EBS Microbass II Test

Die schwedische Firma EBS zählt in Europa zu den führenden Herstellern von Bassequipment und hat sich durch die konsequente Einhaltung ihrer Qualitätsnormen ein glänzendes Image erarbeitet. Dass die Produkte dabei stets in engem Dialog mit erfahrenen Bassisten aller Stilrichtungen entwickelt werden, lässt innovative Ideen nie zu kurz kommen. So ist die EBS Microbass II Preamp D.I. Box – und das vorweg – die wahrscheinlich vielfältigste Bass-D.I. Konstruktion, die je für das Stompbox-Design entwickelt wurde. Wir sind gespannt, wie sie sich im Vergleich zu den übrigen Spezialisten schlägt.

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DETAILS
Die EBS Microbass II DI ist geradezu übersäht mit Reglern, Schaltern, Knöpfen und Ein- und Ausgängen. Trotzdem findet das alles äußerst ökonomisch Platz auf der kleinen Oberfläche eines soliden, schwarzen und nicht besonders leichten Metallgehäuses im Format handelsüblicher D.I. Boxen. Das allein ist schon beachtenswert, denn bei näherem Hinsehen verbirgt sich unter der Oberfläche eine vollwertige zweikanalige Bassvorstufe, die mit ihren Features selbst manches ausgewachsene Basstopteil in Verlegenheit bringen dürfte.

Die Microbass DI verfügt auf der rechten Seite über zwei Instrumenteneingänge. Wahlweise lassen sich diese getrennt den Kanälen A und B zuweisen, können aber auch gleichzeitig genutzt werden. Ebenfalls auf der rechten Seiten findet man die Klinkenausgänge Output und Link. Output leitet das bearbeitete Basssignal, Link das unbearbeitete weiter. So kann beispielsweise eine zweite DI Box oder der eigene Verstärker mit dem Originalsignal versorgt werden, will man das bearbeitete Signal lediglich für das Mischpult verwenden.

Auf der linken Seite befinden sich ein 9V-Netzteilanschluss, zwei Monoklinkenbuchsen mit der Bezeichnung FX-Send und -Return zum Einschleifen von Effekten, und zwei Druckschalter für die Funktionen Groundlift und Speakersimulation. Diese beziehen sich auf den daneben liegenden XLR D.I. Ausgang.
Insgesamt sind es neun Potis, die sich den kleinen Platz auf der Oberfläche teilen. Die unterschiedlichen Sektionen sind optisch sehr klar und übersichtlich gegliedert: Alle Potis und Taster, die sich auf Kanal A beziehen, sind weiß unterlegt, alle für den Kanal B zuständigen blau.

Für Kanal A arbeiten drei Potis mit den Funktionen Boost, Bass und Treble, ein Schalter mit der Funktion Bright zur Anhebung der Höhen um 12 dB bei 10 kHz und ein weiterer aktiviert den Enhanced Filter. Dieser wirkt sich auf die Funktion des Treble-Potis aus: Ist er gedrückt, werden bei Höhenboost die Mitten abgesenkt und bei Höhencut angehoben – ein Super-Feature zum schnellen Generieren von Funk- und Rocksounds mit einem Dreh.

Kanal B: Die Klangregelung von Kanal B ist vollkommen anders aufgebaut. Das hat den Vorteil, dass man bei einer Kombination der beiden Kanäle eine riesige Palette an Sounds erhält. So verfügt Kanal B über eine breitbandige Mittenparametrik mit stufenloser Frequenzwahl zwischen 50 Hz und 2 KHz und einem Boost/Cut Regler, der mit +/- 12 dB in das Geschehen eingreift. Das Poti mit der Bezeichnung Edge bedient ein Glockenfilter zum Boosten oder Cutten von Frequenzen um 7 KHz, mit dem Drive Poti wird die Verzerrung geregelt. Daneben befindet sich der Taster A+B, mit dem man das Schaltverhalten zwischen beiden Kanälen bestimmt.

Ein Volumepoti regelt den Level der unsymmetrischen Klinken Output-Buchse, die das Signal beispielweise zum Verstärker führt, oder aber zum Miniklinken-Kopfhörerausgang, der sich unmittelbar daneben befindet.

Ein weiteres Poti mit der Bezeichnung FX-Mix reguliert den Anteil des Effekteinschleifweges zum Originalsignal. Hier kann stufenlos von 0% (Bypass) über 50% (parallel eingeschleift) bis hin zu 100% (seriell eingeschleift) eingestellt werden, wie viel vom Effektsignal dem Original beigemischt werden soll. Allerdings gibt es für den Einschleifweg keinen Bypassschalter.

