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Line 6 MM4 Modulation Modeler Test

Neben dem großen Effekt-Multi M16 und seinem kleinen Bruder M9, die beide schon von uns ausführlich getestet und für gut befunden wurden, hat der amerikanische Hersteller Line 6 noch eine Serie von spezialisierten Multi-Pedalen im Programm, eine Art „Best of“-Selektion aus den Sparten Distortion (DM4), Modulation (MM4), Filter (FM4) und Delay (DL4). In jeder Einheit sind jeweils 16 verschiedene legendäre Effektpedale in gemodelter Form vertreten.

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Im Rahmen unseres Modulations-Effekt-Testmarathons möchten wir heute dem MM4 etwas intensiver unter die Haube schauen, denn mit der Simulation von satten 16 verschiedenen Modulations-Pedalen (unter anderem einem Boss CE-1, MXR Phase 90 oder dem alten Uni-Vibe) hat der MM4 für einen (im Vergleich zu den Originalen) relativ geringen Preis, Einiges zu bieten. Wie es dabei um die Klangqualität bestellt ist und wie nah Line6 mit seinen „Models“an den Fersen der Vorbilder klebt, erfahrt ihr im folgenden Test.

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DETAILS

Der MM4 kommt in einem blau lackierten Spritzguss-Metallgehäuse, das einen stabilen Eindruck macht. Die komplette Unterseite ist mit Gummi überzogen, sodass man auch auf glatten Bühnen keine Angst vor „Ausrutschern“ haben muss. Die Aufteilung der Tret- und Dreh-Elemente auf der Geräte-Oberseite kann man als klassisch bezeichnen: Die vier Schalter mit den dazugehörigen LEDs befinden sich auf der unteren Hälfte, im „Norden“ hat Line6 leicht versenkt die sechs Regelmöglichkeiten untergebracht. Leider fühlen sich die Dreh-Regler etwas wacklig an – man sollte sie unter Umständen nicht zu hart rannehmen. Aber glücklicherweise sind sie ja gut geschützt und werden so von Fußtritten im Bühnenbetrieb verschont bleiben.

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Auf der Suche nach „Anschluss“ wird man, wie üblich, auf der Rückseite des Pedals fündig. In Sachen „Stromversorgung“ hat der Gitarrist beim MM4 die Wahl zwischen Batterie- oder Netzbetrieb, wobei die erste Variante relativ kostspielig werden kann, denn der MM4 benötigt vier 1,5 V Batterien vom Typ C (die „Dicken“) und schluckt so lässig 1200mA. Daher halte ich die Variante mit dem externen Netzteil (das man leider noch zusätzlich für 25,- Euro erwerben muss) für sinnvoller. Bei so einem Stromfresser sollte meines Erachtens ein Netzteil zum Lieferumfang gehören.
Der MM4 kann vollkommen in Stereo betrieben werden, das heißt, es gibt auf der Rückseite nicht nur zwei Ausgänge, sondern auch zwei Eingänge – alles 6,3mm Klinkenbuchsen. Man kann also in der Signalkette noch ein Stereo-Gerät vor den MM4 schalten.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, ein Expression-Pedal anzuschließen und damit (abhängig vom jeweils ausgewählten Effekt-Model) die Effektgeschwindigkeit und andere Parameter in Echtzeit zu regeln. Letzter Stop auf der Pedal-Rückseite ist die Buchse für das optionale Netzteil.
Der MM4 lässt sich im Prinzip wie ein Standard-Effektpedal bedienen. Ganz links befindet sich ein Rasterpoti, mit dem man einen von 16 verschiedenen Modulations-Effekten auswählt. Folgende gemodelten Pedale stehen zur Verfügung:
Opto Tremolo – Tremolo Einheit eines Fender Deluxe Reverb Amps
Bias Tremolo – Tremolo Einheit eines Vox AC15
Phaser – MXR Phase 90Dual Phaser – Mu-Tron Bi Phase
Panned Phaser – Ibanez Flying Pan
U-Vibe – Univox Uni-VibeRotary Drum – Fender Vibratone
Rotary Drum & Horn – Leslie 145
Analog Flanger – MXR FlangerJet Flanger – A/DA Flanger
Analog Chorus – Boss CE-1
Dimension – Roland Dimension D
Tri Chorus – Song Bird / Dyno Tronics Tri-Stereo Chorus
Pitch Vibrato – Boss VB-2
Ring Modulator Panner

