Audio-Technica ATH-M50X BT

Praxis

Verwendungszweck

Als Kopfhörer geschlossener Bauart ist der Audio-Technica ATH-M50xBT prinzipiell für sämtliche Anwendungsszenarien im Studio geeignet. Aufgrund seines Lieferumfangs, d.h. ohne studiotaugliche Kabeloption bleibt er zunächst in erster Linie ein Mobilkopfhörer, inklusive der inzwischen üblichen Features wie Telefonie und Bedienmöglichkeiten per iOS oder Android-App. Selbstverständlich lässt sich der Audio-Technica Kopfhörer auch mit Computern koppeln und für DAW-Tätigkeiten verwenden, allerdings beschränkt sich der kabellose Anwendungsradius auf Tätigkeiten wie beispielsweise Programming und unterstützendes Mischen, da die stets präsente Latenz definitiv ungeeignet für Einspielungen und Recording ist. Ergänzt man den ATH-M50xBT um ein optionales längeres Kabel, dann handelt es sich um einen bemerkenswerten Allrounder, wie gesagt ist es aus meiner Sicht bedauerlich, dass man an einem zweiten Kabel gespart hat. Da wiederum der kabelgebundene ATH-M50 (mit und ohne X) eine große Fangemeinde hat und viele Smartphones (Achtung, Ironie!) „Fortschritt sei Dank“ über keinen physikalischen Kopfhöreranschluss mehr verfügen, ist es endlich problemlos möglich, mit dem Audio-Technica Kopfhörer beispielsweise unterwegs Mixes zu checken, um eine weitere Anwendungs-Nische zu nennen.

Fotostrecke: 3 Bilder Prinzipiell ist kabelloses Arbeiten mit der DAW (hier Logic) möglich, aber nicht bei jeder Tätigkeit sinnvoll.

Tragekomfort

Der geschlossene und mit ohrumschließenden Ohrmuscheln ausgestattete ATH-M50xBT passt sich Dank der flexiblen Konstruktion perfekt meiner Kopfform an und sitzt sehr sicher. Vorbildlich! Über einen Mangel an Tragekomfort lässt sich ebenfalls nicht klagen, da die großzügig gepolsterten Ohrmuscheln eine bemerkenswert weiche Kunstlederoberfläche besitzen, meine Ohren komplett umschließen und auch der Bügel gleichmäßig und ausreichend gepolstert meinen Schädel umrahmt, ohne dass Druckstellen den Tragekomfort nennenswert mindern. Weiterhin bietet die Größenanpassung stattliche Reserven, so dass der Audio-Technica Kopfhörer ein interessantes Modell für Personen mit einem sehr großen Kopf ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Die gut gelungenen Ohrpolster des ATH-M50xBT

Klang

Der Audio-Technica ATH-M50xBT wurde für diesen Test per Kabel und Bluetooth an den folgenden Geräten betrieben:
iPhone SE (Bluetooth + Kabel)
iPad 6. Generation (Bluetooth + Kabel)
MacBook Pro (Bluetooth)
Lake People G93
SPL Phonitor mini
Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Arbeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix eigener und fremder Produktionen über den ATH-M50xBT angehört und analysiert. Sofern im Folgenden vergleichende Aussagen zu anderen Kopfhörermodellen getroffen werden, dann beruhen diese Eindrücke selbstverständlich auf einem Vergleich unter identischen Bedingungen, also jeweils im Kabelbetrieb und am gleichen Kopfhörerverstärker.

Frequenzgang

Der ATH-M50 mit und ohne „X“ gilt seit jeher als ein Kopfhörer, dessen Wiedergabeeigenschaften eine gelungene Symbiose aus Natürlichkeit und sattem, druckvollem Sound sind. Die Beschreibung trifft auch auf den neuesten Spross der M50-Familie zu. Der direkte Vergleich mit meinem sechs Jahre alten kabelgebundenen ATH-M50 offenbart, dass es sich tatsächlich um „Zwillinge“ handelt, die jedoch beim kritischen Hinhören feine Unterschiede im Frequenzgang aufweisen, wobei sich nicht zweifelsfrei sagen lässt, ob diese auf Einspielfaktoren, Fertigungstoleranzen oder dezente Modifikationen zurückzuführen sind. Vereinzelt wirkt beispielsweise die Basswiedergabe des Bluetooth-Modells um Nuancen gezähmter gegenüber dem ATH-M50 – im positiven Sinne! Der ATH-M50xBT zählt immer noch zur Gattung Kopfhörer mit einem souveränen und tief hinabreichenden Bass, ohne dass dieser im Vergleich zu diversen Konkurrenzmodellen übermäßig aufgeblasen wird und sich somit einer kritischen Beurteilung, sofern dies das Anwendungsziel ist, entzieht. Die Mitten werden vom Audio-Technica Kopfhörer ausreichend präsent und lebendig wiedergegeben. Wer wie ich der Ansicht ist, dass der zweifellos populäre Beyerdynamic DT 770 diesen Bereich zu sehr verschluckt, der findet in einer Variante des ATH-M50 möglicherweise sein Glück. Weiterhin zählt der Audio-Technica Kopfhörer zu den Vertretern einer tendenziell brillanten Höhenwiedergabe, ohne dabei aber unnötig scharf abzubilden. Den gesamten Frequenzverlauf, der sich sowohl zum Musikhören als auch Produzieren eignet, kann man als durchaus homogen und gelungen bezeichnen.

