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Vox AC4TV Test

Es gibt wohl kaum einen Gitarristen, dem der Name Vox unbekannt ist, und viele von uns verbinden mit ihm ganz persönliche Erfahrungen und Emotionen. Die ganze Geschichte nahm Mitte der Fünfziger im englischen Kent ihren Anfang, und der kleine AC15 mit seinen 15 Watt, der 1958 das Licht der Welt erblickte, wurde von den Bands der damaligen Zeit wie den Shadows dankbar aufgenommen.

Aber es war der 1959 erschienene AC30, mit dem Vox Geschichte schreiben sollte. Kaum eine Band der Sechziger, die diesen Amp nicht einsetzte, inklusive Beatles und Stones. Bis heute gehört er zu den Ikonen der Verstärkergeschichte und hat nichts von seinem Charme eingebüßt. Trotz einer wechselvollen Geschichte – die Firma wurde 1992 vom japanischen Hersteller Korg übernommen – verschwand das einprägsame Logo nie von der Bildfläche. Ganz im Gegenteil erlebt die Marke mit ihren zahlreichen Produkten, darunter auch eine ganze Reihe legendärer Effektgeräte, seit etlichen Jahren eine bemerkenswerte Renaissance.

Und Vox gehört ohne Zweifel zu den Firmen, die mit der Wiederauflage einer ihrer legendären Amps aus den frühen Jahren problemlos im aktuellen Trend der handlichen Vollröhren-Verstärker mitschwimmen können. Einer der Kandidaten aus der langen Geschichte ist mit Sicherheit der AC4TV, der ohne die beiden Buchstaben TV schon 1961 seinen Einstand gab. Das Kürzel trägt er übrigens, weil sein Äußeres an das Design damaliger Fernsehempfänger erinnert. Wir haben uns den AC4TV für diesen Test ausgesucht, weil er offensichtlich in den letzten 50 Jahren kaum an Attraktivität verloren hat und – soviel sei vorweggenommen – weit mehr ist als nur ein schnöder Übungsamp.

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Details

Optik/ Gehäuse
Der kleine Würfel mit den Maßen (B x H x T) 350 x 215 x 375 mm ist wirklich kaum größer als der 10“ Celestion VX10 Custom Speaker in seinem Inneren. Umso mehr verwundert es, wie dort außerdem noch ein kompletter Röhrenamp seinen Platz finden konnte. Das Gehäuse ist sauber mit beigefarbenem Tolex bespannt, das mit der braunen Frontbespannung sehr gut harmoniert. Diese ist Vox-typisch mit einem Rautenmuster verwebt, und oben rechts auf der Front glänzt ein goldenes Vox-Logo. Die Oberseite beherbergt einen Tragegriff in Beige, direkt davor ein Lüftungsgitter in gleicher Farbe.

Hinter dem Griff findet sich die versenkte Bedieneinheit des Verstärkers mit einer durchaus überschaubaren Anzahl an Elementen. Ganze drei Regler in Chickenheadform lassen keine Unklarheiten aufkommen und reichen offensichtlich für die Bedienung des Amps aus. Die Farbe? Richtig geraten, Beige! Die drei Vintage-Potiknöpfe justieren Tone, Volume und OP-Level. Letzterer besitzt drei Schaltzustände, nämlich 4, 1 und ¼ Watt. Rechts daneben wird der Amp eingeschaltet, ganz links die Gitarre eingesteckt. Und das war’s auch schon! Dreibandklangregelung? Federhall? Einschleifweg? Oder wenigstens ein Standby-Schalter? Fehlanzeige. Puristischer geht’s kaum, denn was hier zählt, ist einzig und allein der reine Röhrensound. Mit seinen neun Kilogramm ist er sehr gut zu transportieren und seine bescheidenen Abmessungen finden überall einen Platz. Ein Blick auf die Röhren zeigt, dass hier die Zeit nicht spurlos vorbeigegangen ist. War der Vorgänger noch mit einer EF86 ausgestattet, verrichtet mittlerweile ein 12AX7 Glaskolben seinen Dienst in der Vorstufe. Verstärkt wird das Signal mit einer EL84 – alles in allem nach wie vor eine klassische Kombination.Das wirklich Besondere an diesem kleinen Kraftmeier aber ist die Möglichkeit, ihn mit 4, 1 und ¼ Watt in drei verschiedenen Leistungskategorien betreiben zu können.

Normalerweise setzt man für diese Art der Leistungsreduzierung sogenannte Powersoaks ein. Diese „verheizen“ einen Teil der Leistung, die von der Endstufe an die Lautsprecher geschickt wird. Auf diese Weise ist es möglich, schon bei moderaten Lautstärken auch die Endstufe zum Zerren zu bringen, ohne sein Gehör komplett zu ruinieren.Wer jetzt glaubt, dass die ohnehin mageren vier Watt unseres Testkandidaten keine weitere Reduzierung brauchen, der täuscht sich gewaltig. Denn laut kann er werden, der Kleine, und problemlos dafür sorgen, dass das gute Verhältnis zu den Nachbarn ganz schnell der Vergangenheit angehört!

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Sound/ Praxis

Für die Klangbeispiele habe ich eine Telecaster, eine Strat mit Jeff HB am Steg und eine Les Paul mit EMGs verwendet. Als Erstes schalte ich den Combo auf 1/4 Watt und greife zur Tele. Der Volumenregler steht auf 12 Uhr. Mit dem Stegtonabnehmer pfeffert der Amp schon recht ordentlich los.

