Anzeige

VCV Rack 2 Pro Test

 

08_VCV2_Ableton_Plugin
VCV Rack 2 als Plugin in Ableton Live 11

VCV Rack, die kostenlose Eurorack-Simulation auf Open-Source-Basis, hat sich in den vergangenen Jahren langsam, aber sicher zur führenden digitalen Eurorack-Simulation gemausert. Im Vergleich zu Konkurrenten wie Softube Modular oder Voltage Modular ist das Angebot an virtuellen Modulen bei VCV Rack größer, die Community aktiver und die Entwicklungsplattform beliebter.
Optimal war das Ganze aber bislang trotzdem noch nicht: VCV Rack arbeitete mit DAWs wie Ableton Live oder Bitwig bisher nur auf Krücken zusammen. Bis jetzt: Denn mit Version 2 wird das virtuelle Eurorack-System erwachsen – und kostenpflichtig, zumindest die in der neuen VST-Version.

Details

Systemvoraussetzungen

Für die Nutzung von VCV Rack 2 werden Windows 7 bis 11, macOS 10.9 bis 12.0 oder Linux auf dem Level von Ubuntu 16.04 und höher verlangt; außerdem eine 64-Bit CPU, mindestens 1 GB RAM, 1 GB Festplattenspeicherplatz und eine dedizierte Grafikkarte von 2013 oder neuer. Auf Intel-Chips mit integrierten Grafikeinheiten, wie sie viele MacBooks und Mac minis der letzten Jahre vor der M1-Einführung hatten, läuft VCV Rack 2 nur bedingt, da die Visuals zu aufwendig dafür sind.

Das neue Design

Damit genug der Vorrede, steigen wir ein und starten beim neuen Look – der durchaus polarisiert: VCV Rack 2 ist deutlich „skeuomorphischer“ als die erste Version: Buttons, Fader, Drehgeber und Steckpunkte der Basis-Module aus der Reihe „VCV Fundamentals“ sind dreidimensionaler gestaltet.

Das neue Design der Standardmodule setzt auf eine 3D-Optik.
Das neue Design der Standardmodule setzt auf eine 3D-Optik.

Hellere Leuchten, bessere Kabel

Definitiv übersichtlicher und flexibler ist das neue Kabelsystem. Nicht nur die Farben sind nun knalliger und dadurch einfacher zu erkennen, auch die Auswahl der Kabel fällt per Rechtsklick auf Patchpunkte jetzt leichter. Das ist sehr hilfreich, wenn man beispielsweise rote Kabel für Audio- und blaue für CV-Signale verwenden möchte.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Kabelauswahl wurde verbessert …

Neue und verbesserte Module

Zusätzlich zur neuen Designsprache haben die Macher den Modulen der „VCV Fundamentals“-Reihe ein substantielles Update verpasst. Einige der wichtigen Basismodule haben neue Features erhalten: Das Delay kann jetzt (endlich!) via Clock synchronisiert werden, der Quantisierer bietet per Rechtsklick Preset-Skalen, die ADSR-Hüllkurve wird im Modul visualisiert und das Oszilloskop färbt Signaldarstellungen passend zur Kabelfarbe ein.

Wavetable-Oszillatoren: Doppelt hält besser

Zudem gibt es einige neue Module. Die besten sind eindeutig der neue Wavetable-VCO und der neue Wavetable-LFO, die den VCO 2 und den LFO 2 aus VCV Rack 1 ersetzen. Beide sind mit einer „Basic“-Tabelle für Standardwellenformen ausgestattet, die über das Kontextmenü der Module durch eigene Wavetables ersetzt werden kann. Weil sie zudem polyphon arbeiten, sind sie eine tolle tonale Ergänzung des Basis-Arsenals von VCV Rack.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwei Wavetable-Oszillatoren und überarbeitete Modulationsmodule sind neu.

