Anzeige

Yamaha S70 XS Test

Drei sternförmig gekreuzte Stimmgabeln sind das Markenzeichen eines der traditionsreichsten japanischen Technologiekonzerne. Das Symbol erinnert ein wenig an die drei Musketiere oder den guten Stern aus Stuttgart. Zu den Erfolgen, die sich die Firma Yamaha auf die Fahne schreiben kann, würden diese Parallelen allemal passen. Der weltgrößte Instrumentenhersteller wurde 1897 gegründet und beschäftigt rund 25.000 Mitarbeiter. Es werden jährlich viele Millionen Yen umgesetzt, und das nicht nur in der Instrumentenbranche. Yamaha ist seit vielen Jahren in allen Sparten der Elektronik und im Instrumentenbau präsent – und das mit Erfolg. Aber das Logo mit den Stimmgabeln prangt auch auf Motorrädern und sogar auf Schiffsmotoren, wobei für viele ein guter Motorensound ja auch Musik in den Ohren sein kann.

Yamaha S70 XS
Yamaha S70 XS

Die Modellpalette an elektronischen Tasteninstrumenten mit dem Yamaha-Logo ist riesig – so riesig, dass man schnell den Überblick verliert, hat man für einige Zeit nicht in der einschlägigen Fachliteratur geblättert. In diesem Test steht der S70 XS auf dem Prüfstand, oder besser gesagt Keyboardständer. Er ist der kleinere Bruder des S90 XS, was sich jedoch ausschließlich in der Anzahl der Tasten bemerkbar macht. Ob 88 statt 76 Tasten, das ist hier letztlich nur eine Frage der eigenen Spielphilosophie beziehungsweise der Gewichtsklasse, da der Preisunterschied von 100 € eher marginal ist. Aber was ist das eigentlich für ein Instrument, das heute bei mir im Studio gelandet ist? Workstation? Stage Piano? Synthesizer? Jedenfalls wurde viel Technologie aus der Workstation Serie Motif verbaut. Yamaha selbst ordnet den S70 XS zwar als Synthesizer ein, vieles deutet jedoch darauf hin, dass es sich hierbei um einen der immer beliebter werdenden Hybriden handelt, um einen Allrounder also, mit dem man sowohl auf der Bühne auch im Studio eine gute Figur macht. Ich bin gespannt, in welcher Kategorie der S70 XS die meisten Treffer erzielen kann!

Anzeige

Erster Eindruck
Auffallend unauffällig ist mein erster Eindruck, nachdem ich das Instrument aus seiner Transportkiste befreit habe. Da funkeln kein silbernes Gehäuse, keine „hippen“ Taster und Regler, nein, der S70 XS ist optisches Understatement und komplett auf Funktionalität getrimmt, fast wie ein langweiliges Büromöbel.

Wie sein größerer Bruder ist auch der S70 XS schwarz und mit Bedienungseinheiten überzogen. Das Gehäuse ist stabil und solide verarbeitet, wie man es von Yamaha gewohnt ist, und bringt etwa 20 Kilo auf die Waage, was für ein Instrument mit 76 Tasten voll in Ordnung geht. Die Flanken bestehen aus matt lackiertem Pressholz. An der Frontleiste und der Bodenplatte bleibt an beiden Seiten ein zirka zwei Millimeter breiter Spalt, der dadurch entsteht, dass Decke und Heckleiste um vier Millimeter breiter sind. Schalter, Regler und Slider sind Yamaha-typisch bewährt und gut. Alle Taster sind beleuchtet und lassen an den momentanen Einstellungen des Instrumentes keinen Zweifel. Die Anzahl und der Informationswert der Bedienelemente unterbinden jedes Gemeckere über ein zu kleines Display, obwohl die Entwickler durchaus über genügend Platz für eine größere Variante verfügt hätten. Aber wozu? Die Informationen des Displays scheinen nicht besonders üppig, aber ausreichend. Alles in allem habe ich den Eindruck, ein grundsolides und ausgereiftes Werkzeug vor mir zu haben, das zwar mit Leidenschaft und Emotionen geizt, jedoch Werte wie Zuverlässigkeit und Funktionalität ausstrahlt.