Impulsverhalten

Der Audio-Technica ATH-M50xBT hat Impact und bietet eine gute Präsentation von Impulsen und Transienten, was zu einem lebendigen Musikerlebnis führt und auch Bearbeitungen durch Tonschaffende begünstigt. In höheren Preisregionen gibt es zwar Modelle wie den SP-5 von Adam Audio, die in dieser Klangkategorie noch kompromissloser agieren, aber das Prädikat „profitauglich“ verdient der Audio-Technica Kopfhörer in diesem Bewertungskriterium allemal!

Der ATH-M50xBT sieht profitauglich aus und klingt auch so.
Der ATH-M50xBT sieht profitauglich aus und klingt auch so.

Räumliche Abbildung

Vielleicht ist die im Direktvergleich etwas engere Stereobühne der auffälligste Unterschied zu meinem alten ATH-M50 Modell. Da man dem Ur-Modell nach langer Hörerfahrung durchaus eine kleine „Überbreite“ attestieren muss, empfinde ich dies als positive Weiterentwicklung, die zu einer natürlicheren Raumabbildung des insgesamt transparent spielenden Audio-Technica Kopfhörers beiträgt. Für einen Kopfhörer geschlossener Bauart, die sich beim Thema Tiefenstaffelung und natürliche Lokalisation häufig etwas schwerer tun als ihre Artgenossen mit offenen Ohrmuscheln, schlägt sich der ATH-M50xBT sehr gut und bietet zudem eine angenehme Separierung einzelner Schallquellen/Instrumente im Gesamtgeschehen. Sehr überzeugend und noch einmal deutlich natürlicher agiert der Audio-Technica Kopfhörer im Zusammenspiel mit der Crossfeed Matrix meines SPL Phonitor mini, wobei dies selbstverständlich nur im Kabelbetrieb möglich ist.

Bluetooth vs. Kabel

An der Audioqualität des Bluetooth-Signals gibt es rein gar nichts zu bemängeln. Allenfalls lassen sich durch die Datenkompression erfolgte Auflösungsminderungen erahnen, wobei sich nicht zweifelsfrei sagen lässt, ob es sich um einen psychologischen Effekt oder marginal hörbare Unterschiede handelt. Weiterhin kann man problemlos den Raum, in dem sich der Bluetooth-gekoppelte Zuspieler befindet, verlassen, ohne dass sich nennenswerte Beeinträchtigungen der Übertragung ergeben.

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Profilbild von Diallo Cheick oumar

Diallo Cheick oumar sagt:

#1 - 30.01.2019 um 14:17 Uhr

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Würde gerne wissen ob das funktionieren mit protools ?

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #1.1 - 30.01.2019 um 16:29 Uhr

    0

    Hallo Diallo,
    das ist eine berechtigte Frage! Tatsächlich funktioniert es mit meiner nicht mehr ganz aktuellen Pro Tools Version (12.5.2) nicht, und man erhält Fehlermeldungen bzgl. der Abtastrate. Ob der BT-Betrieb mit der aktuellen Version läuft, kann ich weder bestätigen noch verneinen. Aus diesem Grund habe ich den Betrieb mit Studio One 4 (aktuelle Version) gecheckt, wo es ebenfalls Probleme mit der Abtastrate gibt. Bei Logic Pro X (aktuelle Version) funktioniert die Bluetooth-Verbindung hingegen absolut problemlos - auch die Anwahl alternativer Samplingfrequenzen ist absolut stressfrei! Von daher kann ich nach meinem jetzigen Wissensstand dann doch nur die DAW-Bluetooth-Kopplung von Apple Logic und dem Audio-Technica Kopfhörer empfehlen.

    Antwort auf #1 von Diallo Cheick oumar

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H. sagt:

#2 - 12.05.2019 um 09:21 Uhr

0

Hallo liebes Bonedo-Team,zunächst ein großes Lob für die stets ausführlich geschriebenen, dadurch gut nachvollziehbaren und wenn auch nicht empirisch belegt, gefühlt sehr objektiven Bewertungen.Hinsichtlich der Verwendung des Kopfhörers mit iPhones der neueren Generationen (8/X/XS) würde mich interessieren welcher Codec beim Bluetooth-Betrieb verwendet wird?In einigen Foren, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, habe ich gelesen, dass iOS trotz Verfügbarkeit besserer Codecs immer SBC bevorzugt und man darauf keinen Einfluss nehmen kann.Das wäre für mich, der seine Produktionen möglichst verlustarm unterwegs probehört generell ein Ausschlusskriterium für den Kauf eines Bluetooth-Kopfhörers und aus meiner Sicht deshalb sinnvoll hier zu reflektieren.Wie seht Ihr das?Viele Grüße, H.

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