One Control Blue 360 Bass Preamp Test

One Control ist eine japanische Company, die seit einigen Jahren mit Pedalen im beliebten Mini-Format auf sich aufmerksam macht. Kreativer Kopf der Firma ist Björn Uhl, der eine lange Karriere im diesem Bereich vorzuweisen hat. Einige der One-Control-Pedale sind sowohl für Gitarre als auch für Bass geeignet, aber drei AIAB-Effekte (“Amp In A Box”) hat man speziell unserer Zunft gewidmet.

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Der neueste Vertreter davon ist der Blue 360. Er soll den Klang des legendären Acoustic 360 im praktischen Miniformat liefern. Der Acoustic 360 inklusive zugehöriger Box war einer der bekanntesten Bassamps auf dem Markt, vor allem in den 70er-Jahren. Zum einen war er einer der ersten Transistoramps, der beim Lautstärke-Krieg der Gitarristen mithalten konnte. Zum anderen war er zu seiner Zeit die erste Wahl für Szenegrößen wie John Paul Jones, Larry Graham – und natürlich Jaco Pastorius!

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Details

“Ach, wie niedlich!” ist immer der erste Gedanke, der mir beim Anblick eines Pedals im Miniformat durch den Kopf geht. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies 3,9 cm (Breite) mal 3,1 cm (Höhe) mal 10 cm (Länge). Dafür sollte wirklich noch Platz auf jedem Board sein. Das Gehäuse aus Aluminium ist in einem schicken Himmelblau gehalten und wirkt sowohl edel wie auch robust.

Fotostrecke: 3 Bilder Der One Control Blue 360 Bass Preamp kommt im Bodentreter-Mini-Format.

Vier schwarze Regler gibt es: Volume, Bass, Mid, Treble – das ist sowohl selbsterklärend wie auch übersichtlich. Die Wirkungsweise ist dann aber doch anders, als man es von einem modernen Amp gewohnt ist. Diese können in der Regel auf gleiche Weise Frequenzen anheben wie auch absenken. Beim Acoustic 360 Preamp war das anders, und so ist es denn auch bei diesem Pedal: Bässe (32 Hz) können hier zwar um 26 dB abgesenkt, aber nur um 6 dB angehoben werden. Das ist ein enormer Unterschied, aber auch ein sehr musikalischer Ansatz. Der Grund: 6 Dezibel sind im Bassbereich eine Menge, hier läuft man ja schnell Gefahr, für unnötigen Mulm zu sorgen. Beim Blue 360 kann man den Regler daher auch mal ganz beherzt aufdrehen, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

Bei den Mitten verhält es sich ähnlich: 600 Hz können entweder um 15 dB abgesenkt oder um 6 dB geboostet werden. Bei den Höhen lautet dieses Verhältnis -26 db zu +20 dB bei 3 Kilohertz. Diese Philosophie entspricht dem eigentlich Zweck von Equalizern: Wörtlich übersetzt heißt dieses Wort “Entzerrer”, und das sagt eigentlich schon alles. Die Aufgabe, störende Elemente aus dem Frequenzgang zu filtern, war und ist wichtiger, als Dinge hinzuzufügen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienelemente sind auf der Oberseite des Pedals untergebracht…

Der chromfarbene Fußschalter aktiviert oder deaktiviert den Effekt. Eine rote LED leuchtet, sobald der Blue 360 in Betrieb ist. Rechts und links am Gehäuse befinden sich die Klinkenbuchsen für den Instrumenten-Eingang bzw. Ausgang, und unter der Outputbuchse befindet sich ein winziger Schieberegler, mit dem man die Ausgangs-Lautstärke um 18 Dezibel verringern kann. Dazu mehr im Praxis-Teil.

Der Preamp kann sowohl mit einem Netzteil als auch mit einer 9-Volt-Batterie betrieben werden. Mit Saftspender verspricht die Leistungsaufnahme von nur 1,5 Millivolt eine angenehm lange Lebensdauer. Im Lieferumfang sind vier kleine Gummifüße zum Ankleben enthalten, falls man das Pedal nicht auf einem Effektboard anbringen möchte.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der rechten Gehäuseseite sind zwei Anschlüsse platziert,…

Der One Control Blue 360 Preamp macht einen sehr soliden Eindruck. Gehäuse und die Klinkenbuchsen aus Metall wirken robust, zudem finde ich die Optik durchaus ansprechend. Dass der Fußschalter auf der Platine montiert ist und die Potis nicht aus dem obersten Regal stammen, geht angesichts des Preises und der Größe absolut in Ordnung.

