund aktiv ist, sollte man ihn auf keinen Fall ignorieren. Im Gegenteil, es gibt eine Menge von diesem begnadeten DJ, Plattendigger und Beatbastler, der im Epizentrum der Hip-Hop Kultur, nämlich der New Yorker Bronx aufwuchs, zu lernen. Als Remixer arbeitete er unter anderem für Madonna und Lisa Stansfield, gründete mit der Flavor Unit das erste kommerziell erfolgreiche Rapper-Kollektiv und verhalf dem heutigen US-Fernsehen und Kino-Star Queen Latifah zu ihrer steilen Karriere. In unserem Bonedo-Workshop erfahrt ihr wichtige Details über seinen professionellen Werdegang, mit allen Höhen und Tiefen, und natürlich, wie und was der Maestro auflegt. Rollt den roten Teppich aus, denn der König ist hier.

Auflegenwie_DJ_45_King_Neu


Der Autor dieses Artikels (DJ Rick-Ski) führte 1996 mit 45 King in seinem damaligen Tonstudio ein Gespräch sowie ein aktuelles Interview via E-Mail. Diesen Konversationen entstammt ein Großteil der Informationen für den folgenden Text.

Details

45 King ist ein sehr spezieller Künstler, der sich noch nie den üblichen Konventionen des Musikgeschäfts untergeordnet hat und dies wahrscheinlich auch gar nicht kann. Sein Lebensmotto lautet „Behandele andere Leute so, wie du auch selbst behandelt werden möchtest“. Er hat schon immer sein ganz eigenes Ding durchgezogen, anstatt zu sehr aktuellen Musiktrends hinterher zu laufen. Für manche Hip-Hop Fans ist er schon fast ein Sonderling und für andere wiederum ein ultimatives Genie. Aber in einem sind sich alle einig: Der Mann hat ein goldenes Händchen für funky Hip-Hop Beats. Höchste Zeit, sich einmal etwas intensiver mit dem King zu befassen:
Mark James, so der bürgerliche Name von 45 King, wurde am 16. Oktober 1961 in Manhattan geboren. Zur Musik kam er Mitte der siebziger Jahre über einen älteren Freund namens Jerry Miller. „Ich fing an, mit ihm abzuhängen“, erzählt 45 King über diese Zeit. Sein Freund war es auch, der ihn in die Welt der Breakbeat-Songs und somit der Hip-Hop Musik einführte. Dabei handelt es sich um Songs verschiedener Genres wie Soul, Disco und Jazz, die über Songabschnitte verfügen, in denen der Rhythmus in den Vordergrund tritt. Lieder wie „Funky Drummer“ von James Brown (1970) oder „Scratching“ der Gruppe Magic Disco Machine (1975) beispielsweise. Diese Songs wurden in den Anfangstagen des Hip-Hop auf allen Partys aufgelegt und sind das musikalische Fundament des Genres, sozusagen dessen DNA. Sein Freund Jerry Miller stellte Mark Ende der siebziger Jahre DJ Breakout vor, ein Mitglied der seinerzeit populären Rap-Gruppe Funky 4 plus One. Und so wurde Mark James kurzerhand Breakouts „Record Boy“. Das bedeutete Equipment aufbauen, Breakout die Scheiben beim Auflegen anreichen, Schallplatten einkaufen und dergleichen.
Doch dieser erste Vorgeschmack im Showgeschäft dauerte nur kurze Zeit, da der junge Mark zusammen mit seiner Mutter von der New Yorker Bronx ins benachbarte New Jersey zog. In dieser Zeit gab er sich auch den Namen „45 King“, weil er das Talent besaß, 7-Inch-Singles („45s“) schnell und sauber zu mixen. Im Homestudio seines neuen Zuhauses eignete er sich autodidaktisch das Beat-Programming an und bereits im Jahre 1984 veröffentlichte er seine erste 7-Inch mit Instrumentalen, allerdings noch ohne größeren Erfolg. Trotz dieser Startschwierigkeiten schaffte er es dank seiner alten Kontakte zur Hip-Hop Szene der Bronx, dasss seine Beats regelmäßig im Radio gespielt wurden. Dazu versorgte er den damals populären DJ Red Alert mit Acetaten respektive Dubplates (einzeln „geschnittene“ Platten) seiner Beats, die Red als „45 King Special“ auf dem Sender Kiss FM spielte.
So kam seine Musik Stu Fine vom Independent Label Wild Pitch zu Ohren. Das Ergebnis war im Jahr 1987 der Song „This Cut’s got Flavor“, eine Zusammenarbeit mit dem Rapper Latee. Es folgten Lieder mit den Rappern Double J, Chill Rob G sowie im selben Jahr noch die Produktion der zweiten Gang Starr Single „Believe Dat!“ (damals noch ohne DJ Premier). In seinem Kellerstudio, wo damals regelmäßig Jam-Sessions stattfanden, versammelten sich talentierte Rapper aus der Region, unter anderem Lakim Shabazz, Apache und Queen Latifah. Man beschloss, dem Kollektiv aus Rappern und DJs einen Namen zu geben: „The Flavor Unit“. Diese Formation sollte in den darauf folgenden Jahren den Rap-Markt dominieren, so ähnlich wie es später Gruppen wie der „Wu-Tang Clan“ oder „G-Unit“ taten. 

