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the t.bone free solo Twin HT 590 Test

Man kann nicht gerade behaupten, dass die Auswahl unter Drahtlossystemen gering wäre. Vor allem unter 500 Euro ist das Angebot erstaunlich groß. Um hier ein neues Produkt zu etablieren, benötigt man die passenden Verkaufsargumente. Die Systeme namens the t.bone free solo Twin aus dem Hause Thomann scheinen zumindest der Papierform nach ein Volltreffer zu sein: 19-Zoll-Doppelempfänger, zwei Handsender oder Bodypacks oder eine Kombination, reichlich Zubehör – erstaunlich! Auch sind die Twins sowohl mit anmeldefreien Frequenzen oder als anmeldepflichtige Funkstrecke erhältlich. Wir haben für euch das the t.bone free solo Twin HT 590 Set genauer unter die Lupe genommen.

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the t.bone free solo Twin HT 590 Funkstreckensystem

Details

Ich packe meinen Koffer

Das Testsystem wird in einem robusten Kunststoffkoffer geliefert, der auch locker einer Schlagbohrmaschine zur Ehre gereichen würde. Der Koffer fällt etwas größer aus, da er gleich zwei Kunststoffeinsätze beherbergt. Der erste dient dem Doppelempfänger (19 Zoll, 1 Höheneinheit) als Behausung. Unter dem Kunststoffeinsatz des Empfängers befinden sich die beiden Handsender und das umfangreiche Zubehör. Wir notieren zwei Klinkenkabel, zwei Antennen, ein externes 12-Volt-Netzteil, 19-Zoll-Winkel mit Öffnungen, um die Antennen auf die Vorderseite zu verlegen, und zwei gedruckte Bedienungsanleitungen in Deutsch und Englisch.

Fotostrecke: 6 Bilder Das t.bone free Twin Set ist gut ausgestattet.

Der Empfänger

Der Doppelempfänger ist ein solides Stück Hardware. Im Grunde wurden hier zwei Empfänger des Typs t.bone free Solo zu einem Doppelempfänger verheiratet. Somit erhält der Anwender zwei separate Empfangseinheiten, die sich Gehäuse, Netzteil und zwei Antennen teilen. Die beleuchteten und grafikfähigen Displays geben sich erfreulich auskunftskundig. Der Anwender erhält Angaben zu Frequenzgruppe, Kanal, Trägerfrequenz, Antennenaktivität (Diversity), Einstellung der Rauschsperre (Squelch) sowie RF- und AF-Pegel mit jeweils achtstelliger LED-Kette. Das ist in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich.
Darüber hinaus zeigt das System die aktivierte Tastensperre gegen unerwünschte Bedienung und den Mute-Status an. Da das System mit einem Pilotton arbeitet, erkennt der Empfänger, ob der Sender ausgeschaltet wird. Dann werden die Audioausgänge des Empfängers stumm geschaltet, was im Display angezeigt wird. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Receiver besitzt zwei unabhängige Empfangseinheiten.

Das System erlaubt die manuelle Eingabe der bevorzugten Trägerfrequenz in 25-kHz-Schritten. Diese Einstellungen können am Handsender ebenfalls manuell abgeglichen werden. Komfortabler und sicherer ist es, den Empfänger per Auto-Funktion selbst nach störfreien Trägerfrequenzen suchen zu lassen. Um Hand- und Taschensender unkompliziert zu synchronisieren, besitzt das System einen Infrarotsensor, der mit Hilfe der ADL-Taste alle Einstellungen auf den Sender überträgt. Dafür müssen wir bei den Handsendern das Batteriefach freilegen und nach Aktivierung der ADL-Funktion das Infrarotauge des Sendes nahe an den IR-Datalink des Empfängers (oberhalb der ADL Taste) halten.
Einfach ausgestattet ist die Rückseite des Empfängers. Je Empfangseinheit notieren wir einen XLR- und Klinkenausgang, die beiden Antennenbuchsen teilen sich beide Empfänger. Die Netzversorgung stellt ein externes 12-Volt-Netzteil sicher. Leider gibt es hierfür weder einen verschraubbaren Stecker noch eine Zugentlastung. Mein Tipp zur Selbsthilfe: Einfach einen selbstklebenden Kabelbinder-Montagesockel auf der Rückseite anbringen und diesen als Zugentlastung verwenden. Wer den Empfänger ins 19-Zoll-Rack schraubt, kann natürlich auch dort das Netzteil verankern.
Damit der Empfänger im Rack sesshaft werden kann, liegen zwei schraubbare Rack-Winkel bei. Da die Antennen dann auf die Vorderseite wandern müssen, besitzen die Winkel passende Bohrungen. Antennenkabel samt Adapter wollen indes mit einem überschaubaren Investment von 29 Euro in die Artikelnummer 177448 hinzu gekauft werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Das dynamische Duo: Die Handsender besitzen Mikrofonkapseln mit Nierencharakteristik und sind gut ausgestattet.