Einzig die Beschriftung gibt Grund zur Kritik: Sie ist ab 0,5 Meter Abstand aufgrund mangelnden Kontrasts leider nicht mehr lesbar. Der Besitzer sollte daher besser schleunigst die Anordnung der Potis auswendig lernen.

Praxis

Transistor-Amps verbindet man in der Regel mit einem klaren, transparenten Ton und schneller Ansprache. Alle Attacks und Transienten werden kristallklar und clean – also ohne Verzerrung – verstärkt. Dieses Klangideal hat sich hauptsächlich während der 1980er-Jahre etabliert und hält sich bis heute; für manche Transistor-Amps wird ja auch gerne das Attribut “HiFi” gewählt.
Wer dies jedoch auch vom One Control 360 Blue erwartet, wird sich verwundert die Augen reiben. Das Original stammt aus einer anderen Zeit und hatte einen ganz anderen klanglichen Auftrag. Der Acoustic 360 war schon immer ein Verstärker mit einem eigenen Charakter und viel Schmutz im Ton. Über dieses Thema hat Chefdesigner Björn Uhl übrigens einen lesenswerten Beitrag auf der Produktwebseite des Blue 360 geschrieben!
Ich habe den Preamp auf drei verschiedene Arten getestet: Einmal vor den Verstärker geschaltet, einmal direkt an eine Endstufe angeschlossen und zuletzt “nackt” ins Audiointerface gestöpselt. Ausgangsposition war dabei stets ein neutraler Equalizer (alle Regler auf 12h), und die Lautstärke zunächst auf “0”. In allen drei Szenarien ging der Blue 360 relativ früh in eine leichte Verzerrung und Kompression, welche im Verlauf des Regelwegs zunahmen.

Allerdings unterscheidet sich die Art der Verzerrung deutlich von anderen Pedalen, wie Overdrive oder Distortion. Der Blue 360 bleibt jederzeit warm und mild und macht den Sound einfach etwas dreckiger. Ich weiß, das ist eine Worthülse, aber es beschreibt die Sache am besten. Ein bisschen mehr dynamischen Spielraum, bevor die Kompression einsetzt, hätte ich mir jedoch trotzdem noch gewünscht.
Auch bei niedrigem Gain und neutralen Equalizer drückt der Blue 360 dem Ton sofort seinen sehr eigenen Charakter auf. Eine leichte Präsenz der hohen Mitten macht den Sound etwas bissiger und (wie erwähnt) gefühlt “dreckiger”.
Der Equalizer ist im positiven Sinne gewöhnungsbedürftig, da seine Wirkungsweise sich von modernen Vertretern unterscheidet. Die einzelnen Frequenzen lassen sich nur moderat boosten, was immer zu einem musikalisch brauchbaren Ergebnis führt. Selbst Extremeinstellung sind kein Problemm, aber auf der anderen Seite sind auch keine allzu drastischen Eingriffe ins Klangbild möglich.
Das ist aber seitens des Herstellers exakt so gewollt und entspricht dem Original. Für meine Ohren verträgt sich das One-Control-Pedal am besten mit (passiven) Jazz-Bässen oder deren Artverwandten. Natürlich funktioniert alles auch mit anderen Bässen, die genannte Kombination schien mir allerdings immer am homogensten. Der Grund mag sein, dass … äh, welches Bassmodell spielten Jaco Pastorius, John Paul Jones oder Larry Graham noch gleich?

Der One Control Blue 360 Bass Preamp liefert einen charaktervollen Sound, der im Sinne der 70er-Jahre Sounds etwas "Old School" klingen kann.
Der One Control Blue 360 Bass Preamp liefert einen charaktervollen Sound, der im Sinne der 70er-Jahre Sounds etwas “Old School” klingen kann.

