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ZILDJIAN ZBT PRO 4 Becken-Set Test

In der Geschichte des Schlagzeugs sollte sicherlich ein Name bereits in den ersten Zeilen Erwähnung finden: die Beckenschmiede Zildjian. Wer hängt sich nicht gerne einen vor Tradition und Historie strotzenden „Klangteller“ ans Drumset, mit dem man sich bereits seit vielen Jahrzehnten auf den Bühnen dieses Planeten ohne Bedenken blicken lassen kann? Denn von Tradition kann man bei Zildjian wahrlich sprechen. Seit 1623(!!!) der erste Hammerschlag des armenischen Beckenschmiedes Avedis Zildjian fiel, hat sich eine Menge getan. Lange waren Becken von Zildjian das „Non plus Ultra“ und getreu dem bis heute aktuellen Firmenslogan „The only serious choice!“ die einzig ernstzunehmende Wahl. Nicht selten wechseln alte, gut erhaltene Stücke aus frühen Produktionen für horrende Preise den Besitzer. Aber auch dem etwas weniger betuchten Trommler bietet Zildjian seit vielen Jahren ein großes Beckensortiment, in welchem man durchaus fündig werden kann. Ein Fund ist die Zildjian ZBT-Serie, die sowohl einzelne Becken als auch ganze Beckensets beinhaltet.

ZBT steht für Zildjian Bronze Technologie und beschreibt das Herstellungsverfahren dieser Becken. Ausgangsmaterial sind sehr präzise und sorgfältig geschnittene Bronzescheiben, aus denen die Becken geformt, maschinell gehämmert und anschließend abgedreht werden. Dank dieser Methode kann ein nahezu identischer Sound gleichgroßer Becken aus einer Serie garantiert werden. Sollte also ein Crash kaputt gehen, kann man das gleiche Becken ohne Bedenken nachbestellen, es wird in etwa genauso klingen wie das alte. Die ZBT-Serie richtet sich, vor allem dank der wirklich humanen Preispolitik, primär an den Einsteiger. Doch gerade der soll nicht das Gefühl bekommen, ein Anfänger-Becken erworben zu haben. So prangt beispielsweise auf der Verpackung des hier vorliegenden ZBT PRO 4 Beckensets das Bild eines etwas verdattert dreinblickenden Très Cool, seines Zeichens Schlagzeuger der Pop-Punker GREEN DAY. Sicherlich für den ein oder anderen Youngster am Drumset ein Argument, diese Becken einmal näher in Augenschein zu nehmen. Und genau das mache ich jetzt auch.

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Details

Erst mal sorgt diese Serie bei mir für etwas Verwirrung. Die Hersteller-Website (sowie auch der Karton) bezeichnen die Becken mit dem Namen ZBT PRO 4 Set, während ich sie in verschiedenen Online-Musikläden ausschließlich unter ZBT 4 HOLIDAY-Set finde. Definitiv handelt es sich bei beiden aber um das gleiche Beckenset.

Beim firmeninternen Versuch der Kategorisierung der Becken wähnt Zildjian diese als äußerst omnipotent: Country, Hip Hop, Pop, R&B, Rock, Other. Also eigentlich alles! Doch um es auf den Punkt zu bringen: Die Frage wird schlichtweg nicht beantwortet, und der Schlagzeuger kommt nicht drum herum, die Becken selber zu testen. Aber was genau ist denn jetzt drin im Karton? Da hat Zildjian eine echte Überraschung parat. Neben dem Set, bestehend aus einer 14“ Hihat, 16“ Crash und 20“ Ride, gibt’s noch ein 18“ Crash dazu. Für lau. Einfach so. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Hersteller lösen sich bei mir alle Fragezeichen bezüglich der Holiday-Serie und des 18“ Beckens in Wohlgefallen auf. Das ZBT 4 Holiday-Set ist eine Special-Edition, basierend auf der ZBT Pro 4-Serie. Einziger Unterschied: Hier gibt es ein 18“ Crash dazu, aber nur solange der Vorrat reicht. Also schnell bestellen, das Teil! Entgegen dem Sprichwort, schauen wir allerdings dem geschenkten Gaul jetzt mal tief ins Maul.

Fotostrecke: 4 Bilder 18u0022 Crash

Die Becken aus verstärkter Zildjian Sheet Bronze (92% Kupfer, 8% Zinn) kommen schlicht, aber dennoch gut verpackt in einem schlanken Pappkarton. Jedes Becken steckt noch mal in einer einzelnen Plastikhülle, so dass sie vor allem gegen Feuchtigkeit gut geschützt sind. Ein schönes brillantes Finish in tiefer Bronzefarbe strahlt mir entgegen, als ich das erste Crash-Becken aus dem Karton ziehe. Die dunkle, charaktervolle Bronze ist auf Hochglanz poliert, und die Fingernagel-großen „Dellen“ vom Hämmern sind gleichmäßig auf dem Becken verteilt.