Tastatur
Die Hammer-Tastatur des S70 XS ist sehr gut spielbar, allerdings für meinen persönlichen Geschmack ein wenig zu hart abgestimmt. Damit meine ich weniger den Tastendruck als vielmehr das Gefühl beim Aufschlagen des Hammers. Bei einem Klavier oder Flügel trifft der Hammer auf eine Saite und die Wucht seines Gewichtes wird dadurch abgefedert. Die gewichteten Hämmer der Yamaha-Tastatur scheinen ungehemmt wie gegen eine Betonwand zu schlagen, wodurch ein unangenehmer Rückschlag entsteht. Die Kraft des Anschlages wird knallhart in die Hand zurückgeführt. Vergleichbar mit Balletttänzern, die einen schwingenden Holzboden benötigen und nicht auf gelenkmordenden harten Böden tanzen können, ermüdet die Hand bei einer solchen Tastatur schneller, was sich auf Dauer unangenehm bemerkbar macht. Auffallend sind auch die klopfenden, lauten Anschlaggeräusche. Das macht zum Beispiel eine Live-Aufnahme mit einem ansonsten akustischen Ensemble unnötig schwer. Allerdings handelt es sich dabei um eine Problematik, die leider für die meisten Plastiktastaturen mit Gewichtung zutrifft. Hier gibt es also noch genügend Potenzial für zukünftige Entwicklungen.

Aufbau
Solange man den S70 XS als Preset-Quelle nutzt, funktioniert eine intuitive Bedienung recht gut. Die klare Gliederung und eindeutige Beschriftung der Bedienelemente machen dem Benutzer die Sache leicht. Rechts vom Display warten Programmwahl-Einheit und Navigation, bestehend aus Scrollrad, Richtungs-, Decrease- und Increase-Taster. Links neben dem Display befindet sich die komplette Controllereinheit.
 

Drei Taster definieren den Spielmodus

• Im Voice Modus habe ich Zugriff auf alle Klänge des S70 XS. Mit den Banktastern (Dec/ Inc) lässt sich schnell durch die 16 Bänke steppen. Diese enthalten Kategorie-spezifisch geordnete Soundsammlungen, wie zum Beispiel Piano, Keyboard, Strings und andere.

• Die Perform Taste versetzt den S70 XS in den Multi- oder Combimode. In diesem Modus sind alle Funktionen des Instrumentes kombinierbar.

• Der dritte Modus, Master, aktiviert die Masterkeyboard-Eigenschaften, mit denen man die Tastatur in vier Splitzonen aufteilen kann, externe Soundquellen aussteuert und die gesammelten Parameter in der User-Bank abspeichert. Sehr gut finde ich die Favorite Funktion. Das ist ein Ort, an dem ich meine Lieblings- oder häufig gebrauchte Sounds ablegen kann. Dazu muss ich nur den betreffenden Sound markieren und schon wandert er in mein Sound-Schatzkästchen. Ein nettes Gimmick ist dabei das Herzsymbol, welches auf einen Lieblingssound hinweist, der sich bereits in diesem Speicher befindet – wie süß.

Display
Über den Edit-Befehl sind zwar jederzeit die internen Parameter eines Sounds oder Multisounds veränderbar. Hier stößt das kleine Display dann aber doch an seine Grenzen. An dieser Stelle wird klar, dass der S70 XS mehr als Presetplayer konzipiert ist. Die wichtigsten Parameter sind jedoch intuitiv zu bedienen, und das ist für ein derartiges Instrument sehr gut gelöst.
    

Das LCD Display
Das LCD Display
USB-Stick Anschluss
USB-Stick Anschluss

Anschlüsse
Die Anschlüsse des S70 XS lassen meines Erachtens wirklich keine Wünsche offen. Neben den obligatorischen Midi-Ports gibt es zwei USB-Anschlüsse, einen für die Vernetzung mit einem Computer (to Host) und einen für ein Speichermedium (to device). Die Controlleranschlüsse sind in vierfacher Ausführung vorhanden und zum Teil frei belegbar, genau wie die vier Outputs. Neben dem Stereo-Kopfhörereingang sitzt ein Mikrofoneingang, der mit einer Kombibuchse ausgerüstet ist – ideal für kleinere Sessions oder Gigs als Alleinunterhalter.

Der USB-Anschluss “to device” lässt sich beispielsweise für einen USB-Stick nutzen, auf dem man Audioaufnahmen bis zu insgesamt 74 Minuten als WAV-Datei (Stereo, 16bit/44.1kHz) aufnehmen und speichern kann. Selbst extern erzeugte Songs oder Playbacks kann der S70 XS abspielen, solange sie im oben genannten WAV-Format angelegt sind.

