Allen & Heath Xone:DB2 Test

PRAXIS

Ein beliebter und bewährter Ausgangspunkt beim Testen ist ja, sich den Prüfling vorzunehmen, ohne auch nur einen Blick ins Handbuch geworfen zu haben – und dann zu schauen, wie weit man kommt. Analog entspricht das dem Szenario, als DJ in irgendeinem Club dieser Welt unvorbereitet auf einen Xone:DB2 zu treffen. Das Ergebnis: Grundsätzlich lässt sich der DB2 aus dem Stand bedienen. Die Eingangsmatrix, Kanalzüge und Monitoring-Sektion sind soweit selbsterklärend, dass jeder sofort damit zurechtkommen sollte. Fallstricke lauern aber bei den Funktionen, die über das Menü zugänglich sind. Hierzu zählt insbesondere, dass sich die Crossfader-Kurve softwareseitig zwar praktischerweise in drei Stufen zwischen harter und weicher Charakteristik regeln lässt, allerdings auch komplett deaktiviert werden kann. Ich sehe schon bildlich gehässige DJs vor mir, die ihrem Nachfolger schadenfreudig beim letzten Track ihres Sets den Crossfader deaktivieren. Kennt dieser den Mischer nicht, sind Schweißperlen auf der Stirn vorprogrammiert. Selbiges gilt auch für den trimodalen EQ, dessen Modus sich nur über den Weg ins Menü ändern lässt. Wurde er vom vorherigen DJ in den Filtermodus versetzt und übernimmt man die Kontrolle, ohne jemals einen Mischer aus der Xone DB-Serie vor sich gehabt zu haben, kann das durchaus für Hektik in der DJ-Booth sorgen. Allen & Heath haben jedoch offenbar vorausschauend genau daran gedacht und diese beiden Einstellebenen in der obersten Menüebene geparkt, sodass sie sich auch in höchster Not und mit ein bisschen Technikaffinität intuitiv erreichen lassen.
Ein bisschen Einarbeitung ist zu empfehlen, will man das volle Potenzial des Mixers ausschöpfen. Eine überaus mächtige Waffe ist beispielsweise schon die Eingangsmatrix – speziell die Möglichkeit Kanäle einfach „duplizieren“ zu können, indem man zwei Kanälen dieselbe Quelle zuweist. Besonders gut gefallen hat mir das in zwei Szenarien. Zum einen, um einen Track über den Crossfader zwei verschiedenen Effekt-Behandlungen zu unterziehen. Zum anderen, um Klangverbieger vorzuhören. Denn das fehlende Cueing in der Effekt-Sektion lässt sich elegant dadurch umgehen, dass man einen Effekt im Vorfeld seines Einsatzes auf einen freien Kanal legt und dort den Cue-Taster betätigt.

Die flexible Eingangsmatrix ermöglicht auch das „Duplizieren“ von Kanälen
Die flexible Eingangsmatrix ermöglicht auch das „Duplizieren“ von Kanälen

Überhaupt gibt es eine ganze Reihe von Kniffen und Tricks in Bezug auf das Routing und den Workflow, die man erst nach und nach entdeckt und dann nicht mehr missen will. So bewirkt beispielsweise das kurzzeitige Drücken des Rotary-Encoders ein temporäres Abfeuern des jeweiligen Effektes, was insbesondere in Verbindung mit dem Roller-FX weitaus sinnvoller ist, als statisches Schalten über den On/Off-Taster. Zudem bietet die Dualität der beiden Effekteinheiten in Verbindung mit der Zuweisung auf den Crossfader eine weitläufige Spielwiese für frickelfreudige Musikdienstleister.