Die im Abstand perfekt gezogenen Rillen zeugen von einem sehr gewissenhaft abgedrehten Becken. Das Loch in der Mitte ist sauber gearbeitet, ohne Fransen oder scharfe Kanten, mit leicht abgerundeter Gratung.

Auf der Glocke ist das Becken zur Hälfte nicht abgedreht, ebenso das letzte Stück am äußeren Rand. Das gibt dem Becken an entscheidenden Stellen zusätzliche Stabilität. Im schönen Kontrast zum großen, in schwarz aufgedruckten Zildjian-Logo macht das Crash rein optisch schon einen guten ersten Eindruck. Die Becken sind sehr massiv, und das Ride ist mit 2 mm Stärke ein echter Brocken. Erstaunlicherweise bringt das ganze Set aber mit 7,2 kg im Verhältnis nur ein Standardgewicht auf die Waage. Nicht zu unterschätzen ist bei solch massiven Becken die Tatsache, dass sie nur schwer kaputt zu kriegen sind und dem Trommler dementsprechend lange erhalten bleiben. Insofern schon mal ein klarer Pluspunkt zum Verhältnis Gewicht/Stabilität.

Optisch ist soweit also alles gecheckt. Jetzt gibt’s was auf die Ohren.

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Praxis

Ich greife mir den dicksten Fisch und lege mit dem 20“ Ride los. Der Grundcharakter des Beckens ist äußerst hell und definiert. Der Rebound des Sticks kommt gut. Das Becken spricht schnell an und gibt die Impulse meines Sticks sauber und präzise wieder. Die Bezeichnung des Herstellers „crisp“ würde ich hier nur unter Vorbehalt benutzen, denn in den Höhen klingt das Ride etwas zisselig, so als ob zusätzlich eine kleine Kette auf dem Becken läge. Das macht den Sound in den Höhen etwas undefiniert und streut unnötige Frequenzen in den eigentlichen Grundsound. Die Glocke dagegen hat einen erstaunlich dunklen und glockigen Ton. Sie ist relativ wuchtig im Gegensatz zum definierten und hohen Beckensound. Beim Versuch, das Becken zu crashen, ist der erste Eindruck okay. Dem Grundsound treu liefert das Becken einen mitten- und höhenreichen Crash ab und wird seiner Aufgabe gerecht, wenn auch die eingangs erwähnten Höhenanteile etwas unangenehm auffallen und den Sound verzerren. Auf meine Dynamik reagiert das Becken eher mittelmäßig. Ich muss die Kraft auf den Stick schon merklich erhöhen, um entsprechende Dynamikunterschiede aus dem Becken zu kitzeln. Dem muss man natürlich die Beschaffenheit des massiven Ride-Beckens entgegenhalten, denn mit einer Stärke von ca. 2 mm muss man hier schon ordentlich Masse in Schwingung bringen. 

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Ride Ride Bell Ride Figur

Das 16“ Crash ist ebenfalls ziemlich hell und klingt trotz seines Durchmessers von 40cm irgendwie klein, zumindest suggeriert das der überdeutliche Höhenanteil. Je härter ich das Becken crashe, um so zisseliger wird es. Vor allem die harten Schläge zischen arg und sorgen dadurch für eine ziemlich deftige Lautstärke. Der Klang ist irgendwie schwer zu greifen, schwimmt er doch irgendwo zwischen HiFi-clean und übertrieben zischig. Dem Becken fehlt es ein wenig an Richtung. Das etwas merkwürdige „Zloiischschschsch“ könnte entweder mehr an mittigem Volumen vertragen oder aber in seinem verwaschenen Sound noch konsequenter klingen. Im Moment ist es irgendwo dazwischen und leider nicht wirklich definierbar. Auch im Set will es sich nicht so recht ins Gesamtbild einfügen. Es sticht mir zu sehr raus und ist zu dominant in seinem eigentümlichen Klang.

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16″ Crash Figur 16″ Crash Hard 16″ Crash Medium 16″ Crash Soft

Das 18“ Crash gefällt mir da schon besser. Gemäß seiner Größe erhält man den Sound, den man von diesem Becken erwartet. Der Grundcharakter ist getreu dieser Serie ebenfalls recht hoch und hell. Allerdings ist hier wesentlich mehr Bauch und Körper hörbar als bei dem kleineren 16er. Die Ansprache ist schnell, und das Becken klingt recht ausgewogen. Es hat einen definierten, mittigen Klang und präsente Höhen, die beim harten Crashen recht prägnant in Erscheinung treten, aber nicht zu dominant werden. Ein gewisses Zisseln kommt hier ebenfalls mit, fügt sich aber wesentlich organischer in den Grundsound des Beckens. Im Set macht es sich gut und harmoniert mit Ride und Hihat. Für ein geschenktes Becken allemal Daumen hoch!