Fotostrecke: 2 Bilder Seine Single „This Cut’s got Flavor“ mit MC Latee, verhalf 45 King zum Durchbruch (Foto: Detlef Rick)

Aufstieg in den Olymp

In dieser Zeit kamen einige erfolgreiche Alben von Lakim Shabazz, Chill Rob G oder auch Apache auf dem Markt und alle waren von Mark James produziert – alles entwickelte sich sehr rasant. 1988 veröffentlichte 45 King dann das erste Album unter seinem eigenen Namen. Die LP „Master of the Game“ war eine Kombination aus Rap- und Instrumental-Tracks. Darauf enthalten: das Instrumental „The 900 Number“, das im Wesentlichen aus dem zweiaktigen, geloopten Saxofon-Intro des Songs „Unwind yourself“ der Sängerin Marva Whitney (1968) besteht. Sehr schnell wurde aus diesem monoton-eingängigen Beat der (Hip-Hop) Club-Hit des Jahres. Im Jahre 1996 griff DJ Kool den Song erneut auf und kreierte daraus den Charthit „Let me clear my Throat“.   45 King wird auf der Platte als einer der Urheber genannt und sorgte außerdem für den Remix des Songs. Bis heute ist „The 900 Number“ ein immer wieder gespielter und gesampleter weltweiter Club-Klassiker. Die Rapperin Queen Latifah (damals ebenfalls Teil der Flavor Unit), die man heute mehr als erfolgreiche Hollywood-Schauspielerin und Talkmasterin in US-Fernsehen kennt, verdankt ihren Karriere-Start dem King. Er war es, der ihr den ersten Plattenvertrag vermittelte und im Jahre 1989 ihr Debüt-Album „All hail the Queen“ produzierte, das ihr zum großen Durchbruch verhalf.
Alles ging für 45 King und seine Flavor Unit Ende der 80er Jahre Schlag auf Schlag. Ein Erfolg jagte den nächsten und Pop-Künstler wie Madonna und Lisa Stansfield fragten nach 45 King Remixen ihrer Songs. Mark James war der Mann der Stunde und so bot ihm Warner Brothers einen sehr lukrativen Produzenten-Deal an, den er nicht ausschlagen konnte.

Die bekannte US-Talkmasterin und Schauspielerin Queen Latifah verdankt ihre Karriere der Hilfe von 45 King (Foto: Screenshot www.queenlatifah.com)
Die bekannte US-Talkmasterin und Schauspielerin Queen Latifah verdankt ihre Karriere der Hilfe von 45 King (Foto: Screenshot www.queenlatifah.com)