Weitere neue Funktionen

Die Liste neuer Features ist immer noch nicht zu Ende. Hier gibt es deshalb noch einen Schnelldurchlauf über die wichtigsten Detailverbesserungen, bevor wir dann endlich zum VST-Plugin kommen. Man kann in VCV Rack 2 jetzt auch:

  • Mehrere Module markieren, gemeinsam verschieben und duplizieren
  • Vorlagen für Module speichern
  • Module wie Effekte, Filter und Modulationsquellen in einen „Bypass“-Modus schalten, um ihre Auswirkung auf den Signalweg nachzuvollziehen
  • Werte mittels Scrollen des Mausrads verändern
  • Einen „Dark Room“-Modus mit leuchtenden Lämpchen konfigurieren – allerdings sehr zu Lasten der GPU

Neben diesen Verbesserungen sticht außerdem noch der neue Modulbrowser hervor. Er macht es einfacher, bestimmte Module auszuwählen und in Patches zu integrieren. So kann nicht nur in der Ansicht gezoomt werden, etwa um schmale Geräte schneller anzuklicken, sondern es gibt auch Tags und Sortieroptionen. Besonders geniale Module können als Favoriten markiert werden und stechen dann gelb umrandet aus der Menge heraus – alles sehr komfortabel und durchdacht.

Fotostrecke: 2 Bilder Im „Dark Room“-Modus ist die Stimmung cool – aber die GPU leidet.

Das VST-Plugin

Highlight des neuen Releases ist allerdings die VST-Version: VCV Rack 2 Pro. Von ihr werden nach dem Download zwei Fassungen in die DAW der Wahl installiert: VCV Rack 2 und VCV Rack 2 FX – eine Audioquelle und ein Effekt-Plugin. 
Beide integrieren sich über die erwähnten Interface-Module in die Audio-Workstation: Es gibt ein MIDI-to-CV-Modul für den Transfer zwischen MIDI und VCV-Signalen und ein CV-to-MIDI-Modul für den umgekehrten Weg. Für den Einsatz von VCV Rack als Drummachine kann man alternativ auch ein MIDI-to-Gate-Modul nutzen. Die Ein- und Ausgänge dieser Module werden in der VST-Version direkt auf „DAW“ gesetzt. Für die Verbindung mit Ableton und Co. muss daher nichts zusätzlich gepatcht werden, sondern man kann direkt loslegen.

Anzeige

Praxis

Der grundsätzliche Einrichtungsworkflow ist mit VCV Rack 2 derselbe wie schon in Version 1, egal ob man die Plugin- oder die Stand-alone-Version nutzen will. Man legt sich auf vcvrack.com einen Account an und loggt sich anschließend damit in der Software ein. Online kann man Modul-Suiten von Drittanbietern zu seinem Account hinzufügen, die dann mit den Programmen auf dem Rechner synchronisiert werden. Patches können auf diese Weise gesichert und als „Presets“ wieder geladen werden.

VCV Rack 2 als Plugin in Ableton Live 11
VCV Rack 2 als Plugin in Ableton Live 11

Clock-Sync: noch nicht ganz sauber

All das ist auch in der Plugin-Version möglich, plus Steuerung und Synchronisierung mit anderen Softsynths und externen Geräten über die DAW. Aber: Das funktioniert aktuell leider nicht zuverlässig. Die Clock der Interfaces verschiebt sich in einigen DAWs (bei uns in Ableton Live 11) nach dem Start von Loops langsam, aber sicher – ein Bug, der laut Hersteller bald behoben sein soll, und das sollte er wirklich, denn so ist VCV Rack 2 leider nicht zu gebrauchen.

DAW-Sequenzierung und Automation

Wenn der denn (hoffentlich) bald behoben ist, wird es möglich sein, VCV-Sounds mit der DAW zu sequenzieren. Erstellt man in Ableton oder Bitwig dann einen MIDI-Clip, wird dessen Datensatz vom MIDI-to-CV-Modul in V/OCT-, Gate-, Velocity- und andere VCV-Informationen gesplittet, die verpatcht werden können. 
Wird das kreativ getan, offenbart sich die Flexibilität von Eurorack-Simulationen in digitaler Form sehr schnell. Denn umgewandelte MIDI-Daten müssen in VCV nicht zwingend für Tonhöhen, Gates und Velocity genutzt werden. Bei Patches mit einem Oszillator und einem Filter eignet sich der letztgenannte Wert genauso gut für die Filterresonanz oder die Pulsbreitenmodulation einer Pulswelle. Einfach ausprobieren lautet hier die Devise!

