Warwick BC10 Test

Wenn es eine ganz bestimmte Gattung von Bassverstärkern gibt, die von der technischen Entwicklung der letzten 20 Jahre besonders profitieren konnte, dann die der Basscombos. Besonders in diesem “Zwergenland” kommt es auf optimale Abstimmung der Komponenten an, um ein optimales Gleichgewicht von Leistung und Gewicht zu erzielen. Insbesondere die ganz kleinen Übungsverstärker haben sich jenseits des “Putzigseins” emanzipiert und avancieren in der letzten Zeit immer mehr zu vollwertigen Arbeitswerkzeugen. Es ist ein wenig wie mit einem kleinen Zweitwagen, der letztlich im alltäglichen Gebrauch sogar häufiger eingesetzt wird, als die Limousine in der Garage.

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Die deutsche Firma Warwick entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Bassisten Jonas Hellborg eine eigene Basscombo-Serie unter der Bezeichnung “BC”. Die Produktreihe umfasst die Leistungsstufen 10, 20, 40, 80, 150 und 300 Watt. Um vorzügliche Klangeigenschaften zu generieren, spendierte man der BC Serie ein Class-A-Vorstufendesign, rauscharme Schaltkreise und sogenanntes “Dynamic Distortion Limiting”, um den Basssound stets verzerrungsfrei wiederzugeben. Wir haben das kleinste Modell in das Rennen geschickt: den BC10, einen 10 Watt starken Übungsverstärker mit 8-Zoll-Speaker und lediglich 6,5 kg Gewicht.

Details

Während sich viele kleine Bass-Übungsverstärker wie ein kleines und mitunter auch fragiles Spielzeug anfühlen, hat man bei dem Warwick BC-10 nicht diesen Eindruck. Er wirkt rundum robust und solide. Insbesondere das sechsfach verschraubte kräftige Frontgitter aus grau eloxiertem Stahl dürfte selbst massiven Attacken auf den dahinter sitzenden Warwick WXC 8″-Lautsprecher standhalten. Das gleichfalls solide Holzgehäuse ist mit schwarzem Filz überzogen, die Ecken werden durch schwarze Kunststoffkappen geschützt. Ein Koffergriff an der Oberseite gestattet das angenehme Tragen des lediglich 6,5 kg umspannenden Gesamtgewichts.
Eine frontseitige, runde Bassreflexöffnung erlaubt in Kombination mit der Gehäusetiefe von 22cm eine höhere Effizienz bei der Wiedergabe tiefer Bassfrequenzen, was sicherlich stets die größte Herausforderung bei dem Design eines derart kleinen Combos darstellt.

Fotostrecke: 4 Bilder Rein äußerlich hat der kleine Warwick-Combo …

An der hinten liegenden Oberkante sitzt die Bedienungseinheit des BC10. Die Beschriftung hat man sinnvollerweise so angebracht, dass man sie von oben lesen kann, während man sich vor der Frontseite des Combos befindet. Zwei 6,3mm-Klinkeneingänge bietet der BC-10, wobei der linke Eingang mit einer Eingangsimpedanz von 50 kOhm für aktive Bässe ausgelegt ist und der rechte Eingang mit 500 kOhm für passive Bässe. Sehr praktisch ist die Tatsache, dass beide Eingänge gleichzeitig verwendet werden können, was ideal für Unterrichtszwecke und gemeinsames Jammen ist.
Weiterhin gibt es einen Miniklinkeneingang für den Anschluss externer Audioquellen, wie MP3-Player, Drum-Machine und ähnliches. Ein Lautstärkeregler für diesen Aux-Weg existiert nicht. Da die meisten externen Quellen jedoch über eigene Lautstärkekontrollen verfügen, dürfte dies kein Problem darstellen. Ein Miniklinken-Kopfhörerausgang gestattet die Verwendung des BC10 als reinen Kopfhörerverstärker. Wird die Kopfhörerbuchse belegt, dann wird der 8″-Lautsprecher des BC-10 abgeschaltet und das Üben kann ohne Belästigung der Nachbarschaft ausgeführt werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Auch in der Schaltzentrale gibt es nicht viel zu entdecken.