Mit dem Taster neben dem FX-Mix Poti aktiviert man eine analoge Röhrensimulation, die sich auf beide Kanäle auswirkt.

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Von den beiden Fußschaltern sorgt der mit der Funktion Mute für das Stummschalten des Signals, was mit einer roten LED angezeigt wird. Der mit dem Aufdruck A/B bedient die Kanalauswahl, seine Funktion ist allerdings abhängig von der Position des Wahl-Drucktasters „A+B“.
Die Funktion des A/B Fußschalters ist so ausgelegt, dass entweder nur die Klangregelung von Kanal A (blaue LED) oder Kanal B (rote LED) verwendet wird. Er dient also, wenn nur ein Bass angeschlossen ist, zum Umschalten zwischen verschiedenen Sounds, wenn zwei Bässe angeschlossen sind, zum Umschalten zwischen den beiden Instrumenten, die jeweils getrennt auf die Kanäle zugreifen.
Ist der „A+B“ Taster gedrückt und nur Buchse A belegt, klingen beide Klangregelungen der Kanäle A und B kombiniert. Kanal A ist dabei immer eingeschaltet, Kanal B kann per Fußschalter dazugeschaltet werden.
Sind die Instrumentenbuchsen gleichzeitig belegt, lassen sich beide Eingänge parallel betreiben: Entweder können zwei Bassisten gleichzeitig spielen, im Unterricht beispielsweise, oder bei einem Bass mit getrennten Pickupsystemen – Magnet und Piezo beispielsweise – können beide Signale gleichzeitig eingespeist werden. Dabei funktionieren die Klangregelungen der Kanäle wiederum getrennt, sodass auch jedes Instrument im jeweiligen Kanal getrennt bearbeitet werden kann. Bei dieser Funktion erlöschen dann beide LEDs der Kanalanzeige.

Die D.I.-Box Microbass II bietet vier unterschiedliche Optionen zur Stromversorgung:

1) Per 9 Volt-Batterie, die sich in einem ausklappbaren Batteriefach an der Unterseite befindet. Auf der Oberfläche befindet sich eine Batterie-Indikator-LED, die bei schwacher Batterie leuchtet.

2) Durch EBS Phantom Power, wobei die Stromversorgung über ein Stereoklinkenkabel zwischen Outputbuchse und Verstärker gewährleistet wird. Dies ist eine Option, die ausschließlich mit EBS Topteilen funktioniert, die externe EBS Geräte über ein eigenes System mit Strom versorgen können.

3) Mit 48 Volt Phantomspeisung, der Standard-Stromversorgung über die symmetrische XLR-Verbindung zum Mischpult, zu Mikrophonverstärkern oder ähnlichen Geräten, die natürlich über diese Möglichkeit verfügen müssen. Die aktive Phantomspeisung wird von einer LED am Microbass II angezeigt.

4) Durch ein 9 Volt Gleichstrom-Netzteil kann das Gerät ebenfalls mit Strom versorgt werden.

PRAXIS
Zu allererst ist anzumerken, dass alles an der EBS Microbass II DI grundsolide wirkt. Hier wurde bei keinem Bauteil an Qualität gespart: Alle Potis haben ordentlich Grip, sie sind also relativ schwergängig und lassen sich kaum unabsichtlich verstellen. Die Knöpfe sind ebenfalls griffig gummiert und verfügen über eine deutliche Positionsmarkierung, die auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch gut lesbar ist. Ebenfalls tadellos sind die Klinkenbuchsen und alle Schalter und Taster. Bis hin zum Batteriefach ist von Kompromissen nichts zu sehen und zu spüren. Das sorgt von Anfang an für ein gutes Gefühl, das auch über die lange Testphase nie enttäuscht werden sollte.