Rückseitige Anschlüsse
Rückseitige Anschlüsse

Manual
Das Handbuch von Yamaha ist vorbildlich. Es liegt sowohl auf einer CD-ROM als auch in gedruckter Form in den geläufigsten Sprachen vor. Das hilft doch sehr. Auch wenn man sich dem Instrument intuitiv nähern möchte, kann man bei auftretenden Problemen und Unsicherheiten schnell im Index nachblättern. Das ist bei anderen Herstellern inzwischen längst nicht mehr selbstverständlich; gerade bei europäischen und amerikanischen Marken steht man in dieser Hinsicht häufiger im Regen.

Anzeige

Praxis

Controllereinheit
Für den schnellen Eingriff beim Spiel sorgt die umfangreiche Controllereinheit. Sie ist komplett links neben dem Display untergebracht und hat es echt in sich. Den vier Slidern sind sinnvolle Funktionen wie Lautstärke, Panorama, Chorus- und Reverb-Send pro Part zugeordnet. Auch die vier Encoder sind mit Funktionen belegt, die sich je nach Kategorieanwahl über die X/Y-Matrix verändern. Zusätzlich dazu sind zwei Encoder in der Kategorie „Tone“ auch frei belegbar. Damit lässt sich schnell auf alles Wesentliche zugreifen. Die Anwahl eines zu bearbeitenden Parts geschieht mit der oberen Reihe des 16-Taster-Blocks, mit der zweiten Reihe kann man Parts aktivieren/deaktivieren. Die Option, Parameterveränderungen jeweils auf alle (Common), auf einzelne oder auf kombinierte Parts zu beziehen (Part Select), vereinfacht das Soundschrauben zusätzlich. Sehr hilfreich für den Live-Einsatz: Die meisten Taster sind beleuchtet! Im Display werden während des Editierens immer die jeweils betroffenen Parameterwerte angezeigt. Orientierungslosigkeit hat Seltenheitscharakter beim S70 XS!

Arpeggiator
Die restlichen acht Taster des Tastenblocks bestimmen die Funktionen des Arpeggiators für jeden Part. Ein links versetzter On/Off-Taster aktiviert ihn, anschließend kann er für jeden Part einzeln angewählt werden. Die Hold Funktion bestimmt für jeden Part, ob er nach dem Loslassen der Taste aktiviert bleibt oder nicht. Der Arpeggiator des S70XS bietet sagenhafte 6779 verschieden Pattern. Da können schon ein paar Nächte ins Land gehen, bis man die alle kennengelernt hat. Aber auch die sind nach Kategorien geordnet, wodurch sich geeignete Pattern recht schnell finden lassen. Hier ist ein kleines Soundbeispiel, das den Arpeggiator im Einsatz zeigt. Selbstverständlich hat der User auch die Möglichkeit, eigene Arpeggio-Patterns zu kreieren.

Viele Funktionen helfen beim Auffinden bestimmter Sounds. So kann ich beispielsweise über die Category-Search-Funktion die Kategorie auswählen, in der ich meinen Sound suchen möchte. Diese Funktion steht in allen drei Spielmodi zur Verfügung und erleichtert besonders im Perform-Modus das Auffinden und Austauschen einzelner Voices in bestehenden Multisounds.

Audio Samples
0:00
Arpeggiator

Mikrofonanschluss
Für den stimmlich begabten Tastateur hält der S70 XS einen Mikrofoneingang bereit, der auf der Rückseite des Instrumentes inform eines Combo-Anschlusses für Klinke und XLR zu finden ist. Damit kann man in den S70 XS “hineinsingen”, Gesang oder Sprache mit den internen Effekten versehen und über den Keyboardoutput wieder ausspielen. Das macht sogar ein Mischpult für kleinere Gigs überflüssig. Hall und Chorus können mit Hilfe der Matrix hinzugemischt werden.

Vocoder
Und noch ein weiteres Feature schlummert unter der Haube des S70 XS: ein „klassischer“ Vocoder. Es gelang mir zwar nicht auf Anhieb, aber wenn man weiß, wie es geht, kann man mit wenigen Handgriffen und einem dynamischen Mikrofon schnell die beliebten Roboterstimmen aus diesem Stagepiano-Synthesizer-Workstation herausholen. MicroKorg & Co. lassen grüßen.

Audio Samples
0:00
Hip Vocoder Japanese Vocoder

DAW Steuerung
Yamaha hat dem S70 XS eine DAW Funktionstaste spendiert, die es mir erlaubt, Funktionen meines Hostsequenzers wie Start, Stop, Fwd/Rew oder Rec vom S70 XS aus fernzusteuern. Unterstützt werden dabei die Sequenzer Cubase, Logic, Digital Performer und Sonar.