Hat man sich für ein Model entschieden, kann der Klang mit fünf separaten Reglern eingestellt werden:
Speed:    Regelt die Effektgeschwindigkeit
Depth:    Einstellen der Modulations-Intensität
Tweak:    Je nach ausgewähltem Modell hat dieser Regler eine andere Funktion
Tweez:    Je nach ausgewähltem Modell hat dieser Regler eine andere Funktion
Mix:    Einstellen des Mischungsverhältnisses zwischen Original- und Effektsignal

Mit diesen fünf Reglern lässt sich der Sound sehr feinfühlig und variantenreich bearbeiten, man sollte aber schon mal einen Blick in das Handbuch werfen, um beispielsweise zu erfahren, welche Funktionen die beiden Regler Tweak und Tweez im Einzelnen übernehmen. Diese können nämlich von Model zu Model ziemlich variieren. Prinzipiell kann aber nicht viel schiefgehen, wenn man (wie fast alle Gitarristen) erst mal munter drauf los dreht.

Hat man seinen optimalen Modulations-Sound eingestellt, lässt er sich relativ simpel auf einem der vier Speicher-Plätze sichern. Hierzu einfach den entsprechenden Fußschalter drei Sekunden lang gedrückt halten – fertig. Man hat somit vier unterschiedliche Sounds per Knopfdruck abrufbar. Der Effekt wird ausgeschaltet, indem man den Schalter des aktiven Speichers erneut drückt, die LED erlischt und der MM4 befindet sich im Bypass-Mode. Der ist hier sogar ein True-Bypass, der das Eingangs-Signal direkt an den Ausgang legt, ohne dass intern irgendwelche A/D-Wandlungen durchlaufen werden.

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PRAXIS

Es geht gleich mit dem knallharten AB-Vergleich los. Denn, wer behauptet, das Original nachzubilden, der darf eine direkte Gegenüberstellung natürlich nicht scheuen. Eines muss man aber zur Entlastung des Testkandidaten vorwegnehmen: Die Originale klingen auch nicht immer gleich. Es handelt sich halt um analoge Geräte. Da kann es schon mal vorkommen, dass beispielsweise ein Phase 90 im Vergleich zu einem anderen Modell aus einem späteren Jahrgang leichte Klangunterschiede aufweist. Ich habe den MM4 hier einem aktuell erhältlichen MXR Phase 90 gegenübergestellt. Mit der folgenden Einstellung erhält man laut Hersteller den Sound des Originals:

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StratPhaser12177717

Nun zu den Audios: Zuerst der MXR Phase 90 mit Speed Regler auf 12 Uhr, danach der MM4.

Audio Samples
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MXR Phaser MM4 Phaser

Nicht schlecht! Der Charakter ist prinzipiell getroffen, es klingt beim MM4 nur noch etwas verhaltener, der Phase 90 hat minimal mehr Pegel und „eiert“ etwas besser, wenn man es mal so ausdrücken möchte. Er hat einfach einen lebendigeren Sound. Im Gegensatz zum Original kann man beim MM4 aber intensiveren Einfluss auf den Sound nehmen – und dann wird es auch hier lebhafter.
In unserem Audio standen Tweak und Tweez noch auf Minimalwert. Dreht man zum Beispiel Tweak (zuständig für die Rückkopplung des Effekts) voll auf, bekommen wir noch einen Schuss mehr „Geeiere“.

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StratPhaser121717717
Audio Samples
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MM4 Phaser 2

Jetzt ist die nächste Legende dran, der Boss Chorus CE-1. Auch hier wieder der Direktvergleich zwischen dem MM4 und meinem alten CE-1 aus den frühen 80ern.