Alles lief super für Mark James, doch dann kamen ihm Anfang der 90er Drogen in die Quere. Kokain, Angel Dust, das volle Programm inklusive durchzechter Tage und geplatzter Business-Vereinbarungen: „Ich bin durch meinen Drogen-Scheiß gegangen“, sagt er über diese Zeit. In Windeseile hatten sich seine Betäubungsmittelprobleme herumgesprochen. Dies führte nicht nur dazu, dass er seinen Warner Brothers Deal wieder los wurde, sondern auch, dass kein anderes Major-Label mit ihm mehr Geschäfte machen wollte. „Ich wurde abgeschrieben, niemand wollte mit mir etwas zu tun haben“, so Mark James Kommentar über diese schlimme Zeit. Aber das war noch nicht alles. Er verlor auch sein Flavor Unit Imperium. Andere Leute übernahmen die Geschäfte, während sich 45 King in seinem Drogensumpf wälzte.
„Ich glaube, ich hatte es damals nicht besser verdient“, sagt er heute einsichtig. Doch sein massiver kreativer Output riss auch während dieser Phase nicht ab und er veröffentlichte zahlreiche Maxis und Beat-Compilations auf Independent-Labels wie Tuff City Records oder Music Station.
Als 45 King Mitte der 90er aus eigenen Stücken den Drogen den Rücken gekehrt hatte, war der Musikmarkt völlig verändert. Leute wie Puff Daddy und sein Bad Boy Imperium mit Künstlern wie Mase und Notorius B.I.G. sowie Gruppen wie der Wu-Tang Clan dominierten die Szene. Und da ihm in dieser Zeit immer noch immer ein schlechter Ruf anheftete, konnte er seine Musik bei keinem der großen Labels platzieren. „Das ist der böse Teil des Showgeschäfts“, so Mark.
Um am Ball zu bleiben und seine Einnahmen zu sichern, begann er Breakbeat-Alben, wie die „The Lost Breakbeats“ Serie auf seinem eigenen Label „45 King Records“ zu veröffentlichen. Viele dieser Scheiben kamen damals nur in geringen Stückzahlen auf den Markt und sind heute teure Sammlerstücke, für die viel Geld geboten wird. Sein Durchhaltevermögen und der Wille, seine Beats im Umlauf zu halten, zahlten sich aus. Als er Kid Capri einen seiner Beats als Dubplate überreichte und dieser sie im Vorprogramm einer Tour des Rappers Jay-Z auflegte, sicherte sich letztgenannter den Song „Hardknock“ direkt für seine nächste Single. Und auch der nächste große Hit ließ nicht allzu lange auf sich warten: 45 King hörte in einer Fernsehwerbung für Autos den Song „Thank you“ der britischen Sängerin Dido und beschloss, ihn für einen Hip-Hop Beat zu samplen. Das Ergebnis davon bekam auf Umwegen der Rapper Eminem zu hören, der daraus seinen 2000er Hit „Stan“ kreierte. Dieser Titel schaffte es weltweit in vier Ländern (inklusive Deutschland) auf Platz 1 der Single-Charts.

Drogenprobleme warfen 45 King Anfang der 90er aus der Bahn. Nachdem er sich daraus befreit hatte, produzierte er seine bisher größten Hits.
Drogenprobleme warfen 45 King Anfang der 90er aus der Bahn. Nachdem er sich daraus befreit hatte, produzierte er seine bisher größten Hits.

Beats und Breaks

In der Folgezeit widmete sich 45 King wieder mehr dem Independent-Markt und brachte Beat-Compilations und Singles auf 45 King Records und kleineren Labels wie Groove Attack Productions, Blazin Records oder Stones Throw Records heraus. Obwohl er ein DJ und Produzent der „alten Schule“ ist, hat Mark James die Zeichen der Zeit erkannt und setzt natürlich auch auf „neue Medien“ wie seinen YouTube-Kanal. Hier ist er sehr aktiv und so finden sich hier unzählige selbst gedrehte Studio DJ-Sets, Freestyle-Sessions sowie seine in Hip-Hop Kreisen ziemlich populäre „Making the Beat“ Interview-Show.   Neue Produktionen und Freestyles stellt er ebenso auf seiner Soundcloud vor und er ist auf Instragram und Twitter aktiv und promotet „sein Ding“. Über den Web-Shop auf 45King.com und die Bandcamp-Page können interessierte User limitierte Vinyl-Auflagen erwerben. Im vergangen Jahr schloss er zudem einen Vertrag mit dem deutschen Hersteller Magma ab, der eine eigene Serie von Record-Bags (The 45 King Edition) auf dem Markt brachte. Kurzum könnte das Marketing-Motto von 45 King lauten: Selbst ist der Mann!