Ein Lautstärkeregler und eine Dreiband-Klangregelung bieten eine unkomplizierte Klangsteuerung. Die drei EQ-Bänder sind folgendermaßen ausgerichtet:
Bass: +/-12dB @ 60 Hz (Shelve Filter)
Mid: +/-12dB @ 800 Hz (Peak Filter)
Treble: +/-12dB @ 10 kHz (Shelve Filter)
Die Frequenzabstimmung der drei EQ-Bänder ist bei allen BC-Combos identisch (bei den größeren Modellen kommt allerdings noch eine Hochmittenregelung hinzu). Der Mittenbereich wird über ein Breitbandfilter geregelt, das entsprechend effektiv in den Sound eingreift. Vielleicht hätte es dem BC-10 mit seinem kleinen 8″-Lautsprecher besser gestanden, die Kernfrequenz des Bassregelbereiches etwas höher anzusetzen als bei 60 Hz, aber das klären wir beim Praxistest.

Fotostrecke: 2 Bilder Ebenfalls sinnvoll zum Üben: Aux-Eingang und eine Anschlussmöglichkeit für Kopfhörer.

Auf der Rückseite befindet sich die Buchse für den Anschluss des zweiadrigen Netzkabels mit Kleingerätestecker und der Netzschalter.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein schöner Rücken kann entzücken: ein- und ausgeschaltet wird der BC10 …

Praxis

Knuffig ist er, der Warwick BC10. Auf mich machen das Gehäuse, die Verarbeitung und das massive Stahlfrontgitter einen wirklich sehr guten Eindruck. Rohe physische Gewalt dürfte schlimmstenfalls den Schutzkappen gefährlich werden, die zum Schutz der Ecken angebracht sind, denn diese sind aus Kunststoff. Dennoch sehe ich bezüglich der Robustheit ganz klar, dass dem BC10 selbst im rauen Musikschuleinsatz eine lang währende, gute Gesundheit zu prognostizieren ist. Das Teil hält schon einiges aus!
Die Bedienung ist selbsterklärend: einfach anschalten und loslegen. Als wirklich nützlich empfinde ich die beiden simultan verwendbaren Instrumenteneingänge, die bei solch kleinen Verstärkern eher selten zu finden sind. Nun sind 10 Watt Leistung wirklich nicht viel und auch ein 8-Zoll-Lautsprecher ist nicht unbedingt in der Lage, ein sattes Bassfundament zu liefern – glaubt man allgemein. Wenn man den Warwick BC10 schließlich in Aktion erlebt, dann wird man eines Besseren belehrt!

Der BC10 liefert einen sehr straffen, knurrigen Sound mit einer sehr starken Dynamik – und bleibt dabei immer absolut clean! Ein derartig durchdringendes und klares Basssignal hätte ich nicht erwartet, angesichts der niedrigen Leistung und den winzigen Abmessungen des Gehäuses, aber irgendwie ist es Warwick gelungen, einige Gesetze der Physik geschickt zu manipulieren. Die für einen Verstärker dieser Größe ungewöhnliche Verwendung einer Class-A-Schaltung in der Vorstufe sorgt für eine sehr schnelle Signalansprache. Das von Warwick entwickelte “Dynamic Distortion Limiting” scheint sich tatsächlich zu bewähren, denn so laut und dennoch klar habe ich noch niemals einen 10 Watt starken Bass-Übungsverstärker klingen gehört.

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Klangregelung neutral

Der Grundcharakter des Warwick BC10 begünstigt eindeutig die durchsetzungsfreudigen Mitten. Das ist auch gut so, hilft es dem Zwerg doch dabei, sich Gehör zu verschaffen. Ein kleiner Amp mit deutlichem Charakter, das hat man selten bei Amps der Übungsklasse! Dabei macht der BC10 sowohl bei Begleitung im unteren Register, als auch Solo im oberen Register eine tolle Figur und klingt stets aufgeräumt. Mir gefällt die Detailabbildung des Klangs wirklich sehr gut, denn man hört die Nuancen des Spiels – nichts wird kaschiert oder verwässert. Auch dies ist in meinen Augen eine Qualität, über die ein Übungsamp verfügen sollte, denn schließlich will man gerade beim Üben ja eine besonders gute Kontrolle über sein Spiel erhalten:

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Begleitung und Solo

Dreht man den Mittenregler zurück und die Höhen hinein, erwartet einen ein schöner Slapsound. Aufgrund eines fehlenden Hochtöners ist dieser allerdings nicht HiFi-lastig, sondern etwas milder. Dennoch liefert der 8″-Speaker ausreichend viele und auch angenehme Höhen.

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Slap

Wenn man die Mitten des Amps stark hereindreht, wirkt sogar das Plektrumspiel vom Charakter, als würde der Bass gerade mit den Fingern gezupft werden. Die Mitten arbeiten dabei sehr effektiv und der Mittenregler ist auf jeden Fall derjenige EQ-Regler am BC10 mit dem größten Einfluss auf den Gesamtsound.

