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EastWest Voices of the Empire Test

EastWest zählt definitiv zu den etablierten Namen, wenn es um hochwertige und aufwendige Sample Libraries geht und da der Namenszusatz „Hollywood“ bei vielen Produkten des amerikanischen Library-Spezialisten Verwendung findet, liegt man mit der Vermutung, dass EastWest ein Faible für „großes Kino“ hat, absolut nicht daneben.

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Dass man für „großes Kino“, also epische Scores für Film, TV oder Games manchmal auch eine einzelne Stimme gewinnbringend einsetzen kann, möchte man mit der neuen Library Voices of the Empire unter Beweis stellen, welche auf ca. 14 GB Samples einer einzigen Sangeskünstlerin basiert. Laut Hersteller handelt es sich hierbei um die ideale Ergänzung zu den ebenfalls neuen „Hollywood Choirs“ von EastWest, welche wir in Kürze ebenfalls unter die Lupe nehmen werden. Im folgenden Test möchten wir allerdings herausfinden, ob sich mit den Vocal Instrumenten der mongolischen Künstlerin Uyanga Bold auch ohne zusätzliche Chöre epische Resultate erzielen lassen.

Details

Die Künstlerin

Uyanga Bold ist eine ausgebildete Opernsängerin mit mongolischen Wurzeln, die durch ihre Zusammenarbeit mit keinem Geringeren als Hans Zimmer ins Licht der Öffentlichkeit gerückt ist. Die Stimme der fließend Russisch, Mongolisch, Französisch, Englisch und Deutsch sprechenden Künstlerin verschmelzt verschiedene Traditionen des tendenziell osteuropäischen und asiatischen Raums und kommt mir tatsächlich aus verschiedenen Blockbustern sehr vertraut vor.

Die Sängerin Uyanga Bold (Quelle: EastWest)
Die Sängerin Uyanga Bold (Quelle: EastWest)

Instruments / Artikulationen

Die insgesamt 84 Vocal Instrumente verteilen sich auf die folgenden sechs Kategorien: 

  • Sustain
  • Legato
  • Combo
  • Words
  • Phrases
  • Keyswitches

Die Aufteilung erfolgt sowohl durch den Inhalt als auch durch die zur Verfügung stehenden Steuerungsmöglichkeiten zur Artikulationskontrolle. Im Gegensatz zu den „herkömmlichen“ Instrumenten der Kategorie „Sustain“ werden in der Kategorie „Legato“ entsprechende Legato Samples (True Legato) bei gebundener Spielweise getriggert, wodurch die Performance naturgemäß eine deutlich höhere Authentizität bei melodischen Übergängen erhält. In der Kategorie „Combo“ können unterschiedliche Artikulationen per Velocity oder das Modulationsrad (CC#01) gesteuert werden. „Words“ und „Phrases“ sind zwei Kategorien, in denen exakt das in der Verpackung enthalten ist, was auch draufsteht, allerdings findet man (fast) keine Wörter, denen ich als Westeuropäer eine Bedeutung zuordnen könnte. Die exotische Phonetik steht hier klar im Vordergrund. In den beiden letztgenannten Kategorien dient das Modulationsrad zur Veränderung des Sample-Startpunktes, wodurch Wörter alternativ hinter dem Anfangskonsonanten und die Phrasen an dramaturgisch unterschiedlichen Stellen gestartet werden. Eine Steuerung zur Auswahl verschiedener Artikulationen, Words oder Phrasen per Keyswitch erfolgt erwartungsgemäß in der namensgebenden letzten Kategorie.

Fotostrecke: 2 Bilder Die enthaltenen Keyswitches werden im Articulations-Fenster des Instruments angezeigt.

