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Yamaha reface DX Test

Praxis

Sounds

Eine Königsdisziplin der FM-Synthese sind perkussive und metallische Sounds, dabei kann sie weitaus mehr als das. So bietet der reface DX neben den klassischen E-Pianos, Glocken-Sounds und „Plucked Synths“ auch fette Bässe, Stabs und Pads, lebendige Lead-Sounds und abgefahrene Effekt-Klänge. Obligatorisch ist natürlich das FM-E-Piano, das man aus so gut wie jeder Ballade der achtziger Jahre kennt:

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Legend EP

Auch andere attackreiche Sounds mit schnellen Hüllkurvenverläufen kann unser Testgerät generieren, beispielsweise die Marimba, ein digital anmutendes Clavinet und den mit viel Delay angereicherten, gitarrenartigen AmbiPluck-Sound. Freunde von EDM werden Gefallen an Klangkreationen wie dem „Feel It“ finden.

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Marimba Digi Chord Ambi Pluck Feeit it

Auch Brass-Sounds sind aus dem reface DX herauszuholen, ebenso wie die transistorartige CheezOrgan, die einer alten Vox-Orgel gar nicht unähnlich ist.

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FM Brass Cheez Organ

Fette, schmatzende Bässe und Lead-Sounds sind für den reface DX kein Problem. Letztere profitieren auch von dem Effektprozessor, der mit Hall und Delay mancher Synth-Line zu mehr Größe verhelfen kann. Auch hier gibt der MIDI-Modulation-Befehl dem LFO etwas Schub. 

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Dark Bass Dyna Lead Begin Sweep

Der DX kann aber auch richtig böse klingen. Dazu bietet die FM-Synthese zahlreiche Möglichkeiten, denn unharmonische Frequenzmodulationen können bissige, zerrende Klänge generieren, die nicht zuletzt im Dubstep viele Freunde gefunden haben.

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MoDem Lead Flying Kode Dn Beats

Der reface DX liefert also eine Vielfalt an Sounds für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt, auch wenn man (wie oben erwähnt) auf On-Board-Controller verzichten muss.

Menüführung und Editierung

Die Programmierung ist dank des Touchpanels und des Displays deutlich einfacher als beim DX7. Zu fast allen Parametern kommt man auf direktem Wege mittels der durchdachten Tastenbelegung, mehr als vier Buttons muss man nie drücken, um zur gewünschten Funktion zu gelangen. Das Display gibt zu jeder Zeit Aufschluss über die Änderungen und stellt Hüllkurvenverläufe und Algorithmen sehr übersichtlich dar. Frequenz, Level und Feedback eines jeden Operators und die algorithmische Verkettung dieser kann mit einem Tastendruck aufrufen. Auch weitere Funktionen wie Velocity-Sensitivity, Keytrack oder Mono-, Poly- und Legato-Settings sind schnell erreichbar, ebenso der LFO mit seinen sieben verschiedenen Schwingungsformen. Dazu kommt der potente und gut klingende Effektprozessor, der kaum Wünsche offen lässt.
Die achtstimmige Polyphonie sollte in den meisten Fällen ausreichen. Die Begrenzung auf 32 Speicherplätze hingegen finde ich etwas mager. Laut Yamaha soll es eine App geben, die das Speichern quasi unbegrenzter Anzahl von Sounds auf iOS-Devices ermöglicht. Des Weiteren soll die App auch in der Lage sein, aus den gespeicherten Sounds QR-Codes zu generieren, die man verschicken kann, um seine Klangkreationen mit Freunden zu teilen. Das klingt nach smarten Lösungen, leider war diese App zum Zeitpunkt des Tests in Deutschland allerdings noch nicht verfügbar.
MIDI-seitig ist der reface DX recht spartanisch ausgestattet. Man kann unterschiedliche Kanäle für den Empfang und das Senden von MIDI-Daten festlegen, außerdem Control und Local an- und ausschalten. Das ist nicht gerade viel, zumal der Mangel an Echtzeit-Controllern externe Lösungen erfordert, wenn man den Synthesizer ausdrucksstark spielen möchte. Das Modulationsrad meiner externen Tastatur wurde wie erwähnt erkannt und steuerte den LFO, konnte aber nicht anderen Modulationszielen zugewiesen werden.

Looper

Yamaha hat dem reface DX auch noch einen Looper spendiert. Dieser Looper ist quasi ein einfacher MIDI-Recorder, der aufnehmen, abspielen und overdubben kann. Die maximale Kapazität wird mit zehn Minuten bzw. 2.000 Noten angegeben – je nachdem, was zuerst eintritt. Das Tempo ist von 30 bis 300 bpm einstellbar. Da der DX nicht multitimbral ist und der Looper nur MIDI aufnimmt, ändert sich beim Umschalten auch der Sound von bereits aufgenommenen Phrasen. Man kann also nicht eine Bassline einspielen und darüber E-Piano-Chords legen. Außerdem ist der Looper flüchtig, nach dem Ausschalten sind alle gespeicherten Phrasen gelöscht. Verbindet man einen reface DX mit einem reface CS via MIDI, so werden die Looper der beiden Instrumente synchronisiert. Das erweitert das Potential der Loop-Funktion zwar, am Ende des Tages ist der Looper dennoch nicht viel mehr als eine nette Spielerei.

Kommentieren
Profilbild von Markus Galla

Markus Galla sagt:

#1 - 02.09.2015 um 14:03 Uhr

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Mich persönlich stört, dass die Kiste nur achtstimmig polyphon spielbar ist. Mangelnden Speicherplatz kann man mittels App beheben, darüber kann man (noch) hinwegsehen. Aber mangelnde Polyphonie macht die Kiste für viele Einsatzbereiche schnell uninteressant. Gerade die schönen FM-Pianos sind dann mit Pedaleinsatz nicht vernünftig spielbar. Warum man im Jahr 2015 weniger Controller nutzen kann als im Jahr 1983 ist mir auch schleierhaft. Dabei hätte das doch die Kiste für das Studio oder unterwegs werden können. Der Original FM-Sound ist immer dynamischer als ein Sample. Vielleicht überwindet sich Yamaha ja und bringt noch mal eine Expander-Version mit mindestens 16 Stimmen und vollständiger, eingangsseitiger MIDI-Implementation raus.

    Profilbild von Lasse|bonedo

    Lasse|bonedo sagt:

    #1.1 - 03.09.2015 um 16:10 Uhr

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    Hallo Markus Galla,
    vielen Dank für Deinen Kommentar. Acht Stimmen sind natürlich wirklich wenig. Da die Tastatur aber ohnehin kein wirklich pianistisches Spiel erlaubt, passt das irgendwie auch wieder zum Konzept dieser mobilen Mini-Synths. Bei der Hoffnung auf einen neuen, "großen" FM Synthesizer (als Expander oder Keyboard) bin ich ganz bei Dir. Mit einem neuen Bedienkonzept und vielen Controllern hätte das definitiv Potenzial und könnte auch ganz gut in die Zeit passen, denke ich.
    Viele Grüße
    Lasse (Redaktion bonedo)

    Antwort auf #1 von Markus Galla

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    +1
Profilbild von calvato

calvato sagt:

#2 - 04.09.2015 um 06:26 Uhr

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....versteh ich das richtig, das ding ist wie ein DX11, nur kleiner, nicht multi-timbral, mit effekten, unnützem zeugs (looper, lautsprecher) und viel teurer?? hmmmhh.... versteh ich nicht...

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