Fotostrecke: 2 Bilder 45 King zusammen mit seinem Gast DJ Premier bei der YouTube Talk-Show „Making the Beat“ (Foto: Youtube/ Mark James)

DJ Ranking und Stil

Mark James wurde im Laufe seiner Karriere bisher mit zwei Grammys ausgezeichnet und drei Jahre in Folge (1988-1990) vom englischen Musik Magazin „Hip-Hop Connection“ zum besten DJ des Jahres erkoren.
Die Reduktion auf das Wesentliche scheint Mark James beim Auflegen sehr wichtig zu sein. Sein DJ-Stil ähnelt dem seiner großen Vorbilder, den Hip-Hop Pionieren Pete DJ Jones und DJ Breakout. So arbeitet er häufig mit Doubles, was bedeutet, dass er auf dem linken und rechten Plattenteller jeweils die gleiche Platte aufliegen hat. Er konzentriert sich bei DJing hauptsächlich darauf, einzelne Parts der Songs zu wiederholen oder zu verlängern. Bis auf einige Quick-Blends performt 45 King zum größten Teil reines Cutting und Backspining. Das Ergebnis ist ein Medley aus Live Re-Edits der gespielten Songs.
Scratching kommt bei ihm relativ wenig vor und dient ihm in der Regel lediglich als rhythmische Variation oder „Garnierung“ des Sets. Dabei legt Mark James ein unglaublich tightes Timing an den Tag. So gut wie nie hört man in seinen Sets holprige Übergänge. Und da er offensichtlich jede Rille seiner Scheiben auswendig kennt, ist auch das Tempo, mit dem sich die Platten abwechseln, oft sehr rasant. Dabei rede ich von reinen Vinyl-Sets. Mit Serato legt 45 King sogar noch „einen Zahn zu“.
Die Platten und Genres im Mix sind oftmals Funk der 60er und 70er Jahre (viele original Hip-Hop Breaks), Club-Klassiker der 80er sowie eigene Produktionen. Rap-Songs anderer Künstler kommen bei ihm so gut wie nie zum Einsatz.

Der von 45 King produzierte Eminem Song „Stan“ war ein weltweiter Chart-Hit (Screenshot Website Universial Music)
Der von 45 King produzierte Eminem Song „Stan“ war ein weltweiter Chart-Hit (Screenshot Website Universial Music)

Aktuelle Veröffentlichungen

Zu seinen neuesten Veröffentlichungen zählt eine Serie limitierter 7-Inches mit exklusiven Beats. Im Herbst 2014 erschien das „7 Inch Album“ M.A.S.H. mit vier verschiedenen Instrumental-Songs. Zusätzlich gab es davon eine Sonderauflage für Sammler von nur 10 Stück für jeweils 100 US Dollar. Die zweite Single der Serie namens „Oprah“ erschien im Dezember 2014 und enthielt drei verschiedene Beats. Release Nr. 3 steht bereits in den Startlöchern und wird eine spezielle Instrumentalversion seines Hits Hard Knock Life enthalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Mark James ist bekannt für sein extrem sauberes Cutting (Foto: Youtube/Boiler Room)