Play

Ähnlich wie verschiedene Produkte aus dem Hause Best Service bedienen sich auch die Libraries von EastWest eines eigenen Players namens Play, der inzwischen in Version 6 als Stand-Alone-Version und in den Plug-in Formaten AAX, AU und VST2 vorliegt. Der NKS-kompatible Sample-Player hat alles an Bord, was für einen gut klingenden Submix verschiedener Sample Instrumente notwendig ist, eigentlich ist er mit einem SSL Channel Strip, SSL Bus Compressor und dem Ohm Force-Verzerrer Ohmicide sogar ziemlich luxuriös ausgestattet. Ein Faltungshall mit einer Vielzahl hochwertiger Impulsantworten ist ebenfalls vorhanden.

powered by SSL
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Praxis

Installation / Aktivierung

Dank der eindeutigen (ausschließlich englischsprachigen) Installationsanleitung und dem komfortablen Installation Center gestaltet sich der Download (14,6 GB) und die Installation des Players und der Library als problemlos. Zur Aktivierung benötigt man sowohl ein Account bei EastWest als auch eine iLok Account, wobei positiv anzumerken ist, dass ein iLok nicht zwingend erforderlich ist, da zusätzlich zu allen iLok-Modellen auch eine Computer-basierte Lizenz zum Betrieb der Library genutzt werden kann.

EastWest_Voices_Of_The_Empire_B06_Installation-Center Bild

GUI

Die Bedienoberfläche ist übersichtlich und weitgehend selbsterklärend, sodass man die ansonsten gut verständliche und ausführliche PDF-Dokumentation kaum zu Hilfe nehmen muss. Eine AHDSR-Hüllkurve für den Lautstärkeverlauf und auch die weiteren Elementarfunktionen des Sample-Players werden im Hauptfenster angeboten. Gut gefällt mir die ständige Präsenz der vorhandenen Artikulationseinstellungen geladener Instrumente im mittigen Bereich des Hauptfensters. Allerdings scheint es hier noch Kinderkrankheiten zu geben, die wahrscheinlich in einem kommenden Update behoben werden. So ist es mir bei Instrumenten mit einer hohen Zahl an Artikulationszuweisungen per Keyswitch nicht gelungen, zu Tastenbelegungen zu scrollen, die nicht im Fensterausschnitt „Articulations“ angezeigt werden. Dies ist kein Drama, verdient aber trotzdem eine Erwähnung – und soll mit dem nächsten Update wohl gefixt werden.

Das GUI bietet eine gute Übersicht über die wesentlichen Parameter der Library.
Das GUI bietet eine gute Übersicht über die wesentlichen Parameter der Library.

Klang

Die Soundqualität der Voices of the Empire befindet sich entsprechend dem guten Ruf von EastWest auf einem hohen professionellen Niveau. Weiterhin ist der Umstand positiv zu werten, dass alle Samples in drei unterschiedlichen Mikrofonierungen vorliegen, welche nach Belieben gemischt werden können, wodurch die problemlose Integration in den Mix oder die angestrebte Ästhetik deutlich begünstigt wird. Ich könnte jetzt aus der PDF-Dokumentation die edlen verwendeten Vintage-Mikrofone auflisten, doch Audiobeispiele haben zum Verständnis wahrscheinlich eine höhere Aussagekraft. In den folgenden beiden Beispielen hört man zunächst eine Gesangsphrase in der Preset-Grundeinstellung inklusive Faltungshall, gefolgt von der gleichen Aufnahme ohne Hall, in welcher das voreingestellte Mischungsverhältnis der drei Mikrofonierungen beibehalten wurde. In dem darauffolgenden Audiobeispiel hört man die drei Mikrofonierungen Close, Rear und Room in Solo.

Fotostrecke: 2 Bilder Das GUI bietet eine gute Übersicht über die wesentlichen Parameter der Library.
Audio Samples
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1 Phrase – wet/dry (all Mics) 2 Phrase – Close/Rear/Room Mic Solo

Die weiteren Audiobeispiele präsentieren einen Überblick über den Inhalt und die Ästhetik der unterschiedlichen Instrumenten-Kategorien sowie eine kleine, roughe Collage, in welcher einige der Instrumente im musikalischen Kontext mit anderen Klangerzeugern verwendet wurden. Als bemerkenswert empfinde ich die überwiegend hohe Synchronität der Phrasierungen und Notenlängen der aufwendig multigesampelten Aufnahmen. Diese Präzision ermöglicht auch das polyfone Spielen phrasierter Samples, was in den Audiobeispielen mehrfach zu hören ist.

