MWM EDJING MIX für iOS 2020 Test

Die App edjing mix stammt aus der Feder der französischen Firma Music World Media und ist mit zwei Decks, Effekten und einem Sampler ausgestattet. Der Song-Nachschub kann flexibel durch lokal gespeicherte Tracks oder die Musik-Streamingdienste Deezer und SoundCloud erfolgen. Neben einer Touchscreen-Bedienung unterstützt die App eine Steuerung per DVS, Spezialcontroller „Mixfader“ und Pioneer DJ DDJ-200. Die App wird für Android und iOS bzw. iPadOS angeboten und kann kostenlos getestet werden. Wer überzeugt ist, zahlt für das Abo 7,99 Euro pro Woche oder 40,99 Euro pro Jahr. Meinen Test habe ich mit der Vollversion auf einem iPad durchgeführt.

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MWM edjing mix: DJ-App für iPhone, iPad und Android

Details

Mixing-Fenster

Das Mixing-Fenster in edjing mix ist übersichtlich strukturiert und bietet im oberen Bereich Wellenformanzeigen, die das Arbeiten erleichtern sowie einen Recording-Taster und einen Zugriff auf das Einstellungsmenü. Zudem lassen sich hier die Wiedergabegeschwindigkeiten per horizontalem Pitchfader wählen und eine optionale Tonartkorrektur aktiveren. Das von der App generierte Beatgrid kann halbiert oder verdoppelt und per Tap-Taster neu generiert werden. Werkzeuge zum Strecken, Stauchen oder Verschieben des Gitters gibt es leider nicht.
Direkt unterhalb der Wellenformen befinden sich die Effekt-, Loop-, EQ- und Hot-Cues-Taster und der Zugang zur Songsammlung. Den größten Bereich belegen zwei optisch schön gestaltete Plattenspieler zur Steuerung der Tracks inklusive beweglicher Tonarme mit Systemen und beleuchteten Powerschaltern. Das Anschieben oder Abbremsen übernehmen Plus/Minustaster, die etwas versteckt in der linken oberen Ecke der Player lokalisiert sind. Start-/Stopp- und Cue-Taster befinden sich in der unteren Sektion, gemeinsam mit den Sampler-Aktivierungsschaltern. Zwischen den beiden Plattspielern sind die Kanal-Fader, Cue-Taster zum Vorhören sowie Automix- und Sync-Buttons positioniert. Zum Überblenden steht ein Crossfader parat, der per Wischbewegung oder Pfeiltasten gesteuert wird.
Aktiviert man die FX-Taste, so werden zwei übereinander angeordnete Effekte eingeblendet, die  parallel bedienbar sind. 15 Effekte stehen zur Auswahl, deren Reihenfolge selbst bestimmbar ist. Hier finden sich: Filter, Echo, Flanger, Reverse, Roll, Steel, Gate, Roll Filter, Double Beat, Phaser, Color Noise, Beatgrid, Band Pass, Band Stop und Reverb, also eine bunte Mischung aus gewöhnlichen und besonderen DJ-Effekten.
Die Loop-Sektion ist mit acht Feldern bestückt und erlaubt eine Aktivierung von Autoloops in der Länge von ¼ bis 32 Takten. Die gesetzten Schleifen können in Echtzeit verlängert oder verkürzt werden und auch das freie Setzen per IN- und OUT-Taster ist möglich. Die Loops rasten auf dem Beatgrid ein, wer das nicht möchte, deaktiviert die entsprechende Funktion in den Settings.
Der EQ-Bereich umfasst pro Deck Dreiband-EQs, welche die Signale mit bis zu 30 dB absenken und 8 dB anheben. Die Vorverstärkung mit maximal 4 dB gelingt per Gain-Regler, eine direkt daneben platzierte Pegelanzeige dient der optischen Pegelüberwachung.
Die App edjing mix verfügt in der Hotcues-Sektion über acht farblich markierte Speicherplätze, mit denen sich Songstellen oder Mixpunkte fixieren lassen. Auch diese rasten auf Wunsch auf dem Beatgrid ein.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Mixing-Fenster ist übersichtlich gestaltet und bietet Zugriff auf die wichtigsten Funktionen

