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Zoom R20 Test

Praxis

Zoom R20 :Simples Bedienkonzept mit Macken

Man muss dem Zoom R20 zugutehalten, dass er ein grundsätzlich einfaches und schnell zu erlernendes Bedienkonzept bietet. Wer bereits Erfahrungen bei der Arbeit mit DAWs am Rechner sammeln konnte, wird sich nach einer kurzen Einarbeitungszeit gut zurechtfinden. Auf der Contra-Seite stehen allerdings mehrere Punkte, die aus einem letztendlich doch etwas begrenzten Funktionsumfang im Bereich Editing und Mixing bzw. einer begrenzten Parametertiefe heraus kommen.

Die beste Figur macht der Zoom R20 während des Recordings. Das Einpegeln vollzieht sich dank detaillierter Pegelanzeigen in der Mixer-Ansicht in kürzester Zeit. Was an dieser Stelle allerdings fehlt, ist eine Möglichkeit zur Invertierung der Polarität („Phasenumkehr“), wie sie bei Mehrspuraufnahmen eigentlich zur Pflicht gehört. Wer schon einmal eine Snare oder einen Gitarren- oder Bass-Amp doppelt mikrofoniert bzw. mit einem DI-Signal gemischt hat, weiß, wie wichtig das ist. Auch bei der nachträglichen Bearbeitung bietet der Zoom R20 mit seinen Bordmitteln keine Möglichkeit, dies umzusetzen. Am Rechner ist das natürlich kein Problem.

Edit-Ansicht des Touchscreens
Fotostrecke: 4 Bilder Zoom R20 Test: Der Touchscreen in der Edit-Ansicht.

Die Editing-Funktionen des Recorders sind rudimentär gehalten und konzentrieren sich darauf, Audio-Clips (auch in Gruppen) zu verschieben bzw. zu schneiden oder zu loopen. Als einziges etwas tieferes Feature findet sich ein Algorithmus zum Time-Stretching, der jedoch sehr früh beginnt, deutliche Artefakte zu erzeugen. Dass der kompakte Recorder kein ausgewachsenes System für mehrere Takes pro Track bietet, kann man ihm sicherlich nicht anlasten. Punch-Ins (also korrigierende Aufnahmen) ab einer gewissen Stelle eines Tracks sind aber ebenfalls schwer umzusetzen, da bestehende Clips ab Beginn der Aufnahme grundsätzlich überschrieben werden. Ein Workaround über die Nutzung einer anderen Spur ist hier natürlich denkbar.

Auch im Bereich des Mixings beschränkt sich der Zoom R20 auf die einfachsten Grundfunktionen. Pro Spur steht ein EQ mit drei feststehenden Bändern für Bässe, Mitten und Höhen bereit. Zumindest die Mitten hätte man parametrisch gestalten können, und auch ein zusätzlicher Lowcut zum Filtern von Trittschall wäre hilfreich. Eine echte Enttäuschung im Bereich der Dynamikbearbeitung ist, dass sich das pro Spur verfügbare Modul für Kompressor, Limiter oder Gate nur während der Aufnahme (also destruktiv) nutzen lässt. Eine Bearbeitung von bereits aufgenommenem Material ließ sich trotz Studium des Handbuchs im Test nicht umsetzen. Selbiges gilt auch für den einzelnen Multieffekt-Slot, der beim Abmischen ausschließlich als Send-Effekt funktioniert (i.d.R. für Hall/Delay). Master-Effekte oder eine Loop-Funktion für die Wiedergabe (z.B. nur Strophe oder Refrain) sind ebenfalls nicht vorhanden.

Guter Sound bei hohen Eingangspegeln

In Hinblick auf die Aufnahmequalität konnte der Zoom R20 im Zuge einer Schlagzeugaufnahme, für die alle acht Eingangskanäle genutzt wurden, durchaus überzeugen. Das Kit wurde über Kick In/Out, Snare Top, zwei Close-Mics an den Toms, Stereo-Overheads und einen Mono-Raum mikrofoniert. Die Ergebnisse können problemlos mit denen von Audiointerfaces aus der gleichen Preisklasse mithalten, wobei diese natürlich auf die zusätzliche Ausstattung und insbesondere auf den Touchscreen verzichten.

Zoom R20 im Proberaum am Schlagzeug
Zoom R20 Test: Der Zoom R20 während einer Schlagzeugaufnahme.

Zoom R20 Test: Der Zoom R20 während einer Schlagzeugaufnahme

Davon, dass die internen Vorverstärker des Zoom R20 bei geringeren Eingangspegeln an ihre Grenzen stoßen, war wiederum auszugehen. Bei höherer Verstärkung beginnen die Preamps (so wie bei vielen günstigen Audiointerfaces) nicht nur deutlich zu rauschen, sondern auch zu brummen. Eine Sprachaufnahme über ein dynamisches Mikrofon, in diesem Fall ein einfaches Shure SM57, gestaltete sich dementsprechend schwierig. In solchen Fällen kann natürlich ein zwischengeschalteter Cloudlifter helfen, der das Signal aus dem Mikrofon bereits vor dem Preamp verstärkt. Oder man nutzt ein Kondensatormikrofon mit höherer Empfindlichkeit.

Audio Samples
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Drums: ohne Effekte Drums: gemischt mit Bordmitteln Sprache (Kondensatormikrofon) Sprache (dynamisches Mikrofon)

Interner Synth und Drum-Loops

Der interne Synthesizer des Zoom R20 bietet 18 Presets mit Brot-und-Butter-Sounds (einschließlich Drums), die in Hinblick auf die Synthese nicht bearbeitet werden können. Für schnelle Songdemos reichen die einfachen Klänge vollkommen aus. Ziemlich cool ist, dass es sogar einen rudimentären MIDI-Editor gibt, der erlaubt, instrumentale Parts direkt auf dem Touchscreen zu programmieren. Am Rechner geht das natürlich wesentlich schneller, die Möglichkeit zu haben, ist aber definitiv eine schöne Sache.

Audio Samples
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Synthpop: Drums mit Synth-Bass und Orgel Loop: ursprüngliches Tempo Loop: um 5 BPM verlangsamt (Time-Stretching)

Die enthaltenen Drum-Loops können beim Erstellen von Demos ebenfalls hilfreich sein. Beim Erstellen eines Projekts bietet der Zoom R20 eine Auswahl von Templates für verschiedene Genres an, die bereits mehrere passende Loops enthalten. Etwas problematisch ist dabei, dass alle Loops eines Musikstils immer im gleichen Tempo vorliegen. Da das Time-Stretching gerade beim Verlangsamen des Materials (im Audiobeispiel um 5 BPM) nahezu surreal anmutende Artefakte verursacht, ist der Nutzen etwas eingeschränkt.

Noch nicht alle Fragen beantwortet? Hier gibt es den Link zur Herstellerseite.

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