Praxis

Eines der frühen Geräte, die 45 King in den Achtzigern für seine Produktionen verwendete, war der 8-Bit-Sample Drum Computer RZ-1 von Casio. Später kam Akais S-900 Sampler dazu, der ihm auch zum Titel seines Hits „The 900 Number“ inspirierte. In den neunziger Jahren leistete er sich den digitalen Mehrspurrecorder Tascam DA-88. In dieser Zeit nutzte er außerdem eine alte Telefonzelle (!) als Vocal-Booth (siehe Foto mit MC Latee). Heutzutage sieht sein Studio vergleichsweise minimalistisch aus, denn er kreiert seine Beats mittlerweile vollständig im Rechner mit Logic (Version 9) auf einem Apple Mac Pro. Bei der Produktion verwendet er viele der in Logic enthaltenen Plug-in Instrumente, wie den EXS-24 Sampler sowie ein kleines Akai LPK 25 MIDI-Keyboard.
„Es geht nicht darum, welches Equipment du hast. Es geht darum, was du damit machst und welche Sounds du verwendest“, so 45 King dazu. Er übernimmt alle nötigen Arbeitsschritte (Vorproduktion, Vocal-Recordings, Mastering) selbst und lagert keinen dieser Jobs in andere Studios aus. 45 Kings Statement dazu: „Warum sollte ich das tun? Das ist doch alles mein Job.“
Vocals nimmt er mit einem Neumann U87 Mikrofon auf, dessen Signal durch ein MOTU Pre 8 vorverstärkt und digital aufbereitet wird. Beim Auflegen benutzt 45 King zwei unterschiedliche Setups. Für reine 45- bzw. 7-Inch-Single-DJ-Sets spielt er auf zwei portablen Vestax Handytrax Turntables sowie einem DJ-5 Battlemixer der amerikanischen Marke Gem-Sounds. Sein „großes“ DJ-Setup besteht hingegen aus zwei Technics Turntables der 1200er Serie mit Shure M44-7 Tonabnehmersystemen sowie einem Rane TTM 57SL Battlemixer mit integriertem Scratch Live Audiointerface. Er nutzt diese Kombination für reine Vinyl-Sets und für die Arbeit mit der Scratch Live gleichermaßen. Dabei nutzt er weder die Controller des Mixers noch das Keyboard des MacBooks, sondern er steuert alles (Songs laden, Cue-Punkte anwählen …) über einen zusätzlichen Korg Nano Keys Controller. Beim Auflegen mit Scratch Live kommen dem „König“ außerdem keine regulären 12 Inch Timecode-Vinyls, sondern selbst hergestellte (!) 7-Inches auf die Teller. Am meisten Spaß bereiten ihm DJ-Sets, bei denen er zusammen mit MCs performt: „Ich kann die Musik für ihre Punchlines anhalten und komme anschließend wieder taktgenau rein. Das macht einfach Spaß“, so Mark James.

Fotostrecke: 2 Bilder Mark James legt bei Serato-Sets mit eigenes hergestellten Timecode 7-Inches auf!

Playlist

00:00 Video Jingle 45 King
00:10 Esther Williams „Last Night changed it all“ (1976) (Album Mix)
00:39 Aerosmith „Walk this way“ (1976) (Album Mix)
01:12 The Commodores „Brick House“ (1975) (Album Mix)
01:51 7th Wonder „Daisy Lady“ (1979) (Album Mix)
02:24 Booker T & the MG’s „Grab Bag“ (1977) (Album Version)
03:24 Sound Experience „Devil with the Bust“ (1974) (Album Version)
04:04 Kay Gee’s „I believe in Music“ 1976 (Album Mix)
05:04 Fatback Band „Fatbackin’“ (1973) (Album Mix)
06:00 Cerrone „Look for Love“ (1978) (12 Inch Mix)
06:59 Pat Lundy „Work Song“ (1977) (Album Mix)
08:04 John McLaughlin „Planetary Citizen“ (1975) (Album Mix)
08:50 Sly & the Family Stone „Family again“ (1976) (Album Version)
09:20 Video Outro Jingle

Der von 45 King Online gestellte DJ-Set ist ein klassischer Hop Hop Break-Mix (Foto: Youtube/ Mark James)
Der von 45 King Online gestellte DJ-Set ist ein klassischer Hop Hop Break-Mix (Foto: Youtube/ Mark James)