Sampler

Der Sampler ist mit 16 Slots versehen, die auf zwei Bänke verteilt sind. Alle Samples werden im One-Shot-Modus abgefeuert und sind per Lautstärke-Fader steuerbar. Optional kann auch eine Zuweisung zum Crossfader erfolgen, sodass die Samples jeweils gemeinsam mit dem Song im Deck zu hören sind und beim Überblenden verstummen. Eigene Samples lassen sich nicht nutzen, es gibt aber eine recht umfangreiche Zusatzauswahl, die Samples aus Genres wie House, EDM, Trap, Trance, Dubstep etc. umfasst. In der anpassbaren Auswahlliste wird zudem angezeigt, welches Sampleset für die Decks A und B selektiert wurde.

Songauswahl

edjing mix kann auf die intern im iPad gespeicherten Songs (iTunes) zugreifen, aber auch auf die Online-Angebote von Deezer (kostenpflichtiger Account vorausgesetzt) und SoundCloud. Wer einen einfachen Datenaustausch wünscht, kann per Google Drive, Dropbox oder iCloud Drive für Nachschub auf seinem mobilen Device sorgen.
Mit Sets (Playlists) lassen sich Songs organisieren und eine Suchfunktion, die alle verfügbaren Quellen einbezieht sowie verschiedene Sortieroptionen (Künstler, Alben, Tracks) erleichtern das Auffinden der gewünschten Songs. Für Automix gibt es eine Warteliste und für diese selbständig ablaufenden Mixe kann die Länge der Übergänge bestimmt, eine Shuffle-Funktion gewählt sowie Sync selektiert werden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Im Song-Auswahlfenster lassen sich Songs suchen und in Sets (Playlisten) einsortieren

Setup

Im Setup-Fenster kann das Aussehen der Oberfläche durch Selektion des gewünschte Skins (Diamond, Metal, Gold, Neon) bestimmt werden. Zahlreiche weitere Optionen wie Zeiteinblendungen in den Decks, Pitchfader-Range, Synchronisation für Loops, Cue und Seek, Pre-Cueing, Slip-Modus und das Verhalten (Starten, Stoppen) der virtuellen Plattenspieler lassen sich hier bestimmen. Zudem gibt es acht verschiedene Kurvenverläufe für den Crossfader (von linear bis zu schnellen Cuts) und Konfigurationsmöglichkeiten für externe Audio-Devices (für DVS) und den, per Bluetooth koppelbaren Mixfader.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Setup-Menü erlaubt eine individuelle Konfiguration der App

Praxis

Kreatives

Die Loop-Funktion kann durch Echtzeitmodifikationen für punktuelle Highlights genutzt oder zum Verlängern von Songparts eingesetzt werden. Etwas schade ist allerdings, dass sich Loops nicht speichern lassen und dass beim freien Setzen einer Schleife keine optische Startmarkierung gesetzt wird.
Gut gefallen hat mir die praxisgerecht zusammengestellte Effektsektion, denn diese bietet zwei parallel aktivierbare Effekte und erlaubt eine dynamische Kontrolle durch Fingerfahrten auf dem Bildschirm. Bei Bedarf sind die gewählten Parameter bei einigen Effekten auch per Schlosssymbol fixierbar, sodass sich die Anzahl der gleichzeitig nutzbaren Effekte sogar noch erweitern lässt. Klanglich haben mir die Effekte gut gefallen.