Der Handsender

Der Handsender ist durch seinen durchgehenden Metallschaft ungewöhnlich massiv, das habe ich in dieser Preisklasse noch nicht gesehen. Der Einsprechkorb wirkt ebenfalls sehr robust. Er besitzt einen eckigen Gummiring, der den Handsender auf schrägen Oberflächen am Wegrollen hindert. Der Einsprechkorb lässt sich abschrauben und gibt den Blick auf eine elastisch gelagerte Mikrofonkapsel mit Nierencharakteristik frei. Wechselköpfe werden nicht unterstützt.
Wie der Empfänger besitzt auch der Handsender ein beleuchtetes Display nebst Power-Taste. Um Einstellungen am Handsender vorzunehmen, muss man den unteren Teil des Mikrofonschafts abdrehen. Das gewährt Zugang zum Batteriefach (zwei AA-Zellen), zur Infrarot-Schnittstelle sowie zu den beiden Tastern Select und Set für die Parametereingabe. Frequenz, Group und Channel lassen sich ebenso einstellen wie das Gain (-3, 0, +3, +6, +9 Dezibel). Sogar die Sendeleistung ist variabel (5, 10 oder 20 Milliwatt). Je geringer die Sendeleistung, desto kürzer die maximale Reichweite und desto länger die Batterielaufzeit. Im Proberaum sollte man ruhig mit 5 Milliwatt funken und für eine größere Show auf 20 Milliwatt wechseln.
Problematisch ist die Umsetzung der Mute-Funktion. Diese wird durch einen kurzen Druck auf die Power-Taste aktiviert. Das kann auch unbeabsichtigt geschehen, da die Taste nicht tief versenkt ist. Trägt man Ringe an den Fingern, ist ein versehentliches Betätigen noch wahrscheinlicher. Und leider blockiert die aktivierte Tastensperre alle Funktionen – mit Ausnahme des Power-Tasters. Dumm gelaufen.
Steht der Empfänger am FOH-Platz und der Sänger aktiviert die Mute-Funktion, wird dies im Display des Empfängers nicht angezeigt. Nur der Sänger kann das Malheur im Display des Handersender erkennen und mit einem kurzen Druck auf die Powertaste wieder beheben. Vor dem Konzert sollte man die Musiker also auf diese Funktion hinweisen oder die Power-Taste einfach abkleben. In der aktuellen Umsetzung ist die Mute-Funktion jedenfalls nicht praxisgerecht.

Im Frequenzdschungel

Gute Nachrichten gibt es bei der Frequenzvielfalt. Es sind für fast alle relevante Funkfrequenzen passende Systeme erhältlich. Neben den anmeldefreien Bereichen (1,8 GHz und 823 – 832 MHz) werden auch anmeldepflichtige Frequenzen bedient. Letztere bieten unter anderem den Vorteil, dass mehr Frequenzen zur Verfügung stehen und daher, etwa im Festivalbetrieb, weniger Stress mit anderen vor Ort befindlichen Systemen zu erwarten ist. Wer eine gesamte Band mit Handfunken und Instrumentensendern versehen will, kommt eigentlich nicht um ein System im professionellen Bereich herum. Unser Testsystem funkt mit 584 MHz – 608 MHz übrigens auch im anmeldungspflichtigen Bereich.
Wer mehr über Funkfrequenzen und die Digitale Dividende lesen möchte, wird bei diesem hilfreichen Artikel des Kollegen Frank Pieper fündig.

