15 Gründe, weshalb dein Mix nicht so klingt wie die Mischung vom Profi

8. Du betrachtest den Song-Mix zu statisch

Wenn in der Strophe Vocals, Drums, Gitarre und Bass eine tolle Einheit bilden und es einfach grandios klingt oder der Chorgesang, der Knarz-Synth-Bass und die 808 klingen, als hätte sie ein Wesen höherer Macht zusammengesteckt – im nächsten Part kann alles ganz anders sein. Alle Signale durch den ganzen Song verfolgen und an jeder Stelle optimal zu bearbeiten, das ist die wesentliche Kunst. Heute stehen dafür Automationen zur Verfügung – und diese wollen genutzt werden!
# Crashkurs Automation

Fast keine Mischung kommt heutzutage ohne Automation aus.
Fast keine Mischung kommt heutzutage ohne Automation aus.

9. Du nutzt für die Mischung nur die Standardwerkzeuge

Fader, EQ, Kompressor: Für viele Mischungen reichen diese Tools aus. Aber eben nicht für alle. Wenn sich Bassdrum und Bass nicht vertragen und Vocals, Hat und Snare nicht entheddern lassen wollen, muss Spezialwerkzeug her. Sidechain-Kompression, Multiband-Dynamics, dynamische Equalizer, Ducker, Basisverbreiterungen, M/S-Bearbeitungen – all das sind weniger Kreativwerkzeuge als hervorragende Problemlöser. Und heute kommt man an diese Tools einfacher und preiswerter denn je. Nutze sie, denn genau das machen die Profis auch!
#Sidechain-Kompression

10. Links-Mitte-Rechts: Es gibt noch mehr auf der virtuellen Bühne

Signale können neben links und rechts auch vorne und hinten spielen, das solltest du nutzen. Soll der Sänger direkt vor einem stehen, ist der Effekt umso verblüffender, je mehr „Tiefe“ durch andere Signale im Mix erzeugt werden. Denke in Räumen und nutze sie: Gute Nachhallprozessoren haben eine Vielzahl von Optionen, von kurzen Erstreflexionsprogrammen bis zu Spiral-Tails.

Nachhallprozessor: Wichtiges Werkzeug im Mix!
Nachhallprozessor: Wichtiges Werkzeug im Mix!

11. Man sieht den Weihnachtsbaum vor lauter Lametta nicht mehr: Du übertreibst

Hier noch ein Chorus-Effekt auf die Gitarre, der Rotary-Speaker auf der gedoppelten Stimme, das Ping-Pong-Delay auf der Percussion und den so toll wabernden modulierten Raum auf den Keys – so schnell bekommt man eine Mischung zugematscht. Die meisten Effekte sind sinnvoll eingesetzt, wenn sie nicht sofort als solche auffallen. Und fallen sie auf, sollten sie musikalisch Sinn machen und nicht um ihrer selbst willen genutzt werden. Zurückhaltung und Konzentration auf das Wesentliche ist angesagt – keine leichte Aufgabe bei der heutigen Plug-in-Flut. 

12. „Klar. Kann ich machen.“ – Du nimmst zu viel Rücksicht

Die Musiker sind beim Mix dabei? Ist es der Gitarrist? Dann darf man sich auf ein zu präsentes Arpeggio in der Bridge gefasst machen. Ist es der Sänger, der vielleicht den ganzen Job auch bezahlt? Dann wird der Gesang gerne zu laut, sogar, wenn der gute Herr gar nicht zugegen ist. Betrachte den Mix als Mix, niemals die Personen dahinter. Trau dich, zu deinen Entscheidungen zu stehen: „Nein, die 12-saitige Gitarre vermatscht den Refrain zu sehr, die muss raus. Oder eben die E-Gitarre.“ oder „Entweder supporten wir das Sample mit dem Filmzitat richtig, damit es sich gegen den Snare-Roll durchsetzt, oder wir verschieben es auf den Part mit den Juno-Flächen.“

13. Du lässt dich von unfairen Vergleichen demotivieren: Gemastertes Material klingt immer anders!

Wenn du deine Mischung mit den Top-Produktionen dieser Welt vergleichst, wirst du meist deswegen verlieren, weil du ja nur das komplett fertige Produkt zum Vergleich heranziehen kannst. Wie der Final-Mix im Vergleich zum fertigen Master klingt, das weißt du nicht. Im Zweifel werden dir aber alle Mastering-Engineers dazu raten, keine Effekte im Stereobus zu verwenden und einen „Vocals Up“- und einen „Vocals Down“-Mix mit abzugeben (also lauter und leiser gemischter Gesang), vielleicht auch einen Stem-Mix (das sind Instrumentengruppen als Einzelspuren), da sich Lautstärkeverhältnisse besonders durch die Kompression und das Limiting im Mastering noch verändern.
# Mastering

Im Mastering wird zusätzlich komprimiert – dadurch verschieben sich Lautstärkeverhältnisse. Allerdings sind gemasterte Produktionen den ungemasterten Mischungen klanglich ein deutliches Stück voraus, was die Vergleichbarkeit schwer macht.
Im Mastering wird zusätzlich komprimiert – dadurch verschieben sich Lautstärkeverhältnisse. Allerdings sind gemasterte Produktionen den ungemasterten Mischungen klanglich ein deutliches Stück voraus, was die Vergleichbarkeit schwer macht.

14. Die letzten Zentimeter: Die Qualität der verwendeten Technik entscheidet. Ein bisschen.

Eigentlich erst hier kommt das „Gear“ ins Spiel: Schon mit mittelmäßigen Werkzeugen kann der Profi sehr gute Ergebnisse erzielen. Allerdings können auf einem derartigen Fundament die qualitativen Besonderheiten so richtig aufblühen – und der Engineer genau den Kompressor, EQ oder sonstiges Gerät oder Plug-In auswählen, das genau passt.

15. Du hast auch noch etwas anderes zu tun

Schmeiß Job, Schule oder Studium, lösch dein Adressbuch, gib Freund/Freundin den Laufpass, sag allen Verwandten, dass du sie sowieso total blöd findest und nie wieder sehen willst, häng alle anderen Hobbys und Interessen an den Nagel, iss nur Fast-Food und verzichte auf Sport und Urlaube: Jetzt hast du Zeit, dich die nächsten Jahre ausschließlich um das Mixing zu kümmern (vorausgesetzt, du hast nach dem gelöschten Adressbuch und dem gecancelten Broterwerb noch Aufträge und ausreichend Equipment dafür…). Ok, ich drücke mich weniger radikal aus und reanimiere den vielleicht totgeglaubten, aber passenden Spruch: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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©Harman

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