Sampler

Der 16-Slot-Sampler lässt sich für Einwürfe oder Fingerdrumming nutzen, dank farblicher Markierungen sind Perkussion-, FX-, Lead- und Bass-Samples einfach identifizierbar. Loop-Samples zur Mixuntermalung gibt es nicht und eigenes Material kann auch nicht verwendet werden. Die von Future Loops stammenden Samplepacks überzeugen klanglich, Anpassungsoptionen für Pitch, Tempo etc. wären aber nicht schlecht gewesen.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein angeschlossenes USB-Audiointerface wird selbständig erkannt und kann zur Zuspielung von Timecode-Signalen …
Audio Samples
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Externe Steuerung & Audio-Vinyls

edjing mix unterstützt die Steuerung des Crossfaders mit dem Bluetooth-Controller Mixfader (Produktseite auf thomann.de). Die circa 100 Euro teure Spezialfernbedienung erlaubt eine haptische Bedienung, die sicherlich authentischer funktioniert als die Fader-Kontrolle per Finger auf dem Bildschirm, hat aber einen doch recht arg eingeschränkten Einsatzbereich.
Spannender, da umfassender nutzbar, finde ich die Steuerung der App per MIDI-Controller, wobei hier aktuell nur der Pioneer DDJ-200 kompatibel ist, der sich für private Einsätze empfiehlt.
Etwas fortgeschrittener ist die Modifikation der Tracks per DVS. Hier sind Timecode-CDs und Vinyls von Serato und Native Instruments nutzbar. Das Ganze funktioniert via Class-Compliant-USB-Audiointerfaceerstaunlich gut, wenn auch vielleicht nicht ganz so performant wie bei einer Computer-basierten Lösung. Leider zeigen die BPM-Einblendungen in den Decks nicht die aktuellen Wiedergabegeschwindigkeiten an, sondern nur die Ausgangsgeschwindigkeiten. Wählt man den Vinyl-Typ „Audio Vinyls“, so lassen sich „normale“ Audio-Vinyls durchschleifen und mit den digitalen Tracks in edjing mix kombinieren – nice!

Recording & Sharing

edjing mix ist mit einer Recording-Funktion ausgestattet, die DJ-Sets als M4A-Datei mit 44,1 kHz und 32-Bit aufzeichnet. Nach dem Aufnahmevorgang kann der mitgeschnittene Mix per AirDrop auf ein anderes Apple Device oder in andere Apps auf dem gleichen Gerät kopiert werden. Alternativ gelingt der Transfer auch per Kabel (iTunes) auf einen Computer oder E-Mail an beliebige Empfänger.

Fazit

edjing mix ist eine solide ausgestattete DJ-App, mit einer optisch ansprechenden Bedienoberfläche, die das Auflegen mit zwei Decks inklusive kreativer Ausschmückungen erlaubt. Die App eignet sich vor allem für private Anwendungen oder zum Vorbereiten von DJ-Sets im mobilen Einsatz und beinhaltet neben den Basics wie EQs, Hotcue-Punkten und Loops auch 15 gut klingende Effekte und einen Sampler.
Darüber hinaus verfügt edjing mix über eine DVS-Unterstützung sowie eine Steuermöglichkeit per Mixfader. Die Songversorgung lässt sich durch lokal gespeicherte Tracks oder Online-Dienste wie SoundCloud oder Deezer realisieren. Punktabzüge gibt für die eingeschränkte Beatgrid-Bearbeitung und die aktuell auf ein Gerät (Pioneer DDJ-200) beschränkte MIDI-Controller-Unterstützung. Wer sich für die bezahlte Version entscheidet, die die Anzahl der Effekte erweitert, eine unbegrenzte Aufnahmelänge und Vorhörfunktion bietet, alle Samplepacks freischaltet und vier Skins ergänzt, sollte das Jahresabo für circa 40 Euro wählen, da sonst stattliche 7,99 Euro pro Woche anfallen.

PRO

  • übersichtliches Layout
  • einfach zu bedienen
  • gute Effekte
  • Deezer und Soundcloud Support
  • steuerbar per DVS und Mixfader

CONTRA

  • schwierige Beatgrid-Korrektur
  • keine eigenen Samples nutzbar
MWM edjing mix: DJ-App für iPhone, iPad und Android
MWM edjing mix: DJ-App für iPhone, iPad und Android

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