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Plektrum

Der Bassregler des Dreiband-EQs setzt laut Spezifikationen bei 60 Hz an. Das ist verwunderlich, denn bei einem so kleinen Lautsprecher hätte ich vermutet, dass dies eher in einem Bereich von 100-150 Hz geschehen würde, zumal der Lautsprecher mit einem Frequenzgang von 80Hz bis 10kHz spezifiziert wird. Nichtsdestotrotz zeigt der Regelbereich eine deutlich hörbare Wirkung und der Lautsprecher macht das problemlos mit. Auch bei stark angehobenen Bässen verkraftet der BC10 auch bei weit aufgedrehtem Volumen ohne Murren und Zerren eine tiefe B-Saite. Ich bin fasziniert – und begeistert!

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Regelbereich des Bassreglers

Zuletzt muss ich noch erwähnen, dass der BC10 absolut nebengeräuschfrei agiert. Kein Rauschen, kein störendes Lüftersignal, denn ein Lüfter ist gar nicht vorhanden. Eine Kühlung erfolgt gegebenenfalls laut Warwick durch die Luftzirkulation im Gehäuseinneren durch die Membran- und Luftbewegung des Lautsprechers.
Man hört also definitiv nur das, was man hören möchte. Auch die zusätzliche Aux-Inputbuchse zum Anschluss von MP3-Player & Co. verrichtet ihre Aufgabe souverän. Dabei kann man beispielsweise ein Metronom oder eine Drum-App vom Smartphone so weit aufreißen, dass auch hier keine Fragen mehr offen bleiben.

Fazit

Der Warwick BC10 ist ein Übungsverstärker von kindlichem Ausmaß und Gewicht, aber sehr ausgewachsenen Klangeigenschaften. Der winzige Amp liefert über seinen 8″-Lautsprecher stets einen direkten, klaren und druckvollen Sound – ohne die geringste Spur von Verzerrung! Zudem klingt er klingt weitaus lauter, als es 10 Watt vermuten lassen würden. Den Sound kann man mit Attributen wie “erstaunlich kräftige Bässe”, “straffe Mitten” und “milde Höhen” beschreiben. Selbst die B-Saite eines Fünfsaiters gibt der kleine Amp mühelos wieder. Mittels seiner zwei Eingangsbuchsen können auch zwei Instrumente gleichzeitig angeschlossen werden, was besonders für Unterrichtszwecke sehr hilfreich ist. Die sehr stabile Verarbeitung rundet das positive Gesamtbild ab. Angesichts des obendrein günstigen Preises führt kein Weg an einer 100% Empfehlung vorbei.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
  • sehr gut klingender Übungsverstärker
  • zwei Instrumenten-Eingänge, simultan verwendbar
  • Kopfhöreranschluss und Aux-Eingang vorhanden
  • sehr stabile und solide Verarbeitung
Contra
  • Keine
Artikelbild
Warwick BC10 Test
Für 119,00€ bei
Kleines Kraftpaket: Dass Warwicks BC10 ein derart gesunder Ton zu entlocken ist, hätte unser Tester Oliver Poschmann gar nicht angenommen!
Kleines Kraftpaket: Dass Warwicks BC10 ein derart gesunder Ton zu entlocken ist, hätte unser Tester Oliver Poschmann gar nicht angenommen!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Warwick
  • Modell: BC10
  • Herstellungsland: China
  • Art: transistorbasierter Basscombo-Verstärker mit Class-A Vorstufe
  • Leistung: 10 Watt
  • Lautsprecher: 1 x 8“ Warwick WXC 8/8 Bass Driver (Impedanz 8Ω, SPL: 90 dB, Frequenzgang 80Hz-10kHz)
  • Klangregelung: Dreiband-EQ; Bass: +/- 12dB @ 60Hz; Mid: +/- 12dB @ 800Hz; Treble: +/- 12dB @ 10kHz
  • Eingänge: 2 x Instrument In: 1 x active (360mV/50K Ω), 1 x passive (110mV/500K Ω);
  • 1 x Aux In Miniklinke (750mV/50K Ω)
  • Frequenzgang: 20Hz-20kHz +/-0.5 dB
  • Klirrfaktor: weniger als 0,3% bei Nennleistung
  • Stromverbrauch: 22 Watt
  • Abmessungen (H x B x T in mm): 320 x 250 x 220
  • Gewicht: 6,5 kg
  • Preis: 129,29 Euro (UVP)
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