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Praxis

Das System begleitete den Autor einige Zeit und kam unter anderem in einem Live-Club zum Einsatz. Zuvor hat der Autor das System mit seiner eigenen Stimme über die Hausmonitore (HK Audio VT115x) angehört. Überraschung: Das t.bone System klingt erstaunlich frisch und druckvoll. Die Nierenkapsel besitzt einen ausgeprägten Nahbesprechungseffekt, ganz ähnlich einem Shure SM58. Geübte Sänger können diesen gezielt als Klangvariante einsetzten, weniger versierte Vokalisten werden mit einem Low-Cut versehen.
Sehr erfreulich ist die hohe Feedback-Festigkeit. Mit wenigen Korrekturen am EQ steht schnell ein durchsetzungsfähiger, koppelfreier Monitorsound. Kleine Abstriche muss man bezüglich der Griffgeräusche und des Grundrauschens hinnehmen. Profisysteme performen einen Tick souveräner, allerdings sind die Nebengeräusche nicht wirklich störend. Auch die Batterielaufzeit überzeugt: Im Dauertest hielten zwei frische Alkaline-AA-Zellen bei 20 Milliwatt Sendeleistung über acht Stunden und zwanzig Minuten.

Fotostrecke: 5 Bilder Das t.bone free Twin Set besitzt gut ablesbare Displays.

Der positive Klangeindruck hat sich bei den Konzerten bestätigt. Mit einem Hinweis auf die Mute-Funktion des Handsenders kamen die Sänger problemlos mit dem System zurecht. Durch die großen Displays erhalten Sänger und Tontechniker stets einen guten Überblick über wichtige Parameter und das Wohlbefinden des Systems. Nur schade, dass man den Sendestrecken keine Namen zuordnen kann, die in den Displays von Sender und Empfänger erscheinen. Gerade bei mehreren Sendestrecken würde das die Zuordnung erleichtern. Allerdings bieten die Twin-Systeme auch so erstaunlich viel für ihr Geld. 

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Fazit

Thomann hat mit den the t.bone-free-Twin-Funkstrecken ein erstaunliches Preis-Leistungs-Monster im Programm: Sender und Empfänger mit Metallgehäusen, beleuchtete Displays, automatische Frequenzsuche und Synchronisation über Infrarot – und all das zu einem sehr attraktiven Preis. Bei Griffgeräuschen und Grundrauschen gibt es zwar unauffälligere Systeme, klanglich kann der Kandidat dagegen auch deutlich teureren Systemen Paroli bieten. Die Nierenkapsel klingt druckvoll und offen bei erfreulicher Feedback-Resistenz. Nahezu perfekt wäre das System, wenn die Mute-Funktion am Handsender sinnvoller gelöst wäre, passende Mikrofonklemmen beilägen und das externe Netzteil eine Verrieglung oder Zugentlastung besäße. Unterm Strich schmälern diese Kritikpunkte aber nicht die gute Performance des Systems, und darauf legen Anwender wohl hauptsächlich Wert. Guter Sound zum attraktiven Preis, die free solo Twin-Drahtlosanlagen von the t.bone zeigen, wie es geht.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Sets mit unterschiedlichen Frequenzen
  • Funktionsumfang
  • Metallgehäuse (Sender und Empfänger)
  • großzügiges Display (Sender und Empfänger)
  • gedrucktes, deutsches Manual
  • Tastensperre für Empfänger und Sender
  • automatische Frequenzsynchronisation und Frequenzsuche
Contra
  • externes Netzteil ohne Zugentlastung
  • Mute-Funktion am Handsender
  • keine Mikrofonklemmen im Lieferumfang
Artikelbild
the t.bone free solo Twin HT 590 Test
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the t.bone free solo Twin HT 590 Funkstreckensystem
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Msc sagt:

#1 - 14.07.2019 um 10:48 Uhr

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Sie schreiben es werden keine Wechselköpfe Unterstützt. Wenn es Wechselköpfe gäbe dann wäre es auch möglich diesen gegen z.b. eine Kondensatorkapsel zu wechseln. Ich habe es soeben gestern und der dynamische Mikrophonkopfteil lässt sich ganz leicht Herausschrauben und darunter sieht man keine Kabel sondern nur Kontakte die auf eine Platine vom Mikrophonkopf drücken -->somit ist ein wechsle möglich.
Es stellt sich mir nur die Frage wann Thomann hier eine Kondensatorkapsel endlich Anbietet.

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