Ein ganz großes Plus der Microbass II DI ist natürlich ihre zweikanalige Ausrichtung. Der große Vorteil zeigt sich zum Beispiel im Livebetrieb, wenn man zwei sehr unterschiedliche Bässe gemeinsam auf einem Mischpulteingang nutzen will oder vielleicht sogar muss, weil nicht genügend Kanäle vorhanden sind. Ein kleiner Wehrmutstropfen sind dabei die fehlenden Gainregler, sodass es nicht so einfach ist, beide Kanäle gleichmäßig einzupegeln. Da Kanal A über einen Boost-Regler verfügt, lautet die Empfehlung von EBS, dort den leiseren Bass anzuschließen. Das heißt aber auch, dass dann für diesen Bass die Klangregelung von Kanal A verwendet werden muss, und für den zweiten die Klangregelung von Kanal B. Eine Einschränkung, mit der man angesichts der schier unglaublich vielen Möglichkeiten, die dieses Kistchen bietet, problemlos klarkommen sollte.

Audio Samples
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Dry Dry Tube-Simulation A Enhance/Filter geschlossen A Enhance/Filter/Tube A&B Bright&Edge Drive/Speakersimulation/Edge

Verwendet man die Microbass II im einkanaligen Modus, kann die unterschiedliche EQ-Auslegung der beiden Kanäle voll auftrumpfen. Man kann dezente bis drastische Soundwechsel ausführen, indem man zwischen den Kanälen umschaltet oder im Kombibetrieb Kanal A alleine betreibt und dann jeweils Kanal B hinzuschaltet. Intelligent ist auch die Art und Weise, wie der Driveregler in den Kanal B integriert ist. Dieser liegt vor der parametrischen Mittenreglung, sodass der Grad der Verzerrung nicht von Veränderungen der Parametrik beeinflusst wird. Außerdem sorgt eine interne Frequenzweiche dafür, dass die tiefen Frequenzen unverzerrt parallel durchlaufen und stets ein druckvolles Signal garantieren.

Ein besonderes Plus verdient in Kanal A die Schaltung „Enhanced Filter“. Ist dieser Taster aktiviert, verändert sich das Regelverhalten des Treble-Poti: Addiert man Höhen, werden gleichzeitig die Mitten abgesenkt, woraus ein typischer Funkysound resultiert. Nimmt man im Gegenzug Höhen weg, werden die Mitten angehoben und ein Vintage-Rocksound generiert. Auf diese Weise stehen im Kanal A trotz fehlendem Mittenregler durchaus Möglichkeiten zur Beeinflussung der Mittencharakteristik zur Verfügung.

Die zuschaltbare Röhrensimulation ist ebenfalls ein schönes Feature. Der Sound wird hörbar breiter und wärmer, etwas komprimierter und ein wenig diffuser. Im Playback fügt er sich dadurch sehr schön ein, ohne zu sehr in den Hintergrund zu geraten.

Mit der Speakersimulation im Signalweg des XLR-Ausgangs hält das Kästchen ein weiteres Schmankerl bereit. Entscheidend war bei dieser Schaltung der Gedanke, ein ähnliches Signal zum Mischpult zu schicken wie es im Live- oder Studiobetrieb mit dem EBS Microbass II die Bassbox verlässt. Auch hier kommt man tatsächlich auf ein hörbar authentisches Ergebnis. Der Sound wird etwas mittiger und schlanker und bekommt einen etwas bissigeren Touch. Besonders gut funktioniert dieses Feature zusammen mit der Röhrensimulation.

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Für eine Stompbox DI Box ebenfalls absolut außergewöhnlich ist der Effektweg. Über die FX-Send- und Returnbuchsen lassen sich Monoeffekte oder Effektketten einschleifen. Mithilfe des FX Mix-Potis kann der Effektanteil stufenlos zum Originalsignal hinzugemischt werden. Auf der Hälfte des Regelwegs hat das Poti eine Mittelraste, hier entspricht der Effektanteil von 50% einem klassischen parallelen Effektweg. Erhöht man den Anteil weiter bis zu 100%, entspricht das einem seriellen Effektweg, was bedeutet, dass nun der komplette Signalanteil über den Effektweg läuft. Das alles funktioniert in der Praxis auch fantastisch, lediglich das Fehlen des FX Bypass-Schalters ist ein Wehrmutstropfen. Für viele Situationen wäre es praktischer, den kompletten Effektweg per Fuß zu schalten. Obwohl ich zugeben muss, dass es für einen zusätzlichen Schalter ziemlich eng geworden wäre.

Last, but not least ist der Microbass II auch ein vollwertiger Übungs-Kopfhörerverstärker. Über die Miniklinkenbuchse lassen sich Hi-Fi-Kopfhörer genauso anschließen wie die von iPod oder ähnlichen Geräten. Per Effektweg kann man zusätzlich externe Soundquellen wie CD-, MP3-Player und andere anschließen und in der Lautstärke mit dem FX Mix-Regler anpassen.