Im Zusammenspiel mit einem Amp erzielte ich unterschiedliche Resultate. Der Blue 360 ist ein Charakterkopf und verträgt sich daher potenziell besser mit cleanen und neutralen Amps. Ist der eigene Verstärker schon stark färbend, kann der Schuss in Kombination durchaus auch mal nach hinten losgehen. Das Pedal ist aber sicherlich gut geeignet, um z.B. einem etwas sterilen Class-D-Amp einen Schuss Vintage-Flair und etwas Schmutz zu verpassen.
Am besten jedoch gefiel mir das Pedal als alleiniger Preamp direkt auf eine Endstufe gestöpselt. Beim Klangtest daheim klingt der kleine Treter zwar etwas zu stark komprimierend und angezerrt. In der Band hingegen sorgte eben dieser Effekt für einen kompakten und durchsetzungsfähigen Basston mit hohem Spaßfaktor!
Nun zu dem bereits erwähnten Mini-Schieberegler: Dieser mag zwar klein sein, besitzt allerdings eine recht große Wirkung. Im Prinzip ermöglicht er dem Blue 360 zwei unterschiedliche Arbeits-Modi: Im “-18 dB”-Modus bedeutet der voll aufgedrehte Volumen-Regler “Unity Gain” – die Eingangs-Lautstärke ist also gleich der Ausgangs-Lautstärke. So lässt sich der Preamp hinzuschalten, ohne für einen unerwünschten Pegelsprung zu sorgen. Im “0 dB”-Modus hingegen agiert der Blue 360 wie jedes andere Pedal und wird mit mehr Gain entsprechend lauter. Dadurch lässt er sich auch als Booster oder Verzerrer einsetzen.

So klingt der One Control Blue 360 direkt ins Audiointerface gesteckt:

Audio Samples
0:00
Gain: 10 Uhr, EQ flat Gain: 10 Uhr, EQ flat Gain: 10 Uhr, Bass: 3 Uhr, Mid: 3 Uhr Gain: 10 Uhr, Bass: 3 Uhr, Mid: 9 Uhr, Treble: 1 Uhr Gain: 12 Uhr, EQ flat Gain: 3 Uhr, EQ flat Gain: 10 Uhr, Bass: 3 Uhr, Mid: 3 Uhr, Treble: 10 Uhr Gain: 4 Uhr, Bass: 4 Uhr, Mid: 4 Uhr, Treble: 11 Uhr

Fazit

Logisch: Eine Nachbildung muss immer am Original gemessen werden! Leider ist es mir nicht vergönnt, einen Acoustic 360 in meinem privaten Bestand zu haben. Insofern muss dieser Test bedauerlicherweise unvollständig bleiben. Zieht man jedoch die bekannten Soundideale der 70er-Jahre als Referenz zu Rate, so erfüllt der One Control Blue 360 seinen klanglichen Auftrag auf sympathische Art und Weise. Er ist ein charaktervolles Pedal, das sowohl im Standalone-Betrieb eine tolle Figur macht, als auch einem cleanen Amp mehr “Schmutz” im Sound zu verleihen. Class-D-Amps kommen mir hier als erste Option in den Kopf. Aufgrund seiner cleveren Schaltung könnte man den One Control Blue 360 nicht nur als Preamp, sondern auch sehr gut als milden Verzerrer oder Booster einsetzen, denn das kleine Pedal liefert authentische Transistorsounds aus den 70er-Jahren. Etwas Einarbeitungszeit muss man aber mitbringen, denn die Stomp Box verhält sich eben auch “Old School” und daher ggf. etwas konträr zu manch anderen modernen Amps. Nicht Flexibilität, sondern ein eigenständiger Charakter und Authentizität stehen hier im Vordergrund – und das zu einem moderaten Preis!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tolle Optik und Haptik
  • charaktervoller Sound
  • musikalischer Equalizer
  • Schieberegler für „0 dB“- oder „-18 dB“-Modus
Contra
  • wenig dynamischer Spielraum
  • Beschriftung schlecht ablesbar
Artikelbild
One Control Blue 360 Bass Preamp Test
Für 119,00€ bei
Der One Control Blue 360 ist ein Bass Preamp mit eigenständigem Charakter und Authentizität, wenn man die Soundideale der 70er-Jahre als Referenz nimmt.
Der One Control Blue 360 ist ein Bass Preamp mit eigenständigem Charakter und Authentizität, wenn man die Soundideale der 70er-Jahre als Referenz nimmt.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: One Control
  • Modell: Blue 360 Bass Preamp
  • Herkunftsland: Japan
  • Regler: Volume, Bass, Mid, Treble
  • Stromaufnahme: 1,5 mV, 9V-Batterie oder Netzteil
  • Ein-, Ausgang: Klinke 6,3 mm
  • Fußschalter: Effect Bypass (True Bypass)
  • Gewicht: 160 Gramm
  • Maße: Gehäuse: 39 x 100 x 31mm (B x L x H), mit Schalter: 47 x 100 x 46 mm
  • Preis: 109,- Euro (Ladenpreis im Juli 2019)
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Der One Control Blue 360 ist ein Bass Preamp mit eigenständigem Charakter und Authentizität, wenn man die Soundideale der 70er-Jahre als Referenz nimmt.

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