Die Time-Encoder können zum temporären Abfeuern von Effekten genutzt werden
Die Time-Encoder können zum temporären Abfeuern von Effekten genutzt werden
Audio Samples
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Beispiel: „Eco-Scat-Delay“ plus „Roller“-Effekt im Zusammenspiel

Gänzlich ohne Einarbeitung überzeugt vom Start weg die Audioqualität des Gesamtsystems. Mit einem gigantischen Headroom von 26dB pro Kanal ist es nahezu unmöglich, den DB2 pegeltechnisch zu überfordern. Die Klangregelung packt in allen drei Modi (EQ, Filter, Isolator) bestimmt, aber niemals harsch oder schrill zu. Auch die Dual-Filter-Sektion wird ihren legendären analogen Vorbildern aus eigenem Haus absolut gerecht. Betreibt man den DB2 als Soundkarte, beeindrucken die ausgereiften Audiotreiber. Ich konnte den Mixer im Test, bei laufender Audiowiedergabe durch Traktor, aus- und wieder anschalten. Nach wenigen Sekunden setzte die Berliner Software die Wiedergabe ohne Murren an der Stelle fort, wo sie zuvor so unsanft unterbrochen wurde. Sogar durch einen Factory-Reset im laufenden Betrieb ließ sich kein Absturz provozieren. 

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Stefan sagt:

#1 - 03.09.2012 um 20:51 Uhr

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Hallo!Ich habe gerade eben den Test des Allen & Heath DB2 von eurem Kollegen Kalinowski gelesen und bin schwer beeindruckt von dem Teil!Ich spare seit Monaten eisern auf einen neuen Mixer und tendierte zuerst eher zum Pioneer DJM 850K.Ich will euch hier sicher keine Kaufempfehlung entlocken, wäre auch lächerlich. Aber könntet ihr mir vielleicht nur die fundamentalen Unterschiede zwischen diesen beiden Mixern schildern? Ich kenne mich im HighEnd-Mixer-Segment nicht gut aus, lege seit zwei Jahren mit einem 2Kanal Allen & Heath XONE 22 und ganz klassisch mit Vinyl auf. Viel Erfahrung habe ich nicht mit Effekten und den ganzen Spielereien. Da ich das Auflegen jetzt aber mittlerweile ganz gut beherrsche, möchte ich den Schritt ins Digital-Zeitalter wagen, sprich Traktor Scratch mal probieren, mich mit Effekten spielen usw....Ist der DB 2 ebenfalls wie der 850K Traktor Scratch zertifiziert? Sprich Plug & Play?Wie kann ich verstehen, dass diese Mixer zugleich vollwertige Midi-Controller darstellen? Ich hätte ohne Timecode-Vinyls doch kein Jog-Wheel, um meine Tunes zu steuern. Sprich, ich könnte dann nur mit Auto-Synq arbeiten, oder?Wäre fein von euch, wenn ihr mir eventuell ein wenig helfen könntet. Ich habe wirklich absolut keinen Plan, für welchen Mixer ich mich entscheiden soll und für mich und wohl auch die meisten anderen sind 1300-1500 Euro eben verdammt viel Kohle, um sie leichtfertig aus dem Fenster zu werfen!Beste GrüßeStefan

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NUMINOS sagt:

#2 - 04.09.2012 um 15:35 Uhr

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Hallo Stefan,Nein, eine Kaufempfehlung kann ich in der Tat nicht geben - selbst wenn ich wollte. Denn für welchen Mixer Du Dich am Ende entscheidest, kann Dir niemand sagen. Da können manchmal die Features bei der einen Konsole zwar besser sein und am Ende nimmt man doch die mit den schlechteren technischen Werten, aber der besseren Haptik oder den hübscheren Potiköpfen :)
Grundsätzlich sind sich die beiden von Dir genannten Mischer tatsächlich gar nicht so unähnlich und komplett "falsch" liegst Du mit keinem von beiden, denn beide sind vierkanalig ausgelegt, verfügen über eine hochwertige, übersteuerungsfeste digitale Wandlersektion und Klangbearbeitung und können beide als vollwertige Midi-Controller agieren.Zu Deinen Frage:
1.) Nein, der DB:2 ist meines Wissens nach (derzeit) noch nicht Scratch zertifiziert. Davon würde ich meine Kaufentscheidung aber nicht abhängig machen. Denn ein hochperformantes, stabiles DVS-Setup bekommst Du auch ohne Zertifizierung sicher ans Laufen 2.) Ganz einfach, da beide Mixer intern ohnehin bereits vollständig digital arbeiten, ist es nur ein kleiner Schritt, die Steuerdaten der Bedienelemente auch in Form von Midi-Informationen über USB zu senden. 3.) Oh, das ist ein riesen Thema: Da Midi-Daten ja grundsätzlich völlig zweckneutral sind, kannst Du theoretisch alles mit allem Steuern. Im Prinzip könntest Du die EQ-Potis zum Navigieren zweckentfremden, oder den Pitch über die Linefader regeln oder den Crossfader zur Effektsteuerung, und, und, und... Tatsächlich ist es aber so, dass ohne große Rädchen - seien es Jogwheels oder Steuervinyl kein wirklicher Spass beim Hantieren aufkommt und man in solchen Fällen dann besser zum Sync-Taster greift. Aber soweit ich Dich verstanden habe, besitzt Du ja zwei Turntables - also einfach Steuervinyl drauf, DB:2 oder 850K als Audiointerface eingestellt und fertig ist die Laube und funktionieren tut das mit beiden Mischpulten wunderbar. Dann bleibt nur noch die Entscheidung: Mischst Du mit der INTERNEN Klangregelung der Mischer (wobei die Mischpulte dann gar nicht als Controller agieren, sondern ganz klassisch als Audiomischer) oder verwendest Du die Controller-Funktionalität und nutzt die Klangregie von Traktor (beides zu verwenden ist theoretisch auch möglich - hat sich aber in der Praxis als unübersichtlich herausgestellt: "Hä, welcher EQ ist den jetzt am arbeiten, der von Traktor oder der vom Mischer?"). Da musst Du (dann wenn Du Dich für einen der beiden entschieden hast) mal ein paar ruhige Nachmittage einplanen und hören und testen, was Dir besser gefällt. Ich persönlich würde - wenn ich mir schon so einen eher hochpreisigen Mischer leiste - der internen Klangregelung den Vorzug geben und Traktor dann nur als Audiozuspieler nutzen.Grundsätzlich wäre zu beiden Mischern zu sagen, dass der Pioneer ein etwas konservativeres, klassisches, aber auch auf Anhieb einfacher verständliches Bedienkonzept verfolgt, während der A&H ein bisschen moderner, dabei auch ein Ticken komplexer konzipiert ist (Umschaltbare EQ-Modelle, Duale-Effektsektion). Wie ich im Test auch geschrieben habe: Direkt, ohne vorheriges Einarbeiten vor den A&H gesetzt, kann es schon ein bisschen knifflig sein, sich zurecht zu finden - da ist der Pioneer zugänglicher. Da das Teil aber Dein persönliches Arbeitsgerät werden soll, hast Du ja alle Zeit der Welt, Dich darin einzuarbeiten.Also, meine Tipps für die Kaufentscheidung: 1.) Testberichte, Forumsbeiträge lesen (Aber nicht zu viel - gerade in Foren wird sich manchmal auch in so eine Art Tunnelblick verrant und der Blick aufs ganze geht flöten) 2.) Von den Websites der Hersteller mal die Bedienungsanleitungen runterladen und durcharbeiten (!) 2.) Schaun, dass Du Die die Möglichkeit verschaffst, die Teile live und in Farbe anzufassen und testzufliegen (Musikgeschäft, Kumpels, zu Not auch Testbestellung und Rückgaberecht).O.k. - soweit meine Einschätzung, ich hoffe Dir ein kleines bisschen weitergeholfen zu haben.

