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ZT Amplifiers Lunchbox Acoustic Test

Praxis

An der Rückseite befindet sich der Power-Schalter und eine rote LED an der Oberseite (links) meldet sich, wenn das Gerät eingeschaltet ist. Zunächst fällt auf, dass die Lunchbox nicht ganz rauschfrei arbeitet. Das Grundrauschen bewegt sich aber bei Zimmerlautstärke im üblichen vertretbaren Rahmen, nimmt aber mit größerer Lautstärke zu.
Insgesamt habe ich fünf unterschiedliche Gitarrentypen mit der kleinen Lunchbox verstärkt. Die Qualität eines Tonabnehmers ist natürlich das erste Glied in der Übertragungskette. Grundsätzlich gilt, dass ein Verstärker auf ein schwaches Eingabesignal auch mit einem entsprechend schwachen Ausgabesignal antwortet. Die Lunchbox ist nicht unbedingt ein Schönfärber und deckt die Schwächen der Systeme auf. Ich darf vorwegnehmen, dass es mit dem 2-Band EQ gelungen ist, jedes Instrument passabel, aber mit Einschränkungen zu verstärken. Die beiden Klangregler bieten noch Reserven nach oben und unten, die im kleineren Rahmen gar nicht ausgeschöpft werden können.
Der Master steht bei allen Aufnahmen in etwa in der 12-Uhr-Position, Gain auf 10 Uhr (Zimmerlautstärke) und Bass und Treble ebenfalls auf 12 Uhr. Der Amp wurde mit zwei Mikrofonen (TLM 103) abgenommen.

1. Eine Stahlsaitengitarre (Larrivée), die mit einem Fishman Infinity (ohne Preamp) bestückt ist, lieferte zufriedenstellende Ergebnisse. Das Fingerpicking löst der Speaker transparent auf. Er produziert (hier) einen relativ akustisch klingenden Piezosound, den man aber nicht mit dem Natursound der Gitarre vergleichen darf. Leider kommt der Klang der Gitarre leicht komprimiert über den Speaker. Der Kompressor-Effekt wird zunächst ursächlich durch den Untersatteltonabnehmer erzeugt, aber auch der Amp/Speaker stellt nur einen eingeschränkten Dynamikbereich zur Verfügung, sodass sich die Wirkung verstärkt.

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Picking – Larrivée Stahlsaitengitarre

Einen volltönenden, voluminösen Sound generiert das kleine Gehäuse erwartungsgemäß nicht. Bis zum Stehkragen aufdrehen kann man den Verstärker mit einer Vollakustikgitarre aber auch nicht. Bei ca. 50 % Auslastung setzen in einem kleinen bzw. mittelgroßen Raum Rückkopplungen ein. Das entspricht einem Lautstärkepegel von 85 – 90 dB mit Peaks bis zu 95 – 100 dB in einem Abstand von einem Meter. Diese Lautstärke erreicht ein Niveau, das eine Akustikgitarre deutlich übertönt. Der Feedback Cut mit drei Stufen hilft aber nicht weiter. Aber nichts spricht dagegen, den einfachsten Weg zur Vermeidung von Rückkoppelungen zu wählen: Einfach den Abstand zwischen Instrument oder Mikro und Speaker vergrößern oder sich ggf. sogar hinter dem Lautsprecher positionieren.

2. Der Rhythmus, mit einer Steelstring (Taylor Jumbo 615) eingespielt, kommt auf höherem Lautstärkeniveau merklich komprimiert über den Speaker.

Audio Samples
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Strumming – Taylor 615 Jumbo Steelstring

3. Eine Thinline Taylor T5z liefert hier in der Kippschalter-Position 1 (Neck Humbucker & Acoustic Body Sensor) einen klaren und rund klingenden Ton.

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Picking – Taylor T5z Thinline, Neck Humbucker & Acoustic Body Sensor
Gitarren und Stimmen werden von der Lunchbox sauber und ohne Interferenzen übertragen.
Gitarren und Stimmen werden von der Lunchbox sauber und ohne Interferenzen übertragen.

Mit aktivem Neck-Humbucker in Schalterposition 2 erhält der Sound mehr die Klangcharakteristik einer E-Gitarre.

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Picking – Taylor T5z Thinline, Hals-Pickup

4. Nylonsaiten (Godin) werden leider nicht sehr dynamisch übertragen, sind aber grundsätzlich eine Herausforderung für einen Piezo und einen Amp. Pardon, aber die Kollegen von AER und Roland sind mit der gleichen Gitarre besser klargekommen.

Audio Samples
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Godin – Nylonsaitengitarre

5. Die positive Nachricht ist, dass eine E-Gitarre mit aktiven magnetischen Singlecoils (EMG) sehr rund und ausgewogen übertragen wurde. Allerdings wird bei schon ca. 60% Auslastung (Master und Gain) der Sound unfreiwillig mit einem dezenten sahnigen “Crunch” überzogen. Bei diesem Beispiel konnte die Verzerrung jedoch “kreativ” genutzt werden.

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Single Line – E-Gitarre

Gleichzeitig tritt der Kompresser-Effekt stärker in den Vordergrund. Bei diesem Beispiel kommt auch der Hall zum Einsatz.
Zum Schluss habe ich auch den Kopfhörerausgang (LINE-OUT) auf die Probe gestellt.

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Signal über Kopfhörerausgang (LINE-OUT)

Der Kopfhörerausgang liefert ein brauchbares Signal, das dem Bühnenmixer zwar reichen mag. Allerdings fiel auf, dass der Speaker nicht der beste Monitor ist. Über Line-Out wurde auf der ganzen Breite das Signal mit mehr Bassanteilen herausgegeben und konnte bei der Wiedergabe der Aufnahme nicht im Maßstab 1:1 (linear) übernommen werden. Ein anspruchsvoller Studio-Techniker würde aber ohnehin eine Lösung mit einem Mikro suchen oder eine Thinline-Gitarre direkt mit dem Interface oder Mixer verbinden.
Die Frage, ob die Lunchbox mit einem lauten Schlagzeug richtig warm werden kann, bleibt dann zumindest offen, wenn eine Thinline oder Solidbody angeschlossen wird. Den internen Effekt (Reverb) sollte man im Studio aber lieber abschalten. Auch live verdirbt zu viel davon den Sound.
Die Stimme wurde bei gehobener Zimmerlautstärke mit einem SM 58 clean und dynamisch übertragen, allerdings fehlt dem Signal erwartungsgemäß das Volumen. Eine Gitarre und eine Stimme überträgt der Amp bis zur Auslastungsgrenze sauber und ohne Interferenzen.

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