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StratAnalog Chorus121771217
Audio Samples
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Boss Chorus MM4 Analog Chorus

Hier hat in meinen Ohren ebenfalls das Original die Nase vorn. Er klingt etwas wärmer und intensiver als der  MM4. Dennoch kann man die Nachbildung aber als absolut gelungen bezeichnen. Und noch etwas: Für den CE-1 habe ich 250,- Euro bezahlt… für nur unwesentlich mehr Taler geht der MM4 über die Ladentheke – und bietet dann gleich 16 unterschiedliche Pedal-Sounds!
Mit den 16 verschiedenen Pedal-Modelings ist der MM4 extrem gut ausgestattet. Und wie man bereits beim Vergleich mit den Originalen hören konnte, kann er auch klanglich überzeugen. Zeit, einen kleinen Rundgang durch das Sound-Angebot zu starten.
Für „Opto Tremolo“ stand die Tremolo-Einheit eines 65er Fender Deluxe Reverb Amps Modell. Der Klang ist sehr weich und dezent, kann aber bei erhöhten Depth- und Tweak-Werten recht heftig und stotternd eingestellt werden. Hier ist erst mal die entspannte Version.

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Les PaulOpto Tremolo12147717
Audio Samples
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MM4 Opto Tremolo

In der illustren Runde der Modulationslegenden darf das legendäre Uni-Vibe natürlich nicht fehlen. Beim Original, das ja bekannterweise gerne von Jimi Hendrix benutzt wurde, lässt sich die Effektgeschwindigkeit in Echtzeit mit einem Pedal steuern. Das kann man beim MM4 mit einem zusätzlich angeschlossenen Expression-Pedal erledigen – und zwar zur vollsten Zufriedenheit. Beim nachfolgenden Beispiel habe ich im ersten Durchgang ein langsames Tempo gewählt, im zweiten Durchgang gebe ich direkt Vollgas, um den Effekt beim ausklingenden Akkord mit Hilfe des Pedals langsam wieder zurückzunehmen.

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Les PaulUni-Vibe17147712
Audio Samples
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MM4 Uni-Vibe

Der MM4 bietet gleich zwei unterschiedliche Rotary-Sounds, einmal die Nachbildung des Fender Vibratone und dann das Original Leslie Cabinet mit zwei Lautsprechern. Dabei können Bass und Hochtonhorn getrennt voneinander geregelt werden. Und das ist ein gutes Stichwort, denn der MM4 bietet die Möglichkeit, die Sounds sehr feinfühlig einzustellen. Ein gutes Beispiel hierfür ist besagter Rotary-Sound (hier die Nachbildung des Vibratones), bei dem sich die Intensität des Effekts mit dem Mix-Regler effektiv  beeinflussen lässt. Beim Original ist das nicht so leicht zu erledigen. Wie gut das Ganze funktioniert, hört ihr im folgenden Audio. Hier steht der Mix-Regler zuerst auf 7, dann auf 10, 14 und schließlich 17 Uhr.

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StratRotary Drum13171377-10-14-17
Audio Samples
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MM4 Rotary Drum

Das ist ein großer Vorteil des MM4: Dank der fünf Regler lässt es sich wirklich sehr komfortabel bedienen. Besonders herauszuheben sind dabei  Tweak und Tweez, die je nach angewähltem Effekt-Model eine andere Funktion erfüllen und so zum Teil mehr bieten als das jeweils gemodelte Original. Auf diese Weise sind natürlich noch mehr Soundspielereien und Klangfarben möglich. Es empfiehlt sich aber auf jeden Fall einen Blick in das Pilotenhandbuch zu werfen, denn erst dann versteht man, was passiert, wenn man an den beiden Reglern dreht.
Als Nächstes ist der Flanger an der Reihe. Auch hier gibt es zwei verschiedene Modelle, einmal den Nachbau des MXR Flangers, den Mr. Van Halen gerne eingesetzt hat, und dann noch die Version Jet Flange, angelehnt an den A/DA Flanger. Den typischen Jet-Effekt mit verzerrten Powerchords habe ich mit der MXR Simulation besser hinbekommen. Hört selbst:

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Les PaulAnalog Flange9,515171517
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MM$ Analog Flange

Richtig kranke Sounds kann man mit dem Ring-Modulator erzeugen. Auch hier sind die Einstellmöglichkeiten sehr komfortabel, die modulierte Tonhöhe wird mit Speed ausgewählt, Wellenform und Modulationstyp können mit Tweak und Tweez detailliert justiert werden. Somit steht eine große Bandbreite „außerirdischer Sounds“ zur Verfügung, die sich mithilfe des Mix-Reglers fein dosiert dem Gitarrensignal hinzugemischt lassen. Mein Favorit: Ein Clavinet-artiger Klang.