Software Editoren
Yamaha und Steinberg sind ja seit einiger Zeit unter einem Dach vereint und spendieren dem Cubase-Benutzer noch ein ganz besonderes Schmankerl: Man kann den S70 XS in Cubase wie ein Softwareinstrument öffnen und über das dort aufspringende GUI bedienen. Der S70 XS als „quasi DSP PlugIn“ also. Dies ist aber nur für Steinbergs VST3 Schnittstelle vorgesehen.

Aber auch Benutzer anderer DAWs kommen auf ihre Kosten. Mit der universellen Software „Studiomanager“ lässt sich der S70 XS von jedem Rechner aus bedienen. Diesen Software-Editor lässt man dafür einfach parallel neben seinem Hostsequenzer laufen.

Sounds/Voicemodus

Piano
Die Pianoklänge des S70 XS gefallen mir durch die Bank sehr gut. Sie sind typisch für die neueren Generationen von Yamaha, handelt es sich hierbei doch um ein digitales Abbild des großen akustischen S6 Konzertflügels aus eigenem Hause. Der Klang ist reichhaltig und aktiv. Durch zahlreiche unterschiedliche Preset-Variationen im Soundspeicher lässt sich der Sound sehr vielfältig in alle Live- und Studioproduktionen einbetten. Unangenehm fällt mir nur die klangliche Härte in den oberen Velocitystufen auf.

Audio Samples
0:00
Ballad Piano Piano Rock Full Grand Natural Piano

E-Piano
Eine echte Stärke sind auch die vielseitigen E-Pianoklänge. Hier ist für alle Gelegenheiten etwas zu finden, von 70ger Vintagesound bis hin zu 80ger Popballaden. Klar, dass ich auch die legendären DX-Sounds finde. Geschickt ist auch die Namensgebung, da diese in den seltensten Fällen auf die Originalinstrumente verweisen, sondern eher Auskunft über die Beschaffenheit des Sounds geben: zum Beispiel Chorus Hard, 80s boosted oder Neo Soul.

Audio Samples
0:00
Vintage 74 Vintage Phase R&B Soft Full Tine DX7 II Bell DX

Orgel
Der S70 XS erhebt keinen Anspruch darauf, ein Stage Piano mit einer Orgelsimulation zu sein. Aus diesem Grund besteht das Angebot an Orgelsounds auch aus zahlreichen unterschiedlichen, fest programmierten Presets, auf deren Soundstruktur man beim Live-Spiel nur begrenzten Zugriff hat. Auch Features wie Zugriegel oder Hammond-typische Strukturen sucht man vergebens. Auf das dreckige Hammond-Solo sollte der S70 XS Eigner also besser verzichten. Nichtsdestotrotz klingen die Orgelsounds passabel und sind für diverse Einsatzmöglichkeiten vollkommen ausreichend. Sobald aber ein Overdrive-Effekt zum Einsatz kommt, bin ich vom Sound enttäuscht, da er von einer originalen, echten Verzerrung weit entfernt ist. Da sind die Sounds für jazzige oder soulige Einsätze schon wesentlich besser geeignet!

Audio Samples
0:00
Crunchy Rock Organ Jazzy Jazzy Chorus

Strings
Sounds sind in der Regel Geschmackssache. Vor allem ist es wichtig, ein Händchen für den richtigen Sound am richtigen Platz zu haben. Der S70 XS bietet dem User auch in Sachen Stringsounds ein großes Angebot. Ich persönlich favorisiere unauffällige, breite Streichersounds, da das Sample von Naturinstrumenten im Ensemble noch am authentischsten klingt. Solostreicher gehen mir hingegen aufgrund der immer gleichen Samplewaves und des meist gleich einsetzenden Vibratos leicht auf den Keks, da der Instrumentalist eines Cellos beispielsweise den Einsatz und die Stärke des Vibratos ständig variiert. Es liegt aber leider irgendwie in der japanischen Tradition begründet, alles zu sampeln, auch wenn das Ergebnis nur plakativen Charakter besitzt. Das ist auch beim S70 SX der Fall.

Audio Samples
0:00
Solo Cello Solo Viola Strings Ensemble Big Strings Dynamic Bow

Pads
Synthetische Flächensounds, sogenannte „Pads“, sind in zahl- und variationsreicher Form an Bord des Yamaha S70 XS und klingen durchweg interessant und schön.

