Waves Abbey Road Chambers im bonedo Test: Ganz, ganz früher hatte jedes Studio eine Echo-Chamber, quasi einen leeren Raum, der nur mit Speakern, Mics und schallharten Wänden ausgestattet war, um Reflexionen, also die Echos zu erzeugen und aufzunehmen. Damit wurden vor über 60 Jahren Nachhall und Delays auf trockenen Aufnahmen gebracht, bevor es hochwertige Hallgeräte oder gar digitale Prozessoren gab.
Ein ziemliches aufwendiges Unterfangen und so verschwanden über die Zeit auch wieder viele dieser „ungenutzten“ Räumlichkeiten. Aber wie auch sonst gilt auch in der Audiowelt „Früher war alles besser!“ und so war es nur eine Frage der Zeit bis diese als Plugin wieder auftauchen!
Details
Geschichtsstunde
Es waren einmal „The Beatles“ und die haben vorzugsweise in den Abbey Road Studios in London aufgenommen. Dieses Studio hatte eine ganz fantastisch klingende Echo-Chamber. Und das Waves Abbey Road Chambers ist ein Plugin, das diesen Reverb und ein Tape-Delay unter einer schicken Oberfläche vereint, um so die Herangehensweise der berühmten Abbey Road Studios ab den späten 1950er Jahren zu simulieren.
Um genau zu sein handelt es sich um die aufwendige Nachbildung der Hallkammer des Abbey Road Studio 2, das um das STEED-Setup ergänzt wurde – einer etwas aufwendigeren Verschaltung eines Tape-Echos mit der Echo-Chamber, kombiniert mit einigen Filtern.
Aber halt – das ist noch nicht alles! Wenn Sie jetzt anrufen gibt es nicht nur einen, sondern gleich ganze zwei weitere Räume oben drauf! Ja, fast fühlt man sich wie beim Teleshopping, denn es gibt den Mirror Room der Abbey Road Studios sowie den Stone Room der ebenfalls sehr bekannten Olympic Studios dazu. Letztere kennen allerdings nicht so viele verschiedene Mic/Speaker-Setups wie das Studio 2.
Eure Dreifaltigkeit
Es ist offensichtlich, dass es sich hier grundlegend um Impulsantworten handeln muss. Diese wurden allerdings besonders schick mit einer sehr praktikablen GUI verwoben, die sogar noch weitere Elemente wie EQs (EMI RS127 und EMI RS106) und dergleichen kennt. Da die EMI viel für das Abbey Road entwickelte, wurde optisch dieser durchaus auch „militärische“ Look beibehalten. Wir halten fest: Das Waves Abbey Road Chambers ist eine Mischung aus Impulsantworten und Algorithmen. Eigene Impulsantworten lassen sich nicht laden.
Es kommen zwei unterschiedliche Mic-Sets (Neumann KM53 und Schoeps mk2hs) sowie zwei Speaker-Sets (B&W und Altec) und natürlich verschiedene Positionen des Aufbaus hinzu. Mal schallt der Speaker also in den Raum, dann wieder an die Wand, mal sind die Mics nah, dann wiederum sehr fern aufgebaut. Verspielt im Ansatz, dennoch sehr praktikabel in der Ausführung. Ein echter „go 2 Approach“ – im Gegensatz zu beispielsweise Faltungshall-Monstern wie dem Altiverb, die zwar noch viel mehr Sounds bieten, aber auch allgemeiner gehalten sind und durchaus nicht so zielgerichtet zum Ergebnis führen. Hier kann man sich also viel weniger verlieren.
Doch genug Name Dropping: Widmen wir uns lieber dem Signal-Flow, seinen verfügbaren Parametern und den kleinen Extras – das aber am besten im Praxisteil und mit konkreten Audiobeispielen. Wer allerdings gern in der Vergangenheit schwelgt und noch mehr Infos zum Entstehungsprozess braucht, dem sei folgende Promo äh Doku von Waves ans Herz gelegt.
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Die Installation und Registrierung des Waves Abbey Road Chambers Plugin verlief unkompliziert und reibungslos. Nach der Installation findet man sogar drei Plugins wieder: Die Zusätze in den Plugin-Namen legen nahe, dass auch Mono-Quellen bedacht wurden und entsprechenden Output liefern. Konkret: M (Mono zu Mono), M>S (Mono zu Stereo) und S (Stereo zu Stereo). Praktisch.
Signal Flow
Waves war so nett und hat den Signalfluss mit als hübsches Bild in das Plugin gebaut. Das ist nett, aber wenn man sich das GUI einmal aufmerksam anschaut, kommt man auch durchaus von selber drauf. Ist ja auch grundsätzlich nichts Neues: Ein Delay und ein nachgeschalteter Reverb, wobei hier das Delay durchaus auch als Ersatz für die Early Reflections zu betrachten ist. Von dem Wort STEED sollte man sich also nicht einschüchtern lassen.