Audio Samples
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3 Sustain Instruments 4 Legato Instruments 5 Words 6 Phrases 7 Mix

Performance

Der Test fand auf einem MacBook Pro (2,8 GHz Intel Core i7, 16 GB RAM, SSD) unter Apple Logic Pro X 10.4 und Pro Tools 12.4.0 (native) statt. Die Arbeit mit mehreren, auch multitimbralen Instanzen von Play unter Verwendung von Voices of the Empire verlief absolut glatt und unauffällig im Vergleich zu Libraries anderer Hersteller mit ähnlich speicheraufwendigem Einsatz von Samples.

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Fazit

Mit Voices of the Empire hat EastWest eine inspirierende Sample Library im Angebot, die auf den Aufnahmen einer herausragenden Sängerin basiert und einerseits eine tolle Ergänzung zu Chor Libraries ist, andererseits aber auch für sich eine Daseinsberechtigung zum gesanglichen Aufpeppen von Soundtracks und Musikproduktionen hat. Die Auswahl an Artikulationen und Stilistiken ist deutlich umfangreicher als alle mir bekannten, vergleichbaren Sample Instrumente, allerdings frage ich mich, warum man nicht gleich ein paar Staccato Samples mitgeliefert hat. Das hat die Konkurrenz meines Wissens auch nicht (und möglicherweise vermisst das außer mir niemand), wäre aber konsequent gewesen und hätte den Anwendungsradius möglicherweise erweitert. Ganz vereinzelt konnte ich im Testverlauf ein paar Ungereimtheiten (siehe Contra) feststellen, was allerdings bei brandneuen Libraries, auch von renommierten Herstellern, nicht ungewöhnlich ist und erwartungsgemäß in zeitnahen Updates behoben wird. Ansonsten gibt es nicht viel zu kritisieren. Neben der überwiegend hervorragenden Soundqualität ist der praktikable, großzügige Tonumfang der Sängerin Uyanga Bold ein Pluspunkt zum kreativen Einsatz in verschiedenen Tonarten. Scoring-affinen Musikern ist Voices of thr Empire uneingeschränkt zu empfehlen.

PRO

  • überragende Klangqualität
  • sehr authentisches und „musikalisches“ Spielen/Programming möglich
  • praktikable Artikulationssteuerung
  • 3 mischbare Mikrofonierungen
  • umfassende Dokumentation
  • überwiegend exakte Synchronität bezüglich Länge und Verzierung innerhalb der Samples eines Instruments

CONTRA

  • keine Staccato-Artikulationen
  • kleinere Ungenauigkeiten im Programming (Sample Start per Controller, ganz vereinzelte Artefakte in den Samples)
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FEATURES

  • Sample Library mit Player
  • Download- und Box-Version
  • ca. 14 GB
  • 24 Bit/44,1 kHz Samples
  • 84 Vocal Instrumente
  • 3 mischbare Mikrofonierungen
  • Sustain Patches
  • True Legato Patches
  • Phrasen
  • Words
  • Round Robin
  • kostenloser EastWest Sample-Player „Play 6“
  • Systemvoraussetzungen (Mindestanforderungen): Windows 7 (64-bit) oder neuer, Intel Core 2 Duo, oder AMD Dual Core 2.7 GHz oder neuer, 8 GB RAM, Sound Card mit ASIO Treiber, Harddisk 7200 RPM oder schneller oder
  • Intel Core 2 Duo Processor 2.7 GHz oder neuer, 8 GB Ram, OSX 10.7 (64-bit) oder neuer Harddisk 7200 RPM oder schneller
  • Standalone, VST2, AU, AAX native, NKS-kompatibel
  • Autorisierung per iLok Account (alle iLoks sowie Computer-basierte Lizenz)

Preis

  • 295,- EUR (Straßenpreis)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr authentisches und „musikalisches“ Spielen/Programming möglich
  • praktikable Artikulationssteuerung
  • 3 mischbare Mikrofonierungen
  • umfassende Dokumentation
  • überwiegend exakte Synchronität bezüglich Länge und Verzierung innerhalb der Samples eines Instruments
Contra
  • keine Staccato-Artikulationen
  • kleinere Ungenauigkeiten im Programming (Sample Start per Controller, ganz vereinzelte Artefakte in den Samples)
Artikelbild
EastWest Voices of the Empire Test
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