Audio Samples
0:00
Dark Modulation 5th Lite Simple Air Remote Space

Brass und Reeds
Für Bläser und Reedsounds gelten dieselben Gesetze. Ist der eine oder andere Ensemblesound noch für Bläserlinien und Bläser-Hits verwendbar, fallen sämtliche Solobläsersounds aus meinem geschmacklichen Rahmen. Sie sind einfach plakativ und klingen schnell nach billigem Alleinunterhalterkeyboard. Da können auch Effekte nicht mehr viel retten:

Audio Samples
0:00
Soprano Soft Velo Grow Legato Sax Section Classical Trumpet Brass Section Lots o’ Brass

Synth
In dieser Kategorie wird Yamaha dem eigentlichen Namen des Instrumentes „Music Synthesizer“ wieder voll gerecht. Der User wird mit vielen sehr gut klingenden und abwechslungsreichen Sounds versorgt:

Audio Samples
0:00
Space Lead Nu Mini Jazzy Chorus In da night

Drums
Beachtung sollten hier natürlich auch noch die sehr guten Drumsamples finden, von deren hervorragender Qualität man sich in vielen meiner Soundbeispiele überzeugen kann. 64 verschiedene Drumkits sorgen für ein großes Einsatzspektrum.

Sounds im Performmodus

Performmodus heißt der Multimode des S70 XS. Hier können sämtliche Sounds gelayert, gesplittet und mit Arpeggiatorpattern versehen werden. Der Gestaltungsdrang des Besitzers hat in diesem Modus freien Lauf. Die Presets bieten jedoch bereits eindrucksvolle Multisounds mit ausgewählten Layern, Drum- und Arpeggiopattern und eignen sich hervorragend als Grundlage für eigene Editierungen. Die vielseitigen Programmierungen regen den Musiker zu eigenen Kompositionen an und oft muss nur eine Voice ausgetauscht werden, um in den Genuss eines individuellen Ergebnisses zu kommen.

Audio Samples
0:00
Andy Lucia Film Noir Perf. Trio Electric Monkeys Jembrana

Die Arpeggio Select Funktion in der Matrix ermöglicht des Weiteren einen schnellen Wechsel zwischen verschiedenen, aufeinander abgestimmte Arpeggio-Pattern. Diese eignen sich besonders für Song-Layouts, den Auftritt als Alleinunterhalter oder für kleinere Ensemblebesetzungen. Im Live-Beispiel “What is he doing?” werden zusätzlich Cutoff- und Resonance-Parameter verändert.

Audio Samples
0:00
Free Fall 5th Lite What is he doing? Remote Space

Insgesamt stecken im Yamaha S70 XS sehr viele klangliche und gestalterische Möglichkeiten, die dem „Hybrid-Dasein“ des Instrumentes gerecht werden. Sowohl für das Spiel in einer Band als auch im Studio erweisen sich die nötigen Funktionen und Sounds als äußerst wandlungsfähig.

Effekte
Wie es sich für ein Instrument aus Fernost gehört, gibt es kaum einen Effekt, der im S70 XS fehlt. Ich vermisse jedenfalls nichts. Die Technologie ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass erfreulicherweise eine gewaltige Effekte-Anzahl zum Standardprogramm eines solchen Instruments gehört. So sind selbstverständlich die verschiedensten Effekte aus den Kategorien …

Reverb
Delay  
Tremolo
Chorus / Flanger
Phaser
Distortion

… in mono wie stereo an Bord. Aber auch speziellere Effekte wie…

„Digital Turntable“ mit Vinyl-Knistern,
Verfremdungsfilter wie “LoFi” und “Isolator”
Ring- und Tech-Modulator und
Harmonic-Enhancer

bietet die Effektsektion. Single- und Multibandkompressoren sowie Effekte wie „Pitch Change“ und „Talking Modulator“, die das eigehende Mikrofonsignal bearbeiten können, runden das Angebot ab.

Die Effekte im Einzelnen zu beschreiben, würde diesen Bericht sprengen. Deshalb möchte ich zusammenfassend sagen, dass die Qualität der Effektsektion mich auf ganzer Linie überzeugt, hier bleibt kein Wunsch offen! In der Matrix können Parameterwerte der ausgewählten Effekte beim Spiel verändert werden. So gestaltet sich die Arbeit mit dem EQ sehr effektiv. Zur Verfügung steht ein Band für Höhen, Mitten und Tiefen, zusätzlich kann ein Frequenzband für die Mitten verändert werden. Genauso schnell und einfach kann der Hallraum oder das Choruspreset verändert werden, sowie deren Send-Werte.