Daten von MIDI-Clips werden in VCV Rack verarbeitet und an Module geschickt.
Daten von MIDI-Clips werden in VCV Rack verarbeitet und an Module geschickt.

Parallel dazu können die Module in der Plugin-Version auch von der DAW mittels Automationsspuren moduliert werden. Das ist clever und intuitiv gelöst: Wird beispielsweise in Ableton der Automationsmodus aktiviert, legt die Software automatisch den zuletzt in VCV angeklickten bzw. bearbeiteten Parameter auf die aktive Automationsspur. Dann muss nur noch eine Automationsbewegung in die Ansicht gezeichnet oder mit einem Controller aufgenommen werden und schon bewegen sich die Regler im VCV-Rack automatisch. Wer Max for Live oder Bitwig-Modulationsgeräte nutzt, kann diese auch auf Parameter oder MIDI CCs mappen.
Hier zwei repräsentative Audiobeispiele für einen derartigen Einsatz:

Audio Samples
0:00
VCV-Sequenz (dry) VCV-Sequenz (und Replika)

Die trockene Sequenz der ersten Aufnahme wurde für die zweite durch das Replika-Delay von Native Instruments geschickt und über Ableton automatisiert. So wurde aus einer recht simplen Sequenz im Handumdrehen ein komplexeres melodisches Gefüge.

Mit Automationsspuren aus der DAW kommt Leben in die VCV-Patches.
Mit Automationsspuren aus der DAW kommt Leben in die VCV-Patches.

16 Spuren gleichzeitig aufnehmen

Hat man nach ein wenig Experimentieren ein Patch mit mehreren Stimmen erstellt, kommt das nächste großartige Feature der VST-Software zum Tragen: Mehrspuraufnahmen. VCV Rack 2 Pro kann über die erwähnten Audio-Interface-Module bis zu 16 Mono- und 8 Stereospuren ausgeben, die dann in der DAW in einzelne Spuren geroutet und aufgenommen werden können – genial!

Mehr Effektketten und Mixkontrolle

In Ableton Live kann man dafür die MIDI-Spur mit VCV Rack 2 auf „Sends Only“ stellen und dann einzelne Audiospuren für die jeweiligen Ausgänge des virtuellen Eurorack-Interfaces erstellen. Bei zwei Stereostimmen bekäme die erste dann die Ausgänge 1 und 2 der VCV-Spur und die zweite die Ausgänge 3 und 4. Der Vorteil: Die in VCV Rack generierten Sounds können in der DAW mit unterschiedlichen Effektketten bearbeitet werden.
Und weil man natürlich bei entsprechender CPU- und vor allem GPU-Leistung mehrere Instanzen von VCV Rack 2 nutzen kann, ist die Anzahl der virtuellen Ausgänge quasi endlos. Man kann mit dem Plugin in der DAW ganze modulare Kompositionen erstellen und aufnehmen.
Ansätze davon hört man in den drei Beispielen unten: Für eines habe ich mit der klassischen Modulkombination aus Rings und Clouds von Mutable Instruments gearbeitet, die beide für VCV Rack 2 verfügbar sind. Für das zweite wurde eine Sequenz in einer Instanz mit dem VCO von VCV und einem Kickdrum-Modul gepaart – und die dritte demonstriert mit vier FM-Sequenzen sowie externem Delay und Reverb die polyphonen Fähigkeiten des Plugins:

Ein klassisches Modularpatch: Rings into Clouds.
Ein klassisches Modularpatch: Rings into Clouds.
Audio Samples
0:00
Rings into Clouds Sequenz mit Kick FM Poly