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TeleRing Modulator1715171716
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MM4 Ring Modulator

Bei einigen Effekten kann die Geschwindigkeit auch per Anschlagstärke gesteuert werden. Die Eingangsempfindlichkeit hierfür wird mit dem Tweez-Regler eingestellt. Hier ein Beispiel mit dem Pitch Vibrato.

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TelePitch Vibrato71571317
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MM4 Pitch Vibrato 1

Es geht aber auch „ganz normal“. Ich betreibe das Pedal jetzt übrigens in Stereo. Dabei habe ich das Signal an zwei identisch eingestellte Amps geschickt. Das Ergebnis ist ein sehr schöner, breiter Sound – logisch, die Modulationseffekte kommen im Stereo-Modus meistens wesentlich besser zur Geltung.
Dennoch ist die Diskrepanz zwischen Mono- und Stereo-Betrieb nicht so groß. Man hat nicht das Gefühl, dass man sich unbedingt einen zweiten Amp zulegen muss, um das Pedal in voller Güte auszufahren. Hier noch mal ein Beispiel zum Pitch Vibrato Effekt, den man mit dem Depth-Regler einstellen kann – von angenehm dezent bis „out of tune“. Ihr hört drei unterschiedliche Einstellungen des Depth-Reglers, erst 9, dann 12 und schließlich 15 Uhr.

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TelePitch Vibrato109-12-157717
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MM4 Pitch Vibrato 2

Ein Modus ist allerdings mehr oder weniger Mono-unkompatibel, der Panner. Hier wird ein Tremolo-Effekt in Stereo von links nach rechts geschickt. Mono angeschlossen arbeitet das Teil wie ein normaler Tremolo mit Lautstärke-Verschiebung. Richtig zur Geltung kommt das Ganze aber natürlich erst in Stereo. Auch hier besteht übrigens die Möglichkeit, die Geschwindigkeit über die Anschlagsdynamik zu steuern, was ich allerdings im Hörbeispiel nicht gemacht habe.

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TelePanner141712717
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MM4 Panner
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Line 6
  • Modell: Modulation Modeler MM4
  • Typ: Effektpedal mit 16 verschiedenen Modulations-Modeling Effekten
  • Regler: Mode, Speed, Depth, Tweak, Tweez, Mix
  • Schalter: 4
  • Speicher: 4 User Speicherplätze
  • Spannung: 4x 1,5V (Size C) Batterien oder 9V Netzteil (optional erhältlich)
  • Strom: 1200 mA
  • Anschlüsse: 2x Input, 2x Output, Expression Pedal
  • Maße: 254 x 152 x 60 (B x T x H) mm
  • Gewicht: 1,4 kg
  • Preis: € 269,- (UVP), Netzteil: € 25,- (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gute Einstellmöglichkeiten aller Effektmodels
  • Nachbildung der Original-Pedale
  • True Bypass
  • Klangvielfalt
Contra
  • Netzteil nicht im Lieferumfang
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Line 6 MM4 Modulation Modeler Test
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Profilbild von Anonymous Coward

Anonymous Coward sagt:

#1 - 01.07.2011 um 23:18 Uhr

0

Sorry, das Teil mag ja ganz nett sein, aber mit gerade mal vier Speicherplätzen bei so extrem vielen möglichen Modulationssounds komme ich noch nicht mal im Proberaum aus. Vierzig wäre da schon eher angemessen, hundert auch ok, zumal Speicher heute nix mehr kostet. Midi fehlt auch. Also muss man sich für echte Flexibilität doch eher bei TC oder Eventide umsehen. Da sind dann auch gleich stabile Bedienelemente mit dabei...

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