Audio Samples
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Tele Steg

Schön bissig, aber ohne zu nerven, kommt die Tele zur Geltung. Super Rhythmus-Sound. Ich schalte jetzt bei gleicher Einstellung auf den Hals-Pickup.

Audio Samples
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Tele Neck

Schon wird´s bluesig und rockig. Ohne zu dröhnen, breitet sich ein solides Brett aus. Wunderbar. Ein wirklich sehr flexibel einsetzbarer Sound, der sich je nach Gitarre grundlegend verändert.

Mal hören, wie der Kleine auf eine Les Paul mit aktiver EMG-Bestückung reagiert.
Dafür drehe ich den Volumenregler des Vox auf 3/4.

Audio Samples
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Les Paul Lead – tief Les Paul Lead – hoch

Holla, da müsste nur noch eine Prise Hall drauf und schon hätten wir einen sahnigen Rock-Leadsound. Jeder Anschlag wird mit einem satten Schmatzen quittiert.

Ich schalte jetzt auf ein Watt um und greife zur Strat. Der Volumenregler am Combo befindet sich wieder in Mittelstellung und der Amp wird spürbar lauter. Alle fünf Positionen werden einmal angewählt, beginnend beim Hals-Pickup.

Audio Samples
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Strat Switch

Auch hier zeigt sich, wie sensibel der kleine Amp auf verschiedene Tonabnehmer reagiert.

Ich schnappe mir noch einmal die Paula mit den EMGs, drehe den Lautstärkeregler am Verstärker auf 9 Uhr und spiele einen Blues. Spaßeshalber habe ich einen kleinen Raum auf die Spur gelegt.

Audio Samples
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Blues Solo

Schon sehr erstaunlich, wie ausgewachsen der Combo klingt. Sein britischer Ursprung ist nicht zu verleugnen und das ist auch gut so. Die Töne komprimieren schön und tragen den Spieler.

Jetzt gehe ich auf’s Ganze und schalte auf vier Watt, dazu wird die Tele umgeschnallt.

Audio Samples
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Tele Steg, 4 Watt

Es wird spürbar lauter, und zwar definitiv zu laut für die Wohnung. Die Töne komprimieren nicht mehr so stark wie bei den vorangegangenen Einstellungen, aber dafür kommt der Combo meiner Meinung nach an seine Grenzen. Das Gehäuse ist einfach zu klein für diese Lautstärke und er fängt an, nasal zu klingen. Tiefe Mitten resonieren stark und geben dem Sound eine “eigene“ Note. Ich persönlich stehe zwar nicht unbedingt auf dieser Variante, aber für einen bestimmten Moment kann es durchaus der richtige Sound sein.

Besonders gut hört man das im folgenden Beispiel.

Audio Samples
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Strat Rock-Lead

Tragisch finde ich das überhaupt nicht, weil der Amp schon lange bewiesen hat, dass er im Grunde ein ganz Großer ist. Denn das, was er können soll, beherrscht er perfekt.

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Toller Combo! Ich kann diesen Amp jedem an’s Herz legen, der einen flexiblen kleinen Amp sucht, mit dem er sich auch im Studio blicken lassen kann. Ob 1/4, 1 oder 4 Watt, der AC4TV kann in jeder Einstellung glänzen. Besonders wohl fühlt er sich im angezerrten Metier, also Blues und Rock in sämtlichen Facetten.
Sehr viel Vox für sehr wenig Geld. Empfehlenswert.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • eindrucksvoller Röhrensound
  • Powersoak an Bord
  • kompakte Abmessungen
  • Preis
Contra
  • Keine
Artikelbild
Vox AC4TV Test
Für 289,00€ bei
Technische Daten Vox AC4TV
  • Hersteller: Vox
  • Typbezeichnung: AC4TV
  • Bauart: Combo
  • Leistung: 4 Watt, regelbar (4W, 1W, 1/4 W)
  • Bedienung: Tone, Volumen, OP Level
  • Speaker: 1x 10“ 16 Ohm Celestion VX10 Custom Speaker
  • Ausgänge: externer Speaker Ausgang
  • Röhrenbestückung: 1x 12 AX7 UND 1x EL84
  • Gewicht: 9 kg
  • Maße (B x H x T): 350 x 215 x 375 mm
  • Preis: 297,00 Euro UVP
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Gioi Geniale sagt:

#1 - 23.09.2019 um 13:26 Uhr

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Habe im Frühling 2019 so ein Tierchen gebraucht gekauft.Und fand zusätzlich sehr günstig ein VOX AC4TV Stack, Amp und 12" Speaker einzeln.Volle Kanne!1. Pub Gig AC4TV mit SM57 etwas unterstützt,2. Pub Gig AC4TV Stack, ohne SM57 sehr laut.3. Gig etwas leiser, AC4TV, war mit der Einstellung 4 Watt, Volumen auf 12, Sound auf 12. Ohne SM57. - Die Gitarre war zu laut...
Wunderbare Zerre, die sehr dynamisch auf jeden Anschlag, auf jede Drehung der Potis schön reagiert. Reiner Hochgenuss beim Spielen. Der VOX Sound.Vorgeschaltet ein Delay und ein Tremolo. 1A.
Meine anderen Amps schmollen beleidigt im Keller vor sich hin.

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