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Stefan sagt:

#3 - 09.09.2012 um 22:31 Uhr

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Hallo!Danke für die umfangreiche Antwort! War gestern im Musikgeschäft meines Vertrauens und musste leider feststellen, dass sie bis auf den DB2 wirklich jeden Mixer der Oberklasse dort stehen hatten! =(DB4, DJM900 Nexus, DJM850K. Wobei der 850K wirklich robust und solide wirkt, wow!DB4 hat mich in seiner Vielfalt wirklich überfordert, wie du im Test schon geschrieben hast, ein echtes Feature-Monster! Unvorbereitet würde ich auf DEM Teil ungern im Club auflegen......Eine Frage hätte ich noch. Der DB2 hat in deinem Test die volle Stern-Zahl abkassiert, was dem DB4 verwährt blieb. Woran liegt das genau? Liegt es primär am Preis/Leistungsverhältnis? Der DB2 soll lt. deiner Aussage ja nicht das Konzept des DB4 kopieren, sondern eigenständig sein. Im Vergleich zum großen Bruder wirkt der DB2 jedoch reichlich abgespeckt!Na ja, mal sehen welcher es wird. In einem anderen Musikgeschäft, aus dem ich ein paar Leute besser kennen, verticken sie gerade inen DB4 um 1500,- , den ein Mitarbeiter von ihnen, sofern man den Leuten glauben schenken darf, bloß auf einem Gig zum Testen mit hatte.Weiß nicht, ob ich auf das Angebot einsteigen soll. Mit Gebrauchkäufen habe ich in der Vergangenheit eher schlechte Erfahrungen gemacht, was Eletro-Artikel angeht.Beste Grüße

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DJStrong sagt:

#4 - 28.04.2013 um 14:50 Uhr

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Hallo!
Die Angabe das der Mischer über eine 24-bit / 96 kHz-Soundkarte verfügt ist nicht korrekt!!!
Diese ist nur im DB4 verbaut. Auch hat die eingebaute Soundkarte lang nicht so viel Druck wie z.B. eine NI-Audio 8 DJ oder so. Vor allem bei der Aufnahme spielt dies eine Rolle.Ich habe das Mischpult nun seit einem halben Jahr und finde es überwiegend gut, jedoch bin ich in Bezug auf folgende Punkte etwas enttäuscht von dem Mischer und von Allen&Heath:
1. Effekte sind nicht über den Kopfhörer vorhörbar, das ist teilweise voll der Blindflug mit den Effekten!
2. Der Filter-Regler in den beiden Effekt-einheiten nicht immer aus ist auch wenn die grüne Led leuchtet. Das Mischpult signalisiert dies teilweise falsch. Das ist echt nicht sauber gelöst. Bein einem Gig kann da schnell man was verrutschen!
3. Allen&Heath hat ja bekanntlich schon mehrmals eine Aktion für den DB2 gestartet. Aber diesmal ist es gleich ein Preisvorteil von ca. 450 Euro. Wer sich das Mischpult also noch vor einem halben Jahr für 1500 Euro gekauft hat, der bekommt jetzt gerade noch 700-800 Euro dafür. Toll oder?! :-) Das kanns ja garnicht sein. Ich glaube sowas gibt es bei Pioneer nicht.

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Tanja De sagt:

#5 - 19.02.2016 um 15:12 Uhr

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Kennt sich zufällig jemand mit dem recorden aus? Wir kommen nicht so recht mit der Einstellung klar. Komischerweise ist die Aufnahme trotz keiner Übersteuerung krächzig. Wir nehmen mit Audacity auf und hatten mit dem alten Pioneer Mischpult nie Probleme. Danke schon mal

    Profilbild von NUMINOS

    NUMINOS sagt:

    #5.1 - 19.02.2016 um 19:06 Uhr

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    Was genau das Problem ist, kann ich via Ferndiagnose nur sehr schlecht sagen - aber Tipps, die nie verkehrt sind:a.) Buffer hochsetzen (runter gehen kannst Du immer noch).
    b.) Checken, dass an allen Stellen (Treibereinstellung, Aufnahmeformat) die Bit- und Sampleraten identisch sind.
    c.) Signalfluss kontrollieren (Line/Phono-Verstärkung, richtiger Ausgang etc...)

    Antwort auf #5 von Tanja De

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