Dramaturgisch betrachtet

Das hier analysierte DJ-Set ist ein Break-Mix im typischen Stil des frühen Hip-Hops. Eine musikalische Zeitreise zu den Park Jams der New Yorker Bronx der 70er Jahre. Diese Break-Mixes sind eine musikalische und vor allen Dingen rhythmische Achterbahnfahrt mit vielen abrupten Übergängen und Spannungs-Impulsen. Solche Sets richten sich vor allen Dingen an die Tänzer (B-Boys, B-Girls) und MCs.
Nach einem Videojingle setzt Mark James als „Attention getter“ den durch sein Telefonklingeln bewusst „stressigen“ Beat des Esther Williams Songs ein. Das Set startet mit Tempo 103 (BPM). Die durch den „Last Night“ Song aufgebaute Aufregung nimmt Mark wieder zurück, indem er zum eher schlichten Rhythmus von „Walk this Way“ wechselt. Und damit der Zuhörer auf den Mix fixiert bleibt, lässt der DJ immer wieder kurz die Gitarre des Aerosmith Liedes erklingen. Dessen etwas „grobe“ Rock-Rhythmik wird durch den nun folgenden Wechsel zum Song „Brick“ in ein „Boogie-Feeling“ gewandelt und bringt dabei eine temporäre „Lockerheit“ in den Mix.
Gerade als das durch die Musik vermittelte Gefühl ein bisschen „zu gemütlich“ wird, sorgt der Eröffnungs-Stab des „Daisy Lady“ Breaks für den nötigen Aufweck-Effekt und die fröhlich-verspielte Synth-Melodie und der swingende Rhythmus des Liedes sorgen für den zusätzlichen Kick.
45 King wechselt dann zu einem Booker T Song mit einem zweitaktigen Auftakt zum Break, der wie eine sich festdrehende Spannschraube wirkt. Diese bereitet den Zuhörer auf den nun folgenden non-melodiösen Schlagzeug/Percussion-Part vor. „Devil with The Bust“, dessen Vocals eine gewollte temporäre Nervosität in das DJ-Set bringen, unterstützt von den obskuren Mundharmonika-Klänge des Breaks, steigert das Tempo. Der nun folgende Kay Gees Songs hat ein ähnliches Flair wie der Vorgänger-Titel, allerdings fehlt dem Beat der „Novelty-Aspekt“ der Mundharmonika, wodurch 45 King die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer wieder mehr auf den Rhythmus lenkt. Um die Fixierung auf das trockene Schlagzeug anschließend wieder zu lösen, leitet Mister James zum gut gelaunten Saxofon-Auftakt des Fatback Songs über.
Die Ambience der Stimmen über dem Break verstärkt diese Feierlaune zusätzlich und durch einen Temposprung um circa sechs BPM sorgt der DJ für die Überleitung zum Klimax des Sets. Der Streicherauftakt des Cerrone-Breaks erzielt Tempo. Hinzu kommen unterstützende Latin Percussions, gefolgt von fröhlichen Horn-Klängen aus „Work Song“ von Pat Lundy. Dieser Song bringt außerdem zum ersten Mal einen „Four to the Floor” Groove in den Mix. Keep Dancing!
Nun folgt etwas eher Ungewöhnliches: 45 King lässt die Atmosphäre bewusst umschlagen, indem er zum etwas düsteren, aber sehr treibenden Jazz-Fusion-Break von „Planetary Citizen“ wechselt. Dieser Song wirkt wie ein Marktschreier, der den Endspurt des DJ-Sets ankündigt und wie eine Erlösung aus der dunklen Stimmung des vorangegangenen Songs wirken die Nusery-Rhyme artigen Vocals der Family Stone und ihres Liedes „Family Again“. Den Höhepunkt des Sets unterstützt außerdem der Tempo-Sprung nach oben um circa acht BPM sowie die treibende Hi-Hat des Schlagzeugs. Wie ein Paukenschlag kommt dann der Outro Jingle (mit James Brown Vocals) herein und schließt den Mix ab.
Die Mix-Analyse im Detail als PDF-Download.

Resümee

Mark James aka 45 King ist ein Hip-Hop Produzent und DJ, der seiner Linie immer treu geblieben ist. Er erlernte sein Handwerk unmittelbar von den Genre Pionieren und besitzt ein großes musikalisches Wissen. Außerdem besitzt er ein gutes Gespür bei der Auswahl seiner Sample-Quellen. Seine Musik ist immer „on point“ und wirkt nie überproduziert. Er lässt den Vokalisten auf diese Art nötigen Freiraum, um sich auf den Tracks zu entfalten. Als DJ überzeugt er durch sehr dynamische, temporeiche Sets sowie extrem sauberes Mixing. Er ist außerdem der lebende Beweis dafür, dass man es auch nach einem Tief mit dem richtigen Maß an Durchhaltevermögen und Einfallsreichtum wieder nach oben schaffen kann, ohne sich zu verbiegen. Außerdem ist 45 King ein Mann, der die Zeichen die Zeit erkannt hat und das Internet geschickt für seinen kreativen Output nutzt. Also: All hail the King!

Kommentieren
Profilbild von TurnOvar

TurnOvar sagt:

#1 - 10.05.2015 um 08:41 Uhr

0

Schon ne schräge Sache, mit zwei batteriebetriebenen Plattenspielern aufzulegen ...

Profilbild von Pete

Pete sagt:

#2 - 11.05.2015 um 13:13 Uhr

0

Den Vestax Handytrax habe ich immer mit auf den Platten-Flohmarkt zum Anhören genommen. Wäre aber nie auf die Idee gekommen, damit aufzulegen... Respekt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.