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18″ Crash Figur 18″ Crash Hard 18″ Crash Medium 18″ Crash Soft

Die Hihat ist eine positive Überraschung, klingt am hochwertigsten und macht am meisten Spaß. Sie ist sehr fokussiert, hat einen tiefen Sound, überraschend „chickig“ und organisch. Meine anfängliche Befürchtung, dass sie metallisch und steif klingt, widerlegt sie schon beim ersten Schlag. Sie hat wenig Ton und bietet einen für diese Preisklasse erstaunlich guten Sound. Auch geöffnet gibt sie einen angenehm zischeligen, aber definierten Klang ab, der nicht zu laut ist. Der Rebound ist, trotz zwei ziemlich fester Becken, angenehm. In Sachen Dynamik reagiert die Hihat nicht ganz so zäh wie die Crash-Becken und das Ride. Ob offen oder geschlossen, sie fügt sich in Kombination mit dem ganzen Drumset gut ins Geschehen ein und passt klanglich zu Ride und 18“ Crash. In Sachen Sound und Spielgefühl in diesem Fall ganz klarer Testsieger.

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Hihat Set Hihat Figur Hihat open/close

Und zum Abschluss gibt´s noch mal das ganze Set:

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Set Slow Set Uptempo
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Alle Becken der Zildjian ZBT PRO 4 Serie sind relativ fest und spielen sich dementsprechend hart. Das Spielgefühl ähnelt der Z-Serie von Zildjian, welche auf Grund ihrer Robustheit und Stärke gerade bei Knüppel-Schlagzeugern immer wieder gerne auf den Ständer geschnallt wird. Meine Dynamik setzen alle Becken mehr oder weniger gleich behäbig um, mit Ausnahme der Hihat, die sich klanglich angenehm in Zaum halten lässt  oder eben organisch mitpfeffert, wenn ich entsprechendes von ihr fordere. Allen fünf Becken ist zugute zu halten, dass sie nicht überdurchschnittlich metallisch oder steril klingen, wie das bei preiswerteren Becken ansonsten sehr häufig der Fall ist. Allgemein brauchen die Becken jedoch ein gewisses Maß an Arbeit, um zu klingen. Dezent spielende Schlagzeuger werden mit dem etwas säuselnden, höhenlastigen Klang vielleicht nicht unbedingt zufrieden sein, doch wer gerne mal etwas energetischer in die goldenen Teller reinlangt, könnte an der ZBT PRO 4 Serie Gefallen finden. Allerdings ist gerade unter diesem Aspekt die entfachte Lautstärke nicht zu unterschätzen. Dank zisseligem Höhenanteil sind Ride und die Crashes drei wahrlich laute Brocken und sollten mit Vorsicht genossen werden.

Vor allem durch ihre massive Beschaffenheit sind alle fünf Cymbals äußerst widerstandsfähig und mit Sicherheit lange gewillt, auch die heftigen Schläge wegzustecken. Für den Einsteiger, auch auf Grund des Preises, ein interessantes Beckenset. Und man bedenke, dass man nun echte Zildjian-Becken sein Eigen nennen darf!

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • gute Hihat
  • sehr schöne Optik
  • Das 18“ Crash gibt’s gratis dazu!
Contra
  • laut
  • zisselige Höhen bei Ride und den Crashes
  • mittelmäßige Dynamik
Artikelbild
ZILDJIAN ZBT PRO 4 Becken-Set Test
Für 259,00€ bei
Facts
  • Artikelbezeichnung: ZILDJIAN ZBT PRO 4 Set
  • Kategorie: ZBT Series
  • Material: Bronze
  • Finish: Brillant
  • Größe: 20“ Ride, 51 cm, 2,2 kg
  • 18“ Crash, 45 cm, 1,5 kg
  • 16“ Crash, 40 cm, 1,1 kg
  • 14“ Hihat, 36 cm, 1,2 kg pro Becken
  • GENRE: Country, Hip Hop, Pop, R&B, Rock, Other
  • SKILL LEVEL: Beginner
  • Preis: 316 Euro (UVP)
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Knecht ruprecht sagt:

#1 - 09.09.2024 um 11:25 Uhr

0

Die zbt becken sind ok in Preis und Verarbeitung.der klang ist mittelmäßig gut,aber besser als zb. paiste in dieser preisklasse.also:🥁👍🥁!!!

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