Der Signal-Flow vom Waves Abbey Road Chamber.
Es rumpelt im Karton
Kommen wir zur wohl wichtigsten Sektion: Der Chamber selbst. Hierbei handelt es sich um nichts anderes als um Impulsantworten, die das Waves Team in den Abbey Roads und den Pacific Studios aufgenommen haben. Im Prinzip wie ein Altiverb, nur viel hübscher visualisiert und mit weniger Möglichkeiten. Man könnte aber auch sagen, man hat sich auf das Wesentliche konzentriert.
Und wenn mich meine Mathe-Kenntnisse nicht gänzlich täuschen, müssen es insgesamt 28 verschiedene Impulsantworten sein. Diese können über einen TIME X Parameter manipuliert werden – und das war es. Der Time X führt zu einer Stauchung oder Streckung der Impulsantwort und damit zu einer Veränderung des Decays und der ERT, ein Wert zwischen 0,5 und 1,5 ist möglich.
Dröseln wir die 28 Impulse einmal auf, beginnend von hinten – weil es so einfacher ist.
28 verschiedene Impulsantworten
Es gibt drei verschiedene Räume („REVERB TYPE“): Abbey Road Studio 2 Chamber, Abbey Road Mirror Room und Pacific Studio Stone Room. Jeder Raum hat eine eigene Akustik und andere Oberflächenmaterialen. Sowohl der Mirror als auch der Stone Room kennen jeweils zwei verschiedene Variationen. Und zwar die Mic-Positionen FAR und NEAR. Zwei verschiedene Variationen à zwei verschiedene Räume ergibt schonmal vier Impulsantworten. Wenn man sich die mit einhergehenden Prinzip-Bildchen anschaut, erkennt man außerdem, dass alle vier mit den B&W 800 Series Diamond Speraker und den Neumann KM53 aufgenommen wurden.
Die Studio 2 Chamber wurde hingegen deutlich umfangreicher abgenommen – sie stellt ja auch den Produktnamen. Es kamen hier somit zwei verschiedene Mikrofonpaare sowie zwei verschiedene Lautsprecherarten zum Einsatz. Auch hier wurden zunäcsht die Neumanns und der B&W verwendet, es kommtz aber noch ein Paar Shoeps MK2H und ein Altec Speaker hinzu. Das Neumann Mic klingt dabei dicker in den Mitten, das Shoeps wiederum natürlicher und neutraler. Der B&W ist ein recht bassiger Full-Range-Speaker, der Altec hingegen ein echt alter Speaker mit vielen Höhen und wenig Bass.
Nun kommen noch drei verschiedene Mic-Aufstellungen hinzu: Room, Classic, Wall – wobei Classic immer am ausgewogensten klingt, wohingegen die anderen beiden Varianten nach hinten in den Raum zielen und dadurch durchaus auch mal dröhnen. Dann gibt es noch zwei Arten der Speaker-Aufstellungen: Einmal in den Raum und einmal in die Ecke strahlend, wobei mir in die Ecke am besten gefällt.
Zählen wir nach: Drei Mic-Postitionen für zwei verschiedene Paar Mikros macht 3×2=6. Zwei verschieden Speaker in zwei verschiedenen Variationen macht wiederum 2×2=4. Und das wiederum macht 6*4=24 Variationen allein für die Chamber 2. Alles klar? Zählt man nun noch die vier Impulsantworten der anderen beiden Räume hinzu, kommt man auf insgesamt 28. And that‘s it. Und das schauen wir uns im Schnelldurchlauf auch nochmal in einem Video an!
Das Waves Abbey Road Chambers Plugin bietet mit seiner kleinen aber feinen Auswahl genau das, was man sich von einer Hall-Kammer wünscht, um dichte Wolken insbesondere für Vocals, Bass und Amps zu kreieren. Der Workflow ist pragmatisch ausgelegt und führt schnell zum Ziel. Und natürlich klingt das Ergebnis auch sehr, sehr gut. Darüber hinaus hat Waves auch mal wieder krasse Verkaufsangebote am Start und aktuell ist das Waves Abbey Road Chambers, das Plugin mit der offiziellen Simulation des Halls und Delays des wohl berühmtesten Studios der Welt, in einer Verkaufsförderungsmaßnahme, die sich gewaschen hat. Es heißt also: Zuschlagen!
Pro
toller Klang
unkompliziert zu bedienen
aktuell äußerst günstig
Contra
kein Contra
Features
Nachbildung der Hallkammer im Abbey Road Studio 2
Nachbildung des originalen S.T.E.E.D. (Send, Tape, Echo, Echo, Delay)-Setups
EMI RS106 und EMI RS127 EQs zur weiteren Gestaltung
zusätzlich Räume: Abbey Roads Mirror Room und Olympic Studios Stone Room
variable Mikrofone, Lautsprecher und Positionierungen
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