Noch nicht alles läuft glatt

Beim Patchen und Aufnehmen lief das meiste bereits problemfrei. Aber nicht alles ist rosig: So ließ sich das Plugin leider nicht ganz problemlos öffnen. Es wurde im Live-Vollbildmodus erst immer in einem weiteren Vollbildmodus gestartet, dort aber mit einem unschönen schwarzen Hintergrund. Erst wenn man dann zurück zu Live ging, lief die Anzeige korrekt und das flexible Vergrößern und Verkleinern des Fensters funktionierte. Außer diesem Bug und dem hoffentlich bald behobenen Clock-Problem lief bis auf einen einzigen Absturz alles gut. Ein unterm Strich stabiler erster Release, der aber noch ein paar Updates vertragen kann.

Anzeige

Fazit

Wie die Software selbst fällt das Fazit meines Tests zwiegespalten aus: Auf der einen Seite haben wir die kostenlos verfügbar Stand-alone-Version VCV Rack 2. Sie festigt mit einem neuen, übersichtlichen Design ihren Ruf als die beste virtuelle Eurorack-Simulation auf dem Markt. Neue Funktionen wie Wavetable-Oszillatoren, Visualisierungen von Modulationssignalen, Modulvorlagen und der neue Modulbrowser machen das Patchen an entscheidenden Stellen flexibler, übersichtlicher und spaßiger. Die Stand-alone-Version von VCV Rack 2 ist ein idealer Einstiegspunkt in die Welt der modularen Synthesizer und zugleich ein machtvolles Tool für Fortgeschrittene.
Die wahre Zukunft von VCV Rack liegt in der DAW. Die Macher haben mit der Plugin-Version eine Lösung entwickelt, die das Beste aus zwei Welten – digitale Produktionsumgebungen und modularer Workflow – perfekt verbindet. Es ist egal, ob Module mit der DAW in VCV Rack sequenziert und moduliert werden sollen oder umgekehrt: Beides funktioniert intuitiv. Gerade in DAWs wie Ableton Live mit Max For Live oder der quasi-modularen Arbeitsumgebung von Bitwig überschlagen sich die Möglichkeiten geradezu; CV und MIDI werden gleichwertig.
Umso kreativer kann dann übrigens auch „echte“ Modulargear aus externen Euroracks eingebunden werden. VCV kann bei Verwendung von DC-gekoppelten Audio-Interfaces, etwa von Expert Sleepers, als ‚Plugin-Brücke‘ genutzt werden. Diese kann MIDI und virtuelle CV-Signale an Modular-Racks schicken oder analoge CV-Signale in digitale Informationen umwandeln. 

Pro

  • Authentische Eurorack-Simulation mit vielen Modulen
  • Vielschichtige DAW-Integration (Pro-Version)
  • Stand-alone-Version kostenlos
  • Patches und Modulvorlagen speicherbar
  • Kreatives Patching ohne teure Hardware

Contra

  • Benötigt eine dedizierte GPU

Preise

  • VCV Rack 2 Free: Kostenlos
  • VCV Rack 2 Pro: 99 US-Dollar bis Ende 2021, danach 149 US-Dollar
  • VCV Rack 2 Pro + VCV Drums + VCV Sound Stage: 139 US-Dollar bis Ende 2021, danach 209 US-Dollar
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Authentische Eurorack-Simulation mit vielen Modulen
  • Vielschichtige DAW-Integration (Pro-Version)
  • Stand-alone-Version kostenlos
  • Patches und Modulvorlagen speicherbar
  • Kreatives Patching ohne teure Hardware
Contra
  • Benötigt eine dedizierte GPU
  • Probleme beim Clock-Sync
Artikelbild
VCV Rack 2 Pro Test
Hot or Not
?
VCV Rack 2 als Plugin in Ableton Live 11

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • dreadbox Artemis Sound Demo (no talking)
  • Arturia Astrolab 88 Review - Arturia's Flagship Stage Keyboard
  • Moog Messenger Sound Demo with Custom Presets