YamS70XS_BeleuchtTaster_Edit5x3-1027132 Bild
Anzeige

FAZIT

„Es muss nicht immer Kaviar sein“ heißt es in einem bekannten Boulevardroman von Mario Simmel. Manchmal aber doch. Ist man auf der Suche nach einem wirklich gut klingenden Instrument, das dazu eine große Bandbreite abdeckt, sollte man sich den Yamaha S70 XS einmal genauer anschauen. Das Instrument kann die Belange des anspruchsvollen Live- und Studiomusikers mühelos bedienen, kostet aber auch entsprechend. Wenn man mit klangtüftlerischen Ambitionen in die Tiefen der umfangreichen Klangerzeugung hinabsteigt, kann das Display schon mal zu klein werden. In einem solchen Fall hat man aber immer noch die Möglichkeit, auf den Software-Editor zurückzugreifen. Und Benutzer von Cubase können den S70 XS sogar als „Quasi DSP-PlugIn“ direkt aus dem Sequenzer steuern! Alleiniger wirklicher Kritikpunkt ist für mich die Hammertastatur, die mir persönlich zu hart ausfällt. Aber so etwas ist immer auch Geschmackssache …  In der Summe erhält man für den stolzen Preis von etwa 2300 Euro auch ein stolzes Instrument, eine gelungene Mischung aus Stage-Piano, Presetsynthesizer, Workstation und Masterkeyboard. In der Kategorie „Allrounder“ sind unsere japanischen Freunde unschlagbar und Yamaha versteht es im Falle des S70 XS, hohe Klangqualität mit durchdachtem, ausgereiftem Bedienkomfort zu verbinden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Reichhaltiges Soundangebot
  • Hohe Klangqualität
  • Software Editor und VST3 Einbindung in Cubase
  • Funktionalität der Bedienung
  • Gutes Handbuch
Contra
  • Anschlagswiderstand der Tasten etwas zu hart
  • Display für manche Bedienschritte etwas klein
  • Sustainpedal nur optionales Zubehör
Artikelbild
Yamaha S70 XS Test
Für 1.899,00€ bei
Yamaha S70 XS
Yamaha S70 XS
Technische Daten
  • TASTATUR
  • Anzahl: 76
  • Typ: Balanced-Hammer-Effect-Tastatur, Aftertouch und initial Touchpad
  • CONTROLLER
  • Pitch Bend
  • Modulation
  • 4 Controller Slider
  • 4 Controller Potis
  • Data Wheel
  • DISPLAY
  • Grafikfähiges, beleuchtetes LCD mit 160 x 64 Pixel, einstellbarer Kontrast
  • STIMMEN
  • AWM2 mit erweiterter Artikulation
  • 16 interne Parts + Mikrofon Part
  • Speicher: 456 MB (16 Bit Format), 2772 Wellenformen
  • Anzahl: 128-fach polyphon
  • Presets: 1024 + 64 Drum Kits
  • GM: 128 + 1 Drumkit
  • User : 128 x 4 (Bank 1 – 3)
  • EFFEKTE
  • Reverb: 9 Typen
  • Chorus: 22 Typen
  • Insertion (diverse): 53 Typen x 8 Blöcke
  • Master-Effekt: 9 Typen
  • Master EQ: 5 Bänder
  • Part EQ: 3 Bänder, Stereo
  • SONGS
  • Arpeggio: 6779 Typen
  • User Arpeggio: 256 Typen (Motif XS kompatibel)
  • SPEICHER
  • 192 MB interner Speicher
  • ANSCHLÜSSE
  • Netz AC 220 V
  • Kopfhörer: Stereoklinke
  • Footcontroller: Sustain, frei belegbar
  • Mikrofon Input : Combo-Anschluss
  • MIDI: In, out, thru
  • Frei belegbarer Output: Standardklinke
  • Line Out: L, R Standardklinke
  • 2x USB: To device, To host
  • GRÖSSE
  • Breite, Höhe, Tiefe: 1350 x 173 x 385 mm
  • Gewicht: 20,4 kg
  • ZUBEHÖR
  • Netzkabel, Bedienungsanleitung in verschiedenen Sprachen, CD ROM mit Referenzbuch + Data Liste
  • Preis: 2.735, – Euro UVP
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.