FAZIT
Der EBS Microbass II ist mit DI Box, Preamp, AB-Box, Übungsamp und einer vollwertigen Bassvorstufe in Personalunion ein rundum solides, hochprofessionelles Arbeitswerkzeug! Vollgepackt mit sinnvollen Features wie zwei unterschiedlichen Kanalklangregelungen, diversen Filterschaltungen, Röhren- und Speakersimulation, regelbarem Effektweg, Kopfhörerausgang, optionaler Stromversorgung per Phantomspeisung – und das alles in Topverarbeitung und unter Verwendung hochwertiger Bauteile. Sowohl live als auch im Studio konnte dieser Wunderzwerg voll überzeugen. Einziges Manko sind die fehlenden Bypass-Schalter für Klangregelung und Effektweg, was A/B-Vergleiche zwischen trockenem und bearbeitetem Signal nicht zulässt. Auch wäre es effektiver, den kompletten Effektweg per Fußschalter auf Bypass schalten zu können, was lediglich durch Zurückdrehen des FX Mix-Potis möglich ist.

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Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • 2 getrennte Kanäle, separat oder kombiniert nutzbar
  • 2 unterschiedliche Instrumente anschließbar
  • enorm viele Zusatzfeatures: Röhrensimulation, Speakersimulation, Kopfhörerausgang,
  • Mittenparametrik
  • variabler Effekteinschleifweg (stufenlos regelbar parallel/seriell)
  • Phantomspeisung
Contra
  • fehlende Level Regulierung in Kanal B macht Pegelangleich zwischen 2 Bässen kniffelig
  • kein Bypassschalter zum Umgehen der Klangregelung
  • kein Bypassschalter zum Schalten des Effektweges
Artikelbild
EBS Microbass II Test
Für 199,00€ bei
Technische Daten EBS Microbass II
  • Nominaler Eingangspegel: – 8 dBv
  • Eingangs Impedanz: 10 Mohms (Ch A), 1 Mohms (Ch B)
  • Ausgangs Impedanz: 10 kohms
  • Frequenzgang: +0 / -3 dB 20 – 20 kHz
  • Ton Regler:
  • Bass: +/- 15 dB @ 100 Hz
  • Treble: +/- 15 dB @ 10 kHz shelving
  • Bright: + 12 dB @ 10 kHz,15dB gain
  • Midrange: +/- 12 dB
  • Frequenzumfang 50 –2.000 Hz; Q-Faktor 0.80
  • Edge: +/- 12 dB @ 7 kHz
  • Boost Regler Gain: 0 – 30 dB
  • Drive Regler Gain: 0 – 35 dB
  • Gain Type Class A Tube Emulator (Röhrensimulation)
  • Symmetrischer XLR Ausgang: Impedanz 500 Ohm symmetrisch
  • Nominaler Level: -10 dBv
  • Frequenzgang +0/-3 dB 20 Hz – 30 kHz
  • XLR Pin Belegung: 1-GND, 2-Hot, 3-Cold
  • Optionen: Ground Lift, Speaker Simulator
  • Kopfhörerausgang Impedanz: 3 – 200 Ohm (empfohlen)
  • Strom: 9V Batterie, 9V Gleichstrom Netzteil, 48V Phantom power, EBS Phantom Power System (nur bei Nutzung von EBS Bassvorstufen)
  • Maße (BxHxT): 153 x 58 x 110 mm
  • Gewicht: 875 g
  • Preis: ca. 359,-
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Bassi sagt:

#1 - 27.12.2012 um 00:23 Uhr

0

Super Test, super Audiobeispiele und auch meiner Meinung nach ein super Gerät!Es gibt allerdings noch einen Wehrmutstropfen: Wenn man einen Kopfhörer am Kopfhörerausgang ein- oder aus stöpselt, knackt es laut. Ein Workaround ist: eine (kurze) Kopfhörer Kabelverlängerung benutzen und diese immer im Headphone Ausgang stecken lassen. Oder diese immer zuerst reinstecken. Wenn man den Kopfhörer an die Kabelverlängerung anschließt, knackt es nicht mehr.

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Tad sagt:

#2 - 04.04.2014 um 13:34 Uhr

1

Es sei angemerkt, dass die neue Version des MBII über einen Pre-EQ Schalter verfügt. Sehr gute Review, klasse Gerät!

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